„Sie merken nicht, daß sie die Kirche zerstören“

Kardinal Müller über das Instrumentum laboris der Amazonassynode:


Kardinal Müller: „Gott steht über allem Geschaffenen“.
Kardinal Müller: „Gott steht über allem Geschaffenen“.

(Rom) „Die Ama­zo­nas­syn­ode ist ein Vor­wand, um die Kir­che zu ver­än­dern, und die Tat­sa­che, daß sie in Rom statt­fin­det, will den Beginn einer neu­en Kir­che unter­strei­chen.“ Mit die­sen Wor­ten kri­ti­siert Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler die bevor­ste­hen­de Son­der­syn­ode über das Ama­zo­nas-Tief­land, des­sen Agen­da dunk­le Schat­ten vor­aus­wirft. Der ehe­ma­li­ge Glau­bens­prä­fekt bestä­tigt die Befürch­tung, daß die von Papst Fran­zis­kus für kom­men­den Okto­ber ein­be­ru­fe­ne Syn­ode eine „ande­re Kir­che“ zum Ziel hat.

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Vor Kar­di­nal Mül­ler hat­te bereits Kar­di­nal Wal­ter Brand­mül­ler ein ver­nich­ten­des Urteil über das Instru­men­tum labo­ris, das Arbeits­do­ku­ment der Ama­zo­nas­syn­ode gefällt, das Grund­la­ge der Syn­ode sein wird. Das Arbeits­do­ku­ment wur­de von Papst Fran­zis­kus geneh­migt und ent­spricht somit sei­nem Willen.

Auch ande­re katho­li­sche Per­sön­lich­kei­ten und Medi­en haben die Syn­oden­vä­ter, deren genaue Zusam­men­set­zung noch nicht bekannt ist, bereits auf­ge­ru­fen, das Arbeits­do­ku­ment abzulehnen.

Ric­car­do Cascio­li, der Chef­re­dak­teur der katho­li­schen Online-Tages­zei­tung La Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na (NBQ), ver­öf­fent­lich­te gestern dazu ein Inter­view mit Kar­di­nal Müller.

Cascio­li: Emi­nenz, Sie sagen: „Sie wol­len die Kir­che ver­än­dern“, wel­ches sind die kla­re Signa­len eines sol­chen Willens?

Kar­di­nal Müller: Der Ansatz des Instru­men­tum laboris ist eine ideo­lo­gi­sche Sicht­wei­se, die kei­nen direk­ten Zusam­men­hang mit dem theo­lo­gi­schen Ansatz zur Selbst­of­fen­ba­rung Got­tes in Jesus Chri­stus, dem fleisch­ge­wor­de­nen Wort, wah­rer Gott und wah­rer Mensch, hat. Sie wol­len die Welt ret­ten, aber nach ihren Vor­stel­lun­gen, indem sie viel­leicht eini­ge Ele­men­te der Hei­li­gen Schrift und der apo­sto­li­schen Tra­di­ti­on ver­wen­den. Nicht von unge­fähr fin­det sich dar­in, obwohl von Offen­ba­rung, Schöp­fung, Sakra­men­ten und dem Ver­hält­nis zur Welt die Rede ist, fast kein sub­stan­ti­el­ler Bezug zu den Tex­ten des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils, die die­se Aspek­te defi­nie­ren. Dei Ver­bum, Lumen Gen­ti­um, Gau­di­um et Spes. Man redet nicht von der Wur­zel der Men­schen­wür­de, der Uni­ver­sa­li­tät des Heils, der Kir­che als uni­ver­sa­les Sakra­ment der Ret­tung der Welt. Es fin­den sich nur pro­fa­ne Ideen, über die man auch dis­ku­tie­ren kann, aber sie haben nichts mit der Offen­ba­rung zu tun.

Cascio­li: In die­sem Zusam­men­hang scheint mir wich­tig, die Nr. 39 des Instru­men­tum labo­ris zu erwäh­nen, wo von einem „gro­ßen und not­wen­di­gen Bereich des Dia­logs zwi­schen den Spi­ri­tua­li­tä­ten, den Bekennt­nis­sen und den Reli­gio­nen des Ama­zo­nas“ die Rede ist, was „eine freund­schaft­li­che Annä­he­rung der ver­schie­de­nen Kul­tu­ren ver­langt“. Und es heißt wei­ter: „Die nicht ehr­li­che Öff­nung gegen­über dem Ande­ren sowie eine kor­po­ra­ti­ve Hal­tung, die das Heil exklu­siv dem eige­nen Cre­do vor­be­hält, sind destruk­tiv, selbst für das eige­ne Credo.“

Kar­di­nal Mül­ler: Sie behan­deln unser Cre­do, als hand­le es sich dabei um unse­re euro­päi­sche Mei­nung. Das Cre­do ist aber die vom Hei­li­gen Geist erleuch­te­te Ant­wort auf die Offen­ba­rung Got­tes in Jesus Chri­stus, der in der Kir­che lebt. Es gibt kein ande­res Cre­do. Es gibt hin­ge­gen ande­re phi­lo­so­phi­sche Über­zeu­gun­gen oder mytho­lo­gi­sche Aus­drucks­for­men, aber nie­mand hat je zu sagen gewagt, daß bei­spiels­wei­se die Weis­heit des Pla­ton eine Offen­ba­rung Got­tes ist. In der erschaf­fe­nen Welt mani­fe­stiert Gott nur sei­ne Exi­stenz, sein Sein als Bezugs­punkt des Gewis­sens, des Natur­rechts, aber es gibt kei­ne ande­re Offen­ba­rung außer die von Jesus Chri­stus. Das Ver­ständ­nis von Lógos sper­ma­ti­kòs (die „Samen des Wor­tes“), vom Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil auf­ge­grif­fen, bedeu­tet nicht, daß die Offen­ba­rung Jesu Chri­sti in allen Kul­tu­ren unab­hän­gig von Jesus Chri­stus exi­stiert, so als sei Jesus nur eines die­ser Ele­men­te der Offen­ba­rung. Der hei­li­ge Justi­nus der Mär­ty­rer lehn­te alle heid­ni­schen Mytho­lo­gien ab und sag­te, daß die Ele­men­te der Wahr­heit in den Phi­lo­so­phien Eigen­tum Chri­sti sind (II Apol. 13), in dem alle Schät­ze der Weis­heit und der Erkennt­nis sind (Col 2,3).

