
(Rom) „Wir haben eine neue Religion: Sie wurde soeben von Enzo Bianchi erfunden“, so Antonio Gurrado in der Tageszeitung Il Foglio. Anlaß für die „Erfindung einer neuen Religion“ ist die internationale Slow Food-Veranstaltung „Salone del Gusto“, die bis zum vergangenen Montag in Turin stattfand.
Die „neue Religion“ ist nicht das Ergebnis einer Offenbarung, sondern von „zwei Überzeugungen“ Enzo Bianchis, die er am 16. September in der Sonderbeilage der Tageszeitung La Stampa zum 11. Salone del Gusto von Terra Madre „verkündete“. Die erste Überzeugung sei „eine Art elftes Gebot“ und lautet: „Liebe die Erde wie dich selbst“. Die zweite Überzeugung sei die Erkenntnis, daß die beste Art einem anderen Menschen Liebe zu beweisen, bestehe darin, ihn gut zu bekochen.
„Ich frage mich“; so Gurrado, „ob Enzo Bianchi wirklich der Überzeugung ist, daß die Erde eine Gottheit ist.“ Bianchi scheint die Erde als „Schöpfergottheit“, als „psychische Gottheit“ und als „Rachegottheit“ zu denken. Wörtlich schrieb Bianchi zur Turiner Slow Food-Veranstaltung von einer „vitalen Beziehung zwischen Mensch und Natur“, davon, daß „unser Innenleben der Erde nicht fremd ist“, und: „Gott vergibt immer, die Erde aber vergibt nie“.
Vor allem das „Elfte Gebot“ hat es in sich. Jesus lehrte, daß sich die Menschen untereinander lieben sollen wie sich selbst. Bianchis „neues Gebot“ spricht weder davon, Gott zu lieben noch den Nächsten, sondern die Erde.
Bianchi weiß seine „Überzeugung“ auszuweiten. „Liebe die Erde wie dich selbst, und die Erde wird dich belohnen“.
Enzo Bianchi nennt sich Prior einer Mönchsgemeinschaft des „Klosters von Bose“. Bianchi ist jedoch weder Prior noch Mönch, sondern Laie, der einer von ihm gegründeten „ökumenischen Basisgruppe“ namens „Kloster von Bose“ vorsteht. Daran ändert auch nichts, daß Bianchi gelegentlich in Mönchskutte auftritt.
Er und seine „Mönchsgemeinschaft“, die kirchenrechtlich nicht existiert, vertreten eine progressiv-adogmatische Richtung in der Kirche, die ein horizontales, anthropozentrisches Christentum vertritt. Der einzige Weg zum „Heil“, „ist für Bianchi eine demagogische Suche nach Frieden und eine illusorische universale Freundschaft und laizistische Solidarität“, so die katholische Historikerin Cristina Siccardi. In diesem Sinne ist Bianchi ein Medienliebling.
Der ehemalige Dekan der philosophischen Fakultät der Päpstlichen Lateranuniversität bezeichnete Bianchi 2012 als „falschen Propheten“ und sprach von „atheistischen Mönchen“.
Papst Franziskus ernannte Bianchi am 22. Juli 2014 zum Consultor des Päpstliche Rats für die Förderung der Einheit der Christen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Wenn dieser Mensch das zukünftige Bild der Einheit der Christen bestimmen soll, dann kann ich auf ebendiese Einheit gerne verzichten!