
(Rom) Papst Benedikt XVI. durchbrach sein Schweigen, das er sich selbst im Zusammenhang mit seinem unerwarteten Amtsverzicht auferlegte. Seit 2013 lebt er zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan. Nun gab er dem Avvenire, der Tageszeitung der Italienischen Bischofskonferenz ein langes Interview, das in der heutigen Ausgabe veröffentlicht wurde.
„Lassen wir uns von Christus formen“, lautet der Titel eines geistlichen Interviews, in dem es um Glauben und Theologie geht. Tagesaktuelles und Kirchenpolitik kommen darin nicht vor.
Das Interview führte der belgische Jesuit Jacques Servais, der Direktor der Casa Balthasar in Rom. Pater Servais war unter Kardinal Ratzinger von 1985–1990 Offizial an der Glaubenskongregation und von 1993–1996 Professor für Dogmatik am Institut Johannes Pauls II. in Rom. Er publizierte über Kardinal Newman, Hans Urs von Balthasar und Adrienne von Speyr.
„Ohne Bindung an das Heil wird auch der Glauben grundlos“
Die zentrale Frage des Interviews ist: „Was ist der Glauben und wie kommt man dazu, zu glauben?“
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sagte im Interview zur Kirchenkrise:
„Die Missionare des 16. Jahrhunderts waren überzeugt, daß der Ungetaufte für immer verloren ist. Nach dem Konzil wurde diese Überzeugung aufgegeben. Daraus entstand eine tiefe Krise. Ohne Bindung an das Heil wird auch der Glauben grundlos.“
Zum anthropologischen Aspekt von Mensch, Technik und Liebe:
„Die Menschen erwarten sich in ihrem Innersten, daß der gute Samariter ihnen zu Hilfe kommt. In der Härte der technisierten Welt, in der Gefühle nichts mehr zählen, nimmt die Erwartung einer rettenden Liebe zu, die uneigennützig geschenkt wird.“
Zur zunehmenden Bedeutung der Barmherzigkeit:
„Es ist ein Zeichen der Zeit, daß die Idee der Barmherzigkeit ausgehend von Schwester Faustyna immer zentraler und dominanter wird.“
Pater Servais befragte Benedikt XVI. zum Rechtfertigungsstreit um Martin Luther und dem Bestreben des heiligen Franz von Sales, der im Gefolge des Apostels Paulus in der Seelsorge davon angetrieben war, so viele „Ungläubige“ wie möglich vor dem „schrecklichen Schicksal des ewigen Verlorenseins“ zu bewahren. Benedikt XVI. geht in seiner Antwort ausführlich auf die „Entwicklung dieses Dogmas“ extra Ecclesiam nulla salus ein, weil sich seit Beginn der Neuzeit die historischen Perspektiven gegenüber dem Mittelalter „auf radikale Weise“ geändert hätten.
Durch die Aufgabe der kirchlichen Heilsnotwendigkeit löste das Konzil eine „doppelte Krise“ aus

Dadurch, daß das Zweite Vatikanische Konzil die Überzeugung „definitiv“ aufgegeben habe, daß es für Ungetaufte kein Heil gebe, sei die Kirche und der Glauben in eine „doppelte Krise“ geraten.
„Einerseits scheint das einem künftigen missionarischen Einsatz jede Motivation zu entziehen. Warum sollte man Personen davon überzeugen, den christlichen Glauben anzunehmen, wenn sie sich auch ohne diesen retten können?
Aber auch für die Christen tauchte eine Frage auf: die Notwendigkeit des Glaubens und seiner Lebensform wurde unsicher und problematisch. Wenn es jene gibt, die sich auch auf andere Weise retten können, ist es letztlich nicht mehr evident, warum der Christ an die Notwendigkeit des christlichen Glaubens und seiner Moral gebunden sein soll. Wenn aber der Glauben und das Heil nicht mehr voneinander abhängig sind, wird auch der Glauben grundlos.
In jüngster Zeit wurden verschiedene Versuche unternommen, die universale Notwendigkeit des christlichen Glaubens mit der Möglichkeit, sich ohne sie zu retten, miteinander in Einklang zu bringen.“
Rahners „anonyme Christen“ und die „Oberflächlichkeit“ pluralistischer Religionstheorien keine Lösungen
Benedikt XVI. geht dann auf zwei dieser „Versuche“ ein, darunter auf die These Karl Rahners vom „anonymen Christen“, bei dem Christsein zum Synonym für Menschlichkeit werde. „Es stimmt, daß diese These faszinierend ist“, doch klammere sie „das Drama der Veränderung und der Erneuerung, das zentral für das Christentum ist“, aus.
„Noch weniger akzeptabel ist die von den pluralistischen Religionstheorien vorgeschlagene Lösung, für die alle Religionen, jede auf ihre Weise, Heilswege seien und in diesem Sinn in ihren Wirkungen als gleichwertig zu betrachten seien. Die Religionskritik von der Art wie sie im Alten Testament und von der Ur-Kirche geübt wird, ist wesentlich realistischer, konkreter und wahrer in ihrer Prüfung der verschiedenen Religionen.“ Die pluralistischen Religionstheorien seien „oberflächlich“ und der „Größe der Frage nicht angemessen“.
Schließlich nennt Benedikt XVI. noch einen dritten Lösungsvorschlag, jenen von Henri de Lubac „und einiger anderer Theologen“, die ihre Betonung auf den stellvertretenden Ersatz, die vikarische Substitution gelegt hätten. Damit sei das „Problem nicht zur Gänze gelöst“. Es handle sich aber um eine „wesentliche Intuition“, wobei insgesamt aber „klar“ sei, „daß wir über die gesamte Frage nachdenken müssen“.
Das vollständige Interview im italienischen Original (Avvenire).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Avvenire (Screenshot/Vaticanva/OR
Das „kirchliche Lehramt“ des Zweiten Vatikanischen Konzils verkündet nicht mehr die Wahrheit, sie verkündet ein anderes Evangelium. Der Apostel Paulus findet im 1. Galaterbrief klare Worte, deren Interpretation keinen großen Spielraum läßt. „Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und dass ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet. Doch es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen. Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel. Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, der sei verflucht.“
@piux: Benedikt XVI. hat völlig recht. Das „kirchliche Lehramt“ des Vat II hat die Schwierigkeiten der Kirche mit verursacht. Und Benedikt ist auch auf der Linie des Konzils, zumindest in der Hermeneutik der Kontinuität. Die Frage, wer jetzt ein anderes Evangelium verkündet, ist allerdings nicht leicht zu beantworten, den es hängt von der Hermeneutik ab. Meinen Sie auch Benedikt?
Papst Benedikt XVI. umschreibt schlicht die Folgen einer seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil überwiegend „dialogisierenden Kirche“ !
Eine Analyse des mittlerweile verstorbenen Hw Manfred Adler bringt es auf den Punkt:
-
„Denn eine Kirche, die mit anders Denkenden – Nichtkatholiken, Nichtchristen, Atheisten und Antichristen – auf allen Ebenen und weltweit demütige und „brüderliche Dialoge“ führt, muss ihre missionarische Sendung und ihr missionarisches Wesen mit seinem unabdingbaren Anspruchs- und Forderungscharakter notgedrungen abschwächen und vergessen.
Allem Anschein nach ist nämlich die missionierende Kirche in demselben Maße auf dem Rückzug, wie die dialogisierende Kirche auf dem Vormarsch ist.
Gewisse Vorgänge auf dem 2. Vatikanischen Konzil haben dieser Fehlentwicklung zweiffellos Vorstoß geleistet.
Damals ist der Begriff von der „dialogisierenden Kirche“ geprägt worden.
Ein nur als unverbindliche Information oder Kommunikation verstandener „Dialog“ genügt dem Anspruch ebenso wenig wie eine „Mission“, die Glaubensverkündung durch Befreiung und Erlösung von innerweltlichen Not- und sonstigen Zuständen ersetzt und umdeutet und verfälscht.“
-
Die Überzeugung, „dass der Ungetaufte für immer verloren ist“, wurde nicht nach dem Konzil aufgegeben, weil sie nie Lehre der katholischen Kirche war.
„Die k a t h o l i s c h e K i r c h e a l l e i n hat von Christus den Auftrag und die Mittel empfangen, die Menschen zur ewigen Seligkeit zu führen. Sie allein hat die Vollmacht, das Wort Gottes zu verkünden, das heilige Opfer zu feiern, die Sakramente zu spenden und die Menschen zum christlichen Leben anzuleiten. Darum wird die katholische Kirche die a l l e i n s e l i g m a c h e n d e genannt.
Die Christen, die einer nichtkatholischen Glaubensgemeinschaft angehören, wissen zumeist nicht, dass die katholische Kirche ihre wahre Heimat ist. Sie haben nicht die volle Wahrheit und sind vielen Irrtümern ausgesetzt; auch müssen sie viele Gnaden entbehren. Aber Christus ist auch für sie gestorben, und die Kirche betet und opfert auch für sie. Darum können auch sie zur ewigen Seligkeit gelangen, wenn sie den Willen Gottes tun, so gut sie ihn erkennen.“
(Katholischer Katechismus der Bistümer Deutschlands, 1956, S. 106)
„Kann, wer außerhalb der Kirche ist, gerettet werden?
Wer aus eigener Schuld und ohne vollkommene Reue außerhalb der Kirche stirbt, findet keine Rettung.
Wer sich ohne eigene Schuld außerhalb der Kirche befindet und gut lebt, kann durch die Liebe, mit der mit Gott und im Geiste auch mit der Seele der Kirche vereint ist, gerettet werden.“
(Katechismus der katholischen Lehre des hl. Pius X., S. 62).
Im Katechismus des hl. Pius X. wird vorher betont: „Ja, außerhalb der katholischen Kirche zu sein ist ein schwerwiegender Nachteil, weil man außerhalb ihrer weder die beständigen Mittel noch die sichere Führung zum ewigen Heil findet, das für den Menschen das einzig wahrhaft Notwendige ist.“ (ebenda, S.62).
Die Lehre der katholischen Kirche ist eindeutig: Sie ist die alleinseligmachende Kirche, sie ist allein die wahre Kirche Jesu Christi. Nur sie verfügt über die Mittel für unser ewiges Heil. Doch wer ohne persönliche Schuld die Kirche und ihre Lehren nicht kennt, wer den Willen Gottes in seinem Leben erfüllt, so gut er es kann, der wird gerettet.
Das war immer Lehre der Kirche. Das II. Vatikanische Konzil hat offen gegen diese Lehre verstoßen durch die Behauptung, auch in anderen Religionen seien Elemente der Wahrheit, die zum Heil führen, enthalten.
Das kann Benedikt XVI., ein junger Konzilstheologe seinerzeit, nicht so offen zugeben.
Dass es in anderen Weltanschauungen auch natürliche Weisheit gibt, das hätte das 2. Vatikanische Konzil feststellen können. Aber niemals, dass diese Weisheiten in sich Mittel zum Heil sind.
Genau diesen Unterschied machte das II. Vatikanische Konzil nicht. Und stellte sich damit gegen den 2000jährigen überlieferten Glauben der katholischen Kirche.
„…durch die Behauptung, auch in anderen Religionen seien Elemente der Wahrheit, die zum Heil führen, enthalten.“
Der Satz kann richtig und er kann falsch sein, je nachdem, wie man den adverbialen Nebensatz „die zum Heil führen“ liest. Liest man ihn als konsekutiven Nebensatz, ist die Aussage falsch. Liest man ihn als modalen Nebensatz, dann ist er richtig.
