„Treibt ruhig ab, der Papst vergibt euch“ – Verzerrte Darstellung ohne Dementi des Vatikans


Papst Franziskus und die Abtreibung: Das päpstliche Schreiben Misericordia et misera wurde von den Medien "mißverstanden", doch der Vatikan stellt nicht richtig.
Papst Franziskus und die Abtreibung: Das päpstliche Schreiben Misericordia et misera wurde von den Medien "mißverstanden", doch der Vatikan stellt nicht richtig.

Ein Kom­men­tar von Giu­sep­pe Nardi

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(Rom) Wel­ches Lehr­amt gilt: das Lehr­amt von Papst Fran­zis­kus, das Lehr­amt von Fran­zis­kus mit Euge­nio Scal­fa­ri oder das Lehr­amt der Mas­sen­me­di­en über Fran­zis­kus? Die­se Fra­ge stellt sich nach den Reak­tio­nen der Mas­sen­me­di­en auf das Apo­sto­li­sche Schrei­ben Miser­i­cor­dia et mise­ra. Mit dem Schrei­ben gewähr­te Papst Fran­zis­kus dau­er­haft allen Beicht­vä­tern die Voll­macht, von der Abtrei­bung los­zu­spre­chen. Abtrei­bung zieht auto­ma­tisch die Exkom­mu­ni­ka­ti­on nach sich, also den Aus­schluß aus der Gemein­schaft der Kir­che und mit Gott. Was bleibt aber nach der jüng­sten päpst­li­chen Ent­schei­dung davon übrig?

Die päpstliche Neuregelung

Jeden­falls in den Köp­fen der Men­schen? Die Medi­en behaup­ten eine fak­ti­sche „Ent­kri­mi­na­li­sie­rung“ der Abtrei­bung durch die Kir­che. Mit ande­ren Wor­ten,: Folgt die Kir­che mit 40–50 Jah­ren Ver­spä­tung Ände­run­gen des Straf­ge­setz­bu­ches in de west­li­chen Staaten?

Bis zur Eröff­nung des Hei­li­gen Jah­res der Barm­her­zig­keit am 8. Dezem­ber 2015 muß­te der zustän­di­ge Bischof zuerst die Exkom­mu­ni­ka­ti­on auf­ge­ben, damit jemand, der sich der Sün­de der Abtrei­bung schul­dig gemacht hat­te, zur Beich­te zuge­las­sen und bei inne­rer Dis­po­si­ti­on die Los­spre­chung von der Sün­de der Tötung eines unge­bo­re­nen Kin­des (Papst Fran­zis­kus) erlan­gen konn­te. Der Papst hat­te am 1. Sep­tem­ber 2015 die gene­rel­le Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on für die Dau­er des Hei­li­gen Jah­res bekannt­ge­ge­ben. Wer sich der Abtrei­bung schul­dig gemacht hat­te und im Jubel­jahr dies beich­ten woll­te, konn­te dies direkt bei jedem Beicht­vä­ter tun, ohne vor­her die for­ma­le Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on durch den zustän­di­gen Bischof oder einen von ihm beauf­trag­ten Prie­ster ein­ho­len zu müs­sen. Am Sonn­tag­abend erklär­te Fran­zis­kus in einem Inter­view mit Medi­en der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, daß Abtrei­bung ein „schreck­li­ches Ver­bre­chen“ und eine „schwe­re Sün­de“ ist. Das Wort „Abtrei­bung“ nahm er dabei nicht in den Mund. Er sprach davon, daß Kin­der schon vor der Geburt „weg­ge­schickt“ wer­den.

