Amazonassynode „wird auch die deutschen Rebellen zufriedenstellen“

Spaziergänge im Vatikan


„Es wird alles so ablaufen wie bei der Familiensynode“ – mit Fußnoten.
„Es wird alles so ablaufen wie bei der Familiensynode“ – mit Fußnoten.

(Rom) Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz (DBK) hat bei ihrer Herbst­ver­samm­lung in Ful­da – römi­sche und deut­sche Zwi­schen­ru­fe hin oder her – „mit gro­ßer Mehr­heit“ beschlos­sen, den „syn­oda­len Weg“ wei­ter­zu­ge­hen. Wäh­rend die deut­schen Bischö­fe tag­ten, übte mit Kar­di­nal Jor­ge Uro­sa Savi­no ein wei­te­rer Pur­pur­trä­ger hef­ti­ge Kri­tik am Instru­men­tum labo­ris, dem Arbeits­pa­pier der Ama­zo­nas­syn­ode. Indes ver­öf­fent­lich­te die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Il Foglio unter einem Pseud­onym einen Kom­men­tar zur bevor­ste­hen­den Ama­zo­nas­syn­ode mit dem Hin­weis, sie wer­de „auch die deut­schen Rebel­len“ zufriedenstellen.

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Kar­di­nal Uro­sa pran­ger­te an, daß das Instru­men­tum labo­ris eine „neue Offen­ba­rung“ und neue „Orte der Offen­ba­rung“ erfin­de. Eben­so, daß den indi­gen­den Völ­kern und ihrer Kul­tur, eben­so den „Armen“ eine „exklu­si­ve“ und daher aus­schlie­ßen­de Rol­le zu geschrie­ben wer­de. Der Kar­di­nal kri­ti­sier­te auch eine „zu roman­ti­sche“ und „idea­li­sier­te“, also wirk­lich­keits­frem­de Schil­de­rung des Ama­zo­nas, als hand­le es sich um eine Art Para­dies. Der Tenor des Syn­oden­pa­piers sei, so Kar­di­nal Uro­sa, „als wür­de es Jesus gar nicht brau­chen“, denn es genü­ge eine „uto­pi­sche Har­mo­nie der Natur“.

Unbe­ein­druckt von der Kri­tik meh­re­rer Kar­di­nä­le zeigt sich die Mehr­heit der deut­schen Bischöfe.

Die von Kar­di­nal Rein­hard Marx ange­führ­te „gro­ße Mehr­heit“ der deut­schen Bischö­fe will unab­hän­gig von der Welt­kir­che einen deut­schen „Reform­pro­zeß“ zur kirch­li­chen Sexu­al­mo­ral, zum prie­ster­li­chen Zöli­bat und zu „Frau­en­rech­ten“ ein­lei­ten. Gemeint ist damit ein „Reform­pro­zeß“ gegen die kirch­li­che Sexu­al­mo­ral, gegen den prie­ster­li­chen Zöli­bat und für die Zulas­sung von Frau­en zu Wei­he­äm­tern und Jurisdiktion.

Die Aus­rich­tung der „Mehr­heit“ der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz zeig­te sich auch am Pres­se­be­richt der DBK anläß­lich der gest­ri­gen Pres­se­kon­fe­renz von Kar­di­nal Marx zum Abschluß der Herbst­voll­ver­samm­lung. Er liest sich mehr wie der Bericht einer Bun­des­vor­stands­sit­zung einer poli­ti­schen Par­tei: „Son­der­syn­ode für die Pan-Ama­zo­nas-Regi­on“, „Die aktu­el­le Kli­ma­de­bat­te und die Rol­le der Kir­che“, „Aktu­el­le Ent­wick­lun­gen nach der Euro­pa­wahl“, „Evan­ge­li­sie­rung und Glo­ba­li­sie­rung“, „Flucht und Migration“.