(Paukert Holböck: Grammatik)
http://www.paukert.at/sprachen/grammatik.pdf
Nachtrag:
Die Hervorhebungen im letzten katholischen Katechismus, aus dem ich zitiere, stammen nicht von mir, sondern der Katechismus hebt diese Wahrheiten hervor.
Ich bin dankbar, dass ich diesen Katechismus antiquarisch erwerben konnte, zeitweise war er nicht mehr auf dem Markt.
„Wer sich ohne eigene Schuld außerhalb der Kirche befindet und gut lebt, kann durch die Liebe, mit d e r er mit Gott und im Geiste auch mit der Seele der Kirche vereint ist, gerettet werden.“ Ich hatte das „der“ vergessen zu tippen.
Vorsorglich weise ich darauf hin: Sollte über die Katechismuswahrheiten hier eine Debatte entstehen, ich werde mich daran nicht beteiligen. Es handelt sich um geoffenbarte Glaubenswahrheiten, und die sind für mich als Katholikin nicht verhandelbar. Nicht im Internet. Auch nicht grundsätzlich im privaten Leben. Doch im persönlichen Gespräch besteht die Möglichkeit, Fragen zu klären, ohne mit Schlagworten um sich zu werfen.
Vielleicht käme man einer „Lösung“ etwas näher, wenn ins Zentrum die Suche nach der Wahrheit gestellt würde, also die Sehnsucht nach Gott und der Erfüllung seines Willens. Solange ein Mensch nicht im Irrtum restlos verschlossen ist, solange in ihm also noch die Sehnsucht nach der Wahrheit wach bleibt, kann er dem heil teilhaftig werden. Das heißt nicht, dass ein Mensch, der auf der Suche nach der Wahrheit ist, nicht auch Holzwege beschreitet und über Strecken vom rechten Weg abkommt, aber er bleibt eben für das göttliche Licht empfänglich. Damit bleibt auch der missionarische Auftrag erhalten, denn der Christ muss dem Suchenden helfen den rechten Weg zu finden. Insofern steht das Wollen im Zentrum. Problematisch wird es dann, wenn abseits der Wahrheit, die nur in Jesus Christus gefunden werden kann, eine Parallel„wahrheit“ errichtet wird, die von Jesus Christus wegführt. Dann ist das Seelenheil sicher gefährdet und dann muss ein Christ immer versuchen, den Menschen aus seinem Irrtum missionarisch herauszuholen.
Eines erscheint mir aber außer Zweifel zu stehen, ein lauer Relativismus, ein Laissez Faire zur Wahrheit führt geradewegs weg von Heil ins Unheil, denn im falschen Leben kann es kein richtiges geben.
Papst Benedikt XVI. sprach in der Vergangenheit stets nur vom „Geist des Konzils“, welches mit dem wirklichen nichts zu tun gehabt hätte.
Verstehe ich das richtig, dass er nun heute auch das reale Konzil distanzierter sieht?
Die aktuelle Kritik aus dem Munde eines damals Mitwirkenden ist schon beachtlich.
Man kann ja auch guten Gewissens nicht die Augen davor verschließen, was jene Versammlung an Verwirrendem nach sich gezogen hat und sich bis ins Heute fortsetzt.
Sehr geehrte Marienzweig: es scheint so zu sein, daß Papst Benedikt mit einem gewissen Abstand vom Amt und den Ämtern manches womöglich klarer erkennt und sieht. Beachtlich, daß er offenbar den Mut und auch die Kraft noch hat, dies auch öffentlich zu sagen. Er kann es wahrscheinlich nicht so offen sagen, daß es neben der bislang von ihm vertretenen Hermeneutik der Reform auch offenbar eine solche des Bruchs gibt.
Man war Anfang der 60er Jahre wohl sehr optimistisch gestimmt und konnte sich wahrscheinlich auch nicht im Traum einen derartigen Glaubensabfall vorstellen und dazu Hand in Hand anti-katholische Staatswesen im (freien) Europa, wie auch nicht dieses Anwachsen der Gewalt im Islam mit allen grausigen Vorkommnissen gegenüber Christen. Man dachte wohl, daß das der Vergangenheit angehöre.
@Franzel:
Genau das ist der Denkfehler im Humanismus und allen ihm angeschlossenen Ideologien:
der Mensch und die Gesellschaft entwickeln sich immer „höher“,man muß nur „Zwänge“ beseitigen und „alte Zöpfe abschneiden“ und was der Parolen so mehr sind.
Kenne diese Parolen alle aus dem real (nicht mehr) exisitierenden Sozialismus der DDR!
Mein geliebter Papst Benedikt,Ich freue mich so unendlich wieder etwas von Ihnen zu hoeren!!!!!!
@anjali jain 16. MÄRZ 2016 UM 14:01 — Schließe mich Ihrer Meinung an ! Geht mir genauso. Die Zeiten werden immer kritischer und Papst Benedikt XVI. fehlt wirklich. Es sieht nach Ende des Zeitalters aus, und man hofft dass er zurück kommt.…
Mir geht es genauso! Wir brauchen unseren geliebten Papst so sehr!
Bitte, sehr geehrter Herr Chefredakteur Nardi, besorgen Sie eine vollständige, deutsche Übersetzung dieses hochaktuellen Interviews. Ich kann selber leider italeinisch nicht nachlesen.
Aus den dramatischen Jahren 1962–65-68 gibt es nicht mehr viele, lebende Akteure und Augenzeugen, die über die Tatsachen und die verschwiegenen, manipulierten Hintergründe dieses verwirrenden, in höchstem Maße „unpastoralen“ Konzils berichten können, wie seine Heiligkeit Papst Benedikt!
Wir brauchen sein wahres Zeugnis, seine authentische Interpretation dringend, solange Gott ihm und uns die Gnade erweist, dass wir diese „Nachhilfestunden“, die nicht Orchideenthemen, sondern die Subsistenz der Kirche betreffen, erst nach 50 (!!!) Jahren erhalten können.
Ich verehre Papst Benedikt aus ganzem Herzen, aber seinen mutlosen Rücktritt kann ich weder verstehen noch verkraften.
Ich fühle mich dermaßen verraten, dass es in diesem steuerlos gewordenen „Schiff Petri“ manchmal bis zum Glaubenszweifel wird.
Sein Rücktritt erfolgte auf Weisung des Höchsten! Er – Benedikt – ist unser wahrer Papst und wird durchhalten bis zum Ende und die kleine treue Herde führen!
Das glaube ich!!
Ich glaube eher, die Wölfe haben ihn vertrieben. Der Herr sagte doch, wir sollen für Papst Benedikt beten, damit er nicht gehen muss.
Werter herr Bardossy [schoene Name!] koennen Sie mir bitte verraten was „Orchideenthemen“ sind? Es hoert sich jedenfalls gut an.
@anjali jain 17. MÄRZ 2016 UM 9:33 — „Orchideenthemen“ = ‚Randthemen‘, oder ‚unwichtige Themen‘ (ähnlich: „Orchideenfächer“ = Kleine Studienbereiche am Rande der Universitäten mit wenig Drittmitteln und schlechten beruflichen Zukunftschancen).
Papst Bonifaz VIII. (1296–1304) beendete den sog. Zwei- Schwerter-Streit um die Vorrangstellung von geistlicher oder weltlicher Gewalt im Reich, personifiziert in Papst und Kaiser, durch die 1302 erlassene Päpstliche Bulle „Unam Sanctam“, die er mit folgendem Satz einleitete:
„UNAM SANCTAM Ecclesiam catholicam et ipsam apostolicam urgente fide credere cogimur et tenere, nosque hanc firmiter credimus et simpliciter confitemur, extra quam nec salus est, nec remissio peccatorum …“ (DS 870)
„Eine heilige katholische und ebenso apostolische Kirche müssen wir im Gehorsam des Glaubens annehmen und an ihr festhalten, und wir glauben diese fest und bekennen aufrichtig, außer ihr gibt es kein Heil und keine Vergebung der Sünden“.
Und er fährt fort: Die Kirche stellt den einen mystischen Leib dar, und das Haupt dieses Leibes ist Christus; Christus aber ist Gott. In ihr ist „ein Herr, ein Glaube und eine Taufe“ [Eph 4,5].“ Das ist vom Konzil von Trient bestätigt worden.
Das Erste Vatikanische Konzil wagte eine erste Relativierung, ohne dass damit die Glaubenssubstanz unter katholischen Gläubigen in den nächsten knapp 100 Jahren erkennbar vermindert worden wäre, mit der Konstitution über die Kirche Christi 1870, wenn es sagte:
„Außerhalb der Kirche kann niemand gerettet werden. Freilich sind nicht alle, die in unüberwindlicher Unwissenheit über Christus und seine Kirche leben, schon aufgrund dieser Unwissenheit ewig zu verdammen … Er [Christus] schenkt auch jedem seine Gnade, der sich nach Kräften müht, so daß er die Rechtfertigung und das ewige Leben erreichen kann. Diese Gnade erhält aber keiner, der von der Einheit des Glaubens oder von der Gemeinschaft der Kirche aus eigener Schuld getrennt ist und so aus diesem Leben scheidet. Wer nicht in dieser Arche ist, wird in der Sintflut umkommen. So verwerfen und verabscheuen Wir die gottlose Lehre von der Gleichwertigkeit aller Religionen … Ebenso verurteilen Wir die gottlose Ansicht derer, die den Menschen das Himmelreich verschließen aus dem falschen Vorwand: es sei unpassend und jedenfalls zum Heil nicht notwendig, die Religion zu verlassen, in der man geboren, erzogen, aufgewachsen sei, auch wenn sie falsch ist. Ja, sie klagen selbst die Kirche an, die erklärt, sie sei die einzig wahre Religion, und die alle Religionen und Sekten, die von ihrer Gemeinschaft losgetrennt sind, verwirft und verurteilt.“
Wenn Papst em. Benedikt XVI. den flächendeckenden Glaubensverlust im Westen in erster Linie der weiteren Verwässerung der Heilsbindung durch das Zweite Vatikanum zuschreibt, kann ich das aus meiner Froschperspektive in der Gemeindearbeit nicht bestätigen. Was vor Ort in den Kirchen und Schulen auf Gläubige verheerend wirkte, waren nachkonziliar die Auffassungen kirchlichem Personal in Gottesdiensten und Schulen, verstärkt durch Medien aller Art, das nicht mehr von der inspirierten apostolischen Herkunft der Evangelien und aller anderen neutestamentlichen Schriften, sondern von einem unverbindlich späten, rein menschlichen Schrifttum ausging und bei jeder Gelegenheit lauthals und nicht ohne Lust „verkündete“, dass fast alles fiktives Material aus „Menschenhand“ sei: Märchen, Legenden, Herausgesponnenes aus dem AT usw., darunter kaum etwas Authentisches von Jesus!
Frage: Warum breitet sich der katholische Glaube trotz Vatikanum II weltweit aus, nur in den Ländern der historisch-kritischen Exegeten nicht, wo er schwindet oder bestenfalls stagniert?
Hochverehrter @ Sophus,
man sollte jedoch nicht übersehen, dass die Rezeption des Konzils nicht allein aufgrund einer falschen Datierung der Evangelien verzerrt wurde und wird, sondern weil eine von der Aufklärung bestimmte Hermeneutik auch in der Kirche dominierend wurde, die durch eine Kritik, die den Boden des Glaubens längst verlassen hat, alle Glaubensinhalte als bloßen Ausdruck menschlicher Einbildungskraft relativiert.
