
(Rom) Ein Bonmot der besonderen Art kam gestern von Papst Franziskus. Zumindest dürfte das Kirchenoberhaupt es selbst so empfunden haben.
Franziskus empfing am 27. März die Seminaristen der Diözesen Kalabriens, der südlichsten Region Festland-Italiens. Große Teile der Ansprache, die der Papst im Konsistoriumssaal an die künftigen Priester richtete, wurden von VaticanNews in andere Sprachen übersetzt, unter anderem ins Deutsche, Englische, Spanische… Santa Marta legt also Wert darauf, daß diese Aussagen weltweit bekannt werden. Was nicht veröffentlicht wurde, war die für Franziskus typische Verabschiedung, bei der er darum bittet, für ihn zu beten – oder, in der irritierenderen Variante, ihm zumindest „gute Wellen“ zu schicken.
Von den Seminaristen verabschiedete sich Franziskus gestern jedoch auf eine ganz eigentümliche Weise. Er sagte:
„Und bitte vergessen Sie nicht, für mich zu beten, für mich, nicht gegen mich! Ich danke Ihnen.“
Papst Franziskus weiß um den Widerstand und eine teils tiefsitzende Ablehnung, die ihm aus den Kreisen von Klerus und Gläubigen entgegenschlägt.
Zudem forderte er die Seminaristen auf, sich „nicht von der Nostalgie lähmen“ zu lassen, während er die emeritierten Bischöfe aufforderte, ihn „im Schweigen und im Gebet“ zu unterstützen: „Ich sage im Schweigen und im Gebet, denn wenn ein Hirte sein Mandat beendet hat…“
Zugleich skizzierte Franziskus seine Vorstellung eines Priesterseminars. Demnach sollen Seminare „mit 4, 5, 10 Personen“ ebenso geschlossen werden wie solche „mit 100 Personen“. Die einen, weil zu klein, die anderen, weil zu groß. Das sind laut Franziskus „keine Seminare“ und dort würden „keine Priester ausgebildet“. Seine Vorstellung sind „kleine Gemeinschaften“, notfalls „auch innerhalb eines großen Seminars“.
Rom treffe aber keine Entscheidungen, da die Bischöfe und Diözesanleitungen „den Heiligen Geist dafür haben“.
„Wenn Rom anfangen würde, Entscheidungen zu treffen, wäre das ein Schlag ins Gesicht des Heiligen Geistes, der in den Ortskirchen wirkt.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)