Während die derzeitige Limburger Bistumsleitung versucht, die mit dem Streit um den Limburger Altbischof Tebartz-van Elst aufgerissenen Gräben zu überwinden, betätigt sich der Frankfurter Stadtdekan Johannes von und zu Eltz immer wieder als Scharfmacher. Er kann als Protagonist eines Sonderwegs im Bistum Limburg angesehen werden, vor dem Kurien-Erzbischof Georg Gänswein in seinem Weihnachts-Interview gewarnt hat.
Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker.
- Stadtdekan zu Eltz stellte seine frühere Kritik an Bischof Tebartz-van Elst ausdrücklich in den kirchenpolitischen Rahmen eines Kampfes um den Kurs der Kirche in Deutschland – so seine Formulierung im November 2013.
- Im Frühjahr 2014 bestätigte er in einem Interview mit der ZEIT, dass es in der Causa Tebartz-van Elst weniger um die Dombergbebauung als um eine kirchenpolitische Richtungsentscheidung gegangen sei.
- In einem weiteren Zeitungsgespräch forderte er das Ende des obligatorischen Zölibats, Tebartz-van Elst dagegen hatte sich mehrfach für den priesterlichen Zölibat ausgesprochen.
- Der Frankfurter Stadtdekan will lutherische Elemente in die katholische Kirche implementieren. Entgegen der Kirchenkonstitution des Konzils rückt er ins Zentrum der Kirche das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen (FAZ 14. 11. 2010). Im Konzilstext dagegen heißt es: Der Amtspriester bildet kraft seiner heiligen Gewalt das priesterliche Volk heran und leitet es. Mit Tebartz-van Elst waren solche Protestantisierungstendenzen in der Kirche nicht zu machen gewesen.
- Erst kürzlich machte Johannes zu Eltz erneut mit einem Angriff auf die kirchliche Lehre zu Homosexualität aufmerksam. Denn diese Lehre sei nicht in Stein gemeißelt und wird sich ändern müssen, glaubt der Prälat laut Kirchenzeitung. Instrument für diesen Vorstoß ist ein neu konzipiertes Pastoralangebot für Lesben und Schwule, das er als ein Projekt der Frankfurter Stadtkirche angestoßen hat.
Das Bistum soll wieder auf einen Sonderweg gedrückt werden – gegen Rom.
Auf der Bischofssynode zur Familie vom Oktober 2015 waren die Vertreter der Homo-Lobby in der Kirche mit ihren Forderungen abgeblitzt. Das Schlussdokument bestätigte die Katechismuslehre sowie den zentralen Satz aus dem Lehrdokument von Kardinal Ratzinger 2003: Es gibt keine Analogie zwischen der Homo-Partnerschaft und dem Schöpfungsplan Gottes zu Ehe und Familie – auch nicht im weitesten Sinne. Papst Franziskus hatte noch im Sommer durch seinen Staatssekretär erklären lassen: Die Abstimmungsmehrheit in Irland für die sogenannte Homo-Ehe sei eine Niederlage für die Menschheit.
Der Frankfurter Stadtdekan hat sich als Partner für seine Homo-Initiative den Rektor der Jesuiten-Hochschule St. Georgen, Pater Ansgar Wucherpfennig, ausgesucht. Der hat gleich verlauten lassen, dass er bisher schon als kirchlicher Seelsorger homosexuelle Paare gesegnet habe und das auch weiterhin zu tun gedenke, wenn auch bisher noch eher im privaten Rahmen. Dieser angezielte Verstoß gegen die kirchliche Disziplin ist wohl des pastoralen Pudels Kern. Das Beratungskonzept mag die nachgefragte, ausdrückliche Billigung der Bistumsleitung haben, aber mit Sicherheit nicht die Perspektive der Homosexuellen-Segnungen.
Nach-Schlag gegen den alten Bischof – und Vor-Schlag gegen den neuen

Wer denkt bei solchen Ankündigungen von Homo-Segnungen nicht an den Vorgang um den Geistlichen Peter Kollas? Der damalige Wetzlarer Dekan hatte Anfang August 2008 bei einer öffentlichen kirchlichen Feier in liturgischer Kleidung ein Homo-Paar nach seiner zivilrechtlichen Verpartnerung gesegnet. Daraufhin war er von Bischof Tebartz-van Elst seines Amtes enthoben worden. Den Verstoß gegen die kirchliche Lehre und Disziplin hatte der Bischof mit der oben zitierten Begründung sanktioniert. Nach dieser Entscheidung nahm die Wühlarbeit und Stimmungsmache gegen den Bischof Fahrt auf. Ein Monat später begann die erste Medienkampagne gegen Tebartz-van Elst.