Papst Benedikt sagte hierzu in einem Vortrag zu einem 1982 veranstalteten christologichen Kongress in Rio de Janeiro:
„Die historisch-kritische Methode ist ihrem Wesen nach ein Werkzeug, dessen Nutzen von der Weise der Benutzung abhängt, d. h. von den hermeneutischen und philosophischen Voraussetzungen, von denen man sich dabei leiten lässt.
In der Tat gibt es die pure historische Methode nicht; sie steht immer in einem hermeneutischen, d. h. philosophischen Kontext, auch wo dies nicht gewusst oder sogar ausdrücklich bestritten wird. Die Schwierigkeiten, die der Glaube heute immer wieder der kritischen Exegese gegenüber empfindet, rühren nicht vom Historischen oder Kritischen als solchem her, sondern von der dabei waltenden latenten Philosophie. Der Disput muss sich daher auf diese beziehen und darf nicht das historische Denken als solches verdächtigen. Geschichtlich gesehen ist diese Methode zunächst in der Aufklärung auf die Evangelien in der Absicht angewandt worden, das Dogma an der Geschichte zu korrigieren, einen bloß menschlichen, historischen Jesus dem geglaubten Christus entgegenzusetzen. Seither hat die Methode viele Wandlungen durchgemacht und sich in ganz verschiedenen Kontexten bewegt. Sie ist von kompetenten Gelehrten immer wieder von solchen aufklärerischen Intentionen gereinigt worden und hat sehr viele wichtige Erkenntnisse gebracht, die das biblische Zeugnis und die in ihm sich darstellende Heilsgeschichte besser verstehen lassen. Wo aber der aufklärerische Weg fortgeführt wird, folgen auf die Urtrennung von Jesus und Christus mit innerer Notwendigkeit immer neue Teilungen. Weil die innere Einheit der Bücher des Neuen Testaments und der beiden Testamente untereinander nur in einer Hermeneutik des Glaubens erkennbar ist, ergeben sich fortwährend neue Quellenscheidungen und Gegensätze in den Quellen, wo diese Hermeneutik verlassen wird. Damit zerfällt dann auch die Gestalt Jesu selbst in immer neue Jesusbilder: der Jesus der Logienquelle, der Jesus dieser oder jener Gemeinde, der philanthropische Jesus, der jüdische Rabbi Jesus, der Apokalyptiker Jesus, der Zelot Jesus, der Revolutionär Jesus, der politische Jesus usw. erscheinen. In allen diesen Fällen bildet sich eine vorgängige Idee ihrer Hermeneutik; von ihr her wird dann mit unterschiedlichen Graden der Sorgfalt und der Subtilität die historische Methode eingesetzt, mit der man sich und anderen zu beweisen versucht, dass der Jesus der eigenen Voraussetzungen der einzig historische Jesus sei. In Wirklichkeit spiegelt sich in diesen Teilungen die Teilung des Menschen und der Welt, ja, sie wird durch solche Unternehmungen fortwährend noch weiter vertieft. Jesus aber war nicht gekommen, um die Welt zu teilen, sondern um sie zu einen (vgl. Eph 2,11–22). Den wirklichen Jesus, so könnten wir all dem gegenüber sagen, findet, wer mit ihm sammelt und der Zerstreuung, dem Zerfall, der Zerrissenheit entgegenwirkt (vgl. Lk 11,23).“
Hochverehrter @ Suarez
In meinem Beitrag, der sich auf die Artikelüberschrift bezieht, wollte ich auf das Vatikanum I, dessen Folgezeit (1870–1965) und auf die gegenwärtige positive Entwicklung des katholischen Glaubens in der außerwestlichen Welt hinweisen, wo die jeweiligen Gläubigen eben keine „Krisenverluste“ an Glauben durch Heilrelativierung im Sinne von „Nostrae aetate“ erkennen lassen, was durch die Artikelüberschrift suggeriert wird, die nach einem Interview mit Papst em. Benedikt XVI. lautet:
„Konzil stürzte Kirche und Gläubige in eine doppelte Krise“, denn an der Gemeindebasis, an der die Glaubensverluste statistisch gemessen werden, hat die Diskussion um „Nostrae aetate“ nach meiner Erfahrung nie eine glaubensgefährdende Rolle gespielt.
Daher habe ich geschrieben:
„Was vor Ort in den Kirchen und Schulen auf Gläubige verheerend wirkte, waren nachkonziliar die Auffassungen von kirchlichem Personal in Gottesdiensten und Schulen, verstärkt durch Medien aller Art, das nicht mehr von der inspirierten apostolischen Herkunft der Evangelien und aller anderen neutestamentlichen Schriften, sondern von einem unverbindlich späten, rein menschlichen Schrifttum ausging“.
Die „Ausrichtung“ dieses Personals wollte ich mit dem plakativen Ausdruck „ historisch-kritische Exegeten“ und der anschließenden Charakteristik als ideologisch fixiert identifizieren, als Personal, das „bei jeder Gelegenheit lauthals und nicht ohne Lust „verkündete“, dass fast alles fiktives Material aus „Menschenhand“ sei: Märchen, Legenden, Herausgesponnenes aus dem AT usw., darunter kaum etwas Authentisches von Jesus!“
Damit glaube ich, vorweg auch Ihrem Einwand Rechnung getragen zu haben, „dass die Rezeption des Konzils nicht allein aufgrund einer falschen Datierung der Evangelien verzerrt wurde und wird, sondern weil eine von der Aufklärung bestimmte Hermeneutik auch in der Kirche dominierend wurde, die durch eine Kritik, die den Boden des Glaubens längst verlassen hat, alle Glaubensinhalte als bloßen Ausdruck menschlicher Einbildungskraft relativiert“.
Genau darum geht es! Und an der Basis heißt es am Ende des Evangeliums „Worte der Heiligen Schrift“ statt „Wort Gottes“ und statt den Evangelistennamen als Autor zu nennen, spricht man vom „Verfasser des Evangeliums“, der irgendeiner gewesen sein kann, und dann kommt der Prediger!
Bei den Nochgläubigen an der Gemeindbasis herrscht über so manche Predigt blankes Entsetzen, etwa wenn von der neuen Pastoralassistentin in der Karfreitagsliturgie dem vollen Gotteshaus unter Zugrundelegung der Ergebnisse der spätdatierenden Leben-Jesu-Forschung gepredigt wird, Jesus sei nicht sühnend für unsere Sünden gestorben, denn Gott habe menschliche Sühne nicht nötig. Der Kreuzestod Jesu sei nicht in Gottes Absicht gelegen, sondern geschichtlich eher zufällig passiert und den Römern anzulasten, ein Fehler, den Gott durch die Auferweckung Jesu wieder wettgemacht habe.
Solche Predigten sind es, die in unseren Landen zum Verlust des Glaubens führen können und führen.
Daher lautete meine Schlussfrage: Warum breitet sich der katholische Glaube trotz Vatikanum II weltweit aus, nur in den Ländern der historisch-kritischen Exegeten nicht, wo er schwindet oder bestenfalls stagniert?
Hochverehrter @ Sophus,
mein Eingangssatz war nicht gegen Ihren Kommentar gerichtet. Mir ging es darum, gerade das nochmals ins Zentrum zu rücken, was auch Sie in Ihrem letzten Satz als Frage aufwerfen.
Jürgen Habermas hat in seinem Buch „Erkenntnis und Interesse“ auf einer abstrakten Ebene beschrieben, wie Erkenntnis notwendig vom Interesse des Erkennenden bestimmt ist. Wenn ich auch die grundlegende Schlussfolgerungen Habermas nicht teile, zumal Habermas später seine Einsichten einfach ignoriert hat, indem er einen abstrakt herrschaftsfreien Diskurs als Grundlage ethischen Handelns ausmachen wollte, so ist doch unbestreitbar, dass das jeweilige auch vom historischen Kontext bestimmte Interesse des erkennenden Subjektes eine durchaus relevante Rolle im Erkenntnisprozess spielt. Das kann soweit gehen, dass das subjektive Interesse der Erkenntnis diktatorisch vorgibt, was sie erkennen darf und was nicht, wobei es sich dann um eine klare Form des Fanatismus handelt, der von seinem Wesen immer blind gegen objektive Erkenntnis ist.
Auch im religiösen Erkennen, in der Theologie, bestimmt das Interesse die Erkenntnis, je stärker, wenn dieses Interesse geleugnet oder verschleiert wird. Man merkt Theologen wie Hans Küng sehr deutlich an, dass Erkenntnis bei ihnen von vorgefassten Ansichten bestimmt ist, die nicht reflektiert werden. Hier verweigert gerade ein tendenziöses Interesse jede Erkenntnis. Diese Haltung ist der Aufklärung wesentlich, die für sich vorgibt, nach der reinen Wahrheit zu suchen, alles der Kritik zu unterziehen, nur eben die historisch gegebenen Grundprämissen der Aufklärung selbst dürfen keiner Kritik unterzogen werden. In Wahrheit war die Kritik der Aufklärung immer von einem abstrakt emanzipatorischen Interesse geleitet, dass ein ganz fixes Weltbild voraussetzt. Die angebliche Voraussetzungslosigkeit ist also bloßer Schein. Für mich ist Kardinal Kasper ein exemplarischer Vertreter dieser von der Aufklärung determinierten Theologie, die eben schon im Vorgriff ausschließt, was sie angeblich erst erforschen will. Danach ist die Bibel eben immer nur Menschenwerk, die Kirche auch, in der sich allein der Stand des historischen Irrtums widerspiegelt. Dann aber dominiert im Hintergrund immer die politische Ideologie als Praxisinteresse die Theologie. Die Datierungsfrage ist dann lediglich das Vehikel, womit man das Interesse zu verdecken sucht. Es ist der Absolutheitsanspruch der Aufklärung, der in der Theologie zu den schlimmsten Verzerrungen der Erkenntnis geführt hat, wie Papst Benedikt in den von mir oben zitierten Sätzen auch klar hervorhebt. Einen Diskurs(!) über Gott kann es nicht geben. Der Glaube ist nicht dem Wissen nachrangig, sondern erst im Glauben erfassen wir die Wirklichkeit als sinnhaft. Ohne Sinn bleibt aber alle Erkenntnis leer, sie ist dann lediglich ein Mittel zur Macht, wie immer diese sich auch ausprägt sein mag.
Das Problem ist, daß wir mit de Lubac auch nicht weiterkommen. Pius XII. verurteilte nach allgemeiner Auffassung dessen Thesen in Humani Generis (1950).
Es ist mir unerfindlich, daß Benedikt XVI. ausgerechnet wieder de Lubac ins Spiel bringt.
Ich weiß von der CeL-Bewegung, daß sie sich stark auf de Lubac stützt. Aber was hat es gebracht? Konnte sie die Umgebung christianisieren? Die Politik zum Guten beeinflussen? Oder bleibt man doch in einem grundlosen Welt-Optimismus gefangen?
Wer oder was ist die CeL-Bewegung, bitte?
Neue geistige Gesellschaft „Communione e Liberazione“, gegründet von Don Giussani.
Seines Vorgängers Worte in Papst Franziskus‘ Ohr!
Nun sagt es Benedikt XVI. ganz deutlich :..das Konzil stürzt die Kirche und die Gläubigen in eine doppelte Krise.. Denn die Kirche hat ihre Einzigartigkeit und Heilssendung und Missionierung aufgegeben. Die Allerlösungs-Theologie die unter Johannes Paul II. entstanden ist, ist ein Irrweg. Viele der Progressisten und in gewisser Weise auch Franziskus, sind der Meinung, dass es verschiedene Wege des Heiles gibt und diese sogar in den Naturreligionen vorhanden sind. Deswegen sind Assisi und anderen Religionen auf Augenhöhe zu begegnen, nicht glaubensfördernt. Die Kirche lehrt nicht genug, dass es nur einen Heilweg gibt : “ JESUS CHRISTUS “
Ich war auch erstaunt über diese klaren Worte!