Cascio­li: Also stim­men Sie mit Kar­di­nal Brand­mül­ler über­ein, wenn die­ser im Zusam­men­hang mit die­sem Doku­ment von „Häre­sie“ spricht?

Kar­di­nal Müller: Häre­sie? Nicht nur, es ist auch ein Man­gel an theo­lo­gi­scher Refle­xi­on. Der Häre­ti­ker kennt die katho­li­sche Glau­bens­leh­re und wider­spricht ihr. Hier aber macht man nur eine gro­ße Ver­wir­rung, und das Zen­trum von allem ist nicht Jesus Chri­stus, son­dern sind sie selbst und ihre mensch­li­chen Ideen zur Ret­tung der Welt.

Cascio­li: Im Doku­ment wird als Modell der ganz­heit­li­chen Öko­lo­gie die „Kos­mo­vi­si­on“ der indi­ge­nen Völ­ker ver­tre­ten, die eine Kon­zep­ti­on sei, laut der Gei­ster und Gott­hei­ten „mit und im Ter­ri­to­ri­um mit der Natur und im Ver­hält­nis zu die­ser wir­ken“. Und sie wird mit dem „Man­tra von Fran­zis­kus: ‚Alles ist mit­ein­an­der ver­bun­den‘“ (Nr. 25) in Zusam­men­hang gebracht.

Kar­di­nal Müller: Die „Kos­mo­vi­si­on“ ist eine pan-natu­ra­li­sti­sche oder – im moder­nen, euro­päi­schen Kon­text – eine mate­ria­li­sti­sche Kon­zep­ti­on, die jener des Mar­xis­mus ähnelt: Am Ende kön­nen wir tun, was wir wol­len. Gott ist nicht die Natur, wie es Baruch de Spi­no­za (1632–1677) for­mu­lier­te. Wir aber glau­ben an Gott, den Schöp­fer des Uni­ver­sums. Die Schöp­fung exi­stiert für die Ver­herr­li­chung Got­tes, aber sie ist auch eine Her­aus­for­de­rung für uns, die wir geru­fen sind, mit dem heil­brin­gen­den Wil­len Got­tes für alle Men­schen zusam­men­zu­ar­bei­ten. Unse­re Auf­ga­be ist es nicht, die Natur zu bewah­ren, so wie sie ist. Wir haben viel­mehr die Ver­ant­wor­tung für den Fort­schritt der Mensch­heit in der Erzie­hung, der sozia­len Gerech­tig­keit, für den Frie­den zwi­schen den Völ­kern. Des­halb bau­en die Katho­li­ken Schu­len und Kran­ken­häu­ser, denn auch das ist Teil der Mis­si­on der Kir­che. Man kann nicht die Natur idea­li­sie­ren, als wäre der Ama­zo­nas eine Art Para­dies, denn die Natur ist nicht immer freund­lich gegen­über dem Men­schen. Im Ama­zo­nas gibt es wil­de Tie­re, Infek­tio­nen, Krank­hei­ten. Und auch die dor­ti­gen Kin­der und Jugend­li­chen haben ein Recht auf eine gute Aus­bil­dung und den Zugang zu einer moder­nen Medi­zin. Man kann nicht nur die tra­di­tio­nel­le Medi­zin idea­li­sie­ren, wie es in die­sem Syn­oden­do­ku­ment geschieht. Eine Sache ist es, Kopf­schmer­zen zu behan­deln, eine ande­re Sache ist es aber, wenn es um ern­ste Krank­hei­ten und kom­pli­zier­te Ope­ra­tio­nen geht. Der Mensch hat nicht nur das Recht, son­dern auch die Pflicht, alles zu tun, die Gesund­heit zu erhal­ten oder wie­der­her­zu­stel­len. Auch das Kon­zil wer­tet die moder­ne Wis­sen­schaft auf, weil wir dank ihr vie­le Krank­hei­ten besiegt, die Kin­der­sterb­lich­keits­ra­te gesenkt und die Gefah­ren für die Müt­ter redu­ziert haben. Die moder­ne Tech­nik ist ja nicht an sich des Teu­fels, hat aber dazu zu die­nen, die vie­len Pro­ble­me der mensch­li­chen Exi­stenz zu lösen. Die Chri­sten haben eine Ver­ant­wor­tung für die För­de­rung des zeit­li­chen All­ge­mein­wohls (Gau­di­um et Spes, 34ff), ohne es aber mit dem ewi­gen Heil zu verwechseln.

Cascio­li: Die tra­di­tio­nel­len Kul­tu­ren und Reli­gio­nen der indi­ge­nen Ama­zo­nas­völ­ker wer­den aber als Modell der Har­mo­nie mit der Natur beschrieben.

Kar­di­nal Mül­ler: Seit der Ursün­de gibt es kei­ne Har­mo­nie mehr mit der Natur. Oft ist sie der Feind des Men­schen, in jedem Fall aber ist sie ambi­va­lent. Den­ken wir an die vier Ele­men­te: Erde, Feu­er, Was­ser und Luft. Erd­be­ben, Brän­de, Über­schwem­mun­gen, Stür­me sind alles Aus­drucks­for­men der Natur und Gefah­ren für den Men­schen. Der Mensch sei­ner­seits ist zum Feind sei­nes Bru­ders gewor­den anstatt sein Freund zu sein (Ehe­bruch, Raub, Lüge, Mord, Krieg). „Denn wir wis­sen, daß die gesam­te Schöp­fung bis zum heu­ti­gen Tag seufzt und in Geburts­we­hen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erst­lings­ga­be den Geist haben, seuf­zen in unse­rem Her­zen und war­ten dar­auf, daß wir mit der Erlö­sung unse­res Lei­bes als Söh­ne offen­bar wer­den“ (Röm 8,22–23).