Die aktuelle Homo-Initiative des Frankfurter Stadtdekans ist auf diesem Hintergrund ein später Schlag gegen den emeritierten Altbischof. Sie ist zugleich ein neuer Vorstoß, um den Kurs der Kirche in Deutschland von Rom abzubringen.
Im Herbst soll ein neuer Oberhirte für Limburg bestimmt werden. Mit diesem Homosexuellen-Projekt wird ein Minenfeld für den kommenden Bischof gelegt. Die Tagespost fragte in ihrem Kommentar vom 29. 12. 2015: Soll der künftige Bischof von Limburg vor vollendete Tatsachen gestellt oder gleich zu Beginn seiner Amtszeit in einen Konflikt getrieben werden?
Initiativen für einen Frankfurter Sonderweg
Inzwischen hat Stadtdekan zu Eltz seiner Initiative ein demokratisches Mäntelchen umgehängt. Dazu nutzte er das seit längerem geplante Stadtkirchenforum der Frankfurter Katholiken zu Beginn des neuen Jahres.
Der Einladung kamen 200 Personen nach, etwa zwei Promille der Frankfurter Katholiken. Die Themenvorgaben waren betont progressistisch – formuliert – etwa: Kirche für alle – Wege aus dem Reformstau. In dem entsprechenden Stuhlkreis sprach man über den Zölibat und die Zulassung von Frauen im Priesteramt. Neben grundsätzlichen Dingen wie die Rolle der Frau in der Weltkirche wurden auch die Stadtkirche betreffende Themen behandelt – z. B. Kirche und Geld.
Die Limburger Kirchenzeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 24. 1., Stadtdekan Johannes zu Eltz sei begeistert gewesen wegen der Räsonanz – ein neues Wort für Stuhlkreis-Räsonieren? Gleichwohl schafften es nicht alle Arbeitsgruppenthemen in den offiziellen Abschlusskatalog für konkrete Veränderungsvorschläge. Zu den vier Empfehlungen des Forums gehörte aber an erster Stelle die Homo-Initiative des Stadtdekans, die er vor Weihnachten vorgestellt hatte.
In der amtlichen Presseerklärung war aus den Vorschlag zu Eltz’ plötzlich die volonté générale der gesamten Stadtkirche geworden: Die (135.000) Frankfurter Katholiken erhoffen sich mehr Entgegenkommen für wieder verheiratete Geschiedene und homosexuelle Paare. Weiter heißt es: Man erhoffe sich regelmäßige Segnungsgottesdienste für homosexuelle Paare und Geschiedene, die eine neue Partnerschaft eingegangen sind. Das sollte praktiziert werden, um Liebende und Paare in all ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und in die Mitte der Kirche einzuladen.
Offenbar geht es Stadtdekan und Stadtforum nicht nur um ein pastorales Anliegen für bestimmte Seelsorge-Gruppen. Sondern es sollen damit anscheinend kirchenpolitische Kursänderungen eingeleitet werden, indem man zwei Gruppen in die Mitte der Kirche rücken will, die sich beide in einem kirchlich irregulären Status befinden:
Sanktionierung der irregulären Zweitehen

Schon mit der Übernahme der zivilrechtlichen Begrifflichkeit von wiederverheiratet Geschiedenen geht die Presseerklärung auf Konfrontationskurs mit Theologie und Kirche. Es kann bei einem sakramental geschlossenen Ehebund zwar eine Trennung der Ehepartner geben, aber eine Scheidung der Ehe ist biblisch und kirchlich unmöglich. Das Eingehen einer zweiten Partnerschaft bei Fortbestehen einer gültigen Ehe ist und bleibt nach Jesu Worten ein Ehebruch. Daran konnte und wollte auch die vatikanische Familien-Synode nicht rütteln. Selbst der Vorschlag des deutschsprachigen Zirkels zur Einzelfallregelung blieb in der Abschlusserklärung der Synode umstritten.
Das Frankfurter Forum setzt sich in Gegensatz zu diesen biblischen und weltkirchlichen Grundsätzen, wenn es pauschal die in ungültiger Zweitehe Lebenden absegnen will. Denn ein kirchlicher Segnungsgottesdienst würde von den Betroffenen wie auch den anderen Katholiken verstanden werden als Sanktionierung des irregulären Status’.
Der Stadtdekan Johannes zu Eltz weiß als ausgebildeter Jurist und langjähriger Offizial des Bistums Limburg genau Bescheid über diese Zusammenhänge. Wenn er trotzdem ohne Rücksicht auf kirchliche Grundsätze diesen Vorstoß zu Segnungsfeiern macht oder zulässt, so ist der Schluss nahe liegend, dass damit die Initiierung eines Sonderwegs eingeleitet wird, der Bistum und Kirche aufgedrückt werden soll.
