Papst Franziskus (scherzhaft) zum Generalvikar des Bistums Helsinki : „Beten Sie für mich oder gegen mich?“


Generalvikar Raimo Goyarrola (rechts) mit Juhani Holma, einem evangelisch-lutherischen Pastor Finnlands.
Generalvikar Raimo Goyarrola (rechts) mit Juhani Holma, einem evangelisch-lutherischen Pastor Finnlands.

(Rom) Der bas­ki­sche Prie­ster Rai­mo Goyar­ro­la ist Gene­ral­vi­kar der katho­li­schen Diö­ze­se Hel­sin­ki in Finn­land. Als sol­cher nahm er am inter­na­tio­na­len Theo­lo­gen­kon­greß über Luther und die Sakra­men­te teil, der in Rom statt­fand. Zweck des Kon­gres­ses war die För­de­rung des offi­zi­el­len Dia­logs mit den fin­ni­schen Luthe­ra­nern. Papst Fran­zis­kus emp­fing den Gene­ral­vi­kar in Pri­vat­au­di­enz. Über die­se Begeg­nung berich­te­te die­ser nun.

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Finn­land bil­det ein ein­zi­ges katho­li­sches Bis­tum und umfaßt in sie­ben Pfar­rei­en rund 14.000 Katholiken.

„Papst Fran­zis­kus erwar­te­te mich bereits in der Tür mit einem brei­ten Lächeln.“

Das Gespräch fand in spa­ni­scher Spra­che statt.

„Der Papst erkun­dig­te sich über die Situa­ti­on in Finn­land, über die Luthe­ra­ner, die Katho­li­ken. Ich sag­te ihm, sehr opti­mi­stisch zu sein, daß Jesus bei sei­nen letz­ten Wor­ten vor der Him­mel­fahrt an Finn­land dach­te: ‚Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. (Finn­land).‘ Der Papst lach­te und sag­te, daß das Ende der Welt Argen­ti­ni­en sei. Wir einig­ten uns dar­auf, daß es zwei Enden der Welt gibt: Argen­ti­ni­en und Finn­land, eines im Süden und eines im Norden.“

Und wei­ter:

„Ich sag­te ihm auch, so Gott will, könn­ten wir im Okto­ber das Doku­ment der gemein­sa­men Erklä­rung mit den Luthe­ra­nern über die Kir­che, die Eucha­ri­stie und das Amt in Hän­den hal­ten. Er dank­te sehr für alles, für mei­ne Arbeit in Finnland.“

Das Gespräch ging auch über die bevor­ste­hen­de Hei­lig­spre­chung von Hem­ming, der um 1300 Bischof von Finn­land war. Goyar­ro­la ist Postu­la­tor im Heiligsprechungsverfahren.

„Ich infor­mier­te den Papst über die Bedeu­tung der Hei­lig­spre­chung. Nur der Papst kann ihn direkt hei­lig­spre­chen mit einem ver­kürz­ten Prozeß.“

Der Hin­weis auf ein „ver­kürz­tes“ Ver­fah­ren bezieht sich wahr­schein­lich auf eine äqui­pol­len­te Kano­ni­sa­ti­on. Die Hei­lig­spre­chung von Bischof Hem­ming war bereits vor bald 500 Jah­ren vor­ge­se­hen, aber durch den Aus­bruch der „Refor­ma­ti­on“ ver­hin­dert wor­den. Hem­ming, ein Schwe­de aus Upp­sa­la, war nach sei­nem Stu­di­um an der Sor­bon­ne Dom­herr in der Stadt Tur­ku (schwe­disch à…bo) im Süd­we­sten Finn­lands. Von 1338–1366 war er dort Bischof. Er war ein Zeit­ge­nos­se der hei­li­gen Bir­git­ta von Schwe­den, die er per­sön­lich kann­te. Tat­kräf­tig besei­tig­te er im Kle­rus Ver­stö­ße gegen den Zöli­bat. Bir­git­ta schil­der­te ihn als „furcht­los“ und „wahr­heits­lie­bend“. 1348 rei­ste er, auch auf Drän­gen Bir­git­tas, nach Avi­gnon, um den Papst davon zu über­zeu­gen, wie­der nach Rom zurückzukehren.

1514 wur­de Bischof Hem­ming von Papst Leo X. selig­ge­spro­chen. Die für 1530 vor­ge­se­he­ne Hei­lig­spre­chung wur­de durch den Abfall Finn­lands von Rom zurück­ge­stellt. Sein Bischofs­sitz, der älte­ste Finn­lands, ist seit 1522/​1554 von luthe­ri­schen Bischö­fen besetzt. Letz­ter katho­li­scher Bischof war Arvid Kurck. Wegen der Kämp­fe des Dänen­kö­nigs Chri­sti­an II. gegen die schwe­di­schen Befrei­ungs­ver­su­che muß­te Bischof Kurck aus sei­nem Bis­tum flie­hen. Sein Schiff ken­ter­te 1522 auf der Flucht nach Schwe­den. Sei­ne bei­den Nach­fol­ger als Bischö­fe besa­ßen nicht mehr die päpst­li­che Legi­ti­ma­ti­on und för­der­ten die Ein­füh­rung der Refor­ma­ti­on. 1554 wur­de der erste eigent­li­che luthe­ri­sche Bischof instal­liert (seit 1817 Erz­bi­schof). Der Erz­bi­schof von Tur­ku ist lei­ten­der Bischof der evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Kir­che von Finnland.

Gene­ral­vi­kar Goyar­ro­la über den wei­te­ren Ver­lauf der Audi­enz bei Papst Franziskus:

„Am Ende bat ich den Papst um den Segen, den ich kniend von ihm emp­fing. Er beglei­te­te mich noch zum Auf­zug. Er bat mich, für ihn zu beten. Ich ver­si­cher­te ihm, das jeden Tag zu tun. Flap­sig frag­te er mich: ‚Beten Sie für mich oder gegen mich?‘ Ich ant­wor­te­te ihm eben­so flap­sig: ‚Wenn Sie auf den Argen­ti­ni­en-Plan set­zen, dann etwas dage­gen‘. Er lach­te sehr dar­über, es gefiel ihm. Man hat­te schon vor­her dar­auf auf­merk­sam gemacht, daß es dem Papst gefällt, zu pro­vo­zie­ren und pro­vo­ziert zu wer­den, oder ihm Leu­te gefal­len, die ein biß­chen frech sind, wie jene aus Bilbao.“

Der Bas­ke Rai­mo Goyar­ro­la ist Prie­ster des Opus Dei.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Reli­gi­on Con­fi­den­cial (Screen­shot)

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