Cascio­li: Alles wird mit dem Schlüs­sel einer ver­pflich­ten­den „öko­lo­gi­schen Umkehr“ gelesen…

Kar­di­nal Müller: Wir müs­sen auf abso­lu­te Wei­se Begrif­fe wie „öko­lo­gi­sche Umkehr“ ableh­nen. Es gibt nur die Umkehr zum Herrn, und als Kon­se­quenz gibt es auch das Wohl der Natur. Wir kön­nen nicht aus dem Öko­lo­gis­mus eine neue Reli­gi­on machen. Da sind wir bei einem pan­the­isti­schen Ver­ständ­nis, das abzu­leh­nen ist. Der Pan­the­is­mus ist nicht nur eine Theo­rie über Gott, son­dern auch Ver­ach­tung des Men­schen. Der Gott, der mit der Natur gleich­ge­setzt wird, ist kei­ne Per­son. Der Schöp­fer­gott aber hat uns nach Sei­nem Eben­bild erschaf­fen. Im Gebet haben wir eine Bezie­hung zu Gott, der uns zuhört, der ver­steht, was wir brau­chen, und nicht einen Mysti­zis­mus, in dem wir die per­sön­li­che Iden­ti­tät auf­lö­sen kön­nen. „Denn ihr habt nicht einen Geist emp­fan­gen, der euch zu Skla­ven macht, so daß ihr euch immer noch fürch­ten müß­tet, son­dern ihr habt den Geist emp­fan­gen, der euch zu Söh­nen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15).

Die im März 2018 von Papst Franziskus eingesetzte Vorsynoden-Kommission, mit den Kardinälen Hummes und Baldisseri an der Spitze.
Die im März 2018 von Papst Fran­zis­kus ein­ge­setz­te Vor­syn­oden-Kom­mis­si­on, mit den Kar­di­nä­len Hum­mes und Bal­dis­se­ri an der Spitze.

Cascio­li: Und man soll die „Mut­ter Erde“ achten.

Kar­di­nal Müller: Unse­re Mut­ter ist eine Per­son und nicht die Erde. Und unse­re Mut­ter im Glau­ben ist Maria. Auch die Kir­che ist als Mut­ter beschrie­ben, da sie Braut Jesu Chri­sti ist. Die­se Wor­te dür­fen nicht infla­tio­när gebraucht wer­den. Eine Sache ist es, Respekt für alle Ele­men­te die­ser Welt zu haben, ein ganz ande­re, sie zu idea­li­sie­ren und zu ver­göt­tern. Die­se Gleich­set­zung Got­tes mit der Natur ist eine Form von Athe­is­mus, weil Gott von der Natur unab­hän­gig ist. Sie [die Autoren] igno­rie­ren völ­lig die Schöpfung.

Cascio­li: Bereits zu Beginn der 80er Jah­re des vori­gen Jahr­hun­derts sah der dama­li­ge Kar­di­nal Ratz­in­ger, daß in den Kir­chen nicht mehr über die Schöp­fung gepre­digt wur­de, und er sah die dra­ma­ti­schen Kon­se­quen­zen voraus.

Kar­di­nal Müller: In der Tat ent­ste­hen alle die­se Irr­tü­mer wegen der Ver­wir­rung zu Schöp­fer und Geschöpf, wegen der Gleich­set­zung Got­tes mit der Natur, was unter ande­rem den Poly­the­is­mus her­vor­bringt, weil jedem Natur­ele­ment eine Gott­heit zuge­schrie­ben wird. Gott aber ist nicht Teil sei­nes Wer­kes. Er ist sou­ve­rän und steht über allen geschaf­fe­nen Din­gen. Das ist kei­ne Ver­ach­tung, son­dern Hoch­ach­tung der Natur. Ein grund­le­gen­des Axi­om der katho­li­schen Theo­lo­gie sagt: Gra­tia non tol­lit naturam sed per­fi­cit eam (Tho­mas von Aquin, Sum­ma theo­lo­giae I, q. 1 a.8). Und die Men­schen sind nicht mehr Skla­ven der Ele­men­te, sie müs­sen nicht mehr den Gott des Feu­ers anbe­ten oder dem Feu­er­gott Opfer brin­gen, um uns mit einem Ele­ment zu ver­söh­nen, das uns angst macht. Der Mensch ist end­lich frei.

Cascio­li: In die­ser pan­the­isti­schen Sicht­wei­se, die sich das Instru­men­tum labo­ris zu eigen macht, ist  auch eine Kri­tik am Anthro­po­zen­tris­mus zu erken­nen, den die Kir­che kor­ri­gie­ren solle.

Kar­di­nal Mül­ler: Es ist eine absur­de Idee, behaup­ten zu wol­len, daß Gott nicht anthro­po­zen­trisch sei. Der Mensch ist der Mit­tel­punkt der Schöp­fung, und Jesus ist Mensch gewor­den. Er ist nicht eine Pflan­ze gewor­den. Das ist eine Häre­sie gegen die Men­schen­wür­de. Die Kir­che muß viel­mehr den Anthro­po­zen­tris­mus beto­nen. Das Leben des Men­schen ist unend­lich wür­di­ger als das Leben egal wel­chen Tie­res. Heu­te gibt es bereits einen Umsturz die­ses Prin­zips: Wenn ein Löwe in Afri­ka getö­tet wird, ist das ein welt­wei­tes Dra­ma, wenn aber hier die Kin­der im Mut­ter­leib getö­tet wer­den, ist das in Ord­nung. Auch Sta­lin behaup­te­te, daß die­se Zen­tra­li­tät der Men­schen­wür­de zu besei­ti­gen sei; so konn­te er vie­le Men­schen rufen, um einen Kanal zu gra­ben und sie zum Wohl der künf­ti­gen Gene­ra­tio­nen ster­ben zu las­sen. Dafür nüt­zen die­se Ideo­lo­gien, damit eini­ge über alle ande­ren herr­schen kön­nen. Gott aber ist anthro­po­zen­trisch, die Mensch­wer­dung ist anthro­po­zen­trisch. Die Ableh­nung des Anthro­po­zen­tris­mus rührt von einem Haß her auf sich selbst und auf die ande­ren Men­schen. Der Mensch in Chri­stus als Sohn des Vaters ist theo­zen­trisch, aber nie kos­mo­zen­trisch. Die Lie­be zu Gott über alles und die Lie­be zum Näch­sten, das ist das Gra­vi­ta­ti­ons­feld der mensch­li­chen Existenz.

Cascio­li: Ein ande­res magi­sches Wort von Instru­men­tum labo­ris ist die Inkul­tu­ra­ti­on, die mehr­fach mit der Inkar­na­ti­on in Ver­bin­dung gebracht wird.

