Türkei enteignet 50 syrisch-orthodoxe Kirchen, Klöster und Friedhöfe


Das vom türkischen Staat enteignete Kloster Mor Gabriel.
Das vom türkischen Staat enteignete Kloster Mor Gabriel.

(Anka­ra) In der Tür­kei wur­den 50 syrisch-ortho­do­xe Kir­chen, Klö­ster und Fried­hö­fe ent­eig­net. Der Kir­chen­be­sitz wur­de in Staats­be­sitz überführt.

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Die tür­ki­sche Regie­rung hat min­de­stens 50 Kir­chen, Klö­ster und Fried­hö­fe der syrisch-ortho­do­xen Kir­che im Tur Abdin ent­eig­net. Der Tur Abdin, heu­te weit­ge­hend in der Tür­kei gele­gen, gilt als histo­ri­sches Kern­ge­biet der syri­schen Chri­sten, die hier noch Ara­mä­isch, die Spra­che Jesu spre­chen. Der Kirch­be­sitz wur­de von der Regie­rung in Staats­be­sitz über­führt und der Diya­net zuge­wie­sen, einer direkt dem Mini­ster­prä­si­den­ten unter­stell­ten Behör­de für Reli­gi­ons­an­ge­le­gen­hei­ten.

Verwaltungsreform als Vorwand

Tur Abdin
Tur Abdin

Die Regie­rung nütz­te die Ver­wal­tungs­re­form, mit der Mar­din, die Haupt­stadt der gleich­na­mi­gen tür­ki­schen Pro­vinz am Fuß des Tur Abdin-Gebir­ges, zum Metro­po­li­tan­be­zirk erho­ben wur­de. Fak­tisch wur­de 2012 die bis­he­ri­ge Pro­vinz Mar­din in eine Metro­po­li­tan­stadt umge­wan­delt. Damit wur­de die Selbst­ver­wal­tung der ande­ren Gemein­den auf­ge­ho­ben und in die Stadt ein­ge­mein­det. In der Stadt Mar­din hiel­ten sich Chri­sten und Mus­li­me noch um 1900 die Waa­ge. Im heu­ti­gen Metro­po­li­tan­be­zirk bil­den die Chri­sten nur mehr eine ver­schwin­dend klei­ne Minderheit.

Von 1160–1932 war das nahe Mar­din gele­ge­ne Klo­ster Zafa­ran Sitz des syrisch-ortho­do­xen Patri­ar­chen von Antio­chi­en. Wegen der tür­ki­schen Chri­sten­ver­fol­gung wur­de er in den 1930er Jah­ren nach Homs und schließ­lich nach Damas­kus ver­legt. Das Klo­ster, das aus dem spä­ten 5. Jahr­hun­dert stammt, ist noch Sitz eines Bischofs. Die Stadt selbst war Sitz von Bischö­fen ver­schie­de­ner christ­li­cher Kir­chen, dar­un­ter der arme­nisch-apo­sto­li­schen Kir­che und der mit Rom unier­ten syri­schen und arme­ni­schen Kirchen.

Dem „Jahr des Schwer­tes“, der blu­tig-grau­sa­men Chri­sten­ver­fol­gung wäh­rend des Ersten Welt­krie­ges, vie­len nicht nur 1,5 Mil­lio­nen Arme­ni­er zum Opfer, son­dern auch an die 750.000 syri­sche Chri­sten. Seit­her bil­den die Kur­den die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit im Tur Abdin, die beim anti­christ­li­chen Geno­zid gemein­sa­me Sache mit den Tür­ken gemacht hat­ten. Wie mit den Tür­ken ist auch das Zusam­men­le­ben mit den Kur­den durch stän­di­ge Kon­flik­te getrübt.

Der Staat als Räuber – Islamisierung das Ziel

2016 hat­te ein Regie­rungs­ko­mi­tee ein Ver­zeich­nis des Kir­chen­be­sit­zes erstellt, wie die tür­kisch-arme­ni­sche Tages­zei­tung Agos berich­te­te. Nach die­sem Ver­zeich­nis erfolg­ten nun die Ent­eig­nun­gen. Der Staat nütz­te bereits in der Ver­gan­gen­heit von ihm selbst errich­te­te Rechts­schran­ken, um in den Kir­chen­be­sitz der Chri­sten zu gelan­gen. Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten kön­nen sich in der Tür­kei nicht frei als Rechts­per­so­nen kon­sti­tu­ie­ren und ihren Besitz regi­strie­ren las­sen. Die syrisch-ortho­do­xe Kir­che gehört zu den nicht-geschütz­ten christ­li­chen Gemeinschaften.