Mit Miser­i­cor­dia et mise­ra wur­de die Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on durch Fran­zis­kus für alle, die sich der Sün­de der Abtrei­bung schul­dig gemacht haben, auf unbe­fri­ste­te Zeit ver­län­gert. Damit kön­nen Frau­en, die ihr unge­bo­re­nes Kind durch Abtrei­bung töten lie­ßen, oder Abtrei­bungs­ärz­te und ande­re Per­so­nen, die an einer Abtrei­bung mit­ge­wirkt haben, jeden Beicht­va­ter auf­su­chen und unter der Bedin­gung einer reu­mü­ti­gen Beich­te und der festen Absicht, kei­ne Abtrei­bung mehr durch­zu­füh­ren oder durch­füh­ren zu las­sen und Abtrei­bung in kei­ner Wei­se zu för­dern, die Los­spre­chung von die­ser Sün­de erlan­gen. Letz­te­res steht zumin­dest im Kleingedruckten.

Das „Mißverständnis“ der Medien

Soweit die offi­zi­el­le Sei­te. Ganz anders wur­de die gewähr­te Voll­macht von den Mas­sen­me­di­en auf­ge­faßt und ent­spre­chend anders haben sie ihre Leser „infor­miert“. Eine klei­ne Pres­se­schau von Ita­li­ens Leit­me­di­en. So sahen am Diens­tag die Schlag­zei­len der ita­lie­ni­schen Titel­sei­ten aus.

Der Papst, die Abtreibung und das "Mißverständnis" der Medien
Der Papst, die Abtrei­bung und das „Miß­ver­ständ­nis“ der Medien

Der libe­ra­le Cor­rie­re del­la Sera, die wich­tig­ste Tages­zei­tung Ita­li­ens, titelte:

„Abtrei­bung, die Ver­ge­bung des Papstes“.

La Repubbli­ca, die füh­ren­de links­li­be­ra­le Tages­zei­tung schrieb:

„Der Papst und die Abtrei­bung: „Ja zur Ver­ge­bung für Frau­en und Ärzte““.

Die kom­mu­ni­sti­sche Tages­zei­tung Il Mani­festo titelte:

„Der gute Hirte“.

Die Schlag­zei­len der wich­tig­sten Regio­nal­zei­tun­gen lauteten:

  • Il Resto del Car­li­no: „Ver­gebt die Abtreibung“

  • Il Mat­ti­no: „Abtrei­bung, die Ver­ge­bung von Papst Franziskus“

  • Il Gaz­zet­tino: „Die Wen­de des Pap­stes: Abtrei­bung ‚frei­ge­spro­chen‘ “

  • Il Mess­ag­ge­ro: „Abtrei­bung, der Papst bricht das Tabu“

  • Il Tem­po: „Treibt ruhig ab, der Papst ver­gibt euch“.

Der Grund­te­nor lau­tet: Papst Fran­zis­kus ist der „gute Hir­te“, denn er hat eine „Wen­de“ der Kir­che in der Abtrei­bungs­fra­ge durch­ge­führt und das „Tabu“ gebro­chen. Wer abtreibt, „Frau­en und Ärz­te“, dem wird „ver­ge­ben“, weil die Abtrei­bung kein Ver­bre­chen und kei­ne schwe­re Sün­de mehr ist, son­dern „frei­ge­spro­chen“ wur­de. Betrof­fe­ne sind nicht mehr exkom­mu­ni­ziert. Wo kein Klä­ger, da kein Beklag­ter. Die Schlag­zei­len der mei­sten Medi­en legen die päpst­li­che Ent­schei­dung in die­sem Sinn aus, fin­den das gut und sug­ge­rie­ren dem brei­ten Publi­kum eine sol­che Sichtweise.

In der Auf­li­stung ließ nur die kon­ser­va­ti­ve römi­sche Tages­zei­tung Il Tem­po mit einem beson­ders pro­vo­kan­ten Titel Kri­tik anklingen:

„Treibt ruhig ab, der Papst ver­gibt euch.“

Das links­ra­di­ka­le Blatt Il Mani­festo hat­te bereits ein­mal einen Papst auf der Titel­sei­te mit dem „Hir­ten“ in Ver­bin­dung gebracht. Die Wahl von Bene­dikt XVI. „begrüß­te“ die Zei­tung am 20. April 2005 mit einem Bild des neu­en Pap­stes und der gro­ßen Schlag­zei­le: „Il pasto­re tedes­co“, ein Wort­spiel, das sich mit „Der deut­sche Hir­te“, aber jeder Ita­lie­ner als „Der deut­sche Schä­fer­hund“ lesen muß­te. Wur­de Bene­dikt XVI. von den Kom­mu­ni­sten nur abschät­zig behan­delt, ist Papst Fran­zis­kus für sie „Der gute Hirte.“

Keine Richtigstellung durch den Vatikan?