Kar­di­nal Mül­ler: Die Inkar­na­ti­on fast als Syn­onym für Inkul­tu­ra­ti­on zu gebrau­chen, ist die erste Mysti­fi­zie­rung. Die Mensch­wer­dung ist ein ein­ma­li­ges, unwie­der­hol­ba­res Ereig­nis. Es ist das Wort, das sich in Jesus Chri­stus inkar­niert. Gott hat sich nicht in der jüdi­schen Reli­gi­on inkar­niert, er hat sich nicht in Jeru­sa­lem inkar­niert; Jesus Chri­stus ist ein­zig­ar­tig. Das ist ein grund­le­gen­der Punkt, weil die Sakra­men­te von der Inkar­na­ti­on abhän­gen. Sie sind Gegen­wart des fleisch­ge­wor­de­nen Wor­tes. Man darf bestimm­te Begrif­fe nicht miß­brau­chen, die im Chri­sten­tum von zen­tra­ler Bedeu­tung sind. Die Kir­che drückt sich in den Sym­bo­len der Kate­che­se und in der sekun­dä­ren Lit­ur­gie in den For­men der ver­schie­de­nen Kul­tu­ren aus. Die sakra­men­ta­len Sym­bo­le (Wort und Zei­chen) aber füh­ren die über­na­tür­li­che Gna­de des gegen­wär­ti­gen Chri­stus aus. Des­halb darf man die Lit­ur­gie nicht ver­ach­ten als „ein Muse­ums­stück oder Besitz von weni­gen“ (Nr. 124). Die „Sub­stanz der Sakra­men­te“ ist wich­ti­ger als die sekun­dä­ren Riten und kann nicht durch die kirch­li­che Auto­ri­tät geän­dert wer­den (Kon­zil von Tri­ent, 21. Sess., 1562, DH 1728).

Cascio­li: Keh­ren wir zur Inkul­tu­ra­ti­on zurück: Aus dem Syn­oden­do­ku­ment geht her­vor, daß alle Glau­bens­for­men der indi­ge­nen Völ­ker, ihre Riten und ihre Gebräu­che anzu­neh­men sind. Man fin­det sogar einen Bezug, wie sich das frü­he Chri­sten­tum in die grie­chi­sche Welt inkul­tur­iert hat. Und es heißt, so wie man es damals gemacht hat, so muß man es heu­te mit dem Volk des Ama­zo­nas machen.

Kar­di­nal Mül­ler: Die katho­li­sche Kir­che hat aber nie die grie­chi­schen und römi­schen Mythen akzep­tiert. Im Gegen­teil: Sie hat eine Gesell­schaft abge­lehnt, die mit der Skla­ve­rei die Men­schen ver­ach­te­te. Sie hat die impe­ria­li­sti­sche Kul­tur Roms abge­lehnt und die Päd­era­stie, die für die Grie­chen typisch war. Die Kir­che hat sich auf das Den­ken der grie­chi­schen Kul­tur bezo­gen, das soweit gelangt war, Ele­men­te zu erken­nen, die dem Chri­sten­tum über den Ver­stand den Weg öff­ne­ten. Das Ver­hält­nis zwi­schen geof­fen­bar­tem Glau­ben und mensch­li­chem Intel­lekt ist die Basis unse­rer Bezie­hung zu Gott, Ursprung und Ende der gan­zen Schöp­fung. Ari­sto­te­les hat nicht die zehn Kate­go­rien erfun­den: Sie exi­stie­ren bereits im Sein; er hat sie ent­deckt. So wie es in der moder­nen Wis­sen­schaft geschieht. Das betrifft nicht nur den Westen, es ist viel­mehr die Ent­deckung eini­ger Struk­tu­ren und Mecha­nis­men, die in der Natur vor­han­den sind. Das­sel­be gilt für das Römi­sche Recht, das nicht irgend­ein will­kür­li­ches System ist. Es ist viel­mehr die Ent­deckung eini­ger Rechts­grund­sät­ze, die die Römer in der Natur einer Gemein­schaft gefun­den haben. Mit Sicher­heit haben ande­re Kul­tu­ren nicht eine sol­che Tie­fe erreicht, aber wir leben den­noch nicht in der grie­chi­schen, römi­schen, goti­schen, lan­go­bar­di­schen oder frän­ki­schen Kul­tur. Das Chri­sten­tum hat die grie­chi­sche und römi­sche Kul­tur völ­lig ver­än­dert. Bestimm­te heid­ni­sche Mythen kön­nen eine päd­ago­gi­sche Dimen­si­on haben, die zum Chri­sten­tum hin­füh­ren, aber sie sind kei­ne Ele­men­te, auf denen das Chri­sten­tum gründet.

Cascio­li: In die­sem Pro­zeß der Inkul­tu­ra­ti­on, wer­den durch das Instru­men­tum labo­ris auch die Sakra­men­te neu gele­sen, vor allem was die hei­li­gen Wei­hen betrifft mit dem Vor­wand, daß es in einem so gro­ßen Gebiet zu wenig Prie­ster gibt. 

Kar­di­nal Müller: Und hier zeigt sich wie­der­um, daß der zugrun­de­lie­gen­de Ansatz sozio­lo­gisch und nicht theo­lo­gisch ist. Die Offen­ba­rung Got­tes in Chri­stus ist in den Sakra­men­ten gegen­wär­tig, und die Kir­che besitzt kei­ne Auto­ri­tät, die Sub­stanz der Sakra­men­te zu ändern. Sie sind kei­ne Riten, die uns gefal­len, und das Prie­ster­tum ist kei­ne sozio­lo­gi­sche Kate­go­rie, um eine Bezie­hung in der Gemein­schaft her­zu­stel­len. Jedes kul­tu­rel­le System hat sei­ne Riten und sei­ne Sym­bo­le, aber die Sakra­men­te sind gött­li­che Gna­den­mit­tel für alle Men­schen zu allen Zei­ten und an allen Orten. Des­halb kön­nen wir weder den Inhalt noch die Sub­stanz ändern. Und wir kön­nen auch nicht den Ritus ändern, wenn die­ser Ritus von Chri­stus selbst kon­sti­tu­iert ist. Wir kön­nen die Tau­fe nicht mit irgend­ei­ner Flüs­sig­keit voll­zie­hen, son­dern mit Natur­was­ser. Beim Letz­ten Abend­mahl hat Jesus Chri­stus nicht irgend­ein Getränk oder irgend­ei­ne Spei­se genom­men. Er hat Wein von Trau­ben und Wei­zen­brot genom­men. Eini­ge sagen: Aber der Wei­zen wächst im Ama­zo­nas nicht, neh­men wir etwas ande­res. Das ist aber nicht Inkul­tu­ra­ti­on. Sie wol­len nicht nur das ändern, was kirch­li­ches Recht ist, son­dern auch was gött­li­ches Recht ist. 