Geballte Kombination von suggestiven Gut-Worten
Auch die aktuellen Rahmenbedingungen der Kirche sprechen gegen den Sonderweg des Frankfurter Prälaten: Papst Franziskus hatte im Januar noch nicht sein endgültiges Urteil zu dem Beratungsergebnis der Familien-Synode veröffentlicht. Darüber hinaus setzt der Prälat unnötigerweise den zukünftigen Bischof von Limburg unter Druck, wie schon angemerkt. Außerdem steht der Stadtdekan in einem gewissen Gegensatz zu den pastoralen Schwerpunkten der derzeitigen Limburger Bistumsleitung: Auf dem Neujahrsempfang des Bistums wies Domkapitular Rösch auf die lebendigen Großveranstaltungen des letzten Jahres mit Familien und Ehepaaren hin: 2000 Teilnehmer habe die erstmals in der Diözese durchgeführte Familienwallfahrt gezählt. Rekordzahlen verzeichneten die Tage der Silberpaare und Ehejubilare.
Schließlich instrumentalisiert der Stadtdekan die vielbeschworene Barmherzigkeit, um seinen irregulären Vorstoß zu bemänteln. Nach seinen Worten könne die Kirche nur mit Großzügigkeit und respektvollem Vertrauen ihre Mission der Barmherzigkeit realisieren. Offenbar vertraut der Prälat darauf, dass gegen seine geballte Kombination von suggestiven Gut-Worten niemand etwas einwenden könnte.
Die Homo-Lobby ist das Problem – so Papst Franziskus
Das Gesagte gilt in analoger Weise auch für den zweiten Schwerpunkt der Initiative des Stadtdekans: regelmäßige Segnungsgottesdienste für homosexuelle Paare. Die fortwährende Lehre der Kirche, dass homosexuelle Handlungen und Paarungen in sich nicht in Ordnung sind, hat die Familiensynode im Grundsatz bestätigt. Sie sind in keinem Fall zu billigen, heißt es im Katechismus der Katholischen Kirche. Gleichzeitig – so der KKK weiter – ist homosexuell veranlagten Menschen mit Respekt, Achtung und Takt zu begegnen. In diesem Sinne ist auch das Papstwort zu verstehen, dass er homosexuell veranlagte Menschen individuell nicht verurteilen wolle, wenn sie sich im Glauben bemühten. Aber er sagte im gleichen Gespräch eben auch, dass er die Seilschaften und Einflussnahme der Homo-Lobby in der Kirche ablehne. Denn die will kirchliche Sonderwege für Homosexuelle.
Warum keine Vorabsprachen mit dem Bistum?
Aus diesem Grund lehnt die Kirche Segensfeiern für Homo-Paare offiziell ab. Das weiß der Stadtdekan auch, wie aus der Presseerklärung zu vernehmen ist. Warum will er sie trotzdem einführen? Geht es ihm darum, Fakten zu schaffen, um dann die kirchliche Lehre zu ändern? Die kirchliche Lehre sei nicht in Stein gemeißelt und müsse sich ändern, das hatte er schon Ende letzten Jahres ausgeführt.
Gleichwohl hat er auf dem Stadtkirchenforum diesbezüglich zurückgerudert: Ein solches freies und offenes Handeln könne die Stadtkirche nur mit Unterstützung des Bistums erreichen. Aber warum setzt der Stadtdekan sich dann nicht zuerst mit der jetzigen Bistumsleitung zur Beratung zusammen? Noch besser wäre es gewesen, wenn er die Einsetzung des neuen Bischofs zum Jahresende abgewartet hätte für seine Vorschläge. Aber nein, der ehrgeizige Prälat scheint sich selbst als Initiator für notwendige Reformschritte in inszenieren zu wollen.
Graf zu Eltz sieht sich in der Rolle, Mutter Kirche zu Reformen wachzuküssen
Mit seinem Auftreten als Leiter der Frankfurter Stadtkirche gehen unnötige Bemerkungen über die übrige Kirche einher. In seinem Schlusswort ermunterte der Stadtdekan die Anwesenden des Stadtkirchenforums zu einer wachen Kirche. Dabei gebrauchte er den abgrenzenden Vergleich von einer Kirche im Wachkoma, als wenn das der Zustand des übrigen Bistums oder der ganzen Kirche wäre! Die örtliche Presse setzte dieses Un-Wort gleich als Schlag-Wort in die Titelzeile: Wider eine Kirche im ‚Wachkoma’. Sieht sich Graf Johannes von und zu Eltz in der Rolle des kirchlichen Märchenprinzen, um eine angeblich komatöse Kirche wachküssen zu wollen?
