
(Rom) Avvenire die Tageszeitung der Italienischen Bischofskonferenz veröffentlichte heute ein ausführliches Interview mit Papst Franziskus. Der Papst wies dabei den Vorwurf zurück, er wolle die katholische Kirche „protestantisieren“.
Das Interview führte Stefania Falasca. Sie gehört zum kleinen Kreis der einstigen römischen Redaktion der 2012 eingestellten Monatszeitschrift 30Giorni, jenem Teil der Gemeinschaft Comunione e Liberazione (CL), zu dem der Papst gute Kontakte unterhält. Falasca, die einige Jahre in Argentinien verbrachte, ist Franziskus freundschaftlich verbunden. Am Abend seiner Wahl zum Papst kontaktierte er sie telefonisch.
Falasca: Aber es gibt jene, die denken, daß Sie in diesen ökumenischen Treffen die katholische Doktrin „ausverkaufen“ wollen. Jemand hat gesagt, daß man die Kirche „protestantisieren“ will …
Papst Franziskus: Das raubt mir nicht den Schlaf. Ich gehe auf dem Weg jener, die vor mir waren, weiter, ich folge dem Konzil. Was die anderen Meinungen betrifft, ist immer zu unterscheiden, mit welchem Geist sie ausgesprochen werden. Wenn kein schlechter Geist dahintersteht, helfen sie auch beim Gehen. Andere Male sieht man sofort, daß die Kritik von da und dort nimmt, um eine bereits eingenommene Position zu rechtfertigen, sie ist nicht ehrlich, sie wird mit einem schlechten Geist vorgebracht, um Spaltung zu schüren. Man sieht sofort, daß eine bestimmte Strenge aus einem Mangel kommt, weil man die eigene traurige Unzufriedenheit hinter einem Panzer verstecken will. Wenn man sich den Film „Babettes Fest“ anschaut, findet man dort dieses rigide Verhalten. [1]Der Film „Babettes Fest“ wurde von Papst Franziskus auch in seinem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia erwähnt.“
„Bescheidener“ Versuch, eine Antwort zu vermeiden
Unterdessen versuchen enge Mitarbeiter des Papstes so zu tun, als habe er bereits auf die Dubia der vier Kardinäle zu Amoris laetitia geantwortet. Dazu gehört der Vatikanist Andres Beltramo Alvarez. Für die Presseagentur Notimex zitierte er aus dem Falasca-Interview die Aussage von Papst Franziskus: „Einige – er denkt an bestimmte Antworten auf Amoris laetitia – tun weiterhin so als würden sie nicht verstehen, weiß oder schwarz, auch wenn es im Fluß des Lebens ist, den man unterscheiden muß“. Das, so Beltramo, sei die „Antwort“, die Franziskus den vier Kardinäle gegeben habe.
Auch der Bergoglianer Andrea Tornielli eilte auf Vatican Insider dem Papst zu Hilfe. „Das Interview von Franziskus mit dem Avvenire, wenige Tage vor Abschluß des Heiligen Jahres: ‚Die Einheit erreicht man im Gehen, weil die Einheit eine Gnade ist, die zu erbitten ist.‘ Die Kritiker gegen Amoris laetitia: Das Konzil ist zu den Quellen zurückgekehrt und hat die christliche Vorstellung von einem gewissen Legalismus beseitigt, die ideologisch sein kann.“
Kritiker sprechen von einem „bescheidener“ Versuch, den Papst dabei zu unterstützen, sich einer Beantwortung der Dubia zu entziehen. Die vier Kardinäle haben eine klare formale Form gewählt, die auch eine klare formale Antwort erfordert.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Avvenire (Screenshot)
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↑1 | Der Film „Babettes Fest“ wurde von Papst Franziskus auch in seinem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia erwähnt.“ |
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„1995 (!) wurde >Babettes Fest< in die Filmliste des Vatikans aufgenommen, die insgesamt 45 Filme umfasst, die aus Sicht des Heiligen Stuhls besonders empfehlenswert sind.“
So steht es in Wikipedia zu diesem Film. Und es lohnt einen Blick in diese Liste: https://de.wikipedia.org/wiki/Filmliste_des_Vatikans
Was jedoch erschrecken muß: Offenbar ordnet Franziskus die Traditionalen, also die, die unter anderem noch den Unterschied zwischen christlich und katholisch kennen, den Pietisten zu. Das ist heftig und eine Verkennung von Tatsachen, die einiges erklären vermag, was er darum an Irritationen auslösen muß.
