Buda eliberata – Vor 333 Jahren wurde Ungarns Hauptstadt befreit

Dankgottesdienst in der Matthiaskirche zur Befreiung von der heidnischen Herrschaft


Buda eliberata, Dankprozession anläßlich der Befreiung der ungarischen Hauptstadt vor 333 Jahren von der osmanischen Besatzung. Im Hintergrund das Reiterstandbild des heiligen Königs Stephan I.
Buda eliberata, Dankprozession anläßlich der Befreiung der ungarischen Hauptstadt vor 333 Jahren von der osmanischen Herrschaft. Im Hintergrund das Reiterstandbild des heiligen Königs Stephan I. auf der Fischerbastei.

Am 2. Sep­tem­ber 1686, vor 333 Jah­ren, konn­te die Hei­li­ge Liga die Burg von Buda (Ofen) von den Tür­ken befreien. 

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Am Tag des Tri­umphs wur­de ver­gan­ge­ne Woche auch des Ret­ters von Ungarn, des seli­gen Pap­stes Inno­zenz XI. gedacht. An sei­nem Denk­mal im Burg­vier­tel der unga­ri­schen Haupt­stadt wur­de ein Kranz nie­der­ge­legt und in der Mat­thi­as­kir­che, eben­dort, ein Dank­got­tes­dienst abge­hal­ten. Das Denk­mal für den Papst war anläß­lich der 250-Jahr­fei­ern zum Dank für Tür­ken­be­frei­ung auf dem Andre­as-Hess-Platz errich­tet worden.

„Über den mili­tä­ri­schen Erfolg hin­aus, ist die Rück­erobe­rung Budas ein wich­ti­ger Mei­len­stein für das Über­le­ben unse­rer Nati­on gewe­sen. Durch die­se Erin­ne­rung wol­len wir beto­nen, dass wir Ungarn auch in Zukunft nach unse­ren Tra­di­tio­nen und Wer­ten zu leben geden­ken und die­se auch zu jeder Zeit schüt­zen müs­sen. Dies sei unse­re gemein­sa­me Verantwortung.“

Dies sag­te Alex­an­dra Sza­lay-Bobrov­nicz­ky, die stell­ver­tre­ten­de Ober­bür­ger­mei­ste­rin von Buda­pest. Sie gedach­te in ihrer Rede auch des sel. Inno­zenz XI., der neben der Erneue­rung des reli­giö­sen Lebens der Kir­che die Zurück­drän­gung der mus­li­mi­schen Erobe­rer aus Euro­pa als sei­ne Haupt­auf­ga­be betrach­te­te. Für die­ses Ziel setz­te er alle sei­ne diplo­ma­ti­schen Kräf­te und sein gan­ze mora­li­sche Auto­ri­tät ein und orga­ni­sier­te einen euro­pa­wei­ten Kreuzzug. 

Alexandra Szalay-Bobrovniczky vor dem Denkmal von Papst Innozenz XI.
Buda­pests stv. Ober­bür­ger­mei­ste­rin vor dem Denk­mal für Papst Inno­zenz XI.

Durch die Been­di­gung der ein­ein­halb Jahr­hun­der­te andau­ern­den Besat­zung ver­dien­te er sich uner­meß­li­che Ver­dien­ste. Des­halb gebührt ihm zurecht der Titel „Ret­ter Ungarns“, wie die stell­ver­tre­ten­de Ober­bür­ger­mei­ste­rin betonte. 

In sei­ner fei­er­li­chen Rede sprach Máty­ás Kéthe­lyi, Prä­si­dent der Actio Chri­stia­na und Orga­ni­sa­tor der Gedenk­ver­an­stal­tung, von der Bedeu­tung von Glau­be und Mis­si­on sowie Stär­ke und Ein­heit. Wie er sag­te, könn­ten die Befrei­er von Buda gera­de in die­sen Punk­ten den heu­ti­gen Chri­sten ein Bei­spiel geben. 

Wenn sie näm­lich kei­nen tie­fen Glau­ben und ein dar­aus resul­tie­ren­des Mis­si­ons­be­wußt­sein gehabt und die Spal­tung, die Euro­pa zu jener Zeit trenn­te, nicht über­wun­den hät­ten, wären sie nicht in der Lage gewe­sen, die Hei­den zu ver­trei­ben, die noch heu­te in Buda­pest wären. 

Zu jener Zeit spra­chen die Chri­sten nicht über Dia­log. Sie wuß­ten, daß man gegen die Hei­den aus dem beque­men Ses­sel auf­ste­hen muß­te, füg­te Kéthe­lyi hin­zu. Er beton­te, daß es zu jener Zeit nicht ein­fach um einen unga­risch-tür­ki­schen Krieg ging. Es war ein Reli­gi­ons­krieg, ein Kampf gegen den Islam. Des­halb müs­sen wir über den tri­um­pha­len Sieg über die Erobe­rer hin­aus in erster Linie Gott und der Jung­frau Maria dank­bar sein, die den christ­li­chen Armeen zum Sieg ver­hol­fen haben, so der Vor­sit­zen­de von Actio Chri­stia­na.

Kéthely Mátyás, der Vorsitzende von Actio Christiana
Máty­ás Kéthe­lyi, der Vor­sit­zen­de von Actio Chri­stia­na, bei sei­ner Gedenkrede

Nach der Kranz­nie­der­le­gung fand zum Dank in der nahe­ge­le­ge­nen Mat­thi­as­kir­che ein levi­tier­tes Hoch­amt im über­lie­fer­ten Ritus statt, dem im Geist jener Zeit und dem Vor­bild nach dem Sieg eine Dank­pro­zes­si­on um die Kir­che folgte. 