Entschärfung des Limburger Richtungsstreits
Im Übrigen braucht das Bistum Limburg derzeit wirklich keine Frankfurter Sonderinitiativen, um als wache Kirche zu agieren. Unter der Leitung des Apostolischen Administrators, Weihbischof Manfred Grothe und seines Stellvertreters Wolfgang Rösch, ist der kirchliche Richtungsstreit im Bistum auf dem Weg zur Entschärfung. Zeichen dafür ist unter anderem der Neujahrsempfang, bei dem die beiden ein konstruktiv arbeitendes und lebendiges Bistum vorstellten. Die Veranstaltung mit 200 geladenen Gästen aus Kirche und Gesellschaft fand im Konradinerkeller des neuen Bischofshauses statt. Damit wurden diese Räume genau in dem Sinne genutzt, wie sie von Altbischof Tebartz-van Elst als Diözesanes Zentrum St. Nikolaus geplant und gebaut worden sind. Dieses Treffen in den Öffentlichkeitsräumen des Bischofshauses war somit Teil der von der Bistumsleitung initiierten Entmythologisierung der Dombergbebauung, die von den Bischofsgegnern als moralisch unbenutzbar dämonisiert wird.
Bei aller Kritik im Einzelnen haben die beiden Interimsleiter des Bistums Vorarbeit geleistet, sodass der neue Bischof darauf aufbauend weitere Schritte zur geistlichen und kirchlichen Konsolidierung der Diözese einleiten kann. Die Initiativen des Frankfurter Stadtdekans tragen zu diesem Prozess nicht konstruktiv bei.
Text: Hubert Hecker
Bild: Wikicommons/Frankfurter Neue Presse/Youtube (Screenshots)
Das Priesterseminar war schon Anfang der 80er Jahre eine Hochburg homosexueller Seminaristen. Ein Philosophiestudent, selbst homosexuell, berichtete mir vergnügt von allabendlichen sexuellen Zusammenkünften im Seminar. Die Seminarleitung schien das schon damals nicht zu stören. Anfänglich wollte ich diesen Erzählungen natürlich keinen Glauben schenken und hielt das für groteske Übertreibungen. Später habe ich mich dann eines Besseren belehrt. Bischof Tebartz-van Elst wollte diesen Zuständen wohl gegensteuern, das hat ihn dann zu Fall gebracht, nicht die Bauten und ihre Kosten am Dom. Anderorts, wie in München, werden ganz andere Summen für solche Bauten verbaut ohne dass das jemand stört.
Ich musste einmal erleben, wie die bloße Namensnennung von Papst Benedikt bei engagierten Laiengruppen zu völlig hassverzerrten Gesichtern geführt hat. Dieser aggressive Hass gegen einen der profundesten Theologen der Kirche hat mich nachhaltig verstört. Es soll mit aller Macht Katholizität „überwunden“ werden, wobei die Gruppen um den Frankfurter Stadtdekan erkennbar nichts anderes an Stelle des authentischen Glaubens setzen können, als eine bloße Betroffenheitsrhetorik, die dann regelmäßig in politisierende Phrasen abgleitet. Dass unter einer solchen „Theologie“ der Glaube sukzessive immer weiter verkümmert, verwundert nicht, denn warum soll man eine Kirche besuchen, um dort politischer oder soziologischer Agitation ausgesetzt zu werden.
Zudem hat der Frankfurter Stadtdekan keine tragende Antwort auf den immer weiter um sich greifenden Nihilismus unserer Zeit, dessen Lebenselexier der Relativismus ist. Der Stadtdekan müsste eine klare Antwort zur Schöpfung und ihrer Ordnung geben und nicht sie als fiktiv infrage zu stellen.
Und u. a. in Mainz sollen ähnliche Zustände geherrscht haben. Alles unter den Augen der zuständigen Bischöfe! Wenn man sich dabei vergegenwärtigt, dass Exzellenz Kurt Krenn wegen eines (höchstwahrscheinlich manipulierten) Küsschen-Photos, von dem er nichts wissen konnte, aus dem Amt getrieben wurde, dann wird überdeutlich, wie sehr in der nachkonziliaren Liebeskirche mit zweierlei Mass gemessen wird. Wo bei einem missliebigen, weil lehramtstreuen Bischof das Haar in der Suppe ausreicht, um ihn in der Pose gekünstelter Empörung mit Schimpf und Schande vom Thron zu stoßen, da sonnen sich jene mit entsprechend modernistischem Stallgeruch im Glanze allgmeiner Beliebtheit, egal, was für stinkende Leichen bei ihnen im Keller modern. Was für eine heuchlerische Schmierenkomödie uns da dargeboten wird!