Das Kloster Zafaran
Das Klo­ster Zafaran

Der Staat hebt nicht die­se Ein­schrän­kung auf, son­dern bie­tet sich als „Ver­wal­ter“ des Kir­chen­be­sit­zes an. In Wirk­lich­keit han­delt es sich um Raub im Namen des Staa­tes. Die­ser Raub hat zudem eine emi­nent reli­giö­se Kom­po­nen­te, denn ent­eig­net wer­den Chri­sten, der Staat aber ist isla­misch. Die staat­li­che Ver­wal­tung bedeu­tet für die Mön­che und die Chri­sten ins­ge­samt, im eige­nen Haus nur mehr gedul­de­ter Gast zu sein.

Im kon­kre­ten Fall waren fast alle nun ent­eig­ne­ten Immo­bi­li­en im Besitz der Stif­tung des Klo­sters Mor Gabri­el, die vom tür­ki­schen Staat aner­kannt ist. Die Stif­tung war nach lang­jäh­ri­gem Tau­zie­hen als Lösung gedacht gewe­sen, um genau das zu ver­hin­dern, was nun den­noch ein­ge­tre­ten ist. Trotz staat­li­cher Aner­ken­nung der Klo­ster­stif­tung, wes­halb die Not­wen­dig­keit einer staat­li­chen „Ver­wal­tung“ nicht gege­ben war, erfolg­te den­noch die Enteignung.

Die gro­ße christ­li­che Dia­spo­ra hat­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren unter gro­ßen finan­zi­el­len Opfern die Reno­vie­rung von Kir­chen und Klö­stern vorangetrieben.

Zu den in den Staats­be­sitz über­führ­ten Immo­bi­li­en gehört das Klo­ster Mor Gabri­el selbst, das auf das 4. Jahr­hun­dert zurück­geht und eines der älte­sten noch bewohn­ten Klö­ster der Welt ist. Vor allem ist es eines der älte­sten reli­giö­sen Zen­tren der syri­schen Christen.

Erst 2013 war nach einem lan­gen Rechts­streit die Rück­ga­be des Klo­sters an die Stif­tung erfolgt, um vier Jah­re spä­ter schon wie­der rück­gän­gig gemacht zu wer­den. Das Vor­ge­hen zeigt, daß die Tür­kei in Wirk­lich­keit den Chri­sten ihren Besitz nicht garan­tie­ren will. Sie gel­ten in den Augen des Staa­tes als Bür­ger zwei­ter Klas­se, und wer­den auch so behandelt.

Die Stif­tung und wei­te­re syrisch-ortho­do­xe Orga­ni­sa­tio­nen, dar­un­ter die Euro­pean Syriac Uni­on, haben gegen die Regie­rung das zustän­di­ge Gericht in Mar­din ange­ru­fen. Laut der assy­ri­schen Pres­se­agen­tur Aina „sind die Ent­eig­nun­gen Teil eines lang­fri­sti­gen Regie­rungs­pro­gramms von Erdo­gan zur Re-Isla­mi­sie­rung des Landes.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Tempi

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2 Comments

  1. Das wird uns auch blü­hen, wennn wir wei­ter durch den Dia­log ver­blen­det und durch Taky­ia getäuscht unser Land in Ger­ma­ni­stan umtau­fen dür­fen. Der Islam ist eben nur dann tole­rant, wenn er in der Min­der­heit ist.
    Die Ursa­che liegt in deren Glau­ben selbst: Wenn man an einen Gott namens Allah glaubt, der sich selbst im Koran als Rän­ke­schmied (Intri­gant) bezeich­net, dann ist das eben so eine Sache mit der Wahr­haf­tig­keit und Tole­ranz der Mitglieder.

  2. Sagen Sie es doch wie es ist, der Schmied der Ren­ke ist Mephi­sto­phe­les, dass Böse.
    Allah kommt wohl ziem­lich sicher von der Mond­göt­tin All­uh und an dem schwar­zen Stein wur­den Blut­op­fer gebracht zu ihren Ehren. Wer sehen will, der sieht!

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