Kön­nen die füh­ren­den Medi­en, Chef­re­dak­tio­nen und Jour­na­li­sten den Papst alle so miß­ver­stan­den haben? Oder stimmt etwas nicht in der päpst­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on mit der Öffentlichkeit?

Die Schlag­zei­len­rund­schau zeigt, daß die Mas­sen­me­di­en die Nach­richt durch ihren ideo­lo­gi­schen Reiß­wolf getrie­ben und zu einer völ­lig ande­ren „Infor­ma­ti­on“ defor­miert haben. Es stellt sich die Fra­ge, wie das aber flä­chen­deckend und ein­hel­lig gesche­hen kann? Die füh­ren­de, staat­li­che Pres­se­agen­tur ANSA gab den Takt vor und hat­te getitelt:

„Papst: ‚Miser­i­cor­dia et Mise­ra‘ erscheint, Frei­spruch für jene, die abtreiben“.

Erklärt das schon alles? Alle hän­gen unkri­tisch an der Brust der größ­ten Pres­se­agen­tur? Ist alles nur ein „Miß­ver­ständ­nis“, weil irgend­ein Agen­tur­re­dak­teur das päpst­li­che Schrei­ben nicht rich­tig ver­stan­den hat?

Stel­len wir die Fra­ge anders­her­um: War­um wider­spricht kei­ne kirch­li­che Auto­ri­tät dem „Miß­ver­ständ­nis“, der Fehl­in­for­ma­ti­on, der ideo­lo­gi­schen Ver­zer­rung? War­um kor­ri­giert der Vati­kan nicht eine fal­sche Berichterstattung?

Ist das „Miß­ver­ständ­nis“ viel­leicht gewollt? Dafür spricht, daß auch wohl­mei­nen­de katho­li­sche Ver­tre­ter wie der Sozio­lo­ge Mas­si­mo Intro­vi­gne oder der Phi­lo­soph und frü­he­re ita­lie­ni­sche Mini­ster Roc­co But­tig­li­o­ne sowie ein nicht unbe­trächt­li­cher Teil des Kle­rus die groß­zü­gi­ge päpst­li­che Les­art, sprich das „Miß­ver­ständ­nis“, unter­stüt­zen. Papst Fran­zis­kus ist es, der wie­der­holt von der „bedin­gungs­lo­sen“ Bereit­schaft Got­tes sprach, zu vergeben.

Kann ein Apostolisches Schreiben dem Kirchenrecht widersprechen?

„Abge­se­hen von den Miß­ver­ständ­nis­sen der Medi­en, scheint Miser­i­cor­dia et mise­ra in einem Kon­trast gedacht, um zu ver­wir­ren und nicht die See­len zu lei­ten“, so Maria Gue­ri­ni, die Lei­te­rin von Chie­sa e post­con­ci­lio. „Alles scheint ein­ge­eb­net: De fac­to wur­de die Exkom­mu­ni­ka­ti­on latae sen­ten­tiae, eine schwer­wie­gen­de Zäsur, die nur bei schwe­ren Ver­bre­chen greift  wie eben der Abtrei­bung, nicht auf­ge­ho­ben. Wel­chen Sinn hat es aber, die­se Zäsur de jure nicht auf­zu­he­ben, wenn sie dann de fac­to auf­ge­ho­ben wird, da sie nun jeder Prie­ster aus­lö­schen kann? Und über­haupt zum recht­li­chen Aspekt: Kann ein Apo­sto­li­sches Schrei­ben, ohne einen spe­zi­fi­schen Rechts­ti­tel in Anspruch zu neh­men, dem Kir­chen­recht widersprechen?“