Hoffentlich gelingt schnell die Wiedervereinigung mit der Piusbruderschaft, damit Franziskus hier wieder einen Bezug zur Realität gewinnen kann.
Und was die Protestantisierung der Kirche nach dem Konzil angeht: Die geschah und geschieht doch vorsätzlich. Als erklärter Nachfolger desselben (sein diesbezüglicher Begriff lautet ebenso euphemistisch wie bedrohlich allerdings nicht Nachfolger, sondern sozusagen Weitergeher), ist da doch jegliche Leugnung – und ich gebrauche nun auch einen Euphemismus – unglaubwürdig. Was ist denn das Zurückgehen (!) vor das wichtigste katholische Konzil, ja selbst das Zurückgehen vor Nicäa, anderes, als einen gemeinsamen Nenner mit den Protestanten, Neoarianern und wahrscheinlich auch den Moslems zu finden. Hier zeigt sich wieder die Machtkirche, die nicht die Wahrheit sucht, sondern Menschen und ihre Sorgen benutzt als bloße Knetmasse der eigenen Geschichtsdeutung zu Erlangung von weltlicher Macht. Darin jedoch liegt kein Heil. Und dies lehrt uns eben die Geschichte tatsächlich. Und es ist uns auch offenbart. In Schrift und Tradition.
„Man sieht sofort, daß eine bestimmte Strenge aus einem Mangel kommt, weil man die eigene traurige Unzufriedenheit hinter einem Panzer verstecken will. Wenn man sich den Film „Babettes Fest“ anschaut, findet man dort dieses rigide Verhalten.“
Viel und verknotet reden tut er ja ausgezeichnet, aber was will er uns eigentlich sagen?
Ich bin nicht zufrieden mit der Antwort unseres Bischofs von Rom. Nur durch seine große sprichwörtliche Barmherzigkeit kann er meine traurige Unzufriedenheit mitsamt ihren Panzer knacken. Ins Kino gehe ich nicht um mich zu erlösen. Ich kenne bessere Orte zb. ein Marienwallfahrtsort wo so denke ich trotz meiner Unzufriedenheit ich mich sehr wohl fühle und völlig zufrieden bin. Das war immer so und des öfteren ganz großes Kino.
Per Mariam ad Christum.
Ich will mir aber keinen ganzen Film ansehen müssen, um zu verstehen, was mir jemand sagen will. Umständlicher kann Kommunikation kaum sein.
Wenn er einfach Klartext sprechen würde ohne weit auszuholen, wären zwar Skandale vorprogrammiert, doch jeder würde verstehen, was er wirklich meint.
Und außerdem war er beim „Konzil“, wie er es nennt, mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht dabei. Also kennt er auch nur die Medienversion des 2. VK, die er, so wie andere Progressive als Grund für seine Irrwege benennt.
Jetzt werden auch noch die Pietisten (und: die Pietistinnen, die wie so häufig auch hier die Mehrheit stellen), beleidigt.
Das hat der arme Spener nicht verdient;
klar paßt er nicht in das Weltbild der Peronisten, aber der nach Innen gerichtete Blick beim Glaubensleben mit Mystik und Frömmigkeit hat die evangelische Bewegung vor Erstarrung und Austrocknung gerettet.
Ich habe dort sehr viele noble Menschen kennengelernt.
Das kann ich leider nicht von vielen proletarisch ausgerichteten, modernistischen Grüppchen sagen.