
(Rom) „Die Vatikanmedien wechseln Aussehen und Besitzer. Und das ausgerechnet unter einem Jesuiten als Papst“, so der Vatikanist Sandro Magister über jüngste Umstrukturierungen in der vatikanischen Kommunikationspolitik.
Radio Vatikan wird seine Programme auf Kurzwelle einstellen. Der Osservatore Romano wird Teil eines einziges „content hub“ unter der Leitung des in Brasilien geborenen lombardischen Monsignore Dario Viganò. Ihn ernannte Papst Franziskus 2015 zum ersten Präfekt des neuerrichteten Kommunikationssekretariats, einem der neuen Dikasterien, die vom amtierenden Papst im Rahmen seiner Kurienreform errichtet wurden.
Jesuitenorden verliert unter einem Jesuitenpapst seine Einsatzfelder im Vatikan
„Jorge Mario Bergoglio ist der erste Jesuit in der Kirchengeschichte, der auf dem Stuhl des Apostels Petrus Platz genommen hat. Dennoch riskiert die Gesellschaft Jesu ausgerechnet unter seiner Regierung aus dem Vatikan zu verschwinden“, so der Vatikanist Magister.
Dem Orden des heiligen Ignatius von Loyola bleibt faktisch nur mehr die Leitung der Specula, des vatikanischen Observatoriums. Die Jesuiten haben die Leitung des vatikanischen Presseamtes, von Radio Vatikan, des vatikanischen Fernsehzentrums, kurzum die Herzstücke des vatikanischen Kommunikationssystems verloren.
Teilredaktionen von Radio Vatikan befinden sich noch unter jesuitischer Leitung. Die Deutsche Redaktion wird von P. Bernd Hagenkord SJ geleitet. Auch der Hauptprogrammchef ist noch ein Jesuit. Die wirklichen Entscheidungen liegen aber nicht mehr in der Hand des Ordens.

Der ehemalige Vatikansprecher, Pater Federico Lombardi SJ, konzentrierte mehrere Jahre lang die Fäden aller drei Medien in seinen Händen. Unter Papst Franziskus hatte er ein Medium nach dem anderen abzugeben, und nirgends folgte ihm ein anderer Jesuit nach.
„Der neue Boss der Vatikanmedien, den Papst Franziskus an die Spitze des neuerrichteten Kommunikationssekretariats setzte, ist Dario Edoardo Viganò, ein Experte der großen Leinwand, dessen Sichtweisen gegenüber jenen seines Vorgängers kaum weiter entfernt sein könnten“, so Magister.
Radio Vatikan mit 40 Redaktionen nur mehr bis Dezember eigenständig
Radio Vatikan wurde 1931 unter Papst Pius XI. gegründet und dem Jesuitenorden anvertraut. Der Orden baute den Sender auf und errichtete Redaktionen in zahlreichen Sprachen, insgesamt 40, mit denen auch die entlegensten Winkel der Erde erreicht werden sollten. „Wäre es nach Pater Lombardi gegangen, wären es sogar noch mehr gewesen“, so Magister.
Unter seiner Leitung war eine Hausa Redaktion entstanden, mit der Sendungen für das von der islamischen Dschihad-Miliz Boko Haram heimgesuchte Nordnigeria produziert und gesendet wurden. Die jährlichen Mehrkosten beliefen sich lediglich auf 10.000 Euro. Im Vatikan hielt jedoch jemand den Geldbeutel eng in der Hand, daß die Hausa-Redaktion aus Einsparungsgründen wieder eingestellt werden mußte.
Die Kurzwellen, das Haupteinsatzgebiet des Senders, erlaubten es, daß der Sender auch in den verbotenen Gegenden gehört werden konnte, heute zum Beispiel in Saudi-Arabien und Nordkorea.

