
Liebe Brüder und Schwestern,
das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter erklärt uns, was Nächstenliebe bedeutet: Drei Menschen, ein Priester, ein Levit und ein Samariter kamen an einem Mann vorbei, den Räuber überfallen und halbtot liegengelassen hatten.
Obwohl die ersten beiden regelmäßig ihren Dienst im Tempel versahen und die Gesetze Gottes kannten, gingen sie einfach vorüber. Ein vermeintlicher, oberflächlicher Glaube lebt weder die wahre Liebe zu Gott, noch zum Nächsten. Der Samariter endlich, der den Juden als unzuverlässiger Ausländer galt, hielt beim Verletzten an. Er blieb nicht nur Zuschauer, sondern „hatte Mitleid“ (Lk 10,33). Das Herz des Samariters war verbunden mit dem Herzen Gottes, der auch mit uns Menschen Mitleid hat. Mitleid haben heißt, im Innersten ergriffen sein angesichts des Elends des anderen. Wie der Samariter lässt sich Gott von unserer Not berühren. Er wendet nicht den Blick von uns ab, er kennt unsere Schmerzen und ist uns immer nahe. Auch wir sollen die Verpflichtung erkennen, dem Notleidenden nahe zu sein, uns mit ihm zu identifizieren. Genau das bedeutet: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (V. 27). Am Ende des Gleichnisses erwies sich nur der vielfach verachtete Samariter als Nächster, als einer, der dem Notleidenden nahe war. Wir alle sollen ein Herz haben, das zum Mitleid fähig ist, und so zu einem Nächsten für Menschen in Not werden.
Einen herzlichen Gruß richte ich an alle Pilger deutscher Sprache, insbesondere an die Pilgergruppe aus dem Bistum Bozen-Brixen mit ihrem Bischof Ivo Muser. Ich grüße auch euch, liebe Jugendliche, die ihr so zahlreich zugegen seid. Ich möchte euch ermutigen, im Alltag die vielfältigen Gelegenheiten zu erkennen, um ein Nächster zu werden, einer, der dem Leidenden nahe ist. Macht es wie der Barmherzige Samariter. Gott segne euch alle.
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter nicht überdehnen!
Im Gleichnis ist ein redlicher Mann, wohl ein Reisender, ohne sein Verschulden überfallen worden. Der Samariter hilft ihm. So weit, so gut. Kern des Gleichnisses ist nicht so sehr die menschenfreundliche Hilfeleistung, als die Gegensätzlichkeit der drei Personen aufzuzeigen, der Priester, der Levit und der von den Juden damals gering geschätzte Samariter.
Leider wird dieses Gleichnis oft grob missbraucht und auf den schillernden Begriff „Flüchtling“ übertragen. Der Reisende allerdings ist tatsächlich überfallen worden. Er hat den Überfall weder vorgetäuscht, noch war er zu faul, sein Auskommen auf ehrliche und friedliche Weise in seiner Heimat zu suchen, noch hat er den Samariter erpresst mit der Drohung, sich etwas anzutun, falls ihm nicht geholfen werde. Auch ist der Samariter nach der Hilfeleistung wieder seiner Wege gezogen und seinen Geschäften nachgegangen und hat nicht Herberge um Herberge angemietet um Legionen Überfallener auf Dauer einzuquartieren und fürderhin zu Kostgängern der Wirte werden zu lassen.
Der Überfallene aus dem Gleichnis hat sich, so dürfen wir annehmen, bei seinem Gastgeber ordentlich betragen, hat nicht dessen Töchter betatscht und ist nach seiner Wiederherstellung dankbar weitergezogen, ohne dem Samariter oder dem aufnehmenden Wirt in der Folgezeit auf der Tasche zu liegen.
Weltklasse, bayerisch-bodenständige Auslegung!
Hallo Bayernmichel!
Eine gute, für mich einleuchtende Auslegung des Gleichnisses. Vielen Dank!
Vor allem wird dabei deutlich, daß das Evangelium tatsächlich mißbraucht wird, wenn man es zur Rechtfertigung der gerade herrschenden politischen Doktrin zurichtet.
Der Befund, daß Priester und Levit den am Boden liegenden Verletzten sehen, aber dennoch vorübergehen, dürfte ein Licht auf das Verhalten gewisser Kirchenvertreter werfen, die derart auf sogenannte „Flüchtlinge“ aus Afrika und den arabischen Ländern fixiert sind, daß ein Beistand gegenüber Notleidenden hierzulande kaum noch in Betracht zu kommen scheint. Immerhin handelt sich bei dem Notleidenden nicht um einen, dem es an „Perspektiven“ fehlt oder der ein „besseres Leben“ sucht, sondern um einen der „unter die Räuber“ fiel. Und das dürfte wohl nicht nur in Köln der Fall sein.
Ob wohl Woelki, Schick und Co. auch das einmal bedenken?