Die bis­he­ri­ge Rege­lung, die als Vor­aus­set­zung zur Los­spre­chung vor­sah, daß der zustän­di­ge Bischof (oder von ihm bestimm­ten Prie­stern) die Exkom­mu­ni­ka­ti­on auf­he­ben muß, damit ein Beicht­va­ter von der schwe­ren Sün­de der Abtrei­bung los­spre­chen kann, die auto­ma­tisch die Exkom­mu­ni­ka­ti­on nach sich zieht (Canon 1398 des Kodex des Kir­chen­rech­tes), „hat weder die Barm­her­zig­keit Got­tes geleug­net noch ein­ge­schränkt, son­dern die Schwe­re der Schuld unter­stri­chen und ihre schwer­wie­gen­den Kon­se­quen­zen für das eige­ne See­len­heil betont“, so Guerini.

Dage­gen behaup­te­te Lucet­ta Sca­raf­fia, die Redak­ti­ons­lei­te­rin der umstrit­te­nen Frau­en­bei­la­ge des Osser­va­to­re Roma­no und Kolum­ni­stin der päpst­li­chen Tages­zei­tung, also eine kirch­li­che Jour­na­li­stin, allen Ern­stes zur Neu­re­ge­lung von Papst Fran­zis­kus: damit „hört die Kir­che auf, eine Nor­men pro­du­zie­ren­de Agen­tur zu sein, und wird eine Mut­ter, die die Sün­der auf­nimmt, die viel Leid hin­ter sich haben.“

„Eine sol­che Sicht­wei­se der Kir­che als blo­ßer Nor­men­pro­du­zent erstaunt und schmerzt. Die Kir­che ist seit jeher und wird immer Mater et Magi­stra sein, die in ihrer Geschich­te unzäh­li­ge Hei­li­ge her­vor­brach­te. Die Berg­o­glio-Kir­che ‚der Barm­her­zig­keit‘ scheint hin­ge­gen weder Magi­stra noch Mater zu sein, weil sie sich gewollt infor­mell und damit unför­mig zeigt“, so Guerini.

Der „deutsche Weg“ und die „Revolution des Informellen“

Und wie­der beschrei­tet Papst Fran­zis­kus den „deut­schen Weg“. Die deut­schen Bischö­fe haben bereits lan­ge vor Fran­zis­kus den Weg beschrit­ten, der nun auch vom Papst ein­ge­schla­gen wur­de. Ob Kar­di­nal Kas­per souf­fliert hat? Schon 1983 gewähr­ten die Bischö­fe mit­tels Beschluß der Bischofs­kon­fe­renz allen Prie­stern die Voll­macht, auch ohne vor­he­ri­ge Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on von der Sün­de der Abtrei­bung los­spre­chen zu kön­nen. In Deutsch­land wur­de der Ball also schon früh flach gehal­ten und der Ein­druck ver­mie­den, Frau­en oder Abtrei­bungs­ärz­te könn­ten exkom­mu­ni­ziert sein. Durch das seit 32 Jah­ren prak­ti­zier­te deut­sche Modell hät­te Rom aus­rei­chend Erfah­run­gen über das Ergeb­nis die­ser Pra­xis zur Ver­fü­gung. Wel­che „Wohl­ta­ten“ hat das deut­sche Modell gebracht? Im deut­schen Sprach­raum wird mas­sen­haft abge­trie­ben und das kirch­li­che Leben liegt am Boden. Hat das Kar­di­nal Kas­per dem Papst ver­schwie­gen? Doch man­che Refor­mer sind fak­ten­re­si­stent, auch Fran­zis­kus scheint zu ihnen zu gehören.

