
(Rom/New York) Papst Franziskus ist für sein außergewöhnliches Kommunikationstalent bekannt. Am vergangenen 16. Juli stellte er es erneut unter Beweis. Auf Youtube wurde ein Video veröffentlicht, in dem Papst Franziskus in spanischer Sprache alle Millennials grüßte. Katholische Kommentatoren in den USA äußerten Zweifel über die Art und Weise der Botschaft und den Nutzen, wenn der Papst für eine evangelikale Veranstaltung wirbt.
Millennials werden alle genannt, die seit 2000 geboren wurden. Solche Begriffe werden nicht nur von Soziologen für ihre Deutungsmuster gebraucht, sondern dienen auch dem Marketing, um für Verkaufszwecke ein Gruppenbewußtsein mit Konsumdruck zu schaffen.
Da die natürlichen Gemeinschaften, die ein Wir-Gefühl schaffen (Familie, Großfamilie, Dorfgemeinschaft, Volk) im vorherrschenden Denken zurückgedrängt werden, sollen künstlich kreierte Begriffe wie eine Generation X, eine Generation Y oder die Millennials (auch Generation Z genannt) Ersatz schaffen.
Papst Franziskus grüßte die Millennials und rief sie auf, sich am 16. Juli auf der National Mall in Washington zu versammeln. Der Papst sprach in seiner Botschaft von einer „Unruhe in ihren Herzen“ und forderte sie auf, ihre Energien darauf zu verwenden, Jesus zu suchen. „Soweit so gut, wäre da nicht die ungeklärte interkonfessionelle und interreligiöse Seite dieses Pontifikats, der ein All-Religionen-Geruch anhaftet“, so die traditionsverbundene Seite Messa in Latino.
Synkretistische Tendenzen
Bereits in der Vergangenheit hatte Papst Franziskus durch Bilder oder durch Worte eine synkretistische Seite angeschlagen, die alle Konfessionen und Religionen als gleichwertig und gleichgültig erscheinen läßt. Das umstrittenste Beispiel war das am 6. Januar 2016 veröffentlichte „Video des Papstes“ mit den Gebetsmeinungen des Papstes für den Monat Januar. Zu den Worten des Papstes wurden ein katholischer Priester, ein jüdischer Rabbi, ein islamischer Imam und eine Buddhistin gezeigt, ebenso Symbole der vier Religionen, für das Christentum das Jesukind. Der Eindruck, der entstehen mußte, und offensichtlich von den vatikanischen Auftraggebern gewollt, konnte nur einer sein: alle Religionen sind gleich gültig, das sage sogar der Papst.
Was hier nur in Bildern zum Ausdruck kam, wurde vom Papst bei einem Treffen der Fokolarbewegung in Worte gefaßt. Beim „Earth Day“ am 24. April in Rom erklärte Franziskus die Religionszugehörigkeit für „unwichtig“. Wörtlich sagte der Papst: „Wir sind alle menschlich. Und in unserer Menschlichkeit können wir uns gegenseitig annähern, um gemeinsam zu handeln … ‚Ich aber gehöre zu dieser Religion, oder zu jener anderen …‘. Das ist nicht wichtig!“
Das schmeichelt zwar dem relativistischen Denken der dominierenden Meinungsmacher und sichert wohlwollende Medienaufmerksamkeit, trifft die Wirklichkeit aber nicht.
Together 2016 – Next Great Awakening
In den USA förderte Papst Franziskus nun als „Starpromotor“ ein interkonfessionelles, von Evangelikalen getragenes Gebetstreffen namens Together 2016. Mittelpunkt des Treffens der zum Next Great Awakening versammelten Millennials war das Thema: „Jesus verändert alles, und nur Er kann unsere Differenzen aufheben“ (Hashtag #JesusChangesEverything).

Das Video des Papstes war ein Werbespot, um für die Teilnahme am Gebetstreffen zu mobilisieren. In diesem Zusammenhang sprach der Papst von der „Unruhe“ der Jugend und forderte sie auf, eine Antwort auf ihr Unbehagen zu suchen. Mit keinem Wort erwähnte der Papst die katholische Kirche und die von Jesus ihr anvertrauten Wahrheit als gültiger „Antwort“ auf das „Unbehagen“. Vielmehr zeichnete er ein Bild von Jesus, das so menschlich ist, daß seine göttliche Natur dahinter zu verschwinden scheint.
Zum Abschluß der Botschaft rief Papst Franziskus die Jugendlichen auf, nach Washington zu kommen, um zu treffen, wer ihrer Unruhe ein Ende bereiten könne, wobei nicht klar wurde, ob damit die evangelikalen Organisatoren des Gebetstreffens oder Jesus gemeint war. Zugleich hielt der Papst ein T‑Shirt mit dem Logo des Gebetstreffens in die Kamera und sagte: „Probiert es! Ihr habt nichts zu verlieren! Probiert es, dann werdet ihr mir berichten.“
Katholische Medien der USA kritisierten den päpstlichen Auftritt als einer Art dessen, was die Spanier „Televenta“ (Infomercial) nennen. Auch beim Zeigen des T‑Shirts muß aus Worten und Gesten des Papstes nicht für jeden erkennbar geworden sein, ob er sich nun auf Jesus oder das T‑Shirt bezog.
Papst wirbt für Evangelikale
Das Gebetstreffen Together 2016 wurde von der World Evangelical Alliance organisiert. Deren Generalsekretär Geoff Tunnicliffe war am vergangenen 10. Juni von Papst Franziskus empfangen worden. Tunnicliffe hatte dabei den Wunsch eines Treffens geäußert, das im Sinne von Kapitel 17 des Johannesevangeliums unabhängig von allen theologischen Differenzen ganz auf Christus konzentriert sein sollte.