Cascio­li: Emi­nenz, eine letz­te Sache: Sie bezie­hen sich immer wie­der auf „sie“, die die Kir­che ändern wol­len. Wer aber sind die­se „sie“?

Kar­di­nal Müller: Das hängt nicht von einer Per­son oder einer bestimm­ten Grup­pe von Per­so­nen ab. Es ist ein System der Selbst­be­zo­gen­heit, das gegen jedes kri­ti­sche Argu­ment immun ist. Ein Den­ken, das a prio­ri ande­re katho­li­sche Gläu­bi­ge und Theo­lo­gen dis­kre­di­tie­ren muß, indem sie mora­lisch als Pha­ri­sä­er, Geset­zes­leh­rer, Hart­her­zi­ge und Kon­ser­va­ti­ve abge­stem­pelt wer­den. Man spricht voll Respekt von der Weis­heit der Ahnen, ver­ach­tet aber die lan­ge Tra­di­ti­on der Kir­che. Die Päp­ste Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. wer­den wie etwas Über­hol­tes behan­delt. Man will sich der Welt anpas­sen: unauf­lös­li­che Ehe, Zöli­bat, Prie­ste­rin­nen, die apo­sto­li­sche Auto­ri­tät, sie wer­den behan­delt, als hand­le es sich um ein poli­ti­sches Pro­blem. Alles muß in der Über­zeu­gung geän­dert wer­den, daß es dadurch zu einem neu­en Früh­ling der Kir­che, zu einem neu­en Pfing­sten kommt. Auch das ist eine bizar­re Idee, da die Aus­gie­ßung des Hei­li­gen Gei­stes ein ein­ma­li­ges, escha­to­lo­gi­sches Ereig­nis ist, das für immer gilt. Als wür­de das Bei­spiel der Pro­te­stan­ten nicht genü­gen, um die­se Illu­si­on zu wider­le­gen. Sie sehen nicht, daß sie die Kir­che zer­stö­ren. Sie sind wie Blin­de, die in die Gru­be fal­len. Die Kir­che hat sich gemäß den Grund­sät­zen der katho­li­schen Theo­lo­gie und nicht der Sozio­lo­gie oder des Natu­ra­lis­mus und Posi­ti­vis­mus zu ent­fal­ten, (vgl. Dei Ver­bum, 8–10). „Die hei­li­ge Theo­lo­gie ruht auf dem geschrie­be­nen Wort Got­tes, zusam­men mit der Hei­li­gen Über­lie­fe­rung, wie auf einem blei­ben­den Fun­da­ment“ (Dei Ver­bum, 24).

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: NBQ/vatican.va/sinodoamazonico.va (Screen­shots)

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16 Kommentare

  1. Dem Him­mel sei Dank für die­ses Inter­view – und katho​li​sches​.info für die deutsch­spra­chi­ge Über­set­zung von Giu­sep­pe Nar­di. Das Inter­view ist schlecht­hin ein Doku­ment für den Glau­ben der Kir­che und gegen die Zer­stö­rung. Es gehört die­sem unsäg­li­chen „Arbeits­pa­pier“ der vom Papst ein­be­ru­fe­nen und letzt­lich zu ver­ant­wor­ten­den „Ama­zo­nas­syn­ode“ unbe­dingt hin­zu­ge­fügt. Fran­zis­kus, handele!

    Kar­di­nal Mül­lers Kri­tik am sog. Instru­men­tum labo­ris ist fun­da­men­tal. Der ehe­ma­li­ge Glau­bens­prä­fekt sagt es – expli­zit wie impli­zit – klipp und klar: Mit die­sem Arbeits­pa­pier will man das Fun­da­ment, auf dem die Kir­che seit 2000 Jah­ren steht und wei­ter­ge­baut wur­de, zer­schla­gen und damit das gan­ze Gebäu­de zum Ein­sturz bringen. 

    Ja, es gibt Men­schen, die dies erken­nen und es für „gut“ hal­ten, die es so wol­len, es för­dern und dar­an mitarbeiten.
    Aber es gibt auch jene, die dies eben­falls erken­nen, die es hin­ge­gen für abso­lut schlecht und brand­ge­fähr­lich hal­ten, sich dage­gen ver­wah­ren und ent­schie­den sich dage­gen­stel­len. An ihrer Spit­ze ste­hen die Kar­di­nä­le Brand­mül­ler und Müller.

    Und es gibt einen biblisch mehr­fach bezeug­ten Gegen­spie­ler Jesu, den Ver­su­cher und Ver­der­ber, der natur­ge­mäß schlecht­hin auch der Geg­ner der Kir­che Jesu Chri­sti ist und sie zu zer­stö­ren trach­tet. Das müss­te sogar der theo­lo­gisch nicht gera­de leuch­ten­de Papst Fran­zis­kus wis­sen, der die­sen Wider­sa­cher des Herrn auf­fal­lend häu­fig und direkt beim Namen nennt: den Teu­fel. Umso unver­ständ­li­cher und tra­gi­scher ist es, dass er des­sen unheil­vol­les Wir­ken offen­sicht­lich nicht erkennt (oder nicht erken­nen will?), gera­de dann, wenn es um das Wesent­lich­ste im Glau­ben der Kir­che, letzt­lich um das Kir­che-Sein über­haupt geht. 

    Die Fra­ge stellt sich daher immer deut­li­cher und drän­gen­der: In wel­cher Form, Art und Wei­se steht die­ser Papst in Satans Abhän­gig­keit und ihm zu Dien­sten? Die­ser Fra­ge wird sich Fran­zis­kus selbst ein­mal stel­len müs­sen – frü­her oder spä­ter. Je eher umso besser.

