Papst ändert Pallien-Zeremonie: Keine feierliche Investitur der Erzbischöfe mehr in Rom


Papst Franziskus verleiht das Pallium 2014
Papst Fran­zis­kus wird das Pal­li­um nicht mehr verleihen

(Rom) Papst Fran­zis­kus hat Ände­run­gen an der Zere­mo­nie zur Ver­lei­hung des Pal­li­ums an die Metro­po­li­ten vor­ge­nom­men. Es wird künf­tig nicht mehr der Papst sein, der den neu­en resi­die­ren­den Erz­bi­schö­fen das Pal­li­um in einer fei­er­li­chen öffent­li­chen Zere­mo­nie im Peters­dom auf­legt. Sie sol­len es künf­tig in „pri­va­ter Form“ durch den jewei­li­gen Apo­sto­li­schen Nun­ti­us ihres Lan­des erhalten.

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Begrün­det wird die Ände­rung, um dadurch die „Syn­oda­li­tät“ zu stär­ken, indem die Bischö­fe der zum Erz­bis­tum gehö­ren­den Suf­fra­gan­bis­tü­mer an der Inve­sti­tur teil­neh­men können.

Die Neue­rung geht aus einem Brief des päpst­li­chen Zere­mo­nien­mei­sters Msgr. Gui­do Mari­ni her­vor, den die­ser am 12. Janu­ar 2015 an alle Nun­tia­tu­ren ver­schick­te, wie der Vati­ka­nist Gerard O’Connell bekannt­mach­te. Dar­in erläu­tert Mari­ni die vom Papst vor­ge­nom­me­nen Änderungen.

Pallium Ausdruck der Teilhabe an der päpstlichen Hirtengewalt

Wolle von zwei Lämmern
Wol­le von zwei Lämmern

Bis­her wur­de das Pal­li­um jeweils am 29. Juni, dem Fest der Apo­stel­für­sten Petrus und Pau­lus fei­er­lich im Peters­dom allen Metro­po­li­ten unter den Erz­bi­schö­fen ver­lie­hen, die im Vor­jahr ernannt wor­den waren. Das Pal­li­um ist eine lit­ur­gi­sche Insi­gnie. Es bringt die ple­ni­tu­do pote­sta­tis, die Voll­ge­walt zum Aus­druck, daß der Ober­hir­te in sei­ner Kir­chen­pro­vinz an der päpst­li­chen Hir­ten­ge­walt teil­hat und die­se in sei­ner Pro­vinz ver­tritt. Sie ist Aus­druck sei­ner geist­li­chen und recht­li­chen Auto­ri­tät in Ein­heit mit Rom. Der Erz­bi­schof trägt das Pal­li­um in sei­ner Kathe­dra­le und allen Kir­chen sei­ner Kirchenprovinz.

Mehr als 1600 Jahre alte Zeremonie

Die Pal­li­en wer­den aus der Wol­le zwei­er männ­li­cher Läm­mer her­ge­stellt, die von den Trap­pi­sten­mön­chen der Abtei del­le Tre Fon­ta­ne auf­ge­zo­gen wer­den. Jähr­lich wer­den dem regie­ren­den Papst die bei­den Läm­mer über­ge­ben, die am 21. Janu­ar, dem Gedenk­tag der hei­li­gen Agnes, in der ihr geweih­ten Basi­li­ka in Rom geseg­net wer­den. Die hei­li­ge Agnes, ein Kind von 12 oder 13 Jah­ren, erlitt 305 in Rom das Mar­ty­ri­um. Sie hat­te sich in den Augen der staat­li­chen Ver­fol­ger dop­pelt schul­dig gemacht, weil sie sich wei­ger­te, ihrem Glau­ben an Chri­stus abzu­schwö­ren und ihrem Keusch­heits­ge­lüb­de, das sie abge­legt hat­te. Die Läm­mer sind ihr Sym­bol, weil sie durch einen geziel­ten Schwert­stoß hin­ge­rich­tet wur­de, wie man damals Läm­mer töte­te. Das Lamm als Sym­bol für Chri­stus stellt die Erz­bi­schö­fe als höch­ster Stu­fe in der Apo­sto­li­schen Suk­zes­si­on in Zusam­men­hang mit der Mär­ty­rer­kir­che. Das Pal­li­um ist daher vor allem auch Sym­bol für den „guten Hir­ten“. Die Wol­le der gescho­re­nen Läm­mer wird von den Bene­dik­ti­ne­rin­nen des Klo­sters San­ta Ceci­lia in Tra­ste­ve­re zu den Pal­li­en gewoben.

