Meßübertragungen in Spanien müssen künftig vom Bischof genehmigt werden

Qualitätssicherung oder Zensur?


Die Spanische Bischofskonferenz will Meßübertragungen in den Medien einschränken und überwachen.
Die Spanische Bischofskonferenz will Meßübertragungen in den Medien einschränken und überwachen.

(Madrid) Die Spa­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz gab heu­te bekannt, daß die Über­tra­gun­gen von Meß­ze­le­bra­tio­nen, ob im Hör­funk, Fern­se­hen oder über Inter­net, nur mehr mit Geneh­mi­gung durch den Orts­bi­schof erlaubt sind. Kri­ti­ker sehen dar­in Regu­lie­rungs­wut und man­che sogar einen Ver­such, nicht geneh­me Prie­ster mund­tot zu machen. Tat­säch­lich zielt die neue Maß­nah­me nicht zuletzt auf die Pre­dig­ten ab.

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Die Spa­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz for­dert, daß Mes­sen nur mehr in Direkt­über­tra­gung gesen­det und anschlie­ßend nicht mehr ange­schaut, ange­hört oder auf­ge­ru­fen wer­den kön­nen. Kri­ti­ker ver­wei­sen, daß selbst die Papst­mes­sen vom Vati­kan im Netz belas­sen und auch nach­träg­lich ange­schaut wer­den können.

Die Bischofs­kon­fe­renz warnt, daß Gläu­bi­ge, die nicht am Besuch der hei­li­gen Mes­se gehin­dert sind, nicht auf Meß­über­tra­gun­gen in Medi­en zurück­grei­fen dür­fen. Zugleich ver­wei­sen sie auf die Bedeu­tung der Über­tra­gun­gen in der Coro­na-Zeit und für Kran­ke und Behin­der­te. Kri­ti­ker spre­chen hin­ge­gen davon, daß es die Bischö­fe waren, „die ein Cha­os ange­rich­tet haben, indem sie wegen Coro­na die Kir­chen schlos­sen und gläu­bi­ge Katho­li­ken aus Angst und ohne Respekt ohne Sakra­men­te ster­ben lie­ßen“. In der Tat waren es die Bischö­fe, die durch ihre Coro­na-Maß­nah­men die Gläu­bi­gen dar­an gewöhn­ten, zu Hau­se zu blei­ben und die Mes­se am Rund­funk­ge­rät oder am Com­pu­ter mit­zu­fei­ern. Die Sta­ti­sti­ken ver­schie­de­ner Län­der zei­gen, daß beim Meß­be­such nach dem Ende der staat­li­chen und kirch­li­chen Coro­na-Maß­nah­men nicht mehr der Stand vor Coro­na erreicht wurde.

Die Neu­re­ge­lung sieht vor allem vor, daß das Cele­bret, die den Prie­stern erteil­te Zele­bra­ti­ons­er­laub­nis, allein nicht mehr aus­reicht. Viel­mehr muß für jede Mes­se, die über­tra­gen wird, vor­ab eine Erlaub­nis ein­ge­holt werden.

Die Bischofs­kon­fe­renz spricht von „Richt­li­ni­en“, die von jedem Bischof für sei­ne Diö­ze­se per Dekret umge­setzt wer­den sol­len. In den Richt­li­ni­en heißt es:

„Der Bischof hat die Auf­ga­be, für die Fei­er der Eucha­ri­stie zum Wohl des ihm anver­trau­ten Got­tes­vol­kes zu sor­gen. Er muß vor allem dafür sor­gen, daß die Zele­bra­tio­nen in wür­di­ger Wei­se und unter Beach­tung der lit­ur­gi­schen Nor­men durch­ge­führt wer­den und daß die Pre­dig­ten sorg­fäl­tig und gut vor­be­rei­tet sind, denn ihre Über­tra­gung bedeu­tet, daß jeder in jedem Win­kel der Welt davon pro­fi­tie­ren kann.

Aus die­sem Grund muß die Über­tra­gung der Mes­se dem Bischof oder der von ihm dazu beauf­trag­ten Per­son bekannt sein und von ihm geneh­migt wer­den, unab­hän­gig davon, ob es sich um eine gele­gent­li­che Über­tra­gung anläß­lich eines für die zele­brie­ren­de Gemein­schaft wich­ti­gen Ereig­nis­ses oder um eine regel­mä­ßi­ge Über­tra­gung im natio­na­len, regio­na­len oder loka­len Fern­se­hen oder sogar um die täg­li­che Fei­er einer Pfar­rei oder einer Ordens- oder Klo­ster­ge­mein­schaft han­delt. Sie muß eben­so der Kanal mit­ge­teilt wer­den, über den die Über­tra­gung statt­fin­den wird: sozia­le Netz­wer­ke wie Face­book, Insta­gram, Tik­Tok, X, Meet, Zoom oder You­tube, oder Radio- oder Fern­seh­ka­nä­le jeg­li­cher Art.“

Für Meß­über­tra­gun­gen durch nicht kirch­lich kon­trol­lier­te Medi­en oder durch Pfar­rei­en und Ordens­ge­mein­schaf­ten sind vor­ab zudem Gesprä­che mit den Lit­ur­gie- und Medi­en­be­auf­trag­ten der Diö­ze­se ver­pflich­tend vor­ge­schrie­ben, „um eine wür­di­ge und qua­li­tät­vol­le Über­tra­gung sicherzustellen“.

Die Maß­nah­me wirft Fra­gen auf: Wird durch die Ein­schrän­kun­gen tat­säch­lich die Qua­li­tät erhöht? Oder brin­gen sie vor allem eine zusätz­li­che Büro­kra­ti­sie­rung und einen Zen­sur­fil­ter? Wird auf die­se Wei­se viel­leicht mehr erstickt als gewon­nen? Es fin­den sich zahl­rei­che Pre­dig­ten glau­bens­treu­er Prie­ster im Inter­net, die eine gro­ße Ver­brei­tung ver­die­nen. Ins­ge­samt könn­te es sich als schwie­rig erwei­sen, daß die­sel­ben Bischö­fe, nach­dem sie die Gläu­bi­gen wegen Coro­na zur Nut­zung von Meß­über­tra­gun­gen ange­hal­ten, ja gezwun­gen hat­ten, nun das Gegen­teil davon dekretieren.

Wird das „spa­ni­sche Modell“ bald in ande­ren Län­dern Schu­le machen?

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Info­Ca­to­li­ca

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