Der Klimapapst


Franziskus, der Klimapapst, und eine (bestimmte) Wissenschaftsgläubigkeit: im Bild Papst Franziskus mit Corona-Maske am 20. Oktober 2020 bei einem interreligiösen Treffen.
Franziskus, der Klimapapst, und eine (bestimmte) Wissenschaftsgläubigkeit: im Bild Papst Franziskus mit Corona-Maske am 20. Oktober 2020 bei einem interreligiösen Treffen.

Die spa­ni­sche Tages­zei­tung ABC ver­öf­fent­lich­te am Sams­tag eine Kolum­ne des bekann­ten spa­ni­schen Schrift­stel­lers und Lite­ra­tur­kri­ti­kers Juan Manu­el de Pra­da zum Apo­sto­li­schen Schrei­ben Lau­da­te Deum von Papst Fran­zis­kus, die es ver­dient, auch im deut­schen Sprach­raum bekannt­ge­macht zu werden,

Der Klimapapst

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Von Juan Manu­el de Prada*

Ein apo­sto­li­sches Schrei­ben, in dem Papst Fran­zis­kus sei­nen Hut in die Debat­te um den Kli­ma­wan­del wirft, hat welt­weit gro­ßen Bei­fall aus­ge­löst, da er sich als from­mer Ver­fech­ter der System-Hypo­the­sen posi­tio­niert, die den men­schen­ge­mach­ten Ursprung des Kli­ma­wan­dels unter­mau­ern. Aber daß ein Papst über Kli­ma­to­lo­gie schreibt, ist so wert­voll wie ein Essay des Peni­cil­lin-Ent­deckers Alex­an­der Fle­ming über die schwer zu ent­rät­seln­de Meta­pho­rik in der Lyrik von Luis de Gón­go­ra. Ich brau­che wohl nicht zu erwäh­nen, daß ich Fle­ming für einen der ver­dienst­voll­sten Män­ner der Mensch­heits­ge­schich­te halte.

Ich wür­de mir wün­schen, daß der Papst eine Vor­lie­be für den Prie­ster de Gón­go­ra hat und sich bei der Ent­schlüs­se­lung von des­sen Her­me­tik ins Zeug legt; aber, bei Gott, er hat eine grö­ße­re Vor­lie­be für die Mes­sung des Koh­len­di­oxid­ge­halts in der Atmo­sphä­re. Nun ist es aber so, daß die Mis­si­on des Pap­stes nicht dar­in besteht, uns mit die­sen Mes­sun­gen zu ver­blüf­fen, son­dern dar­in, das Glau­bens- und Sit­ten­gut zu bewah­ren, das heu­te so ange­knackst ist. Selbst wenn sich die küh­ne Hypo­the­se des Pap­stes über den Kli­ma­wan­del eines Tages als wahr erwei­sen soll­te, wäre die­se Ermah­nung immer noch nicht mit die­ser Mis­si­on ver­ein­bar. Und soll­te sie sich in der Zukunft als falsch erwei­sen, wür­de Fran­zis­kus‘ Kühn­heit dazu die­nen, die Kir­che zu ver­un­glimp­fen, so wie es jetzt der Fall ist, weil einer sei­ner Amts­vor­gän­ger im Streit um Gali­leo Gali­lei unter den Astro­no­men ver­mit­telt hat, die in ihrer „über­wäl­ti­gen­den Mehr­heit“ dem Geo­zen­tris­mus anhin­gen, so wie es jetzt von jenen behaup­tet wird, die dem angeb­lich men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del anhän­gen. In die­ser wahr­schein­li­chen Zukunft wer­den dann die Leser die­ser Ermah­nung erstaunt dar­über sein, daß ein Papst in einer Zeit, in der tau­send Feu­er in der Kir­che bren­nen, sich den Man­tel des Kli­ma­wan­dels umhängt.

Der argen­ti­ni­sche Schrift­stel­ler Leo­nar­do Castel­la­ni (ein Autor, den Fran­zis­kus mei­nes Wis­sens gele­sen hat) pfleg­te zu sagen, daß das Uni­ver­sum „ein dra­ma­ti­sches Gedicht ist, in dem Gott sich den Anfang, die Mit­te und das Ende vor­be­hal­ten hat, die theo­lo­gisch Schöp­fung, Erlö­sung und Paru­sie genannt wer­den“. Die Figu­ren die­ses dra­ma­ti­schen Gedichts sind das mensch­li­che Han­deln, das durch die Sün­de das Ende der Welt her­bei­führt. Der Autor aber ist Gott, der das Gedicht nicht mit CO2-Mes­sun­gen been­den wird, son­dern wenn der Berg unse­rer nicht bereu­ten Sün­den zum Him­mel schreit. Gott will viel mehr als unser Fest­hal­ten an wis­sen­schaft­li­chen Hypo­the­sen, daß wir uns inmit­ten der weit ver­brei­te­ten Trüb­sal und des Glau­bens­ab­falls für sei­ne Sache ein­set­zen, auch wenn die Welt uns dafür lächer­lich macht und stig­ma­ti­siert, weil wir ihre fal­schen Dog­men nicht über­neh­men und die abar­ti­gen anthro­po­lo­gi­schen Expe­ri­men­te anpran­gern, die sie zu natu­ra­li­sie­ren ver­sucht, um Kör­per und See­len zu töten. Und Gott will, daß der Papst der erste in die­sem Ein­satz ist, indem er den ihm anver­trau­ten Men­schen ver­mit­telt, daß sein Reich nie­mals enden wird, egal, was der Mensch auch ver­sucht, und daß sei­ne Beloh­nung alle Schmei­che­lei­en die­ser Welt über­trifft und alles, was das Auge je gese­hen, das Ohr je gehört und der mensch­li­che Ver­stand je sich Schö­nes und Herr­li­ches erträumt hat.

Das soll­ten die Päp­ste anmah­nen und die Hypo­the­sen über den Kli­ma­wan­del und die Rät­sel de Gón­goras den Gesprä­chen mit Freun­den nach dem Essen bei einem Glas Cara­jil­lo überlassen.

*Juan Manu­el de Pra­da, Jg. 1970, spa­ni­scher Jurist, Schrift­stel­ler und Lite­ra­tur­kri­ti­ker. Für sei­nen auch ins Deut­sche über­setz­ten Roman „La Tem­pe­stad“ („Trü­ge­ri­sches Licht der Nacht“) erhielt er 1997 den Pre­mio Pla­ne­ta, den höchst­do­tier­ten Lite­ra­tur­preis Spa­ni­ens. Sein Roman „Las más­ca­ras del héroe“ („Die Mas­ken des Hel­den“) gilt als einer der hun­dert bedeu­tend­sten spa­nisch­spra­chi­gen Roma­ne des 20. Jahr­hun­derts. 2021 ver­öf­fent­lich­te er „Una biblio­te­ca en el oasis“ („Eine Biblio­thek in der Oase“) über christ­li­che Lite­ra­tur von Autoren wie G. K. Che­ster­ton, Hilai­re Bel­loc, Geor­ges Ber­na­nos, Gra­ham Green, Leo­nar­do Castel­la­ni, John Hen­ry New­man, Robert Hugh Ben­son u. a. m.

Bild: Youtube/​Comunità di San­t’E­gi­dio (Screen­shot)

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