
(Rom) Am vergangenen 16. Dezember wurde der ehemalige Apostolische Nuntius für Frankreich, Erzbischof Luigi Ventura, in Paris zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt. Der Vatikandiplomat wurde schuldig gesprochen, in den Jahren 2018/2019 drei Männer während öffentlicher Ereignisse sexuell belästigt zu haben. Das Urteil erging einen Tag vor dem 84. Geburtstag von Papst Franziskus. Dieser hatte Ventura am Beginn seines Pontifikats in der engeren Auswahl für den Posten des vatikanischen Staatssekretärs.
Die Strafe wurde auf Bewährung ausgesetzt, dennoch ist der Imageschaden erheblich. Der 76jährige Diplomat muß 13.000 Euro Schadenersatz an die Opfer zahlen und die Gerichtskosten übernehmen.
Der Skandal platzte im Februar 2019. Der Heilige Stuhl entschloß sich zu einem bisher beispiellosen Schritt und hob die diplomatische Immunität Venturas auf. Dieser mußte sich daher vor der französischen Justiz verantworten.
Das Bekanntwerden des ersten Falles ließ weitere Opfer auftreten. Erzbischof Ventura war bei der Urteilsverkündung am Mittwoch der Vorwoche nicht anwesend.
Das vatikanische Presseamt beschränkte sich am 18. Dezember auf eine knappe Stellungnahme, mit der gesagt wurde, daß der Heilige Stuhl das Urteil „zur Kenntnis“ genommen habe. Gleichzeitig wurde betont, daß Venturas Anwalt die Unschuld seines Mandanten bekräftigte. Grundsätzlich bestätigte der Heilige Stuhl jedoch den Respekt vor der französischen Justiz. Msgr. Ventura habe stets seinen Willen betont, mit dieser zusammenzuarbeiten.
Msgr. Ventura war von Papst Franziskus 2013 in die engere Auswahl als vatikanischer Staatssekretär genommen worden, den höchsten Posten an der Römischen Kurie. Dieses Amt erhielt dann mit Pietro Parolin ein anderer Vatikandiplomat, während Ventura als Botschafter des Papstes in Paris blieb. Dort übte er als Apostolischer Nuntius bis zu seiner Abberufung am 19. Dezember 2019 das protokollarische Amt des Doyens des französischen Diplomatischen Corps aus.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)