Liebe Brüder und Schwestern,
die Gottes- und Nächstenliebe ist die höchste Berufung des Christen. Damit verbunden ist auch die Freude der christlichen Hoffnung. Der heilige Paulus warnt uns davor, dass sich in die Nächstenliebe Heuchelei einschleichen kann: persönliche Interessen, die Suche nach eigener Erfüllung, der Wunsch, sich selbst darzustellen und zu zeigen, wie gut und tüchtig wir sind, als wäre die Nächstenliebe unser menschliches Werk.
Diese ist hingegen vielmehr ein Geschenk der Gnade Gottes und Frucht der Begegnung mit dem gütigen und barmherzigen Antlitz Jesu. Wir sind sündige Menschen, was sich auf unser Liebestun auswirkt. Von uns aus sind wir kaum fähig, wirklich zu lieben. Christus hat uns aber von der Sünde befreit und den Weg des Heils eröffnet. Wenn wir unser Herz von ihm heilen und erneuern lassen, können wir nach dem Gebot der Liebe leben und zu einem Werkzeug der göttlichen Liebe werden, so dass Gott in uns und durch uns wirkt. Die Erfahrung des göttlichen Erbarmens befähigt uns, die anderen so zu lieben, wie Gott sie liebt, und ihr Wohl zu wollen. Dies ist die Botschaft der Hoffnung, die Paulus uns bringt. So ermutigt er uns, die Hoffnung in uns neu zu entfachen und uns in der Hoffnung zu freuen. Denn selbst in unseren Unzulänglichkeiten und unserem Scheitern hört Gottes Liebe nie auf.
Sehr herzlich grüße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache sowie aus den Niederlanden. Insbesondere heiße ich den Cäcilienverband des Bistums Rottenburg-Stuttgart in Begleitung von Weihbischof Johannes Kreidler willkommen. Wenn wir uns von der Gnade des Herrn formen und von der göttlichen Hoffnung erfüllen lassen, können wir unseren Nächsten die Liebe erwidern, die Gott uns jeden Tag schenkt. Schönen Aufenthalt in Rom und gesegnete Fastenzeit.