(Rom) Der Vatikan gab erste Details des 500-Jahre-Reformationsgedenkens bekannt, an dem Papst Franziskus teilnehmen wird.
Im heutigen Tagesbulletin des vatikanischen Presseamtes heißt es, daß bei den Luther-Feiern „mit der Teilnahme von Papst Franziskus gerechnet“ werde.
Programmerweiterung: Heilige Messe mit Skandinaviens Katholiken
Der päpstliche Besuch im schwedischen Lund und Malmö sah ursprünglich nur einen Tag vor. Am 31. Oktober wird die Teilnahme an der lutherisch-katholischen Gedenkfeier stattfinden. Nun wurde das Programm erweitert. Laut heutiger Bekanntgabe wird die Reise um einen Tag ausgeweitet. Am 1. November, dem Fest Allerheiligen, wird Papst Franziskus „mit der katholischen Gemeinschaft“ die heilige Messe zelebrieren.
Mit der Programmänderung scheint der Vatikan auf Kritik von katholischer Seite zu reagieren. Öffentlich wurde der Wunsch der skandinavischen Katholiken geäußert, der Papst möge sich auch mit ihnen treffen und nicht nur zu den Lutheranern reisen. Im vergangenen April äußerte beispielsweise der katholische Bischof Bernt Ivar Eidsvig von Oslo gegenüber dem Norway’s Vart Land, die Hoffnung, der Papst werde auch die Katholiken besuchen.
Hinter den Kulissen wurden Enttäuschung und Unmut darüber laut, daß der Papst an einem Luther-Gedenken teilnehme, aber keine Zeit für die Katholiken habe.
Lund – gemeinsames Gebet nach „gemeinsamer liturgische Ordnung“?
Das vatikanische Presseamt gab eine gemeinsame Erklärung des Lutherischen Weltbundes und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen bekannt. Darin ist von einem „gemeinsamen, ökumenischen, lutherisch-katholischen Gedenken zum 500. Jahrestag der Reformation“ die Rede.
Um genau zu sein, findet das gemeinsame Gedenken am 499. Jahrestag der Reformation statt, deren Beginn mit dem 31. Oktober 1517 angesetzt wird. Das wurde von katholischer Seite damit begründet, daß Luther am 31. Oktober 1516 noch katholisch war. Ein weiterer Grund dafür, das gemeinsame Gedenken an den Beginn des Luther-Jahres zu setzen, dürfte es sein, daß Papst Franziskus damit ein Signal an die lutherische Welt aussenden will, das bereits in das bevorstehende Gedenkjahr einwirken soll.
Im schwedischen Lund wird ein gemeinsames Gebet stattfinden, das auf der vor kurzem vom Lutherischen Weltbund und dem Päpstlichen Einheitsrat veröffentlichen katholisch-lutherischen liturgischen Handreiche beruhen wird. Die beiden Herausgeber „laden dazu ein, künftig Gottesdienste nach einer gemeinsamen liturgischen Ordnung zu feiern“. Ein entsprechendes Schreiben vom Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes und vom Vorsitzenden des Päpstlichen Einheitsrates, Kurienkardinal Kurt Koch, war zu Jahresbeginn an die lutherischen Kirchen und die katholischen Bischofskonferenzen verschickt worden.
Nach dieser „gemeinsamen liturgischen Ordnung“, dem „Gemeinsamen Gebet“ (Common Prayer) soll das lutherisch-katholischen Reformationsgedenken stattfinden. Das „Besondere“ daran wird betont, denn es sei die erste, „gemeinsam entwickelte Liturgie von Lutheranern und Katholiken“.
Die Gebetsfeier wird von Papst Franziskus, dem lutherischen Bischof Munib Younan und Pastor Martin Junge geleitet. Younan ist der Vorsitzende, Junge der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes.
Die Frage, wie das „Gemeinsame“, das konträre Eucharistie‑, Sakramenten- und Kirchenverständnis zwischen Lutheranern und Katholiken überbrücken könne, bleibt unbeantwortet.
Malmö – lutherisch-katholische Zusammenarbeit: Flüchtlingshilfe, Friedensarbeit, Klimawandel
In Malmö, der zweiten Etappe des gemeinsamen Reformationsgedenkens, werden dann die gemeinsamen Aktivitäten von Lutheranern und Katholiken in der ganzen Welt gezeigt. Schwerpunkt dabei werde die gemeinsame Arbeit von Weltbund und Caritas Internationalis in der Flüchtlingshilfe, der Friedensarbeit und dem Klimawandel sein.
Kardinal Koch sprach davon, daß bei einer „Konzentration auf die Zentralität Gottes und die Christozentrik, Lutheraner und Katholiken gemeinsam der Reformation gedenken könnten, und zwar nicht nur auf rein pragmatische Art, sondern mit einem tiefen Empfinden des Glaubens an den gekreuzigten und auferstandenen Christus“.
Kardinal Gerhard Müller, der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, sieht das anders. Er schrieb in seinem jüngsten Buch und betonte mehrfach, jüngst in Spanien, daß es für Katholiken keinen Grund gebe, 500 Jahre Reformation zu feiern.
In der katholischen Kirche konzentrieren sich manche Kreise mit Blick auf das Jahr 2017 auf die 100-Jahrfeiern der Marienerscheinungen von Fatima und stellen dieses Gedenken bewußt den protestantischen Reformationsfeiern entgegen.
Genau Informationen zum ökumenischen Reformationsgedenken finden sich auf der eigens dafür eingerichteten Internetseite www.lund2016.net
Text: Giuseppe Nardi
Bild: lund2016.net (Screenshot)
Papst Leo X wird sich in senem Grabe umdrehen.500 Jahre vergangen und jetzt dieses.Wahrscheinlich auch Interkommunion dann?