(Neu Delhi) Bis Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte das Abschreiben der Heiligen Schrift zu den Hauptaufgaben der Mönchsorden. Jedes Exemplar aus den klösterlichen Schreibstuben war eine außergewöhnlich kostbare Rarität. Die Erfindung des Buchdrucks machte diese Arbeit überflüssig. Dennoch findet sie noch heute statt. Ein indischer Katholik nützte die Corona-Quarantäne, um die vollständige Bibel mit der Hand abzuschreiben.
Rejin Valsan aus Kerala ist nicht der erste. Von 1993 bis 2000 schrieb ein ehemaliger Wiener Zeuge Jehovas deren Bibelübersetzung mit der Hand ab. Sieben Jahre brauchte er dazu. Als er die Arbeit begann, war er 59 Jahre alt, bei Vollendung 66. Einige Jahre später schritten mehr als 50 deutsche Protestanten zur Tat, um die gesamte Luther-Bibel mit der Hand zu Papier zu bringen. Das sind nur zwei Beispiele.
Valsan kommt dennoch ein Primat zu, da er als erster Katholik seit längerem alle 72 Bücher der Heiligen Schrift im Alleingang mit der Hand abschrieb. Er nützte dazu die Zwangspause des Corona-Stillstandes, der von der indischen Regierung verhängt worden war.
Vom 1. April bis zum 22. Juli saß er 113 Tagen am Schreibtisch und schuf ein Unikat von 2.755 Blatt Papier im A4-Format. Nicht die Übersetzung der Zeugen Jehovas, nicht jene von Martin Luther, sondern „die katholische Bibel“, wie Catholic Network 123 am 31. Juli auf Facebook berichtete.
Der katholische Priester Finosh Keettikka, zu dessen Pfarrei Rejin Valsan gehört, machte die ungewöhnliche „Corona-Leistung“ bekannt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/Catholik Network 123 (Screenshots)