Radio Vatikan kostet insgesamt tatsächlich viel. Der Sender zahlt im Vergleich zu weltlichen Rundfunkanstalten, besonders den öffentlich-rechtlichen, zwar bescheidene Gehälter. Er verfügt allerdings über keine eigenen Einnahmequellen, da keine Werbung ausgestrahlt wird. Insgesamt sind rund 350 Journalisten für die verschiedenen Redaktionen beschäftigt. Der jährliche Zuschußbedarf liegt bei 20–30 Millionen Euro.
Der Präfekt des neuen Kommunikationsdikasteriums, Msgr. Viganò, nicht zu verwechseln mit Titularerzbischof Carlo Maria Viganò, dem ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, der im vergangen April pensioniert wurde, will von Kurzwelle nichts mehr wissen. Diese sei ein überholtes Kommunikationsmittel, das durch das Internet ersetzt werden soll. Anderer Meinung war Pater Lombardi, für den Internet zwar für die Mittel- und Oberschicht in Ländern außerhalb der westlichen Welt zugänglich ist, aber „nicht für die Armen, die Unterdrückten, für verschiedene Minderheiten“.
Papst-Botschaften über Facebook-App für 44 Staaten in Afrika
Die Marschrichtung steht inzwischen aber offenbar fest. Für Afrika, wo Internet für die Massen noch nicht erreichbar ist, schloß Dario Viganò ein Abkommen mit Facebook. Dieses Abkommen sieht vor, daß in 44 Staaten die Botschaften des Papstes über ein eigenes App auf das Mobiltelefon oder Smartphone übertragen werden.
Facebook-Gründer und Haupteigentümer Mark Zuckerberg war am 29. August von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden. Wie Vatikansprecher und Lombardi-Nachfolger Greg Burke im Anschluß bekanntgab, „war der Einsatz moderner Kommunikationstechniken das Thema der Audienz, zur Förderung einer Kultur der Begegnung und zur Verbreitung einer Botschaft der Hoffnung, besonders für die am stärksten Benachteiligten“.

Innerhalb Dezember wird Radio Vatikan seine Eigenständigkeit einbüßen. Der Sender wird in ein einziges „content hub“ eingegliedert, wie Präfekt Viganò erklärte: „ein einziges, multimediales Produktionszentrum für vielsprachige Texte, Bilder, Podcast, Videos“, die einer einzigen Herausgeberschaft unterstellt sind, jener Viganòs. Der Präfekt kündigte an, eine „Journalisten-Taskforce“ um sich zu scharen, die zum Großteil aus Mitarbeitern von Radio Vatikan gebildet werden soll.
Papst Franziskus scheint diese Gangart des von ihm ernannten Präfekten zu teilen. In diesem Jahr empfing er „einen Magnaten nach dem anderen“ des Kommunikationssektors von Apple über Google, Instagram und Vodafone bis Facebook. „Keiner von ihnen kam mit leeren Händen“, so Magister. Anfang Dezember wird Franziskus zudem die Spitzen von zwei weiteren Mediengiganten empfangen, von Fortune und Time Warner, die aus dem Vatikan ein weltweites „New Social Compact“ zur Unterstützung „der Armen und Flüchtlinge fördern“ werden. Beteiligt daran werden auch IBM, McKinsey, Siemens und WPP sein.
Radikaler Umbau des Osservatore Romano in Planung
Auch der Osservatore Romano soll demnächst in den „content hub“ absorbiert werden. Die „Tageszeitung des Papstes“ versucht ihre Eigenständigkeit zu verteidigen und hat sich dazu an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gewandt. Dieser unterstützte tatsächlich im vergangenen Mai die mit Geldern der Italienischen Post AG in neuem Kleid erscheinende, allerdings umstrittene Frauenbeilage der Zeitung. Msgr. Viganò saß schweigend in der letzten Reihe, als die Vorstellung erfolgte.
Präfekt Viganò hat nämlich andere Pläne mit der Zeitung. Die offiziellen Verlautbarungen sollen künftig als kleines Amtsblatt für die Kurienämter erscheinen und darüber hinaus nur rund um den Vatikan im freien Verkauf angeboten werden. Für die inhaltlich wichtigen Artikel soll eine italienische Wochenzeitung erscheinen, wie das derzeit bereits für verschiedene anderssprachige Ausgaben, so auch die deutsche Ausgabe, der Fall ist. Die tagesaktuelle Berichterstattung und diese anderssprachigen Ausgaben sollen hingegen zur Gänze ins Internet verlagert werden.
Ein Sonderweg könnte auf päpstlichen Wunsch für Argentinien gelten. Dort wurde gerade eine eigene Ausgabe in Form einer Beilage geschaffen. Zum Staunen der Kirche wurde, ebenfalls auf Wunsch des Papstes, erstmals ein Protestant zum Redaktionsleiter einer Ausgabe des Osservatore Romano ernannt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Radio Vatican/MiL (Screenshots)
von Apple über Google, Instagram und Vodafone bis Facebook etc…
Ist das nicht die Wirtschaft, die tötet?
Wann endet dieser Wahnsinn ?
Wenn die Heilige Schrift recht hat (was ich glaube), endet „dieser Wahnsinn“ erst mit der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus am Ende der (Großen) Drangsal, das ist die 70. Jahrwoche nach der Prophezeiung Daniels. Die Hoffnung auf das Ableben von Papst Franziskus und einen besseren Nachfolger, der Glauben und Ordnung in der Kirche wiederherstellt, könnte sich als leer erweisen. Jedenfalls kann sie nicht den wahren Glauben und die echte Liebe j e t z t ersetzen.
Man könnte auch überspitzt sagen: es wächst halt zusammen ‚was zusammen gehört.