  2. Kar­di­nal Mül­ler hat voll­kom­men Recht. Aber nach­dem die Moder­ni­sten nur hören, was ihren Ohren schmei­chelt, igno­rie­ren sie die­se sach­lich rich­ti­gen Argu­men­te, die erklä­ren, war­um eine Ände­rung bzgl der Sakramente(inkl. Prie­ster­wei­he!) nicht mög­lich ist.
    Das Kon­zil von Tri­ent hat dies schon fest­ge­legt. Da hilft auch ein poli­ti­scher Pseu­do-Papst nicht, der mit unlau­te­ren Mit­tel ins Amt kam.
    Das sind die Lin­ken, nie sehen sie das Gan­ze, immer wol­len sie mit dem Kopf durch die Wand und sehen die­se nicht. Die hei­li­ge Schrift erfüllt sich in die­sen Tag, die Apo­sta­sie ist im Begriff ver­wirk­licht zu wer­den und der Mensch der Gesetz­lo­sig­keit muss noch erscheinen.

    Welch Wider­spruch sind die in der Johan­nes-Offen­ba­rung ange­kün­dig­te Apo­sta­sie und der Mensch der Gesetz­lo­sig­keit, der sich sogar an die Stel­le Got­tes im Tem­pel setzt und Läste­run­gen aus­stößt. Und dann der Aus­spruch Jesu Chri­sti, dass Petrus die Schlüs­sel des Him­mel­rei­ches gege­ben wur­den und die Tore der Höl­le sie nicht über­wäl­ti­gen werden.

    Wie geht das zusammen?

    Für mich liegt die Ant­wort in Johan­nes-Offen­ba­rung 12:

    Die Frau und der Drache

    Offb 12,1 Dann erschien ein gro­ßes Zei­chen am Him­mel: eine Frau, mit der Son­ne beklei­det; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Ster­nen auf ihrem Haupt.
    Offb 12,2 Sie war schwan­ger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.
    Offb 12,3 Ein ande­res Zei­chen erschien am Him­mel: ein Dra­che, groß und feu­er­rot, mit sie­ben Köp­fen und zehn Hör­nern und mit sie­ben Dia­de­men auf sei­nen Köpfen.
    Offb 12,4 Sein Schwanz feg­te ein Drit­tel der Ster­ne vom Him­mel und warf sie auf die Erde her­ab. Der Dra­che stand vor der Frau, die gebä­ren soll­te; er woll­te ihr Kind ver­schlin­gen, sobald es gebo­ren war.
    Offb 12,5 Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der über alle Völ­ker mit eiser­nem Zep­ter herr­schen wird. Und ihr Kind wur­de zu Gott und zu sei­nem Thron entrückt.
    Offb 12,6 Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchts­ort geschaf­fen hat­te; dort wird man sie mit Nah­rung ver­sor­gen, zwölf­hun­dert­sech­zig Tage lang.

    Man beach­te, dass die­se zwölf­hun­dert­sech­zig Tage 3,5 Jah­ren der gro­ßen Drang­sal ent­spre­chen. Nahe­le­gend ist die Deu­tung, dass die katho­li­sche Kir­che in die­ser Zeit in die Wüste geht, also im Ver­bor­ge­nen wei­ter­be­steht. Dar­auf nähern wir uns hin, mei­ner Mei­nung nach.

  3. Hof­fen wir, dass der Kar­di­nal Mül­ler wei­ter die Wahr­heit ver­kün­den wird ohne Angst vor dem Fran­zis­kus, Marx und Kasper

    • Kar­di­nal Mül­ler, Pell, Bur­ke, Brand­mül­ler, Caf­farra(+) und Meis­ner(+), Papst Bene­dikt sowie­so, kann man gar nicht genug Respekt zol­len, dafür dass sie in Zei­ten der Apostasie(als das wird die jet­zi­ge Zeit rück­blickend gel­ten) für den wah­ren katho­li­schen Glau­ben ein­ge­tre­ten sind. Ewig wird man ihrer geden­ken. Ihre Ehre ist bei Gott, nicht bei den Men­schen. Die Kir­che des Him­mels wird wei­ter­hin bestehen, auch wenn Papst Fran­zis­kus die Kir­che der Welt zu Grun­de rich­ten und zer­stö­ren wird.

      • Der fal­sche Pro­phet in der Johan­nes-Offen­ba­rung genießt eine Aus­nah­me­stel­lung in der End­zeit. Genau­so genießt Papst Fran­zis­kus, medi­al groß beach­tet, offen­sicht­lich eine Aus­nah­me­stel­lung unter den Päp­sten, weil er alles anders macht als sei­ne Vorgänger.

        Nun, eben­falls berich­tet die Bibel über den fal­schen Pro­phe­ten, dass er, der Anti­christ und das Tier(der Satan hat die Gestalt eines Teu­fels, der ein Tier ist) beim End­ge­richt in den Feu­er­see gewor­fen wer­den, wo sie gequält wer­den bis in Ewig­keit. Das sind Wor­te Got­tes, die kein Mensch gül­tig rück­gän­gig machen kann.

  4. Die „ande­re“ Kir­che hat ihre Wur­zel wohl doch wirk­lich in Vati­ca­num II. Alles, was jetzt geschieht, ist nur die Mas­ke, die fal­len­ge­las­sen wird, wäh­rend die Päp­ste von Paul VI. ange­fan­gen bis Bene­dikt XVI. ein­schließ­lich sie noch auf­recht­erhiel­ten. Letz­te­rer sie sogar noch ein­mal beson­ders tra­di­ti­ons­freund­lich deko­rier­te, bis dann Fran­zis­kus kam.

    Aller­dings ist all das – mög­li­cher­wei­se unbe­wusst ‑vor­be­rei­tet wor­den. Vor allem durch den extre­men Papa­zen­tris­mus und Papa­lis­mus der Päp­ste Pius IX., X. und XII. Das sehen auch die Sedis­va­kan­ti­sten nicht, die seit dem Kon­zil mei­nen, aus die­sem Papa­lis­mus die kon­se­quen­te­ste Schluss­fol­ge­rung zu zie­hen oder die Neo-Sedis­va­kan­ti­sten, die erst durch die sti­li­sti­sche Schär­fe und Grell­heit von Berg­o­glio auf­ge­schreckt werden.