Papst Franziskus (mangelnde) „Sensibilität“ für das Sakrale

Papst Fran­zis­kus mach­te 2014 eine der weni­gen bis­her ver­bor­ge­nen, weil beson­ders intim mit der Kir­chen­ver­fas­sung zusam­men­hän­gen­de Zere­mo­nie der Über­ga­be und Seg­nung der Läm­mer zum öffent­li­chen Medienspektakel.

Nun kappt Papst Fran­zis­kus die Ver­lei­hungs­ze­re­mo­nie dort, wo sie sicht­bar die Ver­bun­den­heit der Metro­po­li­ten mit Rom und deren Teil­ha­be an der päpst­li­chen Hir­ten­ge­walt zum Aus­druck bringt. Künf­tig wird der Papst das Pal­li­um am Hoch­fest Peter und Paul seg­nen. Die Inve­sti­tur erfolgt jedoch in sei­ner Diö­ze­se durch einen Ver­tre­ter des Pap­stes, so Gui­do Mari­ni an die Nuntien.

2015 Verleihung noch in Rom, aber nur „privat aus der Hand des Heiligen Vaters“

Erzbischöfe nach der Verleihung des Palliuma im Petersdom
Erz­bi­schö­fe nach der Ver­lei­hung des Pal­li­uma im Petersdom

Die Neu­re­ge­lung gilt bereits für das kom­men­de Fest der bei­den Apo­stel­für­sten. Am 29. Juni 2015 wer­de Papst Fran­zis­kus die neu­ernann­ten Metro­po­li­ta­nerz­bi­schö­fe zwar nach Rom ein­la­den, um mit ihm zu kon­ze­le­brie­ren. Das Pal­li­um wer­den die Anwe­sen­den jedoch im Anschluß „pri­vat aus der Hand des Hei­li­gen Vaters“ erhal­ten. Eine fei­er­li­che und öffent­li­che Inve­sti­tur wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se, bei der die Erz­bi­schö­fe vor dem Papst nie­der­knien und von ihm das Pal­li­um auf­ge­legt bekom­men, wird es nicht mehr geben.

Aus dem Schrei­ben des päpst­li­chen Zere­mo­nien­mei­sters geht her­vor, daß der jewei­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us der päpst­li­che „Ver­tre­ter“ ist, der die Inve­sti­tur vor Ort und „mit der Teil­nah­me der Bischö­fe der Suf­fra­gan­bis­tü­mer“ vornimmt.

Die Ände­rung der seit dem 4. Jahr­hun­dert beleg­ten Zere­mo­nie soll dazu die­nen, „die Teil­nah­me der Orts­kir­che in die­sem wich­ti­gen Moment zu begünstigen“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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4 Kommentare

  1. Berg­o­gli­ac­cio zeigt dan­kens­wer­ter Wei­se, daß er nicht Papst ist. Auch Dämo­nen müs­sen unter dem Ein­fluß Chri­sti die Wahr­heit beken­nen. Wer Augen hat, der sehe!

  2. Nein, das ist wirk­lich nicht der Papst!
    Und es ist gera­de­zu wahn­sin­nig, die­se (und die ver­gleich­ba­ren jüng­sten) Vor­gän­ge mit denen um Johan­nes XXII und Bene­dikt XII. zu vergleichen!

  3. Para­dox erscheint in die­sem Zusam­men­hang die pit­to­res­ke Seg­nung der Agnes­läm­mer – übri­gens ein tier­schutz­recht­lich frag­wür­di­ges Unter­fan­gen, denn die erbar­mungs­wür­di­gen Krea­tu­ren schie­nen heu­er mit seda­tiv­en Dro­gen (Schlaf­mit­teln) gera­de­zu abge­füllt wor­den zu sein.
    Ich den­ke, der Sym­bol­wert eines Pal­li­ums liegt nicht bei Läm­mer­seg­nung und woll­ver­ar­bei­ten­den Non­nen, son­dern am Akt der Verleihung.
    Papst Fran­zis­kus scheint das Para­do­xe zu lie­ben: das Pal­li­um bringt der Nun­ti­us, Haupt­sa­che, die Wol­le ist von männ­li­chen Scha­fen, von rei­nen Frau­en­hän­den versponnen.…
    Widersinnig.

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