Die Metamorphose der CDU – Der Austritt des Mannes, der ihr Landesverrat vorwarf

Nicht christlich, nicht konservativ, nicht national


„Das Debakel“ nannte der Sozialphilosoph Günther Rohrmoser bereits 1985 seine Analyse der CDU, mit der er die Enttäuschung über die ausgebliebene „Wende“ (1982/1983) zum Ausdruck brachte.

Der Strom von CDU­lern, die ent­täuscht ihre Par­tei ver­las­sen, weil sie ihr ursprüng­li­ches poli­ti­sches Pro­fil auf­gibt, hält unge­bro­chen an. Seit den 70er Jah­ren ero­die­ren Kern­be­rei­che der Par­tei, die sich je nach Akzen­tu­ie­rung mit dem Drei­ge­stirn christ­lich, kon­ser­va­tiv und natio­nal umschrei­ben las­sen. Dabei geht es nicht so sehr um die Tages­po­li­tik, son­dern um jene Grund­wer­te, die fest­ge­füg­tes Fun­da­ment sein soll­ten, auf dem das gan­ze Gebäu­de steht. Wer sich die Pro­gram­ma­tik, die Reden ihrer Ver­tre­ter oder auch nur die Wer­bung der CDU in den 80er, 70er, 60er und 50er Jah­ren ver­ge­gen­wär­tigt, erkennt die Par­tei nicht wie­der.
Als Aus­druck der Absetz­be­we­gung doku­men­tie­ren wir den Par­tei­aus­tritt von Eugen Abler. Zu ande­ren Zei­ten hät­te ihn die CDU als „Urge­stein“ geehrt. Doch 2020 ist er es, der nach 43 Jah­ren der Par­tei­mit­glied­schaft der CDU den Rücken gekehrt hat. Der CDU-Mann aus dem Par­tei­kreis­ver­band Ravens­burg war auf­merk­sa­men Par­tei­gran­den durch sei­ne kri­ti­schen Reden auf Par­tei­ta­gen ein Begriff. Die Unter­zeich­nung des „Migra­ti­ons­pak­tes“ nann­te er „Lan­des­ver­rat“, die blo­ßen Ali­bi­re­ak­tio­nen der CDU-Par­tei- und Regie­rungs­ver­tre­ter in Sachen Lebens­recht befrem­de­ten ihn. Er warn­te vor offen­kun­di­gen Fehl­ent­wick­lun­gen und einem immer akzen­tu­ier­te­ren Links­ruck, blieb jedoch unge­hört. Dar­aus zog er die Konsequenzen.

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Der Ent­schluss, aus der CDU aus­zu­tre­ten, ist mir nicht leicht gefal­len. Die Par­tei, in die ich vor 43 Jah­ren ein­ge­tre­ten bin und für die ich mich als lang­jäh­ri­ger Vor­sit­zen­der eines CDU-Gemein­de­ver­ban­des, eines Kreis­fach­aus­schus­ses für Grund­wer­te und Grund­satz­fra­gen, als stell­ver­tre­ten­der Kreis­vor­sit­zen­der, Mit­glied im CDU-Bezirks­vor­stand, Mit­glied der CDU-Frak­ti­on im Kreis­tag, als Dele­gier­ter auf allen Par­tei­ebe­nen und Ver­lei­her „der Gol­de­nen Schwarz­wurst“ stark enga­giert habe, hat ihr Gesicht kom­plett ver­än­dert. Christ­li­che Wer­te spie­len kei­ne Rol­le mehr! Seit Jah­ren set­zen die Ver­ant­wort­li­chen der CDU alles dar­an, künf­tig in einer Koali­ti­on mit den Grü­nen auf Bun­des­ebe­ne eine Regie­rung bil­den zu kön­nen. Die Grü­nen sind Kin­der der 68er Gene­ra­ti­on, die sich der Zer­stö­rung des tra­di­tio­nel­len Fami­li­en­bil­des ver­schrie­ben haben. Die Schaf­fung die­ser Macht­op­ti­on hat für die CDU einen hohen Preis. Der Ver­rat am „C“ wiegt schwer und hat län­ger­fri­stig exi­sten­ti­el­le Fol­gen. Bei genau­er Betrach­tung wäre es nur ehr­lich und kon­se­quent, wenn die CDU auf ihr „C“ ver­zich­ten würde!

