(Rom) Deutsche katholische Medien machten es vor, der Osservatore Romano folgte nun, und „feiert“ ebenfalls mit Freundlichkeiten das Reformationsgedenken. Am 7. Mai veröffentlichte die Tageszeitung des Papstes den Artikel „Ein Jahr, um die Reformation zu feiern“. Vom 31. Oktober 2016 bis zum 31. Oktober 2017 „haben die deutschen Evangelischen“ den Kalender mit zahlreichen Ereignissen gefüllt.
„Genau ein Jahr werden die 500-Jahrfeiern der protestantischen Reformation dauern, die traditionell mit der Veröffentlichung der Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum, der 95 Thesen in Verbindung gebracht wird, die Martin Luther am 31. Oktober 1517 an der Tür der Schloßkirche von Wittenberg in Sachsen-Anhalt anbrachte“, so der Osservatore Romano.
Den Auftakt mache am 31. Oktober 2016 eine „große Zeremonie in der Marienkirche von Berlin“. Im Mai 2017 finde eine „Weltausstellung“ in Wittenberg statt, bei der „die aus der Reformation in den verschiedenen Ländern und Kirchen, aber auch der Kultur und der Zivilgesellschaft hervorgegangenen Früchte“ gezeigt werden.
Vom 24.–28. Mai werde der Kirchentag stattfinden. Ein Kirchentag „in Bewegung“, der in acht deutschen Städte ausgetragen wird und dann alle in Wittenberg zum Abschluß zusammenführen soll.
„Die deutsche evangelische Kirche hat sich auf diesen Jahrestag mit einem 2008 begonnenen Weg des Nachdenkens vorbereitet und ein Netz zwischen 69 Städten der Reformation in Deutschland und in Europa geschaffen, wichtigen Orten für die Geschichte und die Gegenwart des Protestantismus. Der Abschluß der Festlichkeiten wird auf nationaler und internationaler Ebene am 31. Oktober 2017 stattfinden mit einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen. Reich ist auch der Kalender der ökumenischen Veranstaltungen“, so das vatikanische Tagblatt.
Bei Ökumene „in einem sehr guten Stadium, auch dank Papst Franziskus“
„Wir können 2017 eine kritische Revision wagen uns die Reformation vor dem internationalen und ökumenischen Horizont als komplexen Faktor sehen“, sagte die „Theologin und lutherische Bischöfin Margot Käßmann, Botschafterin des Lutherjahres“ vor kurzem bei einer katholisch-lutherischen Reformations-Tagung am Päpstlichen Athenäum Sant’Anselmo in Rom.
Zur Ökumene meinte Käßmann in einem Interview mit Vatican Insider:
„Wir befinden uns in einem sehr guten Stadium, weil Ökumene einerseits Diskussion über die Kirche, die Eucharistie, die Taufe, die Amtsträger bedeutet, aber andererseits auch das Handeln als Christen in der Welt, und da sind wir derzeit [der katholischen Kirche] sehr nahe, auch dank Papst Franziskus, einem Reformator in seiner Kirche, so wie Martin Luther ein Reformator in seiner war.“
Für Käßmann, so der Osservatore Romano, sei es „eine gute Haltung“, sich zu fragen, „was wir in seiner anderen Kirche finden können, was wir nicht haben“. Als konkretes Beispiel nannte sie: „Was ich wirklich an der römisch-katholischen Kirche bewundere, ist, daß sie sie globale Einheit der Kirche bewahrt, trotz der vielen Differenzen in ihrem Inneren.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Osservatore Romano (Screenshot)
„Was ich wirklich an der römisch-katholischen Kirche bewundere, ist, daß sie die globale Einheit der Kirche bewahrt, trotz der vielen Differenzen in ihrem Inneren.“
Ja, dann tun Sie was dafür als Luther-Botschafterin. Versuchen Sie die vielen Strömungen in den protestantischen Glaubensgemeinschaften unter einen Hut zu bringen. Dazu gehört natürlich auch die Wahrheit zu leben und zu predigen und nicht einer „Gutmenschen-Ideologie“ anzuhängen.
P.F. schafft es locker, aus der Unam Sanctam Catholicam et Apostolicam Ecclesiam, die eine, triviale, globale und fatale Gesellschaft zu machen!
Mir ist bewusst, dass Gefühle kein Ersatz für stichhaltige Argumente sein können.
Und trotzdem – das meiste, was ich von und über Papst Franziskus lese und höre, schmerzt mich nur noch.
Und ich möchte mir auch erlauben, diese Gefühle wahrzunehmen und sie nicht wegzudrücken.