Die ita­lie­ni­sche Intel­lek­tu­el­len-Tages­zei­tung Il Foglio ver­öf­fent­lich­te in ihrer gest­ri­gen Aus­ga­be einen Bei­trag ihres Kolum­ni­sten „La Gran Sott­a­na“ (Die gro­ße Sou­ta­ne). Wer sich hin­ter dem Pseud­onym ver­birgt, der über „Spa­zier­gän­ge im Vati­kan“ berich­tet, ist nicht bekannt. „Die Gro­ße Sou­ta­ne“ ent­hüllt Ein­schät­zun­gen und Insi­der­wis­sen in Form fik­ti­ver Erzählungen. 

Gestern schrieb der anony­me Kolum­nist über die Ama­zo­nas­syn­ode, die am Ende alle „zufrie­den­stel­len“ wer­de, wobei von „allen“ nur eine Grup­pe nament­lich genannt wird: „die deut­schen Rebel­len“. Gemeint ist die von Kar­di­nal Marx ange­führ­te „gro­ße Mehr­heit“ der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz.

Die Kolum­ne im Wortlaut:

Schlußsynode

Am Ende der Amazonas-Versammlung werden alle zufrieden sein, auch die deutschen Rebellen.

Emi­nenz, wie wird die Ama­zo­nas­syn­ode ausgehen? 

„Wie vor­ge­se­hen: Wir wer­den die viri pro­ba­ti bekom­men [1] und mehr Auto­no­mie der Orts­kir­chen samt der Zuer­ken­nung dok­tri­nel­ler Voll­mach­ten von nicht gerin­gem Ausmaß.“ 

Der Kar­di­nal ist sich sicher, wor­über er spricht. Wäh­rend er an sei­nem Schreib­tisch vol­ler Bücher sitzt, fixiert mich sein Blick gelas­sen, ähn­lich dem eines Arz­tes, der dem Pati­en­ten erklärt, wel­che Krank­heit ihn befal­len hat. 

„Natür­lich wer­den wir nichts Bri­san­tes oder Trau­ma­ti­sches lesen. Kein Bruch wird beschei­nigt wer­den. Ich habe aber trif­ti­ge Grün­de zu glau­ben, daß nach dem modus ope­ran­di vor­ge­gan­gen wird, der 2016 mit Amo­ris lae­ti­tia, dem Schluß­do­ku­ment über die Fami­lie, aus­pro­biert wur­de. Man wird die Pra­xis erneu­ern, ohne es aber aus­drück­lich zu sagen. Eine Fuß­no­te da und dort, ein Para­graph an ande­rer Stel­le und so wei­ter.“

Aber, wen­de ich ein, irgend jemand wird es geben, der auch zwi­schen den Zei­len lesen kann, und dann könn­ten die Fol­gen nicht uner­heb­lich sein. 

„Mit Ver­laub: War­um gab es kei­ne Kon­se­quen­zen nach der Fami­li­en­syn­ode? Hat sich etwas geän­dert? Gab es Schis­men, Brü­che, Leu­te, die gegan­gen sind, trotz der so erheb­li­chen Neuerungen?“

Nein, ant­wor­te ich.

„Genau, und so wird es auch die­ses Mal sein. Sie wer­den sehen. Und ich den­ke, daß auch die­se deut­sche Revol­te mit den Ergeb­nis­sen der Ama­zo­nas­syn­ode beru­higt wer­den kann, die Kar­di­nal Marx und den ande­ren Bischö­fen nicht miß­fal­len wer­den, die am mei­sten nicht nur pasto­ra­le, son­dern auch dok­tri­nel­le Refor­men fordern.“

Und wann wer­den wir die Ergeb­nis­se sehen?

„Bald. Ich den­ke, schon im näch­sten Früh­ling, auch wenn man schon aus dem Ver­lauf der Wochen der Syn­oden-Dis­kus­si­on das Schick­sal der Kir­che erken­nen wird.“

Die Gro­ße Soutane

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Il Foglio (Screen­shot)


[1] Gemeint ist die Auf­he­bung des Zöli­bats und die Zulas­sung ver­hei­ra­te­ter Priester.

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