    • Nein, nicht das Kon­zil ist der Grund für die Ver­wir­rung, son­dern der böse Wil­le, der ein­fach revo­luz­zen will.
      Schon lan­ge kämp­fe ich mit dem Gedan­ken, ob man den „Geist des Kon­zils“ als Ideo­lo­gie klas­si­fi­zie­ren kann? Der Wir­kung nach steht das für mich fest.

      Gestern bin ich in mei­nem „Archiv“ (Cha­os stimmt eher!) auf eine Pre­digt von Prä­lat Gui­do Poz­zo [DT 3. 8. 2010] gesto­ßen, die er in Wigratz­bad gehal­ten hat­te. Die­se hat­te ich bei­sei­te gelegt, um sie spä­ter sorg­fäl­tig zu lesen. Die Schlag­zei­le lau­tet: Kon­zil ver­sus para­kon­zi­lia­re Ideologie.

      Als Schlag­wort: Para­kon­zi­lia­re Ideo­lo­gie gegen das Konzil.

      • Sie fol­gen offen­bar noch der pia inter­pre­ta­tio, mit der Bene­dikt XVI. das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil zu „ret­ten“ ver­sucht hat. Sie erweist sich aber – wie die Her­me­neu­tik der Reform in Kon­ti­nui­tät – mehr und mehr als theo­lo­gi­scher Wunsch­traum (oder Irr­tum) J. Ratz­in­gers. Hin­zu kommt, dass sogar er selbst die­se Her­me­neu­tik stets nur postu­liert hat, an kri­ti­schen Punk­ten aber nie den Nach­weis gelie­fert hat, dass und wie sie funk­tio­niert. Außer­dem hat er nicht ein­mal ver­sucht, die­se Her­me­neu­tik wirk­sam (!) ver­bind­lich zu machen. Im neu­en Pon­ti­fi­kat ist das eigent­li­che Schlüs­sel­wort inzwi­schen Syn­oda­li­tät. Inhalt­lich hebelt gera­de die­se Ratz­in­gers Man­tra Kon­ti­nui­tät aus.

  5. Für die Kir­che des Kon­zils ist es längst 5 nach 12 die Zer­stö­rung lässt sich nicht mehr aufhalten.
    Im Gegen­satz zu mei­nen Vor­po­stern bin ich kein Fan von Kar­di­nal Müller.
    Ja, er hat natür­lich in allem recht was er beklagt, aber ich Fra­ge ihn ganz ehr­lich, was hat er, als er noch in Amt und wür­den war, gegen die furcht­ba­ren Assi­si Tref­fen unternommen ?
    Was hat er gemacht um die über­lie­fer­te Mes­se wie­der gegen den NOM Greu­el zu etablieren ?
    Was hat er gemacht um die FSSPX wie­der einzubinden?
    Nichts, genau über­haupt nichts, er ist genau­so ein Mann des Kon­zils wie die mei­sten sog. Neo Konservativen,
    Um nichts bes­ser als Berg­o­glio und Co.
    Für mich sind Mül­lers Ein­las­sun­gen viel mehr gekränk­te Eitel­keit über sei­nen unrühm­li­chen Abgang als eine ech­te Sor­ge um die Kirche.
    Wenn er es ernst mei­nen wür­de soll­te er sich in sein Auto set­zen nach Zaitz­kofen fah­ren und von dort aus am Neu­bau der unter­ge­gan­ge­nen Kir­che aktiv mitwirken.
    Sor­ry Herr Kar­di­nal Sie sind für mich ganz nah am Ran­de der Heuchelei.

    • Ich fin­de das ganz schwer zu beur­tei­len, aus wel­cher Moti­va­ti­on her­aus Mül­ler spricht. Da er nur ein Mensch ist, spielt die per­sön­li­che Krän­kung sicher mit hin­ein, ist aber nicht maß­ge­bend. Denn sei­ne Per­son hat sich doch mit der Sache der Recht­gläu­big­keit inde­ni­fi­ziert, was Papst Fran­zis­kus gegen den Strich ging. 

      Ich fin­de, jetzt kann Kar­di­nal Mül­ler sogar noch frei­mü­ti­ger sagen, was er damals nur andeu­ten konnte. 

      Viel­leicht brauch­te es sogar die per­sön­li­che Schmä­hung, damit er nun sei­ne Wor­te mit dem rich­ti­gen Pfiff und der ent­schie­de­nen Wür­ze wählt.

      Got­tes Vor­se­hung ist da sicher­lich mit im Spiel. 

      Machen Sie wei­ter So, Herr Kar­di­nal. Decken Sie die häre­ti­chen Ten­den­zen inner­halb der Kir­che mutig auf.

      Uns geht es ja nicht um ein­sei­ti­ge Pole­mi­ken, son­dern um eine schar­fe Beto­nung der Miss­tän­de, und dar­um gehört zu wer­den, um als­dann die Schiefage der Theo­lo­gie von ‚Rechts‘ wegen wie­der in die rich­ti­ge Mit­te zu lenken.

      Gera­de bei Kard­nal Mül­ler hät­te ein Gehen zur FSSPX auch wie Fah­nen­flucht und Feig­heit aus­se­hen kön­nen. Dar­über hin­aus lässt sich gera­de durch ein Aus­hal­ten in sei­ner Lage ein gutes Bei­spiel der Demut geben.

    • Das Gefühl habe ich auch:
      Vie­le ankla­gen­de Worte;
      aber kei­ne ersicht­li­chen Taten, das Gan­ze zum Bes­se­ren zu wenden.
      Die Wor­te allei­ne machen es nicht!

    • Ich glau­be, sie ver­ken­nen hier Zustän­dig­kei­ten. All das, was sie auf­zäh­len geht von Amts wegen haupt­säch­lich den Papst selbst etwas an. Ande­re äußern sich viel­leicht in Inter­views, aber wenn sie sich an ihre Zustän­dig­keit, etwa zur Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on hal­ten, wer­den sie wenig bewir­ken können.
      Außer­dem weiß jeder, dass Papst Fran­zis­kus sich nichts sagen lässt von ver­nunft­be­gab­ten Menschen.

  6. Dan­ke! Herr Kar­di­nal Müller.

    War­um sind es so weni­ge, die die
    Wahr­heit aussprechen?