Liebe Marienzweig,
die Kirche befindet sich in einem desaströsen Zustand!
Sich dies zu gegenwärtigen, reicht es völlig, die Thesen von Kardinal Kasper einer näheren Überprüfung zu unterziehen, inwieweit diese überhaupt mit Katholizität vereinbar sind. Sie sind es definitiv nicht, denn die Thesen implizieren, dass der Heilige Geist, auf den man als Entwicklungsprinzip(!) stets rekurriert, mal so und dann wieder so „wehe“ und damit eine sich diametral widersprechende Glaubenslehre hervorrufe. Damit wäre das Lehramt von einer überzeitlichen Kakophonie bestimmt, die es als objektive Instanz einfach aufhebt. Zudem lässt Kasper und Lehmann und noch so manch anderer progressiv gestimmter Kirchenfunktionär jegliche Rückbindung der kirchlichen Lehre an das offenbarte und in der Bibel überlieferte Wort Christi fallen. Offenbarung wird im Sinne eines hegelschen Geschichtsverständnis zu einem dialektischen Prozess rein gesellschaftlicher Wirklichkeit, wobei Hegel niemals auf die Idee verfallen wäre, dass sich Offenbarung widersprechen könnte. Im Relativismus ist der Glaube an eine göttliche Wirklichkeit restlos verschwunden. Es bleibt nur das leere Gerede. Hegel dachte den Vollzug der Geschichte natürlich immer noch linear, durch eine sich auf einer stets höheren Stufe der Reflexion vollziehenden Vernunft. Dass die reale Geschichte alles andere als auf einen allgemeinen vernünftigen Zustand zustrebt, wie es Hegel noch glaubte, kann heute, angesichts des Grauens der Diktaturen des 20.Jahrhunderts, gar nicht mehr bestritten werden. Insofern ist jede These, die diesem hegelschen Ansatz folgt, ein längst durch die Geschichte überholtes Unternehmen. Kardinal Kasper vertritt also nicht nur theologisch falsche Thesen sondern sein ganzer philosophischer Ansatz ist unhaltbar. Papst Franziskus erscheint mir sowohl theologisch als auch philosophisch überfordert und neigt daher zur „naiven“ Übernahme von Positionen, die zwar nett gemeint sein mögen, darum aber eindeutig falsch sind. Das zeigt sich bei ihm im Theologischen ebenso wie in Einschätzungen politischer Realität. Die Befreiungstheologie mit ihrem marxistischen Grundverständnis der Welt ist nichts weiter als einer der vielen Glaubensirrtümer, die es in der Geschichte eben immer gegeben hat. Neu ist, dass ausgerechnet ein Papst eine Ideologie vertritt, die sich gegen die Lehre der Kirche wendet und sie aufzuheben versucht.
Lieber Suarez
Sie treffen den Nagel wieder einmal genau auf den Kopf! Danke für Ihren Beitrag.
Es scheint so, dass unter den für P. Franziskus verfügbaren Theologen (um sein intellektuelles Defizit zu decken) die Deutsche, Hegelsche Theologie am nächsten kommt. Mit diesen ihm zudienenden Helfern und Trittbrettfahrern(ganz im Eigeninteresse) kann er nun seine befreiungstheologischen Ideen verwirklichen, immer auf „grosse Theologen“ verweisend.
Hegel ist im ganzen deutschsprachigen Raum an den kath. Hochschulen stark verbreitet, deshalb auch kein Bezug mehr zu ewigen Wahrheiten (z.B. auch das autonome Gewissen) sondern immer den Blick auf die Weiterentwicklung der geschichtlichen Wirklichkeit und somit auch der Wahrheit.
Liebe® Pace,
es freut mich, dass wir hier auf katholisches.info einen substantielleren Gedankenaustausch pflegen können als z.B. bei kath.net, wo ein kleines Trüppchen Getreuer der Frau Lorleberg jeden niedermachen, der es wagt, den heutigen Relativismus in der Katholischen Kirche zu hinterfragen.