Auch in die­sem Fall zeigt sich eine schwer­wie­gen­de Dis­kre­panz zwi­schen dem, was die Medi­en an das Volk wei­ter­ge­ben, ohne daß der Vati­kan die­se Ver­zer­rung zu kor­ri­gie­ren ver­sucht, wes­halb anzu­neh­men ist, daß sie vom Vati­kan gewollt oder zumin­dest gedul­det ist. Zwei­tens zeigt sich eine nicht min­der bedeu­ten­de Dis­kre­panz in recht­li­cher Hin­sicht. Die Sün­de der Abtrei­bung führt auch wei­ter­hin zur auto­ma­ti­schen Exkom­mu­ni­ka­ti­on. Durch die päpst­li­che Maß­nah­me, wie­der­ge­ge­ben durch die Mas­sen­me­di­en, ist jedoch der Ein­druck ent­stan­den, daß es kei­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on mehr gibt. Das Recht wird demon­stra­tiv über­gan­gen, für unbe­deu­tend, ja zum „Feind“ erklärt, wäh­rend die Pra­xis her­vor­ge­ho­ben und zum ent­schei­den­den Alles erklärt wird. Dabei han­delt es sich aber um eine ver­bo­ge­ne Pra­xis, die vom Recht und damit von der Leh­re los­ge­löst wirkt und zum Teil auch ist. Der Grund­te­nor ist bedenk­lich: Es ist eine „Revo­lu­ti­on des Infor­mel­len“ im Gan­ge, so Gue­ri­ni. Sie ver­ach­tet die Tra­di­ti­on und will  über­win­den, was von ihr noch übrig ist.

Und wieder die Mär der Parallelwelten?

Haben wir also erneut Par­al­lel­wel­ten? Ein­mal das „wah­re“ Hei­li­ge Jahr der Barm­her­zig­keit und das Wir­ken von Papst Fran­zis­kus in die­sem, und ein ande­res Mal ein „vir­tu­el­les“? Das „wirk­li­che“ Kon­zil und das „Kon­zil der Medi­en“? Gut und Böse? Die Lage ist weit kom­pli­zier­ter. Ohne näher auf die Fra­ge ein­zu­ge­hen nur soviel: Das „vir­tu­el­le“ Spie­gel­bild ist ohne Mit­hil­fe von Akteu­ren des „wah­ren“ Ori­gi­nals nicht denkbar.

Die Mit­hil­fe nennt sich „Zwei­deu­tig­keit“, „Unklar­heit“, „Miß­ver­ständ­lich­keit“ und im aktu­el­len Pon­ti­fi­kat die insi­sten­te Wei­ge­rung des Hei­li­gen Stuhl, Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen und media­le Ver­zer­run­gen richtigzustellen.

Der Umgang mit den Inter­views des Athe­isten Euge­nio Scal­fa­ri mit Papst Fran­zis­kus stellt das Para­dig­ma dar. Nur ein­mal demen­tier­te der dama­li­ge Vati­kan­spre­cher, Pater Feder­i­co Lom­bar­di, Aus­sa­gen, die Scal­fa­ri dem Papst „in den Mund“ gelegt hat­te, um jedoch hin­zu­zu­fü­gen, daß es „kein offi­zi­el­les“ Demen­ti geben wer­de. Um was für ein Demen­ti hat es sich dann gehal­ten? Um Lom­bar­dis Pri­vat­mei­nung? Tat­säch­lich wur­de kei­ne noch so umstrit­te­ne Aus­sa­ge des Pap­stes in einem Scal­fa­ri-Inter­view vom Vati­kan demen­tiert. Wel­chen Schluß muß man dar­aus zie­hen? Daß das Gesag­te auch tat­säch­lich so gemeint ist, wie es dasteht.

Gilt nun im Zusam­men­hang mit Miser­i­cor­dia et mise­ra das­sel­be für die Schlag­zei­len der Medi­en? „Treibt ruhig ab, der Papst ver­gibt euch“? Im Klar­text: Abtrei­bung ist kei­ne Sün­de mehr, ist kein Pro­blem mehr, und vor allem, sie führt zu kei­nem Lie­bes­ent­zug mehr durch Gott, kei­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on, kei­nen Aus­schluß aus der Gemein­schaft mit der Kir­che und mit Gott.

