Rücktritt eines Bischofs „zum besten Wohl des Bistums“

Apostolischer Visitator selbst mit Vorwürfen konfrontiert


Bischof Malone (Buffalo, links) und Bischof DiMarzio (Brooklyn)
Bischof Malone (Buffalo, links) und Bischof DiMarzio (Brooklyn)

(Rom) Am 4. Dezem­ber gab das Tages­bul­le­tin des Hei­li­gen Stuhls bekannt, daß der Bischof von Buf­fa­lo in den USA eme­ri­tiert wurde.

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Offi­zi­ell ist vom „Ver­zicht“ und „der Ernen­nung eines Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tors sede vacan­te“ die Rede:

„Der Hei­li­ge Vater hat den Ver­zicht auf die pasto­ra­le Lei­tung der Diö­ze­se Buf­fa­lo (USA) akzep­tiert, der von S.Ex. Msgr. Richard J. Mal­o­ne ein­ge­reicht wurde.“

Zugleich ernann­te Papst Fran­zis­kus Msgr. Edward B. Schar­fen­ber­ger, den Bischof von Alba­ny, zum Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tor des Bis­tums Buffalo.

Laut Kir­chen­recht hät­te Bischof Mal­o­ne erst am 19. März 2021 dem Papst aus Alters­grün­den sei­nen Rück­tritt anbie­ten müssen.

Da es unwahr­schein­lich ist, daß ein Bischof grund­los ein­fach vor­zei­tig zurück­tritt, steht die Fra­ge nach den Grün­den des Amts­ver­zichts im Raum. Auf­grund von Agen­tur­be­rich­ten mel­de­ten auch euro­päi­sche Medi­en, daß Bischof Mal­o­ne „wegen eines Miß­brauchs­falls zurück­ge­tre­ten“ sei. Im Febru­ar 2018 hat­te ein lai­sier­ter Prie­ster des Bis­tums zuge­ge­ben, Kin­der sexu­ell miß­braucht zu haben.

Im Zuge der jüng­sten Wel­le von Ent­hül­lun­gen sexu­el­ler Miß­brauchs­fäl­le durch Kle­ri­ker, die im Som­mer 2018 die USA erschüt­ter­ten, wur­den Anschul­di­gun­gen auch gegen ande­re Prie­ster des Bis­tums erho­ben. Die Diö­ze­se Buf­fa­lo zahl­te bis­her, laut Bericht einer ört­li­chen Tages­zei­tung, fast 18 Mil­lio­nen US-Dol­lar an etwa hun­dert Opfer. Wei­te­re Fäl­le sei­en anhängig.

Da der Vati­kan neu­er­dings gar kei­ne Grün­de für die Eme­ri­tie­rung mehr nennt, muß auf eine öffent­li­che Erklä­rung von Bischof Mal­o­ne zurück­ge­grif­fen wer­den, mit der er sich an sein Bis­tum wand­te. Dar­in heißt es:

„Trotz der meß­ba­ren Fort­schrit­te, die wir gemein­sam erzielt haben, habe ich nach vie­len Gebe­ten und Abwä­gun­gen fest­ge­stellt, daß dem geist­li­chen Wohl­erge­hen der Men­schen in der Diö­ze­se Buf­fa­lo bes­ser durch einem neu­en Bischof gedient wird, der viel­leicht bes­ser in der Lage ist, Ver­söh­nung, Hei­lung und Erneue­rung her­bei­zu­füh­ren, die so not­wen­dig sind. So habe ich Papst Fran­zis­kus um die Erlaub­nis gebe­ten, mich vor­zei­tig zur Ruhe set­zen zu kön­nen, und er stimm­te dem zu.“

Bischof Mal­o­ne gab zu, ange­sichts der bekannt­ge­wor­de­nen Miß­brauchs­fak­ten zu lang­sam reagiert zu haben, hob aber auch sei­ne Bemü­hun­gen gegen das Übel des sexu­el­len Miß­brauchs her­vor. In sei­ner Stel­lung­nah­me beton­te er, sei­ne Ent­schei­dung aus frei­en Stücken getrof­fen zu haben. Zugleich stell­te er sie selbst in einen Zusam­men­hang mit einer Apo­sto­li­schen Visi­ta­ti­on des Bis­tums, die von Papst Fran­zis­kus ange­ord­net wor­den war.