    Sie ver­schlie­ßen ihre Ohren und Augen und
    las­sen uns Chri­sten, die mer­ken was in Rom
    falsch läuft alleine

  7. Bei dem, was sich seit dem Rück­tritt von Papst Bene­dikt in Rom abspielt und nun mehr und mehr offen­bar wird, kam mir neu­lich das Bild des Blitz­ein­schlags im Peters­dom wie­der in den Sinn. In die­sem Zusam­men­hang möch­te ich Lukas 10,18 nen­nen: „Da sag­te er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Him­mel fal­len.“ Wenn wir dazu noch wis­sen, dass der Rauch Satans im Vati­kan ein­ge­zo­gen ist, dann wird offen­bar, von wem die aktu­el­le Kir­chen­lei­tung lei­der gesteu­ert wird bzw. wem die­se bewusst oder unbe­wusst die­nen. Lei­der muss die Kir­che durch die­se Lei­dens­zeit und End­zeit durch, bevor Sie in neu­em Glanz erstrah­len wird.

  8. Das soll­te man nun wirk­lich genau­er ana­ly­sie­ren. Das, was hier S. Em. Mül­ler vor­bringt ist mehr oder min­der klau­su­liert der Vor­wurf der for­mel­len Häre­sie, die im IL CRAP (sic!) steckt. Ist eigent­lich klar, daß sich schlei­chend eine Apo­sta­sie voll­zo­gen hat, die nun auch die Fra­ge der Offen­ba­rung betrifft? Im Kate­chis­mus der Katho­li­schen Kir­che (hier sogar im CER MCMLXXXIII, cap. LXXVI, also im moder­nen Kate­chis­mus) steht expli­zit die Leh­re der dop­pel­ten Quel­le der Lehre:
    1) Die Hei­li­ge Schrift: Wenn sich die apo­sto­li­schen Väter (man beach­te die Klein­schrei­bung „apo­sto­lisch“) – also die Bischö­fe ihre eige­ne hei­li­ge Schrift zusam­men­schu­stern las­sen und als „Ein­heits­über­set­zung“ des jewei­li­gen Sprach­raums, bzw. der Bischofs­kon­fe­renz prä­sen­tie­ren, die dann für die Lit­ur­gie und die Kate­che­se im Reli­gi­ons­un­ter­richt, sowie als Prü­fungs­grund­la­ge im Stu­di­um der Katho­li­schen Theo­lo­gie den Gläu­bi­gen ver­bind­lich vor­schrei­ben kön­nen, dann ist das eine direk­te Fol­ge den II. Vati­ka­nums. Man beach­te bit­te CD 37, LG 22! Die Errich­tung der Bischofs­kon­fe­ren­zen als teil der hier­ar­chi­schen Ord­nung der Kir­che ist eine Grund­for­de­rung der Refor­men des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils. Hier gehört auch die Auf­ga­be der Latei­ni­schen Spra­che in der Lit­ur­gie durch SC 36 iVm mit SC 54. Kein Wun­der kennt heu­te kei­ner mehr die Offi­zi­el­le Vul­ga­ta. Sie wird durch den aus­schließ­li­chen exege­ti­schen Gebrauch der grie­chi­schen (non contem­no!), der hebräi­schen (iter­um non contem­no!) und ara­mäi­schen (neque contem­no!) Über­lie­fe­rung im uni­ver­si­täts­theo­lo­gi­schen Bereich gera­de­zu ver­drängt und aus­ge­löscht. Wie kann dann noch von der Ein­heit in der Schrift gespro­chen wer­den? Hier ist schon das Schis­ma ersicht­lich, die Häre­sie mate­ri­ell vorhanden.

    2)die Tra­di­ti­on: „Tra­di­di et quod acce­pi“ Als ein­zi­ger Bischof hat sich S. E. Mar­cel Lefe­brve an die­se Vor­ga­ben gehal­ten. Die Tra­di­ti­on erschloß sich im Voll­zog des Aller­hei­lig­sten Altar­sa­kra­ments im Hei­li­gen Meß­op­fer, das zur Süh­ne und zum Lob, Dank und Bit­te der Aller­hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit dar­ge­bracht wird, in dem uns der Herr und Gott, das Mensch­ge­wor­de­ne Wort, das Jesus Chri­stus (bene­dic­tum nomen EIUS in aeter­num!) selbst ist, in der Gestalt des Eucha­ri­sti­schen Bro­tes real und dann auf ewig wie die Men­schen­na­tur des Hei­lan­des prä­sent ist. Und die­ses Opfer wird vom Prie­ster, der dazu die Keusch­heit und Rein­heit des Lei­bes, da er selbst den unver­hei­ra­te­ten Chri­stus nicht nur reprä­sen­tiert, son­dern im Voll­zug der Sakra­men­te selbst ein alter Chri­stus ist.

    Alles das wird zur Dis­po­si­ti­on gestellt und statt­des­sen ein über Teil­hard de Char­din hin­aus­ge­hen­den Pan­the­is­mus mit einer „Mut­ter Erde“ prä­sen­tiert wird, den man eigent­lich nur aus den Mythen der Göt­zen­kul­te kennt. Das ist dann nicht nur Häre­sie son­dern Apo­sta­sie, da hier sogar die Aller­hei­lig­ste Drei­fal­tig­keit zur Dis­po­si­ti­on gestellt wird.

    Ich frag mich aber: Kann denn S. Em. nicht dar­aus die not­we­di­gen Schlüs­se zie­hen und erken­nen, daß tat­säch­lich nur noch in der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. die Römisch-Katho­li­sche Kir­che fort­be­steht. Und sieht er denn nicht den Zusam­men­hang zum Wider­spruch, der in den Tex­ten des II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils selbst vor­han­den ist? Soll­te er das sehen, so müß­te er dann die Kon­se­quenz ergrei­fen und als Kar­di­nal­bi­schof tat­säch­lich ein Kon­kla­ve ein­be­ru­fen, das einen wenig­stens eini­ger­ma­ßen glau­bens­treu­en Papst wählt, der dann das Kon­zil emen­diert, und alle Akte, die ent­we­der schis­ma pro­vo­cans, hae­re­sim indu­cens oder apo­sta­sim favens sind, oder gar blas­phe­misch sind ver­ur­tei­len und dem Ana­the­ma unter­wer­fen. Dann blie­be von NOL nichts mehr übrig und von der kata­stro­pha­len Ära des Pon­ti­fi­kats Fran­zis­kus ebenso.

    Roma, Roma con­ver­ter ad Domi­num deum tuum!

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