Zur Begrün­dung mei­nes Schrit­tes: Die lang­jäh­ri­ge Bun­des­vor­sit­zen­de und Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel hat die CDU im Kiel­was­ser des Zeit­gei­stes nach links geführt und sämt­li­che Wer­te auf dem Altar der Macht geop­fert. Sie hat die Ent­ker­nung der CDU kon­se­quent betrie­ben, zen­tra­le pro­gram­ma­ti­sche Stand­punk­te einer ehe­mals wer­te­ori­en­tier­ten CDU ein­fach über Bord gewor­fen und damit das Leuch­ten des „C“ zum Erlö­schen gebracht. Als The­men nen­ne ich hier die Umset­zung der Gen­der­ideo­lo­gie, das Adop­ti­ons­recht für gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re, die Ehe für Alle, den Lebens­schutz, die Früh­sexua­li­sie­rung der Kin­der und die Ein­füh­rung eines Drit­ten Geschlechts. Der­zeit wird über die Erhe­bung der Les­ben- und Schwu­len­uni­on (LSU)  zu einer Son­der­or­ga­ni­sa­ti­on mit Antrags­recht in der CDU dis­ku­tiert. Die Struk­tur- und Sat­zungs­kom­mis­si­on der CDU votiert mit gro­ßer Mehr­heit dafür und ist über­zeugt, „dass das ein wich­ti­ger Schritt zu noch mehr geleb­ter Volks­par­tei ist“. In jüng­sten Zwi­schen­ru­fen haben sich Fried­rich Merz und Mar­kus Söder eben­falls dafür aus­ge­spro­chen. Söder hält sogar die Ableh­nung der gleich­ge­schlecht­li­chen Ehe für „rück­stän­dig“ und „falsch“. Alle genann­ten The­men ste­hen im Wider­spruch zur christ­li­chen Leh­re und damit auch zum „C“ im Parteinamen.

Wäh­rend die LSU mit gera­de mal 500 Mit­glie­dern auf allen Ebe­nen Für­spre­cher hat, wird der Wer­te­uni­on – einer kon­ser­va­ti­ven Unter­or­ga­ni­sa­ti­on der CDU mit 4.500 Mit­glie­dern – der Sta­tus einer Son­der­or­ga­ni­sa­ti­on oder Ver­ei­ni­gung verweigert!

Außer den genann­ten Grün­den sehe ich mit gro­ßer Besorg­nis den von der CDU mit­ge­tra­ge­nen Ein­stieg in die Schul­den­ver­ge­mein­schaf­tung in Euro­pa, die weit­rei­chen­den nega­ti­ven Fol­gen der Migra­ti­ons­po­li­tik, den Ein­stieg in die Ener­gie­wen­de ohne wirk­li­chen Plan mit den höch­sten Ener­gie­prei­sen in Europa!

Auf den Links­trend mit sei­nen fata­len Fol­gen für die CDU habe ich auf vie­len Bun­des­par­tei­ta­gen hin­ge­wie­sen und fest­ge­stellt: „Die Kon­ser­va­ti­ven haben in der CDU ihre Hei­mat ver­lo­ren“. Die­ses Gefühl der Hei­mat­lo­sig­keit hat auch mich erfasst. Wer die Posi­tio­nen der frü­he­ren CDU behal­ten hat, fin­det sich mitt­ler­wei­le im poli­ti­schen Spek­trum am rech­ten Rand wie­der. Wer die Posi­tio­nen des lin­ken poli­ti­schen Spek­trums und beson­ders der Grü­nen in Wer­te­fra­gen über­nimmt, ver­rät das „C“ und ist Steig­bü­gel­hal­ter für die Deka­denz. Wie oft for­der­te ich: „Wo CDU drauf­steht, muss auch CDU drin sein“. Das ist nicht mehr der Fall.

Die­sen Kurs der CDU tra­ge ich nicht län­ger mit und erklä­re hier­mit mei­nen Austritt!

Nach reif­li­cher Über­le­gung ist es die ein­zi­ge Mög­lich­keit, beim „Blick in den Spie­gel“ kein schlech­tes Gewis­sen zu haben! „Alles hat sei­ne Zeit“, heißt es! Ich dan­ke allen Mit­glie­dern, die mir ihr Ver­trau­en geschenkt und mich unter­stützt haben. Der CDU kann ich nur zuru­fen: „Kehrt um und bekennt euch zum Gei­ste des „C“ oder gebt das „C“ auf!

Ein­lei­tung: Giu­sep­pe Nardi

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