„Paro­la di Papa.“ Ihr habt das Wort des Pap­stes. [1]In Ita­li­en bedeu­tet der Spruch „Paro­la di Re“ (Wort des Königs), ein gege­be­nes Wort, das nicht gehal­ten wird.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/​F​o​t​o​m​o​n​t​age Chie­sa e post­con­ci­lio (Screen­shots)

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1 In Ita­li­en bedeu­tet der Spruch „Paro­la di Re“ (Wort des Königs), ein gege­be­nes Wort, das nicht gehal­ten wird.
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2 Kommentare

  1. Nun, es wird hier viel­leicht ähn­lich gehen wie mit der Kom­mu­ni­ons­pen­dung an objek­ti­ve Ehe­bre­cher. Die Leh­re bleibt förm­lich unge­ta­stet, nur die Dis­zi­plin wird gedehnt und geän­dert. Die Ehe-Annul­lie­rung wur­de erleich­tert und die Irre­gu­lär-Leben­den wer­den durch Gewäh­rung der Sakra­men­te vom Rand in die Mit­te geholt. Die Abtrei­bung wird in Vati­kan 2 zwar als „abscheu­li­ches Ver­bre­chen“ bezeich­net, und der KKK über­nimmt die­se Cha­rak­te­ri­sie­rung. Aber man soll nicht mehr dar­über reden, weil es so nega­tiv ist, und auch nicht mehr poli­tisch dage­gen ankämp­fen. Viel­leicht weil die UNO die Abtrei­bung zum Men­schen­recht erklärt, wie auch das LGBT­QIA-Dings­da, und man sich mit der UNO nicht anle­gen will, ja sogar ihre Agen­da unter­stützt? Auch hier wird man dar­auf ach­ten, die Leh­re und das Kir­chen­recht nicht gröb­lich zu ver­let­zen, sie höch­stens in eine Grau­zo­ne hin­ein aus­deh­nen, aber die pasto­ra­le Pra­xis wird geän­dert, und das Fak­ti­sche wird, je mehr Zeit ver­geht und je mehr unge­bo­re­ne Kin­der unge­straft „weg­ge­schickt“ wer­den, sei­ne nor­ma­ti­ve Kraft ent­fal­ten. Als neue Rand­stän­di­ge wer­den die „Rigo­ri­sten“ an die Peri­phe­rie gedrängt, gera­ten sogar als Wider­ständ­ler gegen den Papst in den Ruch der Ketzerei.

  2. Ob nun der momen­ta­ne Zustand der Kir­che gott­ge­wollt ist oder nicht, auf jeden Fall von Gott zuge­las­sen, sonst wür­den wir an der All­macht Got­tes zwei­fen. Und das hat sicher sei­nen Grund. Got­tes Rat­schlüs­se ken­nen wir nicht. Eines ist sicher es sind Kräf­te am Werk unab­hän­gig von der Pius­bru­der­schaft, wel­che die Kir­che in die vol­le Ein­heit füh­ren und auch die nun in die fal­sche nach­kon­zi­lia­re Kir­che heim­ge­hol­ten mit­neh­men. Hän­gen wir nicht nost­al­gisch Bene­dikt nach, auch er gehör­te zu den Kon­zils­vä­tern. Möge aber als Nach­fol­ger von Fran­zis­kus ein Unglück wie Kar­di­nal Tag­le ver­hin­dert wer­den, beten wir für einen Nach­fol­ger wie Kar­di­nal Sarah, Weih­bi­schof Schnei­der oder andere.

    Ist die­ser Papst so naiv, dass er die Welt nicht kennt? Mit dem Aggior­na­men­to hat die Kir­che ihre mora­li­sche Instanz an die Welt abge­ge­ben und die­ser Papst und sein Umfeld voll­endet die Moral der Welt.
    Mit die­ser Aus­sa­ge, lei­stet Fran­zis­kus einem gewal­ti­gen Glau­bens­ab­fall und dem gröss­ten Ver­bre­chen der Welt Vor­schub. Es wird kei­ne ein­zi­ge Sün­de ver­ge­ben, der nicht eine Reue vor­aus­geht und Bus­se getan wird. Chri­stus ver­gibt und nicht der Papst

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