Progressive sind traditionell Feinde des freien Denkens. Freies Denken meint ja nicht den Gedanken ins Willkürliche abgleiten zu lassen, sondern ihm Raum zu geben, die Wahrheit auch in ihrer ganzen Komplexität zu erfassen, wobei uns da sowieso menschliche Grenzen gesetzt sind, die gerade von der Aufklärung, die ihre Impulse aus der Französischen Revolution erhalten hat, tabuisiert werden. Für den Positivismus wird diese Freiheit des Denkens eingeschränkt durch den Glauben, aber gerade der Positivismus errichtet Denkbarrieren und verabsolutiert derart radikal seinen Vernunftbegriff, wie es keine Ideologie vor ihm getan hat. Die Philosophen Horkheimer und Adorno haben in ihrer „Negativen Dialektik“ nachgewiesen, dass die Aufklärung ihre irrationalen Ursprünge und Intentionen nie reflektiert hat. Insbesondere durch die Rezeption von Schopenhauer und Nietzsche zeigen die beiden Autoren, dass der Aufklärungsduktus ein ideologischer ist, der immer mit nicht weiter hinterfragbaren Setzungen arbeitet. Adorno und Horkheimer kommen zu dem Schluss, dass die Aufklärung auf Grund der ihr innewohnenden Irrationalität notwendig in ihr Gegenteil umschlägt und zur „Furie des Verschwindens“ wird, d.h. in ihr herrscht am Ende immer das Gegenteil von dem, was ihre Vertreter postulieren. Wir sehen das heute sehr deutlich an den Phrasen zum Humanismus, wobei die Gesellschaften real längst in die totale Barbarei zurück gefallen sind. Hegel glaubte noch an den Weltgeist, der in einem stetigen Vollzug durch einen dialektischen Prozeß einen „erlösten“, von Leid befreiten, Weltzustand herbeiführt. Der Glaube an den Weltgeist hat sich aber in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten und den Gulags des Kommunismus definitiv verflüchtigt, wer angesichts dieses Grauens noch die hegelsche Geschichtskonzeption adaptiert, ist entweder Ignorant oder bösartig, denn er müsste postulieren, dass für das Gute eben auch das Grauen notwendig sei. Wenn nun Theologen sich auf Hegel berufen oder seine Philosophie unreflektiert einfach in ihr theologisches Schema übertragen, dann wird es grotesk, weil sich damit notwendig die Glaubenssubstanz, auf die es ankommt, das offenbarte Wort, verflüchtigt und zu einer bloßen geschichtlichen Erscheinung wird und sich im Lauf der Geschichte willkürlich im interpretierenden Bewusstsein ändert. Hegel suchte den christlichen Glauben im Geschichtlichen aufzuheben, das war eindeutig seine aufklärerische Intention, gelungen ist es ihm natürlich nicht, da die göttliche Wirklichkeit immer über menschliche Geschichte hinausweist und hinausgeht. Wir sehen heute sehr deutlich, wie die Versuchung der Verabsolutierung menschlicher Erkenntnis zu einem Zustand totaler Irrationalität in der Welt wird. Neu ist es nicht, denn die Vetreibung aus dem Paradies hat ja den Versuch des Menschen zum Grund, sich durch Erkenntnis von Gott zu „emanzipieren“, sich also selbst an die Stelle Gottes setzen zu wollen. Statt im Himmel landet da der Mensch eben in der von ihm selbst verschuldeten Hölle menschlichen Unvermögens.
Der ganze säkulare Messianismus richtet sich auf den „erlösten“ Weltzustand. Ein solcher Messianismus ist nicht christlich, denn Jesus Christus hat deutlich darauf hingewiesen, dass sein Reich nicht(!) von dieser Welt ist. Es geht also im christlichen Glauben , anders als im Islam, um Überwindung des Weltlichen und nicht um seine Verabsolutierung, wie es das Denken der Aufklärung vollzieht. Vernunft und Glaube sind keine Widerspruch, sofern sich die Vernunft fern hält von ideologischer Verzerrung, die sie aufs Weltliche beschränkt. Im Glauben lösen wir uns von der Macht des Weltlichen, was auch immer heißt, der Macht Satans. Daher ist der Relativismus in der Kirche eine nicht zu akzeptierende Richtung, die in der Endkonsequenz den Glauben auflöst. Auch das lässt sich heute leicht an den Protagonisten dieses Relativismus in der Kirche erkennen, sie sprechen und denken wie Politiker, ja sie sind Politiker oder besser gesagt Funktionäre. In ihnen ist die Liebe nicht mehr lebendig, sondern das Salz ist schal geworden, denn sie handeln nur mit Zitronen. Schlussendlich bleibt diesen Gruppen, wie an den stereotypen Kommentaren in den kath.net Foren gut zu erkennen, nur die Proklamation der immer gleichen inhaltsleeren Phrasen. Das Denken ist dort auf einen bloßen, von der Wahrheit abgekoppelten Gehorsam gegenüber der eigenen Ideologie und ihrer kirchlichen Vertreter reduziert.