Wer ist die Actio Christiana?

Die Actio Chri­stia­na ist eine christ­li­che NGO, deren Ziel die Wie­der­be­le­bung und Ver­brei­tung unga­ri­scher und mit­tel­eu­ro­päi­scher reli­giö­ser und christ­lich gepräg­ter Tra­di­tio­nen und Volks­tra­di­tio­nen ist. 

Dazu gehö­ren am Palm­sonn­tag die Wie­der­be­le­bung des dar­ge­stell­ten Ein­zugs Jesu in Jeru­sa­lem auf dem Rücken eines Esels; die Bier­seg­nung am Flo­ria­ni­tag im Mai; der hier geschil­der­te Gedenk­got­tes­dienst in Sep­tem­ber im Burg­vier­tel von Buda; die Pfle­ge des St. Mar­tins­um­zugs mit Later­nen im Novem­ber und des Niko­laus­um­zugs im Dezem­ber, vor­wie­gend in der Innen­stadt von Budapest. 

Die­se Tra­di­tio­nen waren wäh­rend der kom­mu­ni­sti­schen Herr­schaft mehr als 40 Jah­re lang nicht mehr erlaubt. Ihre Wie­der­be­le­bung ist daher nur Schritt für Schritt möglich.

Gemälde von Gyula von Benczur: „Rückeroberung von Buda“ (1896)
Gemäl­de von Gyu­la von Ben­c­zur: „Rück­erobe­rung von Buda“ (1896)

Die Bedeutung der Rückeroberung

Ungarn befand sich seit der zwei­ten Hälf­te des 14. Jahr­hun­derts im stän­di­gen Kampf mit dem sich aus­brei­ten­den Osma­ni­schen Reich. 1354 hat­ten die Osma­nen den ersten Brücken­kopf auf euro­päi­schem Boden besetzt. Von da an dräng­ten sich gegen das christ­li­che Euro­pa vor, das sie zu erobern und zu unter­wer­fen versuchten.

Matthiaskirche mit der damals wunderbar wiedergefundenen Marienstatue
Mat­thi­as­kir­che mit der damals wun­der­sam auf­ge­fun­de­nen Mari­en­sta­tue mit Jesuskind

Unter der gro­ßen Über­zahl der osma­ni­schen Armee brach 1526, in der Schlacht von Mohács, das mit­tel­al­ter­li­che König­reich Ungarn jedoch zusam­men. Die Tür­ken fie­len noch im sel­ben Jahr in der Haupt­stadt Buda ein, ver­lie­ßen die Stadt aber wie­der. Der Mit­tel­punkt des Lan­des geriet erst 1541 voll­stän­dig unter tür­ki­sche Herr­schaft, unter der er aber die näch­sten 145 Jah­re blei­ben sollte. 

Die ein­ein­halb Jahr­hun­der­te lan­ge Besat­zung durch die Osma­nen riß Ungarn in Stücke. Die andau­ern­den Krie­ge ver­wü­ste­ten den grö­ße­ren Teil des Lan­des. Die mus­li­mi­schen Erobe­rer führ­ten Hun­dert­tau­sen­de von Chri­sten in Ket­ten ab und ver­sklav­ten sie. Wei­te­re Hun­dert­tau­sen­de star­ben im Kampf den Hel­den­tod oder fie­len den feind­li­chen Brand­schat­zun­gen zum Opfer.

Die­ses aus­ge­blu­te­te Ungarn wäre damals allei­ne nicht in der Lage gewe­sen, sich von den Fes­seln des Osma­ni­schen Rei­ches zu befrei­en. Dazu war ein euro­päi­scher Zusam­men­schluß von Nöten. 

Heilige Messe zum Dank für die Befreiung vor 333 Jahren
Levi­tier­tes Hoch­amt zum Dank für die Befrei­ung vor 333 Jahren

Dem seli­gen Papst Inno­zenz XI. gelang es unter gro­ßer Mühe die­sen Zusam­men­schluß in einem Euro­pa her­bei­zu­füh­ren, das Jahr­zehn­te zuvor von Glau­bens­krie­gen gequält und gespal­ten wurde.

Der star­ke Glau­be unse­rer Vor­fah­ren und die dar­aus resul­tie­ren­de muti­ge Hal­tung führ­te schließ­lich am 2. Sep­tem­ber 1686 bei Buda zum Sieg der christ­li­chen Armeen. Die­ser Tri­umph mach­te es mög­lich, daß in den fol­gen­den zehn Jah­ren Ungarn völ­lig befreit und zur Schutz­ba­sti­on der Chri­sten­heit wer­den konnte. 

Prozession am 2. September 2019
Mat­ti­as­kir­che: Pro­zes­si­on am 2. Sep­tem­ber 2019

Als der seli­ge Inno­zenz XI. die Nach­richt vom Sieg erhielt, ver­ord­ne­te er den Tag der Befrei­ung in der gan­zen Welt­kir­che als Gedenk­tag des hl. Königs Ste­phan zu feiern. 

Der Seel­sor­ger der christ­li­chen Armeen, der seli­ge Mar­co d’A­via­no, ein Kapu­zi­ner, zele­brier­te am Tag des Sie­ges eine hl. Mes­se, der eine Pro­zes­si­on mit dem Aller­hei­lig­sten und der unter den Trüm­mern gefun­de­nen „Schieß­pul­ver Madon­na“ folgte. 

Seit dem ist es in Buda Tra­di­ti­on, die Befrei­ung von der heid­ni­schen Herr­schaft zu feiern. 

Bild: Actio Christiana/​Benedek Sás/Wikicommons/matyas-templom.hu (Screen­shots)

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