![Die Kathedrale von Florenz: Vor 600 Jahre wurde mit dem Bau der Kuppel begonnen, einem Meisterwerk der Architektur. Die Kathedrale von Florenz: Vor 600 Jahre wurde mit dem Bau der Kuppel begonnen, einem Meisterwerk der Architektur.](https://katholisches.info/tawato/uploads/2020/09/Kuppel-Dom-von-Florenz-Brunelleschi.jpg)
Vor sechshundert Jahren, im Jahr 1420, begann Filippo Brunelleschi eines der komplexesten Unternehmen in der Geschichte der Architektur und des Ingenieurwesens: den Bau der Kuppel der Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz.
Sie ist bis heute die weltweit größte Kuppel aus Mauerwerk und war bis 1873, als mit ganz anderer Technik die Rotunde in Wien errichtet wurde, fast ein halbes Jahrtausend lang die größte Kuppel der Welt. Dabei war Brunelleschi (1377–1446), der dieses „Wunderwerk” der Renaissance schuf, nicht einmal Baumeister, sondern Goldschmied.
Er orientierte sich an antiken Vorbildern, deren Bautradition im Byzantinischen Reich fortgeführt worden war und durch die islamische Eroberung ehemals byzantinischer Gebiete auch für den Moscheebau genützt wurde. Zur Bewältigung des noch heute vielbewunderten und studierten Meisterwerks entwickelte Brunelleschi eigene Maschinen, wie sie die Welt bis dahin nicht gekannt hatte.
1434 war die Kathedrale samt Kuppel in ihren Hauptteilen fertiggestellt, 1436 wurde sie von Papst Eugen IV. geweiht. Bei der feierlichen Zelebration kam erstmals die isorhythmische Motette Nuper rosarum flores, eine Anspielung auf Florenz, zur Aufführung. Der Flame Guillaume Dufay, der größte Musiker seiner Zeit, hatte sie für diesen Anlaß komponiert.
Einige Zahlen: Die Höhe der Kuppel beträgt samt Laterne 116,5 Meter, der größte Durchmesser außen 54,8 Meter, innen 45,5 Meter. Das Gesamtgewicht der Kuppel beträgt fast 40.000 Tonnen.
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Am Scheitelpunkt der Kuppel befand sich zunächst eine kreisrunde Öffnung wie am Pantheon in Rom. Erst nach Brunelleschis Tod wurde die von ihm entworfene, 21 hohe Laterne aufgesetzt. Mit ihrem Gewicht von gut 750 Tonnen spielt sie, wie Brunelleschi richtig geplant hatte, eine zentrale Rolle beim Ausgleich der Druckkräfte. Die Anbringung der alles überragenden, vergoldeten Bronzekugel auf der Laterne erfolgte 1466.
Der Anblick und die symbolische Wirkung des gewaltigen Werkes beeindruckte die Zeitgenossen wie den Architekten und Humanisten Leon Battista Alberti und beeindruckt noch heute.
In auffallendem Kontrast zur äußeren Pracht wirkt die Leere im Inneren. Die Ausnahme bildet die Kuppel, deren Innenseite zur Gänze bemalt ist. Das gigantische Fresko auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern entstand in den Jahren 1572–1579 durch Giorgio Vasari und Federico Zuccari und gilt als das größte seiner Zeit. Es zeigt die himmlische Hierarchie um Jesus Christus den Weltenrichter beim Jüngsten Gericht. Während der Großteil des Freskos den Himmel darstellt, sind am unteren Rand die Höllenfahrt und höllische Qualen zu sehen. Obwohl die Figuren überlebensgroß, ja gigantisch gemalt sind, kann der Betrachter aufgrund der Entfernung vom Kirchenschiff aus kaum etwas erkennen. Die Kuppel ist innen 90 Meter hoch.
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In der soeben fertiggestellten und geweihten Kathedrale tagte 1438/39 das Konzil von Florenz, auf dem die denkwürdige Wiedervereinigung von Ost- und Westkirche beschlossen wurde, die aber wegen der islamischen Eroberung Konstantinopels nicht verwirklicht werden konnte. Die neuen islamischen Machthaber, aus politischen Gründen an der Spaltung interessiert, hatten den ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel getötet und durch einen Gegner der Wiedervereinigung ersetzt.
Die vorgesehenen Feierlichkeiten zum 600. Jahrestag des Beginns der Bauarbeiten wurden wegen des Coronavirus vorerst verschoben.
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Im folgenden Video erklingt nach einem kurzen Vorspann die Motette Nuper rosarum flores, die bei der Domweihe 1436 uraufgeführt wurde.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/VaticanNews (Screenshots)