Der folgende Dialog im Stil der berühmten „Don Camillo und Peppone“-Geschichten stammt aus der Feder des ehemaligen Chefvatikanisten der italienischen Rundfunkanstalt RAI, Aldo Maria Valli. Valli greift in seinen satirisch-ironischen „Gesprächen zwischen Don Camillo und Jesus“ zu diesem literarischen Stilmittel, um die gegenwärtige Situation der Kirche – im konkreten Fall besonders im deutschen Sprachraum, passend zur gestern erfolgten Audienz von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz bei Papst Leo XIV. – pointiert und zugleich schmerzlich wahr zu schildern. In der vertrauten, liebevoll rauen Zwiesprache zwischen dem streitbaren Landpfarrer und Christus am Kreuz spiegelt sich Vallis Sorge um eine Kirche, die – so sein Tenor – immer öfter den Sinn für das Heilige verliert. So auch in dieser kleinen Szene:
Don Camillo: – Jesus, habt Ihr das gesehen?
Jesus: – Was denn, Don Camillo?
Don Camillo: – In Deutschland hat ein Kaplan einen Gottesdienst gefeiert, verkleidet als Dracula.
Jesus: – Und warum das?
Don Camillo: – Wegen Halloween.
Jesus: – Wegen was?
Don Camillo: – Ein Fest keltischen Ursprungs, am Vorabend von Allerheiligen – mit Skeletten, Hexen und lauter Dingen, die Angst einjagen sollen.
Jesus: – Und was hat ein Priester damit zu tun?
Don Camillo: – Er hat gesagt: „Ich habe das gemacht, um Menschen zu erreichen, die sonst nie zu uns kommen.“
Jesus: – Kein Wunder, daß sie nicht zu ihm kommen, wenn er solche Sachen macht.
Don Camillo: – Und hört, wie er sich verteidigt hat: „Ja, ich habe ein Dracula-Cape getragen, aber ich war nicht als Vampir geschminkt.“
Jesus: – Don Camillo, bete für deinen Bruder – er scheint mir, gelinde gesagt, etwas verwirrt.
Don Camillo: – Jesus, wo soll das alles noch hinführen?
Jesus: – Ich glaube, Don Camillo, die richtige Frage lautet eher: Wo sind wir schon hingekommen?
Don Camillo: – Und was ist Eure Antwort, Herr?
Jesus: – Ich würde sagen: Wir sind bei einer Kirche … zum Fürchten.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL

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