Aber interessant ist der Hinweis auf Schwester Faustyna und die Barmherzigkeit.
Zu ihr sagte Jesus Christus: „bevor ich als gerechter Richter komme,komme ich als König der Barmherzigkeit“
Interessant,interessant!!
Nach dem „Jahr der Barmherzigkeit“ könnte es spannend werden.
Könnte.
Werte @stella: den Hinweis auf Schwester Faustina von Papst Benedikt fand ich sehr bezeichnend. Was möchte der Papst (vielleicht) damit sagen? Etwa nicht auch, durch die Blume geredet: „nimm Dich nicht so wichtig lieber Amtsbruder Franziskus? Geht das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit nicht auf die hl. Schwester Faustina und Papst Johannes Paul II. zurück?“
Tatsache ist, daß das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit gerade auch von solchen Priestern immer! unter den Teppich gekehrt wurde, die sich nun nicht mehr „kriegen“ vor lauter Franziskus-Euphorie und nicht müde werden, von Barmherzigkeit zu reden.
Aber Papst Benedikt distanziert sich m.Er. auch deutlich von Franziskus, wenn er schreibt:
„Noch weniger akzeptabel ist die von den pluralistischen Religionstheorien vorgeschlagene Lösung, für die alle Religionen, jede auf ihre Weise, Heilswege seien und in diesem Sinn in ihren Wirkungen als gleichwertig zu betrachten seien. Die Religionskritik von der Art wie sie im Alten Testament und von der Ur-Kirche geübt wird, ist wesentlich realistischer, konkreter und wahrer in ihrer Prüfung der verschiedenen Religionen.“ Die pluralistischen Religionstheorien seien „oberflächlich“ und der „Größe der Frage nicht angemessen“.
Ich lese dieses Interview, das Papst Benedikt ja nicht ohne Anlässe gegeben hat, als Kritik und Distanzierung von „Papst“ Franziskus in den angesprochenen Fragen. Und es war an der Zeit, daß sich Papst Benedikt so klar geäußert hat. Dafür sei ihm Dank gesagt.
Eines vorweg: Benedikt XVI ist der Papst, der ich tiefstes Vertrauen besitzt. Bisher ist von ihm überliefert, dass er von zwei Receptionen des Konzils sprach, der Reception der Journalisten und Presse sowie der Reception der Theologen. Will man zum Wahrheitsgehalt vordringen, so wird es deswegen schwierig, weil beide Receptionen keine gemeinsame Sprache sprechen. Nach einem Gespräch in kleiner Gruppe mit einem Beobachter und Übersetzer des Geschehens, eines Freundes von Benedikt, komme ich zur Auffassung es gibt auch eine Reception der unabhängigen Zeitzeugen, die sich zunächst einmal einer Veröffentlichung der Konzilsbeobachtungen entzogen haben, um Objektivität zu wahren. Dass taten aber – wie bekannt- nicht alle. Einige wollten mit Ihrem Wissen Geld, Karriere und auch „Story´s“ machen. Dies ist ein Teil der heutigen öffentlichen Reception. Was unbekannt ist, sind die politischen Manipulationen:
1. zu späte Zustellung der zu verabschiedenden Dokumente, sodass die alten Kardinäle diese vor Abstimmung gar nicht mehr lesen und noch viel weniger durcharbeiten konnten.
2. Filibusternde Debatten mit dem zu erwartenden Ermüdungeffekt der Entscheider.
Kurzum es gab die ganze Palette der Manipulation des parlamentarischen Geschehens. Dem Kardinal Ottaviani wurde in einer Grundsatzrede das Mikro abgestellt. Zu Nostra aetate sagten die bearbeitenden Mitarbeiter von Kardinal Bea später Sie hätten das Dokument nie unterschrieben.
@ Hans
„Der Rhein fließt in den Tiber“ Autor ?
Ich habe das so verstanden: Die (dt.) Bischöfe zogen ein, Veni creator spiritus singend, um dann die eigenen Vorstellungen durchzusetzen.
Es tut gut, diesen ehrlichen Blick Papst Benedikts – siehe Foto – wiederzusehen.
Ich glaube, alle wissen, wer hinter den Fake-Beiträgen steckt, die in den letzten Tagen unter Verwendung bereits vorhandener Pseudonyme wie fredius, Adriene Antoine oder – wie in diesem Fall – unter hicesthodie gepostet wurden, mit dem Ziel, Verwirrung unter den Foristen zu stiften. Man sieht: es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es einem bösen Geiste nicht gefällt.
Laut Kathnet wirkt Franziskus im Sinne von Papst Benedikt XVI, da er dessen Kurs der Barmherzigkeit würdigt. http://www.kath.net/news/54422. Nachdem Papst Benedikt zurücktrat, der Kirche ihrem Schicksal überließ und Franziskus blinden Gehorsam schwor ist mein Vertrauen zu ihm erschüttert worden. Ich hatte Benedikt wirklich für den Bewahrer und Beschützer der katholischen Lehre gehalten aber auch er hat die Lehre vor Angriffen und Zersetzungen nicht geschützt. Wer mit einem unbelehrbaren, verstockten Erzhäretiker wie Küng, der viel verbrannte Erde in der katholische Kirche hinterlassen hat und weiter den Glauben viele zerstört, ein Dinner hat und sich mit ihm abgehoben unterhält, anstatt ihn zu exkommunizieren, kann kein Beschützer der Lehre sein.
​
Verehrte Zarah,
Sie übersehen konsequent, dass ein Papst kein weltlicher Herrscher ist. Ihr „Protest“ enthält, sicher von Ihnen unbemerkt, einen Vorwurf an Gott, denn in letzter Instanz ist es doch Gott, der lenkt und die Kirche schützt oder, wie Sie es behaupten, seine Kirche „ihrem Schicksal überließe“.
Papst Benedikt hat immer versucht, Menschen aus Irrtümern behutsam(!) herauszuholen. Dass dies nicht immer gelingt, sieht man an Hans Küng oder Kardinal Kasper und noch viele andere mehr. Ihr Denken erscheint mir eher alttestamentarisch zu sein. Barmherzigkeit schließt Gerechtigkeit ein, nicht aus. Das derzeitige Problem liegt in einer groben hermeneutischen Verkürzung von Barmherzigkeit. Es geht um die Offenheit zum Heil, die notwendig beim Sünder die Einsicht voraussetzt, auf dem falschen Weg gewandelt zu sein. Wo diese Einsicht fehlt, geht Barmherzigkeit geradewegs ins Leere, ihr ist dann der Adressat abhanden gekommen. Barmherzigkeit wird dann lediglich in hohnhafter Weise angenommen, was ihre Intention glatt in ihr Gegenteil verkehrt. Dies hat schon Solowjew in seiner „Kurze Erzählung vom Antichrist“ sehr anschaulich beschrieben.
Den Medien, dazu zählt auch kath.net, gelingt es immer wieder, die Intention einer Aussage willkürlich zu interpretieren, so auch jetzt wieder in Bezug auf das, was Papst Benedikt XVI. emeritus zum Jahr der Barmherzigkeit gesagt hat. Barmherzigkeit meint da keinesfalls eine laue Haltung des Laissez Faire!
Lieber Suarez!
Radio Vatikan bestätigt tatsächlich, dass Benedikt Papst Franziskus wegen dessen bevorzugter Behandlung des Themas „Göttliche Barmherzigkeit“ gelobt hat, allerdings in seinem neuen Buch. Diese Nachricht geht also nicht allein auf das Konto von kath.net.
http://de.radiovaticana.va/news/2016/03/16/benedikt_xvi_w%C3%BCrdigt_barmherzigkeitseinsatz_von_franziskus/1215781
Hochgeehrter @Suarez,
In der verehrten @Zarahs Posting kann ich keinen Vorwurf an Gott erkennen.
Sie schreibt ehrlich ihre Meinung; und was sie schreibt, steht tatsächlich in der Hl. Schrift und wird von der Kirche an herausragender Stelle gezeigt:
Ps. 2 „Quare fremuerunt Gentes“ wird in der ersten Nocturne v. Weihnachten gelesen und erneut in der Hl. Woche.
Wie Robert Spaemann schon schreibt, erfahren die Beter, wir alle Gläubigen, die Diskrepanz zwischen der universalen Allmacht Gottes und der Nichtanerkennung dieses Anspruchs durch die Weltliche.
Der Palmist selbst sagt „Warum“, „Quare“, genau so wie im Ps.21 „Deus Meus, Deus Meus, quare me dereliquisti“: kein Äusserung von Zweifel an Gottes Allmacht, sondern Betrauen auf Ihn bis zum Ende- und zugleich die Schilderung ders tiefsten Elends hier auf Erden;
Ps. 21 wurde vom Heiland gebeten am Kreuz- so nicht nur attestamentlich, sondern auch neutestamentlich zu verstehen.
Ps.2,9 sagt dann weiter: „Mit eisernem Szepter wirst du sie (die Feinde) beherrschen und wie Töpfergeschirr sie zertrümmern“.
Und da hat Zarah nicht unrecht wenn sie schreibt vom „ihrem Schicksal überlassen“; man hätte auch (haben übrigens mehrere Poster schon getan) von „im Stich lassen“ sprechen können.
Nach alter katholischen Tradition sollte jeder sich in seinem Stand zu bewähren versuchen.
Es gibt weise und dumme Menschen, tapfere und wenig tapfere; man kann in bestimmten Personen große Hoffnungen setzen- und man kann darin auch enttäuscht werden.
Das ist sehr menschlich und trotzdem sehr schmerzhaft.
Vorige Woche wurden die 4 Schwestern v. Mutter Teresa’s Orden mit ihren 11 Helfern und Helferinnen von islamitischen Terroristen umgebracht- treu an den Herrn und an der Verkündigung des Evangeliums bis in den Tod hinein.
Diese Märtyrer haben den Herrn nicht im Stich gelassen.
Unser Auftrag ist, daß wir Ihn, jeder an seiner eigenen Stelle, nicht im Stich lassen.
Gott gebe uns die Kraft, an dem entscheidenden Augenblick Durchzuhalten und zu Ihm zu Stehen.
Achtung Suarez, die Antwort von „Adrien Antoine“ dürfte gefakt sein. Der echte AA schreibt mit leicht belgischer Einfärbung. Auch hinter „Zarah“ dürfte sich eine allseits unter anderem Namen bekannte,dem Alttestamtentlichen sehr zugeneigte Foristin verbergen.
Liebe Marienzweig,
zum einen ist Radio Vaticana kein Garant für Objektivität und zum anderen ging es mir bei meiner Anmerkung darum, dass Papst Benedikt XVI. emeritus die Grundintention von Papst Franziskus zwar positiv beurteilt, aber darum eben Barmherzigkeit nicht als billigen Laissez Faire auffasst. Barmherzigkeit ist ja in der Tat die Grundlage christlichen Glaubens. Entscheidend ist, was unter Barmherzigkeit verstanden wird, wie sie sich authentisch ausdrückt. Hier hat, wie ich zu behaupten wage, Papst Benedikt XVI. emeritus in der Vergangenheit ausreichend für Klarheit gesorgt. Dass er Papst Franziskus nicht kritisiert oder seine Autorität als Papst schwächt, sollte selbstverständlich sein. Zudem hat Papst Franziskus in der Tat mit Kräften sich auseinanderzusetzen, die noch vor einigen Jahren nicht eine solche Präsenz hatten.
