Am 2. September 1686, vor 333 Jahren, konnte die Heilige Liga die Burg von Buda (Ofen) von den Türken befreien.
Am Tag des Triumphs wurde vergangene Woche auch des Retters von Ungarn, des seligen Papstes Innozenz XI. gedacht. An seinem Denkmal im Burgviertel der ungarischen Hauptstadt wurde ein Kranz niedergelegt und in der Matthiaskirche, ebendort, ein Dankgottesdienst abgehalten. Das Denkmal für den Papst war anläßlich der 250-Jahrfeiern zum Dank für Türkenbefreiung auf dem Andreas-Hess-Platz errichtet worden.
„Über den militärischen Erfolg hinaus, ist die Rückeroberung Budas ein wichtiger Meilenstein für das Überleben unserer Nation gewesen. Durch diese Erinnerung wollen wir betonen, dass wir Ungarn auch in Zukunft nach unseren Traditionen und Werten zu leben gedenken und diese auch zu jeder Zeit schützen müssen. Dies sei unsere gemeinsame Verantwortung.“
Dies sagte Alexandra Szalay-Bobrovniczky, die stellvertretende Oberbürgermeisterin von Budapest. Sie gedachte in ihrer Rede auch des sel. Innozenz XI., der neben der Erneuerung des religiösen Lebens der Kirche die Zurückdrängung der muslimischen Eroberer aus Europa als seine Hauptaufgabe betrachtete. Für dieses Ziel setzte er alle seine diplomatischen Kräfte und sein ganze moralische Autorität ein und organisierte einen europaweiten Kreuzzug.
Durch die Beendigung der eineinhalb Jahrhunderte andauernden Besatzung verdiente er sich unermeßliche Verdienste. Deshalb gebührt ihm zurecht der Titel „Retter Ungarns“, wie die stellvertretende Oberbürgermeisterin betonte.
In seiner feierlichen Rede sprach Mátyás Kéthelyi, Präsident der Actio Christiana und Organisator der Gedenkveranstaltung, von der Bedeutung von Glaube und Mission sowie Stärke und Einheit. Wie er sagte, könnten die Befreier von Buda gerade in diesen Punkten den heutigen Christen ein Beispiel geben.
Wenn sie nämlich keinen tiefen Glauben und ein daraus resultierendes Missionsbewußtsein gehabt und die Spaltung, die Europa zu jener Zeit trennte, nicht überwunden hätten, wären sie nicht in der Lage gewesen, die Heiden zu vertreiben, die noch heute in Budapest wären.
Zu jener Zeit sprachen die Christen nicht über Dialog. Sie wußten, daß man gegen die Heiden aus dem bequemen Sessel aufstehen mußte, fügte Kéthelyi hinzu. Er betonte, daß es zu jener Zeit nicht einfach um einen ungarisch-türkischen Krieg ging. Es war ein Religionskrieg, ein Kampf gegen den Islam. Deshalb müssen wir über den triumphalen Sieg über die Eroberer hinaus in erster Linie Gott und der Jungfrau Maria dankbar sein, die den christlichen Armeen zum Sieg verholfen haben, so der Vorsitzende von Actio Christiana.
Nach der Kranzniederlegung fand zum Dank in der nahegelegenen Matthiaskirche ein levitiertes Hochamt im überlieferten Ritus statt, dem im Geist jener Zeit und dem Vorbild nach dem Sieg eine Dankprozession um die Kirche folgte.
Wer ist die Actio Christiana?
Die Actio Christiana ist eine christliche NGO, deren Ziel die Wiederbelebung und Verbreitung ungarischer und mitteleuropäischer religiöser und christlich geprägter Traditionen und Volkstraditionen ist.
Dazu gehören am Palmsonntag die Wiederbelebung des dargestellten Einzugs Jesu in Jerusalem auf dem Rücken eines Esels; die Biersegnung am Florianitag im Mai; der hier geschilderte Gedenkgottesdienst in September im Burgviertel von Buda; die Pflege des St. Martinsumzugs mit Laternen im November und des Nikolausumzugs im Dezember, vorwiegend in der Innenstadt von Budapest.
Diese Traditionen waren während der kommunistischen Herrschaft mehr als 40 Jahre lang nicht mehr erlaubt. Ihre Wiederbelebung ist daher nur Schritt für Schritt möglich.
Die Bedeutung der Rückeroberung
Ungarn befand sich seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im ständigen Kampf mit dem sich ausbreitenden Osmanischen Reich. 1354 hatten die Osmanen den ersten Brückenkopf auf europäischem Boden besetzt. Von da an drängten sich gegen das christliche Europa vor, das sie zu erobern und zu unterwerfen versuchten.
Unter der großen Überzahl der osmanischen Armee brach 1526, in der Schlacht von Mohács, das mittelalterliche Königreich Ungarn jedoch zusammen. Die Türken fielen noch im selben Jahr in der Hauptstadt Buda ein, verließen die Stadt aber wieder. Der Mittelpunkt des Landes geriet erst 1541 vollständig unter türkische Herrschaft, unter der er aber die nächsten 145 Jahre bleiben sollte.
Die eineinhalb Jahrhunderte lange Besatzung durch die Osmanen riß Ungarn in Stücke. Die andauernden Kriege verwüsteten den größeren Teil des Landes. Die muslimischen Eroberer führten Hunderttausende von Christen in Ketten ab und versklavten sie. Weitere Hunderttausende starben im Kampf den Heldentod oder fielen den feindlichen Brandschatzungen zum Opfer.
Dieses ausgeblutete Ungarn wäre damals alleine nicht in der Lage gewesen, sich von den Fesseln des Osmanischen Reiches zu befreien. Dazu war ein europäischer Zusammenschluß von Nöten.
Dem seligen Papst Innozenz XI. gelang es unter großer Mühe diesen Zusammenschluß in einem Europa herbeizuführen, das Jahrzehnte zuvor von Glaubenskriegen gequält und gespalten wurde.
Der starke Glaube unserer Vorfahren und die daraus resultierende mutige Haltung führte schließlich am 2. September 1686 bei Buda zum Sieg der christlichen Armeen. Dieser Triumph machte es möglich, daß in den folgenden zehn Jahren Ungarn völlig befreit und zur Schutzbastion der Christenheit werden konnte.
Als der selige Innozenz XI. die Nachricht vom Sieg erhielt, verordnete er den Tag der Befreiung in der ganzen Weltkirche als Gedenktag des hl. Königs Stephan zu feiern.
Der Seelsorger der christlichen Armeen, der selige Marco d’Aviano, ein Kapuziner, zelebrierte am Tag des Sieges eine hl. Messe, der eine Prozession mit dem Allerheiligsten und der unter den Trümmern gefundenen „Schießpulver Madonna“ folgte.
Seit dem ist es in Buda Tradition, die Befreiung von der heidnischen Herrschaft zu feiern.
Bild: Actio Christiana/Benedek Sás/Wikicommons/matyas-templom.hu (Screenshots)