Die 600 Jahre der Kuppel

Der Dom von Florenz: Das Meisterwerk Brunelleschis


Die Kathedrale von Florenz: Vor 600 Jahre wurde mit dem Bau der Kuppel begonnen, einem Meisterwerk der Architektur.
Die Kathedrale von Florenz: Vor 600 Jahren wurde mit dem Bau der Kuppel begonnen, eines Meisterwerks der Architektur.

Vor sechs­hun­dert Jah­ren, im Jahr 1420, begann Filip­po Bru­nel­le­schi eines der kom­ple­xe­sten Unter­neh­men in der Geschich­te der Archi­tek­tur und des Inge­nieur­we­sens: den Bau der Kup­pel der Kathe­dra­le San­ta Maria del Fio­re in Florenz.

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Sie ist bis heu­te die welt­weit größ­te Kup­pel aus Mau­er­werk und war bis 1873, als mit ganz ande­rer Tech­nik die Rotun­de in Wien errich­tet wur­de, fast ein hal­bes Jahr­tau­send lang die größ­te Kup­pel der Welt. Dabei war Bru­nel­le­schi (1377–1446), der die­ses „Wun­der­werk” der Renais­sance schuf, nicht ein­mal Bau­mei­ster, son­dern Goldschmied.

Er ori­en­tier­te sich an anti­ken Vor­bil­dern, deren Bau­tra­di­ti­on im Byzan­ti­ni­schen Reich fort­ge­führt wor­den war und durch die isla­mi­sche Erobe­rung ehe­mals byzan­ti­ni­scher Gebie­te auch für den Moschee­bau genützt wur­de. Zur Bewäl­ti­gung des noch heu­te viel­be­wun­der­ten und stu­dier­ten Mei­ster­werks ent­wickel­te Bru­nel­le­schi eige­ne Maschi­nen, wie sie die Welt bis dahin nicht gekannt hatte.

1434 war die Kathe­dra­le samt Kup­pel in ihren Haupt­tei­len fer­tig­ge­stellt, 1436 wur­de sie von Papst Eugen IV. geweiht. Bei der fei­er­li­chen Zele­bra­ti­on kam erst­mals die iso­rhyth­mi­sche Motet­te Nuper rosar­um flo­res, eine Anspie­lung auf Flo­renz, zur Auf­füh­rung. Der Fla­me Guil­laume Dufay, der größ­te Musi­ker sei­ner Zeit, hat­te sie für die­sen Anlaß komponiert.

Eini­ge Zah­len: Die Höhe der Kup­pel beträgt samt Later­ne 116,5 Meter, der größ­te Durch­mes­ser außen 54,8 Meter, innen 45,5 Meter. Das Gesamt­ge­wicht der Kup­pel beträgt fast 40.000 Tonnen. 

Blick vom Kir­chen­dach auf die Kuppel

Am Schei­tel­punkt der Kup­pel befand sich zunächst eine kreis­run­de Öff­nung wie am Pan­the­on in Rom. Erst nach Bru­nel­le­schis Tod wur­de die von ihm ent­wor­fe­ne, 21 hohe Later­ne auf­ge­setzt. Mit ihrem Gewicht von gut 750 Ton­nen spielt sie, wie Bru­nel­le­schi rich­tig geplant hat­te, eine zen­tra­le Rol­le beim Aus­gleich der Druck­kräf­te. Die Anbrin­gung der alles über­ra­gen­den, ver­gol­de­ten Bron­ze­ku­gel auf der Later­ne erfolg­te 1466.

Der Anblick und die sym­bo­li­sche Wir­kung des gewal­ti­gen Wer­kes beein­druck­te die Zeit­ge­nos­sen wie den Archi­tek­ten und Huma­ni­sten Leon Bat­ti­sta Alber­ti und beein­druckt noch heute.

In auf­fal­len­dem Kon­trast zur äuße­ren Pracht wirkt die Lee­re im Inne­ren. Die Aus­nah­me bil­det die Kup­pel, deren Innen­sei­te zur Gän­ze bemalt ist. Das gigan­ti­sche Fres­ko auf einer Flä­che von 4000 Qua­drat­me­tern ent­stand in den Jah­ren 1572–1579 durch Gior­gio Vasa­ri und Feder­i­co Zuc­ca­ri und gilt als das größ­te sei­ner Zeit. Es zeigt die himm­li­sche Hier­ar­chie um Jesus Chri­stus den Wel­ten­rich­ter beim Jüng­sten Gericht. Wäh­rend der Groß­teil des Fres­kos den Him­mel dar­stellt, sind am unte­ren Rand die Höl­len­fahrt und höl­li­sche Qua­len zu sehen. Obwohl die Figu­ren über­le­bens­groß, ja gigan­tisch gemalt sind, kann der Betrach­ter auf­grund der Ent­fer­nung vom Kir­chen­schiff aus kaum etwas erken­nen. Die Kup­pel ist innen 90 Meter hoch.

Bild aus dem 90 Meter hohen Kup­pel­in­ne­ren: Aus­schnit­te der Höllenfahrt

In der soeben fer­tig­ge­stell­ten und geweih­ten Kathe­dra­le tag­te 1438/​39 das Kon­zil von Flo­renz, auf dem die denk­wür­di­ge Wie­der­ver­ei­ni­gung von Ost- und West­kir­che beschlos­sen wur­de, die aber wegen der isla­mi­schen Erobe­rung Kon­stan­ti­no­pels nicht ver­wirk­licht wer­den konn­te. Die neu­en isla­mi­schen Macht­ha­ber, aus poli­ti­schen Grün­den an der Spal­tung inter­es­siert, hat­ten den öku­me­ni­schen Patri­ar­chen von Kon­stan­ti­no­pel getö­tet und durch einen Geg­ner der Wie­der­ver­ei­ni­gung ersetzt.

Die vor­ge­se­he­nen Fei­er­lich­kei­ten zum 600. Jah­res­tag des Beginns der Bau­ar­bei­ten wur­den wegen des Coro­na­vi­rus vor­erst verschoben. 

Kup­pel­in­ne­res: Das Jüng­ste Gericht (1572–1579)

Im fol­gen­den Video erklingt nach einem kur­zen Vor­spann die Motet­te Nuper rosar­um flo­res, die bei der Dom­wei­he 1436 urauf­ge­führt wurde.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​VaticanNews (Screen­shots)

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