„Eini­ge wer­den unwei­ger­lich ver­mu­ten, daß mei­ne Ent­schei­dung das Ergeb­nis der kürz­lich abge­schlos­se­nen Apo­sto­li­schen Visi­ta­ti­on ist, die Bischof Nicho­las DiMar­zio auf Geheiß des Hei­li­gen Vaters durch­ge­führt hat. Wenn ich auch über die all­ge­mei­nen Schluß­fol­ge­run­gen des Berichts infor­miert wur­de, die für mei­ne Ent­schei­dungs­fin­dung von Belang waren, habe ich mei­ne Ent­schei­dung, mich vor­zei­tig zurück­zu­zie­hen, aus frei­wil­lig und aus frei­en Stücken getroffen.“

Sei­ne Ent­schei­dung sei „das Beste“ für das Bis­tum und die Kir­che im Staat New York.

Die Visi­ta­ti­on im Bis­tum Buf­fa­lo führ­te auf Geheiß von Papst Fran­zis­kus Msgr. Nicho­las Antho­ny DiMar­zio, Bischof von Brook­lyn, durch. DiMar­zio wur­de 1996 auf Wunsch von Ex-Kar­di­nal Theo­dor McCar­ri­ck Weih­bi­schof des Erz­bis­tums Newark, des­sen Erz­bi­schof McCar­ri­ck damals war.

Papst Fran­zis­kus hat­te DiMar­zio im Okto­ber zum Visi­ta­tor ernannt, nach­dem Vor­wür­fe gegen Bischof Mal­o­ne laut wur­den, wie er mit Fäl­len von sexu­el­lem Miß­brauch in sei­nem Bis­tum umge­gan­gen sei. 

Im Gegen­satz zu Bischof Mal­o­ne, dem per­sön­lich kein Miß­brauch zur Last gelegt wird, wur­de Bischof DiMar­zio am 19. Novem­ber von einem ehe­ma­li­gen Meß­die­ner beschul­digt, er und der dama­li­ge Pfar­rer einer Pfar­rei in Jer­sey City, an der DiMar­zio damals Kaplan war, hät­ten ihn und einen ande­ren Mini­stran­ten Mit­te der 70er Jah­re „wie­der­holt sexu­ell belä­stigt“. Der beschul­dig­te Pfar­rer ist bereits verstorben.

Bischof DiMar­zio wies die Vor­wür­fe ent­schie­den zurück: 

„In mei­nem fast 50-jäh­ri­gen Dienst als Prie­ster habe ich mich nie unge­setz­lich oder unan­ge­mes­sen ver­hal­ten, und ich bestrei­te nach­drück­lich die­se Behaup­tung. Ich bin zuver­sicht­lich, daß ich voll und ganz reha­bi­li­tiert werde.“

Zwei­fel an den Anschul­di­gun­gen gibt es in sei­nem Bis­tum nicht so sehr, weil der Fall schon lan­ge zurück­liegt, son­dern vor allem des­halb, weil Msgr. DiMar­zio 2009 bekannt­ge­wor­de­ne Miß­brauchs­op­fer von Kle­ri­kern besuch­te und im Bis­tum eine kosten­lo­se Miß­brauchs-Hot­line ein­rich­ten ließ, wo Miß­brauchs­fäl­le oder der Ver­dacht auf Miß­brauch gemel­det wer­den können. 

Die Vor­wür­fe har­ren aller­dings einer Über­prü­fung, da sie erst vor knapp zwei Wochen erho­ben wurden.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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