
Ein Porträt des letzten byzantinischen Kaisers Konstantin XI. Palaiologos wurde in Griechenland entdeckt. Das Fresko wurde in einem Kloster in Egilalia in der Region Achaia im Westen Griechenlands gefunden.
Konstantin XI. Palaiologos regierte das Byzantinische Reich für einen kurzen Zeitraum zwischen dem 6. Januar 1449 und dem 29. Mai 1453. Er fiel im Kampf zur Verteidigung von Konstantinopel gegen die osmanischen Truppen. Bisher waren nur Darstellungen bekannt, die nach seinem Tod entstanden sind. Das Fresko ist nicht nur das einzige zu Lebzeiten des Kaisers entstandene Bildnis, sondern auch das letzte bekannte Porträt eines byzantinischen Kaisers.
Auf dem Porträt trägt der Kaiser die Insignien des gekrönten Doppeladlers, des Symbols der Dynastie der Palaiologen, der am längsten das Byzantinische Reich regierenden Herrscherfamilie. Die Dynastie stellte von Michael VIII. bis Konstantin XI. in einem Zeitraum von zwei Jahrhunderten elf Kaiser.
Auf seinem Haupt trägt der Kaiser eine juwelenbesetzte Krone und hält ein kreuzförmiges Zepter. Sein purpurfarbener Mantel verdankt seine Farbe einer Flüssigkeit, die von den Drüsen der Meeresschnecke Bolinus brandaris produziert wird. Diese Flüssigkeit war unglaublich teuer und daher ausschließlich dem byzantinischen Hochadel vorbehalten.
Nach dem Fall von Konstantinopel wurden die Orte, an denen das Produkt aus den Drüsen dieser kostbaren Schnecken verarbeitet wurde, von den muslimischen Türken zerstört.
Man nimmt an, daß das Porträt das Werk eines Künstlers aus Mystras ist, einer Stadt südlich des Klosters Aigialeian, wo der junge Konstantin fünf Jahre lang lebte, bevor er den Kaiserthron bestieg. Das heilige Kloster von Pammegiston Taxiarchon, in dem das Porträt des byzantinischen Kaisers gefunden wurde, erhielt einst bedeutende finanzielle Zuwendungen der Palaiologen.
Die griechische Kulturministerin Lina Mendoni ist der Ansicht, daß es sich bei diesem Porträt um die einzige bekannte Darstellung von Konstantin XI. handelt, die zu Lebzeiten des Kaisers angefertigt wurde. Seine kurze Regierungszeit erlaubte es den Künstlern nicht, viele Porträts dieses Kaisers anzufertigen.
Der Fall Konstantinopels und der Untergang des Byzantinischen Reichs besiegelten mit dem Tod Konstantins XI. auch das Schicksal seiner Dynastie und des oströmischen Kaisertums, das seinen Ausgang im 4. Jahrhundert mit Konstantin dem Großen und der von ihm begonnenen Christianisierung des Reiches genommen hatte.
Nach 1100 Jahren wurde das Byzantinische Reich 1453 von den Türken erobert und beseitigt. Kaiser Johannes VIII. Palaiologos, der Bruder und Vorgänger von Konstantin XI., hatte das oströmische Reich von 1425 bis 1448 regiert. Mit einer hochrangigen Delegation war er nach Italien gereist und hatte 1439 am Konzil von Florenz teilgenommen. Dort unterzeichnete er zusammen mit dem Patriarchen von Konstantinopel Joseph II. das Dokument, mit dem die Kirchenunion und damit die Wiedervereinigung mit Rom besiegelt wurde. Damit war die Kirchenspaltung von 1054 überwunden. Kaiser und Patriarch unterstützten bis zum Fall Konstantinopels die Kirchenunion, die mit dem Sieg der Türken zunichtegemacht wurde.
Durch den Tod des Kaisers im Kampf um Konstantinopel ging die politische Macht auf die Türken über, die einen ihnen genehmen Patriarchen auf den Stuhl des Apostels Andreas setzten. Dieser Patriarch hatte im Interesse der neuen Machthaber, nach dem Prinzip von divide et impera, vor allem die Union mit Rom und damit die Einheit mit dem Abendland zu bekämpfen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
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