Amoris Laetitia – Revolution in einer Fußnote


(Rom) Das Apo­sto­li­sche Schrei­ben Amo­ris Lae­ti­tia von Papst Fran­zis­kus über die Ehe und die Fami­lie sorgt nicht für Klar­heit, son­dern erhöht die Ver­wir­rung in der katho­li­schen Kir­che. Ein kon­kre­tes Bei­spiel dafür zeig­te sich gestern, dem 11. April auf Twitter.

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Papst Fran­zis­kus schrieb um 1 Uhr morgens:

Die Geschie­de­nen, die in einer neu­en Ver­bin­dung leben, sind Teil der Kir­che, sie sind nicht exkommuniziert.

Die Aus­sa­ge wur­de bis­her 925mal „ret­weetet“ und „gefällt“ 2.549 Twitter-Nutzern.

Dar­auf ant­wor­te­te dem Papst der Prie­ster Don Luca Mele:

@Pontifex_it Sei­en Sie etwas kla­rer: Habe ich sie los­zu­spre­chen oder nicht? Habe ich Ihnen die Kom­mu­ni­on zu geben oder nicht? Danke!

Die Dis­kus­si­on auf Twit­ter war damit eröff­net. Eine Nella Cima­rol­li ant­wor­te­te Don Luca Mele:

@don_Luca_Mele @Pontifex_it  Ich den­ke, daß sie hel­fen sol­len, einen gemein­sa­men Glau­bens­weg zu gehen: Sie wer­den schon ver­ste­hen, ob sie wür­dig sind, JESUS zu empfangen.

Wor­auf ein Hyste­ron pro­te­ron mit dem Tweet reagierte:

@CimarolliNella Die Vor­aus­set­zun­gen, um wür­dig zu sein, haben sich nicht geän­dert, des­halb die Fra­ge von Don Luca @don_Luca_Mele @Pontifex_it

Eine klä­ren­de Ant­wort durch den Papst erfolg­te bis­her nicht.

Liegt die „Revolution“ gerade in der Unklarheit?

Wie steht es nun mit der Klar­heit? Der Histo­ri­ker und katho­li­sche Den­ker Rober­to de Mat­tei bezeich­ne­te Amo­ris Lae­ti­tia in sei­ner ersten Ana­ly­se als „kata­stro­pha­les Doku­ment“.

Das Doku­ment gebe kei­ne kla­re Ant­wort. Das sei Absicht und „kata­stro­phal“, so de Mat­tei. „Alle erwar­te­ten sich die Ant­wort auf eine grund­le­gen­de Fra­ge: Kön­nen jenen, die einer ersten Ehe stan­des­amt­lich erneut hei­ra­ten, das Sakra­ment der Eucha­ri­stie emp­fan­gen? Auf die­se Fra­ge hat die Kir­che immer mit einem kate­go­ri­schen Nein geant­wor­tet.“ Die Kata­stro­phe lie­ge gera­de dar­in, daß Papst Fran­zis­kus die­ses „kate­go­ri­sche Nein“ auf­ge­ho­ben habe. Damit gel­te das Kom­mu­ni­on­ver­bot für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen „nicht mehr abso­lut“. Die „Revo­lu­ti­on“ lie­ge in die­ser Unklarheit.

„Wem das Quer­den­ken gefällt, den macht das päpst­li­che Schrei­ben sicher glück­lich“, so Secre­tum meum mihi.

„Das wirk­li­che Den­ken Berg­o­gli­os“, so Secre­tum meum mihi in Anspie­lung auf die Papst-Bio­gra­phie von Omar Bel­lo [1]Omar Bel­lo: Der wirk­li­che Fran­zis­kus. Per­sön­li­ches, Psy­cho­lo­gie, Grö­ße, Geheim­nis­se und Zwei­fel des argen­ti­ni­schen Pap­stes. Vom Phi­lo­so­phen, der ihn am besten kennt; spa­ni­scher Ori­gi­nal­ti­tel: El … Con­ti­n­ue rea­ding sei „muy jesui­ta“ in der Fuß­no­te 351 von Amo­ris Lae­ti­tia ver­steckt. „Sehr jesui­tisch“ fin­det sich die bri­san­te­ste Stel­le des nach­syn­oda­len Schrei­bens tat­säch­lich ganz hin­ten im Doku­ment in eine Fuß­no­te ver­packt. Der erste Satz lie­fert den Tür­öff­ner für die Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen und ande­rer Gläu­bi­gen, die sich in einer ande­ren unge­ord­ne­ten Situa­ti­on befin­den, zu den Sakra­men­ten. Dar­auf folgt eine dop­pel­te Ermah­nung an poten­ti­el­le Kri­ti­ker beson­ders unter den Priestern:

In gewis­sen Fäl­len könn­te es auch die Hil­fe der Sakra­men­te sein. Des­halb »erin­ne­re ich [die Prie­ster] dar­an, dass der Beicht­stuhl kei­ne Fol­ter­kam­mer sein darf, son­dern ein Ort der Barm­her­zig­keit des Herrn« (Apo­sto­li­sches Schrei­ben Evan­ge­lii gau­di­um [14. Novem­ber 2013], 44: AAS 105 [2013], S. 1038). Glei­cher­ma­ßen beto­ne ich, dass die Eucha­ri­stie »nicht eine Beloh­nung für die Voll­kom­me­nen, son­dern ein groß­zü­gi­ges Heil­mit­tel und eine Nah­rung für die Schwa­che« ist (ebd., 47: AAS 105 [2013], S. 1039)“ (Her­vor­he­bung durch die Redaktion).

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Twit­ter (Screen­shot)

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1 Omar Bel­lo: Der wirk­li­che Fran­zis­kus. Per­sön­li­ches, Psy­cho­lo­gie, Grö­ße, Geheim­nis­se und Zwei­fel des argen­ti­ni­schen Pap­stes. Vom Phi­lo­so­phen, der ihn am besten kennt; spa­ni­scher Ori­gi­nal­ti­tel: El Ver­dade­ro Fran­cis­co. Inti­mi­dad, psicologà­a, gran­de­z­as, secre­tos y dudas del Papa argen­ti­no. Por el fà­losofo que más lo cono­ce, 7. Kapi­tel, Edi­cio­nes Noti­ci­as, Bue­nos Aires 2013
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