Sehr geehrter Tamino,
wie der Kommentar von @ hicesthodie (der Echte!) belegt, scheinen hier einige subversive Leser ein höchst unredliches Spielchen zu treiben. Bezüglich Zarah, denke ich aber schon, dass hier keine Täuschung vorliegt.
Was mich an dem Kommentar des hochgeschätzen Adrienne Antoine etwas irritiert, ist, dass in ihm die Zusage Jesu Christi, dass die Kirche nicht untergehen werde, keine tragende Rolle spielt. Es kommt mir so vor, als glaube man, der Heilige Geist sei aus der Kirche ausgezogen.
Andererseits wollte ich mit meinem Kommentar nicht den Eindruck erwecken, als redete ich einem Automatismus das Wort. Natürlich müssen wir als Christen immer für den wahren Glauben eintreten. Aber nicht indem wir uns gegenseitig zerfleischen, sondern indem wir Zeugnis geben.
Hicesthodie, ich kann Ihrer Argumentation nicht folgen. Es ist doch in keiner Weise erwiesen, dass der Rücktritt Papst Benedikts XVI. freiwillig erfolgte. Es ist in keiner Weise auszuschliessen, dass auf Papst Benedikt XVI. gewaltige Kräfte (inklusive Erpressung) wirk(t)en.
Wenn sich jemand teilweise bzw. scheinbar frei äussert, heisst dies in keiner Weise, dass er sich allumfassend frei äussern kann. Wie gross die unschönen Kräfte sind, die auf Papst Benedikt XVI. wirken, wissen wir in der Tat nicht.
Scheinfreiheit ist noch lange nicht Freiheit. Und Scheinredefreiheit ist noch lange nicht wahre Redefreiheit.
Werter @ Tamino, werter @Procristo, werte @Redaktion,
leider hat @Tamino recht! Dieser Beitrag oben STAMMT NICHT VON MIR, sondern wurde unter spitzbübiger Verwendung meines Nicknamens gepostet. Jeder, der meine Beiträge zu Benedikt XVI. kennt, wird unschwer erkennen, dass dieses Geschreibsel weder meinen Stil, noch meine Meinung zu diesem Thema widerspiegelt. Ich würde mich daher freuen, wenn obiger Beiträg gelöscht würde. Danke!
Mein Kommentar vom 17. März 2016, 0:18, bezog sich auf einen Fake-Kommentar, der von der katholisches.info-Redaktion mittlerweile korrekterweise gelöscht wurde.
Mit scharfer Logik benennt er damit die theologischen Defizite des Vat.II genau. Exakt dort liegen die tatsächlichen Mängel verborgen, welche so weitreichende Auswirkungen für die Kirche, und darüber hinaus für die gesamte Gesellschaft zeitigten. Vielleicht ist nur ein Mann seines Formates und seiner nunmehrigen Unabhängigkeit, als ehemaliger Meinungsbildner in der Lage, dies überhaupt ausreichend in der Öffentlichkeit zu reflektieren. Die damaligen Konzilsväter hatten in ihrer Mehrheit Absichten verfolgt (wissentlich oder unwissentlich), die zwar eine Adaptierung an die „moderne Welt“ und „Wissenschaft“ erleichtern sollten, man hatte sich hierbei viel versprochen, jedoch hinsichtlich der Auswirkungen waren diese „Neuerungen“ für die gesamte Kirche unausgegoren, und nicht zu Ende gedacht. Genau das Problem dürfte mit allen „Aufbrüchen“ verbunden sein. Mir kommen die Entscheider der Moderne und Postmoderne hier vor, wie etwas unreife Kinder, die gerne Bauklötzchen aus der Mitte einer Pyramide herauslösen wollen, um zu sehen, was dann Tolles passiert. So, als wäre der Schatz einer mehrtausendjährigen, überlieferten Menschheitserfahrung, das Gewachsene, etwas Vernachlässigenswertes von Gestern, das nicht mehr hier her gehörte.
Sie müssen dann aber auch sagen, daß Papst Benedikt gelogen hat, als er sagte, daß sein Rücktritt sein freier Entschluß war.
Ich glaube das nicht.
Den Satz über „Franziskus“, der in den Original-Artikel hinein geschmuggelt wurde (so als ob es ein Zitat wäre), stammt wohl ziemlich eindeutig nicht von Papst Benedikt, sondern von der Redaktion von „Avvenire“. Das möchte ich hiermit klar herausstellen (damit niemand einen falschen Eindruck bekommt).
Was nämlich Papst Benedikt wirklich über Franziskus denkt, das weiß nur der Allmächtige (und Benedikt ist weise genug, zu schweigen, wo man besser schweigt).
@ Ano Nym,ja,das war auch,genau,mein Gedanken. So ist vermutlich,auch,das Werk BenediktsXVI,in „Gefahr“.Diese Nachricht, von KN Agentur verarbeitet und bezogen auf Bischoff Gänswein…am gleichem Tag mit der Bekanntmachung des Interview in Avvenire,harmonieren nicht zusammen.
Ich danke Ihnen von Herzen für diese Klarstellung. Es hätte mich gewundert, wenn sich der emeritierte Papst Benedikt so über Seine Heiligkeit, Papst Franziskus geäußert hätte. Zumal auch er sich an Papst Franziskus zu richten hat, da er ihm Gehorsam versprochen hat. Danke!
OH auch ich gerate in den Genuss gedoubelt zu werden! Welch zweifelhafte Ehre! 😀
Wolfram Schrems hat nach meiner Meinung einen sehr wichtigen Hinweis gegeben, wenn er Henri de Lubac erwähnt, der für das Denken des jungen Studenten und späteren jungen Theologieprofessors Ratzingers maßgeblich war und bis auf den heutigen Tag ist.
Kardinal Joseph Siri geht in seinem herausragenden Buch „Gethsemani. Überlegungen zur theologischen Bewegung unser Zeit“ mit Pater de Lubac theologisch sehr klar „ins Gericht.“ Unter der Überschrift „Der Zusammenhang zwischen natürlicher und übernatürlicher Ordnung“ nennt er drei maßgebliche Theologen, die diesen Zusammenhang verzerrt haben: P. Henri de Lubac, P. Karl Rahner und Jaques Maritain. Ich zitiere:
„Pater de Lubac sagt, dass Christus, indem er den Vater offenbart und dadurch, dass er durch ihn geoffenbart ist, schließlich den Menschen dem Menschen selbst offenbart. Was kann der Sinn dieser Behauptung sein? Entweder ist Christus nur Mensch oder der Mensch ist göttlich. Die Schlussfolgerungen mögen zwar nicht so stark ausgedrückt sein, sie präzisieren jedoch immer jene Auffassung von einem IN DER MENSCHLICHEN NATUR AN SICH IMPLIZIERTEN ÜBERNATÜRLICHEN, von da an öffnet sich dann, OHNE ES BEWUSST ZU WOLLEN, der Weg in Richtung auf den FUNDAMENTALEN ANTHROPZENTRISMUS.“ (S. 60), Hervorhebungen von mir.
Auch wenn Henri de Lubac das nie gesagt hat, dann wird in seinem theologischen Denken, ob er es will oder nicht, die Erlösung durch Jesus Christus letztlich überflüssig. Wir bedürfen der Erlösungsfrüchte durch den menschgewordenen Sohn Gottes, die er uns durch seinen Kreuzestod und in jeder hl. Messe zuwendet, nicht mehr, wenn „das Übernatürliche bereits in unserer menschlichen Natur impliziert ist, und zwar durch die Schöpfung, allein durch unser Menschsein.“
Auch wenn de Lubac das nicht so radikal zu Ende denkt, es ist die logische Schlussfolgerung seines Denkens. Auf diesem Denken baut Karl Rahner auf, und dann sind wir beim Anonymen Christentum, der schlimmsten Irrlehre unserer Zeit. Oder der Irrlehre, die alle anderen früheren einschließt.
Sowohl der junge Theologe Ratzinger, der spätere Glaubenspräfekt und dann Papst Benedikt XVI. hat sich nie von der Theologie Henri de Lubacs distanziert. Beide, auch de Lubac, haben die nachkonziliaren Wirren und Verirrungen ganz ehrlich bedauert, im Gegensatz zu Karl Rahner, dem sie nicht weit genug gehen konnten. Wir wissen, dass sich der Glaubenspräfekt Ratzinger und dann Papst Benedikt XVI. in der Verteidigung des Glaubens auch große Verdienste erworben hat. Doch was hilft es, den Glauben zu verteidigen, wenn man mindestens teilweise falsche GRUNDBEGRIFFE hat.
Wenn ich sage 2 + 2 = 3,9 oder 2 + 2 = 10, dann ist der erste Fehler zwar dicht am richtigen Ergebnis, er bleibt ein Fehler.
Um abschließend nochmal auf Wolfram Schrems zu kommen, der darauf hingewiesen hat, dass Pius XII. in seiner Enzyklika „Humani Generis“ die Theologie de Lubacs verurteilt hat: Der hl. Pius X. wäre noch einen Schritt weiter gegangen und zwar den entscheidenden: Wenn er nicht widerrufen hätte, wäre de Lubac exkommuniziert worden. Hätte er widerrufen, wäre sein Werk dennoch namentlich als Häresie verworfen worden. Der Aufstieg zum mit entscheidenden Konzilstheologen wäre für immer versperrt gewesen.
Erzbischof Lefebvre wusste, was er tat, als er den hl. Pius X. zum Schutzpatron seiner Priesterbruderschaft erwählte. Er konnte sich mit dem Glaubenspräfekten Ratzinger nicht einigen, es war theologisch nicht möglich. Lefebvre hat übrigens nie die persönliche Frömmigkeit Ratzingers abgestritten, die beiden kirchlichen Würdenträger waren sich in ihren Grundprinzipien – wenigstens teilweise – nicht einig.
Ich möchte dennoch die Verdienste von Benedikt XVI. nicht herabwürdigen. In der nachkonziliaren Kirche hat er auch standgehalten. Die Verdienste um die „hl. Messe aller Zeiten“ bleiben. Mehr konnte er nicht tun, ohne zu Fall gebracht zu werden: Sie aus einem dunklen Kellerloch zu befreien und ihr ein kleines Zimmerchen einzurichten. Ob sie von seinen Nachfolgern nicht wieder zurück ins Kellerloch verbannt wird, wissen wir nicht.
Danke für diese sehr interessanten Ausführungen,sie sprechen klar und mit grosser Prägnanz Dinge an, die mich sehr leiden liessen und lassen.Wie doch in den 70 Jahren jene benannten Theologen unter den Priester hochgejubelt und verherrlicht wurden in einem Atemzug mit dem Häresiarchen Küng.Einst sah ich gar in einer anglikanischen Kirche ein Glasfenster Rahners-mir wurde übel.Ihre Beurteilung des von mir überaus verehrten Papstes Benedikt muss ich leider schmerzlich mittragen.Für mich ein klassischer Beweis wenn das eigene Ingenium-und sei es noch so brilliant und unübnertrefflich-wenn das über den wahren Glauben gestellt wird, dann verrennt man sich leicht.Diese Versuchung ist und bleibt gross.„omnis consummationis vidi finem-ich sah, dass alles Vollkommene Grenzen hat“-doch der Psalmist(PS 118) fährt fort-„dein Gebot kennt keine Schranken.„Wie sehr brauchen wir doch das beharrliche inständige Gebet für jeden un d alle.
@ Thea
Naja, ob die Aussage Henri de Lubacs den Schluss Wolfram Schrems erzwingt, darf man bezweifeln. Der Mensch ist auf Gott hingeordnet, darum ist er nicht gottgleich!