Die Idee zu Together 2016 geht auf Nick Hall, einen evangelikalen, US-amerikanischen Prediger und Gründer von Pulse zurück, einer Gebetsbewegung für die Evangelisierung und „Erweckung der USA“ im Geiste Jesu. Dazu, so die Idee Halls, sollten sich die Führer der verschiedenen christlichen Gemeinschaften zusammentun und sich eine Million Menschen zum Gebet versammeln.
„Ist ein solches Treffen aber für Katholiken von Nutzen?“, fragten sich katholische Kommentatoren unter Verweis auf die Enzyklika von Papst Pius XI. Mortalium animos. Darin heißt es:
„Durch die Erkenntnis der Tatsache, daß es nur sehr wenige Menschen gibt, denen jeder religiöse Sinn abgeht, glauben sie sich zu der Hoffnung berechtigt, es werde sich bei aller Verschiedenheit der Völker bezüglich der religiösen Ansichten doch ohne Schwierigkeit eine brüderliche Übereinstimmung im Bekenntnis gewisser Wahrheiten als gemeinsamer Grundlage des religiösen Lebens erreichen lassen. Zu diesem Zwecke halten sie vor einer zahlreichen Zuhörerschaft Konferenzen, Versammlungen und Vorträge, zu denen sie alle ohne jeden Unterschied zur Aussprache einladen: Heiden jeder Art und Christen, und endlich auch jene, die unseligerweise von Christus abgefallen sind oder die seine göttliche Natur und seine göttliche Sendung erbittert und hartnäckig bekämpfen.
Derartige Versuche können von den Katholiken in keiner Weise gebilligt werden. Sie gehen ja von der falschen Meinung jener aus, die da glauben, alle Religionen seien gleich gut lobenswert, weil alle, wenn auch in verschiedenen Formen, doch gleichermaßen dem uns angeborenen und natürlichen Sinn Ausdruck geben, durch den wir nach Gott verlangen und uns seiner Oberherrschaft gehorsam unterwerfen. Die Vertreter solcher Ansichten sind nun nicht nur in Irrtum und Selbsttäuschung befangen, sondern sie lehnen auch die wahre Religion ab, indem sie ihren Begriff verfälschen. Auf diese Weise kommen sie Schritt für Schritt zum Naturalismus und Atheismus. Daraus ergibt sich dann ganz klar die Folgerung, daß jeder, der solchen Ansichten und Bemühungen beipflichtet, den Boden der von Gott geoffenbarten Religion vollständig verläßt.
Allzuleicht werden manche durch die Vorspiegelung einer scheinbar guten Sache getäuscht, wenn es sich darum handelt, die Einheit aller Christen untereinander zu fördern. Ist es nicht billig, – so sagt man – ja, ist es nicht heilige Pflicht, daß alle, die den Namen Christi anrufen, von den gegenseitigen Verketzerungen ablassen und endlich einmal durch das Band gegenseitiger Liebe verbunden werden?
Wie könnte denn jemand den Mut haben zu sagen, er liebe Christus, wenn er sich nicht nach besten Kräften für die Erfüllung des Wunsches Christi einsetzt, der da den Vater bat, daß seine Jünger eins seien. War es nicht auch der Wille desselben Christus, daß seine Jünger daran erkannt und dadurch von allen anderen unterschieden werden sollten, daß sie sich gegenseitig lieben: Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt. Ja, so fügen sie hinzu, möchten doch alle Christen „eins“ sein! Um wieviel erfolgreicher würden sie dann an der Bekämpfung der schleichenden Pest der Gottlosigkeit arbeiten können, die jetzt täglich weiter um sich greift und im Begriff ist, das Evangelium vollständig um seine Kraft und Wirkung zu bringen.
So und ähnlich reden in stolzer Sprache jene, die man Panchristen nennt. Man glaube nicht, es handle sich bei ihnen nur um vereinzelte kleine Gruppen. Im Gegenteil: sie sind zu ganzen Scharen angewachsen und haben sich zu weitverbreiteten Gesellschaften zusammengeschlossen, an deren Spitze meist Nichtkatholiken der verschiedensten religiösen Bekenntnisse stehen. Ihr Beginnen fördern sie inzwischen so tatkräftig, daß es weithin die Zustimmung des Volkes gefunden hat. Ja, ihre Arbeit hat sogar viele Katholiken angezogen und begeistert, die sich der Hoffnung hingeben, auf diesem Wege lasse sich eine Einheit herbeiführen, wie sie auch wohl den Wünschen der heiligen Mutter, der Kirche, entspricht. Liegt doch der heiligen Kirche nichts mehr am Herzen, als die verlorenen Söhne wieder in ihren Mutterschoß zurückzurufen und heimzuführen. Unter diesen ‚Überaus verlockenden und einschmeichelnden Worten verbirgt sich aber ein schwerer Irrtum, der die Grundlage des katholischen Glaubens vollständig zerstört und untergräbt“ (MA, 2–4).
Das Gebetstreffen auf der National Mall in Washington mußte am 16. Juli wegen der großen Hitze unterbrochen werden. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit erreichte die Temperatur gefühlte 40 Grad Celsius.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/Christianpost/Christnow (Screenshots)
Der Papst sollte sich besser informieren, was die Evangelikalen von ihm und von der Kath. Kirche insgesamt halten! Da gibt es sehr aufschlussreiche Videos auf Youtube dazu!