
(Paris) In der französischen Hauptstadt fand vor wenigen Tagen am Hauptsitz des Großorient von Frankreich ein „beispielloser Prozeß“ statt, so Corrispondenza Romana. Wem haben die französischen Freimaurer den Prozeß gemacht?
Die französischen Medien bewahren geradezu eiserne Funkstille. Das Ereignis wird wie ein Staatsgeheimnis behandelt. Durchbrochen wurde das Schweigen durch Medias-Presse. Der katholische Pressedienst meldete, was sich am vergangenen 22. Mai hinter verschlossenen Türen ereignete.

Frankreichs ehemaliger, sozialistischer Staatspräsident François Hollande (2012–2017) wurde von der Loge Roger Leray offiziell vorgeladen. Dieser Loge gehört auch Jean-Luc Melenchon an, Abgeordneter sowohl zum Französischen Parlament als auch zum Europäischen Parlament sowie Anführer der radikalen Linken in Frankreich (La France insoumise).
Melenchon war neben Emmanuel Macron der einzige Kandidat für das Präsidentenamt, den der Großorient Mitte 2016 offiziell zu einer Anhörung eingeladen hatte. Die beschürzten Brüder entschieden sich dann aber für Macron.
Die Loge Roger Leray gilt als eine Art von „politischer Werkstatt“ des Großorients. Ihr Meister vom Stuhl ist kein Geringerer als Gilbert Abergel, der ehemalige Großmeister des Großorients.
Am 22. Mai versammelten sich an die 80 Freimaurer, darunter gleich vier ehemalige Großmeister, neben Abergel auch Philippe Guglielmi, Daniel Keller und Patrick Kessel. Am Hauptsitz des Großorients hatte sich die Creme de la Creme der der Logenbrüder Frankreichs dieser Freimaurerobödienz eingefunden.
Hollande mußte eine Art von mündlicher Prüfung bestehen. „Man kann es auch einen Prozeß nennen.“ Unter anderem sei er gefragt worden, warum er nicht das 2012 gemachte Versprechen gehalten habe, Teile der Gesetzgebung zur Trennung von Staat und Kirche vom Beginn des 20. Jahrhunderts in die Verfassung aufzunehmen, darunter die Einführung eines Staatslaizismus.
Hollande verteidigte sich, so Medias-Presse, mit dem Verweis auf den Widerstand der rechten Opposition.
Corrispondenza Romana stellte dazu die Frage:
„Nur eine Frage: Ist das alles normal in einem wirklich demokratischen Land?“
Text: Andreas Becker
Bild: Corrispondenza Romana