Leider fehlt mir momentan die Zeit, näher auf das von Ihnen Gesagte einzugehen.
Im Artikel steht der Satz:
//Die zentrale Frage des Interviews ist: „Was ist der Glauben und wie kommt man dazu, zu glauben?“ //
Leider kann ich in den zitierten Äußerungen Papst Benedikts keine Antwort auf diese Frage finden. Auch in der Glaubensenzyklika von Papst Franziskus/ Papst Benedikt gab es darauf keine klare Antwort.
In einer Rede zum 100 jährigen Geburtstag von Guardini gab Papst Benedikt eine durchaus klare Antwort. Ich möchte einige Sätze daraus zitieren:
„Daher kann Guardini formulieren: »Freiheit ist Wahrheit.«Wahrheit des Menschen ist Wesentlichkeit, Seinsgemäßheit, und nun stößt Guardini direkt in den Kern des christlichen Menschenbildes vor: »Was aber ist Anbetung? Der Gehorsam des Seins! […] So ist Anbetung der erste, allen weiteren grundlegende Gehorsam: der Gehorsam unseres Seins gegen das Sein Gottes. Ist ein Sein in Wahrheit; ist selbst nichts als Wahrheit. Man sieht, wie wenig in solchem Denken Liturgie ästhetische Spielerei oder eine Art von gemeinschaftlicher Selbstbestätigung oder von pragmatischer Indoktrination ist. Sie ist Ruf des Wesens, Weg in die Wahrheit, weil Entsprechung zum Sein. Bezeichnend ist freilich die Anmerkung, die Guardini 1923 seinem 1920 geschriebenen Aufsatz Vorn Sinn des Gehorchens hinzufügte: Er hatte nun das Wort »der katholische Mensch« durch die Formulierung »der Mensch der erwachenden Zeit« ersetzt und notierte dazu: »Hier hat 1920 noch das Wort gestanden: ‚Der katholische Mensch‘. Als der Aufsatz geschrieben wurde, konnte man dies Wort ohne Widerwillen aussprechen. Es hat eine – so kurze! – Zeit gegeben, da sich in ihm jubelvolle Entdeckung aussprach, ein Zu-sich-selber-Kommen des Tiefsten in uns. Jetzt hats die redende und schreibende Ehrfurchtlosigkeit ergriffen und gemein gemacht. Wenn sich nun kritische Kühle daran stößt, hat sie recht. Jetzt! Wer weiß ein Mittel, um die Heiligkeit des Wortes zu schützen? Wir werden unsere liebsten Worte verschweigen müssen!« Diese Feststellung hinderte Guardini allerdings nicht, wenige Zeilen vorher den Satz stehen zu lassen: »Katholische Freiheit – fühlt ihr, was das ist? Ich weiß nicht, ob mirs gelungen ist, zu sagen, was mir leuchtend vor der Seele steht […].« …Entscheidend ist, dass er die Offenheit zum Sein als Möglichkeit und Forderung unserer Existenz betonte. Entscheidend ist, dass Wahrheit Grundkategorie seines Denkens war und von hier aus Anbetung mit Denken zusammengehörte.“
Und noch folgendes Zitat sollte deutlich machen, wie man aus Sicht von Papst Benedikt zum Glauben kommt: „Es zeigt sich uns in dem Satz, der Maß und Modell alles wirklichen Betens bleibt: »Nicht wie ich will, sondern wie du willst« (Mk 14,30).20 Der menschliche Wille Jesu ordnet sich dem Willen des Sohnes ein. Indem er dies tut, empfängt er dessen Identität, nämlich die völlige Unterordnung des Ich unter das Du, das Sich-Schenken und Übereignen des Ich ans Du: Dies ist ja das Wesen dessen, der reine Relation und reiner Akt ist. Wo Ich sich an Du verschenkt, wird Freiheit, weil die »Form Gottes« aufgenommen wird.
@ Suarez
Danke für die Zitate. Das sind tiefe und wahre Gedanken. Ich möchte sie keineswegs abwerten. Aber doch vermisse ich den einfachen, schlichten Inhalt des Glaubensbegriffs der neutestamentlichen Frohbotschaft. Gerade dass dieser so wenig bekannt ist, ermöglicht die heutige Unsicherheit und Verwirrung in der Kirche bis hin zum interreligiösen Relativismus.
Laut einem kath.net-Artikel sagte Papst Benedikt XVI. in diesem Interview über Papst Franziskus: «Seine pastorale Praxis kommt gerade darin zum Ausdruck, dass er ständig von der Barmherzigkeit Gottes spricht.» Diese Formulierung lässt Raum für einen geradezu vernichtenden Hintersinn.
Als amtierender Papst konnte Benedikt die andere Partei nicht mehr auf Distanz halten.
Vielleicht aber ist dieses Interview nicht nur eine Notbremse, sondern ein Startschuß für eine „neue“, glaubenstreue Kirche.
Schon allein das bekannte Januar-Video von Franziskus ist unverantwortlich und extrem schädigend für die Kirche und den Glauben.
Ich sehe das wie Sie geehrter Leo Lämmlein und meine auch, daß Papst Benedikt schließlich genug von all dem hatte.
„Und ich habe dieses Konzil wesentlich mitgestaltet“, hätte Benedikt XVI auch noch sagen sollten. „Es ist also meine Schuld“, lautet das Fazit, welches ausbleibt.
Mich beeindruckt im Negativen immer wieder, wie doch die Menschen mit sich selbst im Reinen sind. Denn bei Ratzinger ist es:
1) Konzilstheologe,
2) Nachkonzilistheologe,
3) Präfekt der Glaubenskongregation, die wirklich nicht durchregiert hat und JP2 all seine Kanonisationen, Reisen, Assisi-Treffen etc. genehmigte,
4) Papstum und „Hermeneutik der Kontinuität“, also wieder war das Konzil richtig, wenn man die rechte Hermeneutik anwendet und wir brauchen fast nichts zu korrigieren.
5) Rücktritt
Und irgendwie keine Reue .…
Aber,was waere dann nicht gut an den Reisen von Papst JPII? Ueberall auf der Welt gibt es Katholiken, die nich alle imstande sind selber nach Rom zu kommen. Also hat er sie besucht. Und dort ueberall wo er gewesen ist, blueht jetzt der Glaube noch, leider aber nicht hier im Westen.
Ich denke,die Worte von Papst Benedikt muß man buchstäblich mit dem Herzen hören,denn er ist ja selbst voller Herzensgüte.
Wer in ihm einen „Inquisitor“ sah oder noch sieht der sieht wirklich nicht mit dem Herzen gut!
Und es steckt eine unendliche Weisheit in seinen Aussagen.
Darum muß man einfach davon ausgehen,das alles,was er sagt eine tiefere Bedeutung hat.
Jedenfalls tiefer,als die mainsstream Medien und ihre Gefolgschaft auch nur ansatzweise verstehen,darum verursachte er ihnen ja auch solche „Bauchschmerzen“!
Darum ist der Hinweis auf die Barmherzigkeit,ausgehend von Sr.Faustyna (resp.Jesus Christus selbst) auch kein Zufall.
Das Gedönse um das Franziskus‚sche „Jahr der Barmherzigkeit“,wo Jesus selbst bzw.die nötige Umkehr von den Sünden überhaupt keine Rolle spielen ist ein rein weltliches Theater und wird in der Form leider niemandem nutzen.
FÄLSCHUNG!
@tradtion und Glauben.Ich gestatte mir, noch einen Punkt hinzu zufügen: Die schlimmsten Irrtümer in den drei Enzykliken Redemptor Hominis – Dives in Misericordia – Dominum et Vivificantem hat unbeanstandet gelassen.
@ Petrus
Können Sie mich aufklären?
Was waren die „schlimmsten Irrtümer in den drei Enzykliken Redemptor Hominis – Dives in Misericordia – Dominum et Vivificantem“, die nach Ihren Worten unbeanstandet gelassen worden sind?
Das 2.Vat. Konzil ist wohl ein Zutrauen und Vertrauen mit ungewissem Ausgang. Heute kann man sagen, daß es teilweise oder weithin sogar nicht angekommen ist, aber Papst Benedikt versucht wohl zu retten, was zu retten ist, denn wenn es tatsächlich in Gänze gescheitert wäre oder sein sollte, dann sieht es dunkel in der Kirche aus. Ein Zurück geht wohl nicht mehr.
Vorher war es doch wohl so: der Gekreuzigte stand eindeutig im Mittelpunkt und von Ihm erhielten alle Heil und Gnade. Wenn man aber in Betracht zieht, daß der Mensch zur Freiheit als Kind Gottes berufen ist und das auch sein soll, dann verändert sich etwas. Dann steht der Mensch plötzlich mehr im Zentrum. Das heißt aber, daß er jetzt erst recht Gott die Ehre geben soll und sogar muß- und zwar als Freier und nicht mehr soz. als Knecht. Und das, der Mensch Gott ehrend und anbetend als Freier, war wohl das Anliegen dieses Konzils. Und genau darin bestand und besteht die Überforderung, wenn man die Tatsachen in der Kirche betrachtet. Dann ist die „Freiheit der Kinder Gottes“ auch bewußt zum Schlechten verwandt worden. So ähnlich wie im alten Israel, immer wieder.
Das war und ist das Wagnis des Konzils, aber es war wohl für die meisten Theologen und Gläubigen ein zu großes Wagnis. Benedikt versucht das Hauptanliegen des Konzils m.Er. zu retten, denn wenn es scheitert, war nicht nur das Konzil umsonst, sondern Jahrzehnte und Jahrhunderte waren wie vergeudet, und man würde den Vorfahren der vergangenen Jahrhunderte nicht gerecht werden.
Diese mußten soz. knien, aber der Mensch, der vor Gott „steht“, muß erst recht vor Ihm knien und Ihn anbeten und preisen und danke sagen. Das ist offenbar nicht verstanden worden. Und deswegen die unaufhörlichen Krisen.
Das alles konnte man vor 50 Jahren wohl noch nicht wissen, aber jetzt kann mans wissen und eine ehrliche Inventur machen- und dann weitergehen im wahren „Geist“ des Konzils. Und wenn der wahre Geist herrscht, wären doch beide Arten der Messe möglicherweise gleichrangig und gleichgut.
Irgendwann wird man all diese Scherbenhäufen aufräumen müssen. Das kann dann derjenige Papst tun, der dazu die Salbung von unserem Herrn bekommt. Die kommenden Jahre und Jahrzehnte werden es zeigen. Wenn die Prophezeiungen stimmen (Anna-Maria Taigi, Don Bosco, Irlmaier u.v.a.), dann wird es in absehbarer Zeit einen Einschnitt von globalem Ausmaß geben, den die Menschheit, die wieder so sündig wie vor der Sintflut geworden ist, wohl durchleben muss.
Was mich auch traurig macht ist, dass Papst Benedikt XVI. auch kaum etwas gegen die desaströse aktuelle Politik hätte machen können, obwohl er im Bundestag in Berlin damals sagte: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande“. Es wird immer schlimmer. Wir gehen dem Ende dieses Zeitalters entgegegn.…(Rosa Mystica, ehemals ‚Jeanne dArc‘).
Im vorhin genannten Zusammenhang möchte ich auf dieses wichtige Video hier verweisen, wo es um die schwindende innere Sicherheit und um die gescheiterte Politik geht: https://www.youtube.com/watch?v=Yxb9VI1vuw8 — Papst Benedikt XVI. hätte dies alles nicht verhindern können, aber in meinen Augen war trotzdem so etwas wie eine moralische Instanz für die Gesellschaft. (Rosa Mystica, ehemals ‚Jeanne dArc).
