
Von Giuseppe Nardi
In Europa rümpfen viele die Nase über ihn. Das ist in jedem US-Präsidentschaftswahlkampf so. Gemeint ist der jeweilige Kandidat der Republikanischen Partei, ganz egal wie er heißt. Die europäischen Medien, von zahlreiche Leitorganen bis zu den Provinzblättern meinen, die einen etwas feiner, die anderen etwas plumper, Wahlkampf für den Kandidaten der Demokratischen Partei führen zu müssen. Das war schon immer so, jedenfalls seit meinem ersten persönlich miterlebten Urnengang, der 1980 zwischen dem Republikaner Ronald Reagan und dem Demokraten Jimmy Carter ausgefochten wurde.
Reagan wurde wegen seiner Filmkarriere in jungen Jahren als „Cowboy“ und „Filmsternchen“ lächerlich gemacht. George W. Bush als „‘erleuchteter‘ Pistolero“ verspottet, weil er Gouverneur von Texas war und sich als „wiedergeborener“ Christ bekannte. Vom persönlichkeitsverletzenden Spott, den Sarah Palin im Wahlkampf 2008 über sich ergehen lassen mußte, ganz zu schweigen. Daß alle drei durchaus erfolgreiche Gouverneure dreier Staaten von der Größenordnung Frankreichs und Spaniens (Alaska fällt aus dem Rahmen, ist dafür an Fläche und Bodenschätzen ein Gigant) waren, wurde diesseits des Atlantiks geflissentlich unterschlagen.
Umgekehrt werden die demokratischen Kandidaten über den grünen Klee gelobt. Obama wurde sogar zur „messianischen Lichtgestalt“ verklärt, was ihm ohne jede Leistung den Friedensnobelpreis einbrachte für das bloße „Verdienst“, das Weiße Haus von den Republikanern zurückerobert zu haben. Der Grund des journalistischen Eifers in Europa ist schnell erklärt. Die Demokratische Partei entspricht in ihren gesellschafts- und sozialpolitischen Positionen den europäischen Linksparteien. Eine Solidarisierung gilt unter gleichgesinnten Journalisten als Pflicht, und von denen gibt es in Europa viel zu viele. Da die Redaktionsstuben nicht ohne die Eigentümer handeln können, verrät das auch etwas über die politischen Koordinaten in der Etage darüber.
Derzeit bekommt Donald Trump diese Schieflage des europäischen Journalismus zu spüren. Während sich die meist spöttischen Negativschlagzeilen zu seiner Person kaum zählen lassen, genießt Hillary Clinton wohlwollende Nachsicht. Ein deutscher Nachrichtensender („Nachrichten seriös, schnell und kompetent“), schaffte es an einem beliebigen August-Abend unter sechs Meldung des eingeblendeten Newstickers fünf Anti-Trump-Meldungen zu veröffentlichen.
Das veröffentlichte Klima in Europa unterscheidet sich dabei grundlegend von jenem in den USA. Das bekommt der europäische Ottonormalverbraucher freilich erst gar nicht mit.
Donald Trump ist selbst in der Republikanischen Partei umstrittener als mancher Kandidat vor ihm. Das hat mit seinem Aufstieg zu tun. Seine Nominierung setzte er gegen den Willen führender Teile des Establishments durch. Der kleine Unterschied wird daran sichtbar, daß Trump der erste Präsident seit Ronald Reagan wäre, der nicht in Harvard oder Yale studierte. Trump studierte an einer durchaus angesehenen Universität (des Jesuitenordens), allerdings ohne Abschluß.
Donald Trump kündigte nun anderthalb Monate vor dem Urnengang an, daß er im Falle seiner Wahl zum 45. Präsidenten der USA ein Gesetz zum Schutz der Ungeborenen erlassen, die Finanzierung des Abtreibungslobbyisten Planned Parenthood ersatzlos streichen und Pro-Life-Richter für den Obersten Gerichtshof nominieren werde.
Trump sandte ein entsprechendes Dokument an die Vorsitzenden der US-amerikanischen Lebensrechtsbewegungen, in dem er seine Anti-Abtreibungsposition und für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder mitteilte. Es sei seine „unerschütterliche“ (inquebrantable) Absicht, mit der Abtreibungspraxis in den USA Schluß zu machen.
Die Planned Parenthood-Vorsitzende Cecile Richards ist eine persönliche Freundin von Hillary Clinton. Planned Parenthood unterstützte jeden demokratischen Präsidentschaftskandidaten der vergangenen 25 Jahre im Wahlkampf mit Millionenbeträgen. Umgekehrt sponserte US-Präsident Barack Obama die weltgrößte Abtreibungsorganisation mit jährlich rund 500 Millionen US-Dollar aus der Staatskasse. Planned Parenthood macht mit dem Tod der ungeborenen Kindern ein lukratives Geschäft.
1999 hatte sich Trump noch zugunsten der Abtreibung ausgesprochen. Das sei die „Entscheidung der Frau“, sagte er damals. Nur ein Jahr später zeigte er sich irritiert über Abtreibungsmethoden. Der Wandel vom Saulus zum Paulus.
Wie immer man nun zum ungewöhnlichen Aufstieg Donald Trumps und seinem persönlichen Stil stehen mag: Hand aufs Herz, welcher europäische, oder enger gefaßt, welcher bundesdeutsche, österreichische, schweizerische Kanzler- oder Spitzenkandidat, auch unter den Christdemokraten, würde in der heißen Phase des Wahlkampfes eine solche Aussage zugunsten des Lebensrechtes und gegen die Abtreibung machen?
Das genaue Gegenteil wäre wahrscheinlicher, wie es der Partido Popular in Spanien tat, der die Pro-Life-Kandidaten sogar der zweiten Reihe von den Kandidatenlisten strich. Oder der katholische Senator Mario Czaja, der soeben kläglich abgesackten CDU in Berlin, der einem Abtreibungszentrum des deutschen Planned Parenthood-Ablegers Pro Familia „viel Kraft und gutes Gelinden für die tägliche Arbeit“ wünschte, anstatt sich mit der Lebensrechtsbewegung zu solidarisieren und am Marsch für das Leben teilzunehmen. Czajas könnte nächster Landesvorsitzender und damit in einigen Jahren Spitzenkandidat der Berliner CDU werden. Kann auch er sich vom Saulus zum Paulus wandeln?
Das unterscheidet die USA von Europa, und das unterscheidet Donald Trump von den meisten europäischen Spitzenpolitikern.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: LifeNews (Screenshot)
Würde Trump Präsident werden und seine Ankündigung wahrmachen, Abtreibung zu beenden, wäre es das Beste was den USA passieren könnte. Und da überlegen die Katholiken, lieber Hillary Clinton zu wählen? Wenn sie Verstand haben stimmen sie für Trump, da er eindeutig eine christliche Position in dieser so heiklen Frage vertritt. Meinen Sanctus hätte er.
Es ist aber nun kein Wunder, dass das Establishment gegen ihn ist. Da es sich ja Krieg und Abtreibung, also das Ziel möglichst viele Menschen zu töten, auf die Fahnen geschrieben hat.