
(Madrid) Erzbischof Carlos Osoro von Madrid rudert zurück. Nach den Medienberichten über sein Hausverbot gegen Kardinal Gerhard Müller hat es sich der Erzbischof von Madrid noch einmal überlegt. Er wird nun an der Buchvorstellung teilnehmen, die wegen Osoros Verbot nun an der Universität Francisco de Vitoria stattfinden wird.
Wie gestern berichtet, hatte sich Madrids Erzbischof Carlos Osoro einen bisher nicht dagewesenen Affront gegen Kardinal Gerhard Müller, den Präfekten der Glaubenskongregation geleistet.
Vom deutschen Kardinal erschien vor kurzem in Spanien ein Gesprächsbuch „Informe sobre la esperanza“ (Über die Lage der Hoffnung). Das Buch nimmt zur Lage der Kirche Stellung und nennt dabei einige Dinge beim Namen. Im Zuge der Behandlung innerkirchlicher Diskussionen, zum Beispiel über das Ehesakrament, die Scheidung und die Homosexualität, ist auch Kritik an der Amtsführung von Papst Franziskus enthalten. So erklärt der Kardinal, daß 500 Jahre Reformation „für Katholiken kein Grund zum Feiern“ seien. Eine Antwort auf das gemeinsame Reformationsgedenken, das Papst Franziskus zusammen mit dem Lutherischen Weltbund organisiert, und dazu am 31. Oktober 2016 nach Stockholm reisen wird.
Osoro warf Herausgeber vor, einen „nicht existenten“ Konflikt zu behaupten
Kommende Woche wird Kardinal Müller sein Buch in mehreren spanischen Städten vorstellen. Eine deutsche Ausgabe und weitere Übersetzungen sind bereits in Vorbereitung.
Die Vorstellung in Madrid sollte an der erzbischöflichen Universität San Dámaso stattfinden, mit der auch das Priesterseminar des Erzbistums verbunden ist.
Erzbischof Osoro erteilte Kardinal Müller jedoch Hausverbot mit der Begründung, daß sein Buch „gegen den Papst“ sei.
Vor einer Woche hatte das noch ganz anders geklungen. Auf der Frühjahrsvollversammlung der Spanischen Bischofskonferenz vom 18.–22. April kritisierte Osoro den Herausgeber, die renommierte Biblioteca de Autores Cristianos (BAC), mit der Begründung, mit dem Buch werde ein „Konflikt“ zwischen Papst Franziskus und Kardinal Müller behauptet, den es in Wirklichkeit gar nicht gebe.
Den „nicht existenten Konflikt“ muß es doch geben, wenn Erzbischof Osoro sogar versuchte, Zensur gegen den Kardinalpräfekten der Glaubenskongregation auszuüben.
Osoro, wegen „gefälschtem Lebenslauf“ in der Kritik, nimmt nun doch teil
Osoro, im Herbst 2014 von Papst Franziskus zum Erzbischof von Madrid ernannt, befindet sich derzeit selbst im Scheinwerferlicht. Bei seiner Ernennung verwies er auf vier Lizentiate, die er im Zuge seiner akademischen Ausbildung erworben habe. Laut Infovaticana soll sein Lebenslauf „gefälscht“ sein und er kein einziges Lizentiat besitzen. Jedenfalls, so die spanische Nachrichtenseite, finde sich an keiner der genannten Universitäten eine Spur davon.
Nach dem Verbot durch den Erzbischof sagte der Veranstalter die Präsentation nicht ab, sondern suchte nach einem neuen Veranstaltungsort. Die Buchvorstellung wird nun an der Universität Francisco de Vitoria stattfinden. Auch dazu wurde, wie an allen Orten, wo Kardinal Müller sein Buch vorstellt, der zuständige Diözesanbischof eingeladen. Osoro lehnte eine Teilnahme jedoch ab.
Nach den jüngsten Medienberichten kam jedoch eine Kehrtwende. Erzbischof Osoro wird nun doch an der Buchvorstellung an der Universität Francisco de Vitoria teilnehmen, wie Infovaticana mitteilte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Infovaticana