Werte @ Rosa Mystica ‑keine Angst!
Nichts von alledem, was an der Pegida-Front an Verschwörungstheorien zum Zwecke des Zulaufgewinns zusammengebraut wird, entspricht den machtpolitischen Realitäten in Deutschland und in der EU – von der NATO gar nicht zu reden! Demgegenüber haben die Kalifenphantasien der IS nicht die geringste Chance. Dafür sorgen schon die militärischen Niederlagen der IS im Irak und das sich langsam ausbreitende Gerücht, dass im Paradies für die im Kampf getöteten „Helden“ keine Jungfrauen, sondern bestenfalls ein Paar saure Trauben warten. Der Rädelsführer der Paris-Attentate wird nicht der letzte sein, der angesichts des auch ihm abgeforderten Selbstmordattentats, als es soweit war, den Sprengstoffgürtel abgeschnallt und das Weite gesucht, aber nicht gefunden hat.
Das dürfte seinen Auftraggebern im Nahen Osten nicht sonderlich gefallen haben!
Denn die anderes Seite sieht anders aus: Immer mehr Muslims begeben sich angesichts der im Namen Allahs verübten Greueltaten in den einjährigen Taufvorbereitungsunterricht und verweigern sich in den Moscheen den Salafistenpredigten über die Suren aus dem Haus des Krieges. Denn auch sie sind nicht blöd!
Hochverehrter @ Sophus,
dass der IS an Zulauf verliert, hat sicher etwas mit seinen militärischen Niederlagen zu tun. Insofern teile ich Ihre Einschätzung. Die eigentliche Ursache des Terrorismus, ob nun pseudoreligiös sich begründend oder politisch, ist damit jedoch nicht beseitigt. Der Terrorismus ist ein Phänomen der Moderne und hat seinen Ursprung in der Französischen Revolution, die ja das erste Terrorregime, die Jakobiner, hervorgebracht hat. An die Stelle des Königs tritt der Diktator, der jeden aufs Schafott führen lässt, der den ideologischen Wahn nicht teilt.
In der Aufklärung hat sich die Vorstellung breit etabliert, der Mensch könne seine Lebensgrundlagen nach Belieben modifizieren, ja frei bestimmen, und so einen Zustand völliger Erfüllung herstellen. Gleichzeitig hat sich aber in der Morderne ein bis dahin nie gesehenes Gefühl totaler Ohnmacht im Denken der Menschen verfestigt. Explosive Gewalt, Terror, wird dann zum Befreiungsinstrument einer sich verabsolutierenden Emanzipation auch da, wo sich der Kampf gegen die Aufklärung richtet, wie beim IS. Die totale Befreiung ist letztendlich das, was Nietzsche unter dem Zustand der Freiheit von jeglicher Moral verstanden hat. Es ist die Verabsolutierung von Macht, wobei die Machtkonstellationen sich ständig ändern, die totale Repression jedoch nicht. Für die leidenden Menschen ist es letztendlich egal, von welchem Terror sie heimgesucht werden, ob vom stalinistischen, nationalsozialistischen oder dem religiös sich verbrämenden des IS. Die Morderne wird solange immer wieder neuen Terror aus sich hervorbringen, bis auf breiter Ebene erkannt ist, dass die Aufklärung selbst die Ursache des Übels ist.
@Sophus — Sind Sie da nicht zu optimistisch ? Es ist bekannt, dass viele IS-Kämpfer hier nach Deutschland mit dem Flüchtlingstsunami eingesickert sind. Von den 1,6 Millionen Flüchtlingen, die seit letztem September hierher kamen, sind circa 400000 untergetaucht und kein Mensch weiß wer sie sind und wo sie sich befinden. Hier eine Meldung zum Thema aus den „Leitmedien“: http://www.heute.de/terrormiliz-is-schleust-kaempfer-nach-europa-als-fluechtlinge-ein-41964314.html — Die paar wenigen, die zum Christentum konvertieren, sind viel zu wenige ! Ausserdem sprach ich im Hauptfokus nicht nur von den Alternativmedien, sondern vor allem von den Prophezeiungen der Katholischen Heiligen und Begnadeten. Irlmaier sagte: „„Am Rhein sehe ich einen Halbmond, der alles verschlingen will. Die Hörner der Sichel wollen sich schließen. “ Das, was an Silvester in Köln passiert war, ist Zeichen genug ! Über 1100 Anzeigen von Vergewaltigungen und sexuellen Belästigungen durch diese Anderen sprechen Bände. Erkennt die Zeichen der Zeit ! Das, was hierher gebracht und geschleust wurde, wird zum Bürgerkrieg führen. Durch den „Türkei-Deal“ in Brüssel sind wir sowieso verkauft worden. Sie können das ja alles weiter ignorieren und von „Verschwörungstheorien“ sprechen. Die Realität wird sich mit ihrer vollen Kraft so zeigen, wie sie ist, dann werden Sie es ja merken.
Da eigentlich nicht die momentane Staatskrise das Thema war, sondern Papst Benedikt XVI., möchte ich noch etwas anderen anmerken:
Im 1. Johannesbrief Kapitel 2, 18–19 wird gesagt: „Meine Kinder, es ist die letzte Stunde. Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt, und jetzt sind viele Antichriste gekommen. Daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist. Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie gehörten nicht zu uns; denn wenn sie zu uns gehört hätten, wären sie bei uns geblieben. Es sollte aber offenbar werden, dass sie alle nicht zu uns gehörten.“ (1 Joh 2, 18–19)
In der grossen Botschaft von La Salette steht (https://gloria.tv/article/HVBPqSgnSSr): „Rom wird den Glauben verlieren und der Sitz des Antichrists werden.“
Papst Benedikt XVI. hat in seinem oben geschilderten Interview erklärt: „Die pluralistischen Religionstheorien seien „oberflächlich“ und der „Größe der Frage nicht angemessen“. Das zeigt doch schon, dass sich der Geist des Antichrist eingeschlichen hatte und alles gleich gemacht werden soll. Das Christentum und der Katholische Glaube wird allem anderen gleichgestellt und im aktuellen Pontifikat gibt es keine Wegänderung. Meine persönliche Meinung ist, dass Rom seinem Untergang entgegengeht und dass der Herr alles neu erschaffen wird. Wir werden noch eine Warnung durch den Herrgott bekommen und es wird nicht mehr sehr lange gehen. Nächstes Jahr ist ein grosses Jahr der Jubiläen: 100 Jahre Fatima, 500 Jahre Lutherrevolution, 100 Jahre Oktoberrevolution. Das wird m.E. ein Jahr der Entscheidungen werden. (Rosa Mystica, ehemals ‚Jeanne dArc‘).
Den Amtsverzicht, d.h. den freiwilligen, geordneten Rücktritt von einer hohen Funktion, sieht die katholische Kirche nach dem Kirchenrecht (CIC 1983) im can. 401 bei älteren oder kranken Bischöfen ausdrücklich vor, was auch für den Bischof von Rom nach §2 gilt:
„Ein Diözesanbischof, der wegen seiner angegriffenen Gesundheit oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund nicht mehr in der Lage ist, seine Amtsgeschäfte wahrzunehmen, wird nachdrücklich gebeten, den Amtsverzicht anzubieten“.
Da Papst Benedikt XVI. nach §1 seinen Amtsverzicht als Bischof von Rom nicht sich selbst anbieten konnte, hatte er nach eigener Aussage seinen Amtsverzicht nach Abwägung aller Umstände und nach einem langen Gebetsprozess Gott selbst angeboten und in einer Gewissensentscheidung an sich selber vollzogen. Das hätte er nicht getan, wenn er nicht todsicher überzeugt gewesen wäre, damit den Willen Gottes zu erfüllen.
Dieser dürfte auch darin bestanden haben, das biologische Leben Papst Benedikts XVI. von den Beschwernissen der Amtsgeschäfte eines Papstes zu befreien und damit zum Wohle der Kirche zu verlängern – nicht zuletzt um seinen Nachfolger, wenn nötig, theologisch beratend zu stützen. Dazu konnte sich Papst Benedikt XVI. verpflichtet sehen, da er seit 2005 wissen konnte, wer nach seinem Ableben als sein Nachfolger zur Wahl anstehen würde, um die Reformwünsche der Modernisten Westeuropas aus ihrem Jahrzehnte lang kolportierten „Geist des Konzils“ endlich umzusetzen.
In diesem Zusammenhang muss man wohl sein öffentliches Schweigen, aber neuerdings auch das obige Interview einordnen. Damit bliebe für die hier immer wieder geäußerten Versagensvorwürfe an die Person Papst Benedikts XVI. emeritus wegen seiner Amtsführung als Glaubenspräfekt und Papst und seines Amtsversichts wenig bis kein Raum.
Die Rolle des jungen Professors Joseph Ratzinger auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil war zuerst die des privaten Beraters und Redenschreibers des Kölner Erzbischofs Kardinal Frings, welcher Mitglied des zehnköpfigen Konzilspräsidiums war. Von grundsätzlicher Bedeutung und Langzeitwirkung wurde ein Referat Prof. Ratzingers am Abend vor Konzilsbeginn zu dem von der vorbereitenden Konzilskommission vorgelegten Schema De fontibus revelationis (Über die Quellen der Offenbarung). Sein Referat trug dazu bei, dass dieses Schema, das zu sehr der protestantisch-aufgeklärten Bibelwissenschaft verhaftet gewesen sein soll, noch vor seiner Behandlung im Plenum verworfen wurde. Die Folge war, dass die neu zu erarbeitende Fassung, die dann beschlossene Konstitution Dei verbum, eine sehr lange Erarbeitungszeit brauchte, bis sie erst unmittelbar vor Konzilsende im Herbst 1965 verabschiedet werden konnte.
In der Kommission zu dieser Konstitution wirkte Prof. Ratzinger mit. In die Diskussion konnte er den in seiner Habilitationsschrift neu gewonnenen Offenbarungsbegriff des hl. Bonaventura einbringen.
Seitdem stellte er sich als Glaubenspräfekt und Papst allen Fehlentwicklungen entschieden entgegen, die aus der deistisch-aufgeklärten Bibelwissenschaft heraus das Selbstverständnis der katholischen Kirche bedrohten, was einer der wesentlichen Gründe für die Feindschaft war, die ihm von Modernisten aller Schattierungen entgegenschlug – nicht zuletzt wegen seines Festhaltens an der apostolischen Herkunft der neutestamentlichen Schriften und seiner Kritik an einer ideologisch fixierten, „liberalen“ Bibelexegese.
An der Konstitution Nostra aetate, die hier zur Debatte steht, war er nicht beteiligt – daher kann er sich erlauben, heute als Emeritus seine diesbezügliche Meinung zu äußern – aus gegebenem Anlass, versteht sich!
Zur Erinnerung: Papst Benedikts XVI. Bekanntgabe seines Amtsverzichts, der in der Begründung alle notwendigen kirchenrechtlichen Bedingungen nach can.401 erfüllt, lautete wörtlich:
„Liebe Mitbrüder! Ich habe euch zu diesem Konsistorium nicht nur wegen drei Heiligsprechungen zusammengerufen, sondern auch, um euch eine Entscheidung von großer Wichtigkeit für das Leben der Kirche mitzuteilen. Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.
Ich bin mir sehr bewusst, dass dieser Dienst wegen seines geistlichen Wesens nicht nur durch Taten und Worte ausgeübt werden darf, sondern nicht weniger durch Leiden und durch Gebet. Aber die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin- und hergeworfen.
Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen.
Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre ich daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten, so dass ab dem 28. Februar 2013, um 20.00 Uhr, der Bischofssitz von Rom, der Stuhl des heiligen Petrus, vakant sein wird und von denen, in deren Zuständigkeit es fällt, das Konklave zur Wahl des neuen Papstes zusammengerufen werden muss.
Liebe Mitbrüder, ich danke euch von ganzem Herzen für alle Liebe und Arbeit, womit ihr mit mir die Last meines Amtes getragen habt, und ich bitte euch um Verzeihung für alle meine Fehler. Nun wollen wir die Heilige Kirche der Sorge des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus, anempfehlen. Und bitten wir seine heilige Mutter Maria, damit sie den Kardinälen bei der Wahl des neuen Papstes mit ihrer mütterlichen Güte beistehe. Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen.“
Darüber hinaus halte ich alle Infragestellungen seiner Entscheidung, aus welchen subjektivistischen Gründen auch immer, sowie alle weiteren Rücktrittsspekulationen für absolut unzulässig.
@ Lieber Suarez
Dulden von Irrlehrern wie Küng und Dinner mit ihnen halten, hat nichts mit biblischer Barmherzigkeit zu tun. Ich weiß, dass Gott Dinge zulässt das entbindet aber Papst Benedikt nicht von seiner Verantwortung. Seine Pflicht war Schaden von der Kirche abzuwenden. Er hätte, wenn er schon zurücktritt Vorkehrungen treffen sollen und Häretiker und Schismatiker kaltstellen sollen. Auch das Neue Testament fordert ausdrücklich Häretiker, Schismatiker und Apostaten aus der Mitte der Kirche zu entfernen oder zu exkommunizieren. In 2.Johannes 10–11 steht die strenge Mahnung: „Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht mitbringt, so nehmt ihn nicht ins Haus und bietet ihm auch keinen Gruß. Denn wer ihn begrüßt, macht sich an seinem bösen Tun mitschuldig.“Röm 16,17–20: Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die achtzugeben, die (die) Zwistigkeiten und Ärgernisse erregen entgegen der Lehre, die ich euch gelehrt habe; und meidet sie! Denn solche Leute dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch, und mit schönklingenden Reden und schmeichelnden Worten täuschen sie die Herzen der Arglosen.
Es ist bei Papst Benedikit immer dasselbe. Er erkennt und nennt die Irrtümer unternimmt aber nichts gegen sie, siehe Assisi. Er redet von der Krise der Kirche und lobt einen Franziskus, der Barmherzigkeit wie ein Vorschlaghammer benutzt um die Lehre zu demolieren. Diese Ambivalenz von Benedikt ist mir mit der Zeit immer mehr negativ aufgefallen.
Verehrte @ Zarah,
wo hat Papst Benedikt, noch als Präfekt der Glaubenskongregation, Irrlehrer geduldet?
Es war Kardinal Ratzinger in seinem Amt als Präfekt der Glaubenskongregation der Hans Küng die Lehrerlaubnis entzog, wodurch er den Hass progressiver Laiengruppen auf sich zog.
Ihr Sprachduktus ist zuweilen verräterisch, wenn Sie von „kaltstellen“ sprechen, so wie ein Vorstand in einem Großkonzern unliebsame Konkurrenten „kaltstellt“.
@Zarah.Auch wenn Sie „passende Bibelzitate„bringen,zum Untermauern,um Benedikt XVI mehrfach zu beschuldigen,schreiben Sie keine Wahrheit über Benedikt XVI.Womöglich eine Wahrheit,aus Ihrer Sicht,doch,eher immer das selbe,was ein bestimmter Kritiker Benedikts,mühlenartig wiederholt,gewürzt mit ungerechten Bemerkungen,trotz Ihrer demonstrativer Milde..Ich finde auch nicht zweckmässig,Ihnen diese falsche Beschuldigungen,aufzuzählen,denn,es geht Ihnen nicht darum,etwas gutes am Benedikt XVI zu sehen,auch nicht,in diesem o.g.Interview.Mag sein,es ist Ihre freie Meinung über diesen Papst,etwas anmassend,finde ich,das ist wiederum,meine Meinung.Benedikt sei ambivalent?Dinniert mit Irrlehrern?Usw.
@ Zarah!
Was Sie reden ist wohlfeil!
Zu Ihrer Information liste ich Ihnen die vom modernistischen Teil Deutschlands gegen Papst Benedikt XVI. zwischen 2005 und 2013 nach bestimmten vorgegebenen Strategien inszenierten sieben Kampagnen auf:
1 Die Anti-Wahl-Kampagne (2005)
2 Die Regensburger-Kampagne (2006)
3 Die Sukzessions-Kampagne (2006/07)
4 Die Williamson-Kampagne (2009)
5 Die Missbrauchs-Kampagne (2009/10)
6 Die Bischof Walter Mixa-Kampagne (2010)
7 Die Bischof Tebartz_van Elst-Kampagne (2013)
Ich brauche Ihnen hier nicht darlegen, welche unterschiedlichen Einzelpersonen und welche unterschiedlichen gesellschaftlichen Kräfte diese Kampagnen befeuert haben. Sie überschätzen in Ihrer naiven Eilfertigkeit die Möglichkeiten eines Papstes, wenn Sie fordern: „Er hätte, wenn er schon zurücktritt Vorkehrungen treffen sollen und Häretiker und Schismatiker kaltstellen sollen“.
Einen verbeamteten Professor, der sich jeden Tag in der Sonne des öffentlichen Wohlwollens wärmen darf, kann ein in weiten Modernistenkreisen angefeindeter, ja verhasster Papst nicht einfach „kaltstellen“ – womöglich gegen Recht und Gesetz! Oder haben Ihnen die aufgelisteten sieben Kampagnen gegen Papst Benedikt XVI. noch nicht gereicht?
@ Suarez
Zu Ihrem Kommentar vom 18. März 2016 at 9:16
Bravo! Genau auf den Punkt gebracht. Die Gratulationen kommen verspätet, da ich erst jetzt dazu kam es zu lesen.
Das Nur-Rationale kann die Glaubensinhalte niemals erfassen, weil der Gegenstand des Glaubens (obiectum fidei) übernatürlich ist und daher von Gott geoffenbart werden muss bzw. durch die göttliche Gnade bewirkt wird.
Sehr deutlich spricht davon die Konstitution Dei Filius des Vaticanum I:
Kap. IV
ernunft und Glaubenserkenntnis verschieden
23 Auch daran hielt und hält die katholische Kirche in unwandelbarer Einmütigkeit fest, dass es eine zweifache Ordnung der Erkenntnis gibt, verschieden nicht bloß im Prinzip, sondern auch im Gegenstand. Im Prinzip: denn in der einen Ordnung ist es die natürliche Vernunft, mit der wir erkennen, in der andern der göttliche Glaube. Im Gegenstand: weil uns der Glaube außer den Wahrheiten, zu deren Erkenntnis die natürliche Vernunft gelangen kann, noch Geheimnisse vorlegt, die, weil in Gott verborgen, ohne göttliche Offenbarung unmöglich erkannt werden können. Obwohl daher der Apostel bezeugt, dass Gott von den Heiden aus dem Schöpfungswerk (Röm 1,20) erkannt worden sei, tut er dennoch den Ausspruch, wo er von der durch Christus uns gewordenen Gnade und Wahrheit (vgl. Joh 1,17) spricht: „Wir verkünden Gottes geheimnisvolle, verborgene Weisheit, die Gott vor aller Zeit zu unsrer Verherrlichung bestimmt hat. Die hat keiner der Fürsten dieser Welt erkannt; uns aber hat es Gott durch seinen Geist geoffenbart: denn der Geist ergründet alles, auch die Tiefen der Gottheit (1 Kor 2,7–11). Und Er, der Eingeborne selber preist den Vater, dass Er dies vor Weisen und Klugen verborgen, Kleinen aber geoffenbart hat (vgl. Mt 11,25).
24 Die vom Glauben erleuchtete Vernunft gewinnt zwar, wenn sie mit Hingebung, aber auch voll Frömmigkeit und Besonnenheit forscht, mit Gottes Beistand einen gewissen, übrigens höchst fruchtbaren Einblick in die Glaubensgeheimnisse – teils mit Hilfe von Analogien aus dem Bereich der natürlichen Erkenntnisse, teils aus dem Zusammenhang der Geheimnisse selbst untereinander und mit dem letzten Ziel des Menschen. Niemals aber wird sie imstand sein, die Glaubensgeheimnisse so zu durchschauen wie jene Wahrheiten, die ihren eigentlichen Erkenntnisgegenstand ausmachen. Denn die göttlichen Geheimnisse ragen ihrer Natur nach dermaßen über die geschaffene Erkenntnis hinaus, dass sie selbst nach ihrer Mitteilung durch die Offenbarung und ihrer Annahme im Glauben noch mit dem Schleier des Glaubens bedeckt in ein gewisses Dunkel gehüllt bleiben, solang wir als Pilger in diesem sterblichen Leben fern vom Herrn weilen; denn noch wandeln wir im Glauben, nicht im Schauen (vgl. 2 Kor 5,6f) .
Aber Widerspruch zwischen beiden nicht möglich
25 Wenn nun auch der Glaube über der Vernunft steht, so kann doch zwischen Glaube und Vernunft niemals ein wirklicher Widerspruch bestehen. Hat doch derselbe Gott, der die Geheimnisse offenbart und den Glauben daran eingießt, der Menschenseele auch das Licht der Vernunft gegeben. Gott aber kann sich doch nicht selbst verneinen, noch kann je eine Wahrheit der andern widerstreiten.
26 Wenn je ein, in Wirklichkeit unbegründeter, Widerspruch vorhanden zu sein scheint, so entsteht er vorzüglich darum, weil man die Glaubensdogmen nicht im Sinn der Kirche versteht und erklärt, oder weil man unbegründete Aufstellungen für Forderungen der Vernunft ausgibt. Wir erklären deshalb jede Behauptung, die einer Wahrheit des erleuchteten Glaubens widerspricht, für durchaus falsch (Fünftes Laterankonzil, Bulle Apostolici regiminis).
27 Weil ferner die Kirche mit dem apostolischen Lehramt zugleich den Auftrag erhielt, das anvertraute Glaubensgut zu hüten, so hat sie das gottgegebene Recht und die Pflicht, eine Wissenschaft, die dieses Namens nicht mehr würdig ist, zu brandmarken, damit niemand durch falsche Weltweisheit und eitle Truglehren in Irrtum geführt werde (vgl. Kol 2,8). Darum darf kein gläubiger Christ solche Meinungen als richtige wissenschaftliche Ergebnisse verteidigen, sobald man erkennt, dass sie in Gegensatz zur Glaubenslehre treten, und erst recht, wenn sie von der Kirche verworfen worden sind. Vielmehr ist jeder verpflichtet, sie als Irrtümer zu betrachten, die bloß den schillernden Schein von Wahrheit an sich tragen.
Diese Lehre wurde zwar erst vom Vat. I dogmatisiert, sie ist aber nicht neu, sonst wäre ja ein Dogma nicht möglich. Natürlich in der guten vorkonziliaren Zeit.
Theologie ist ein axiomatisches System, die Aufklärung scheinbar auch. Das letztere ist aber widersprüchlich, also falsch.
Nochmals vielen Dank für ihre Ausführungen, die auch mir viel Licht bringen.
Gottes Segen!
Hochverehrter @ Suarez
Sie sagen oben: „Die Datierungsfrage ist dann lediglich das Vehikel, womit man das Interesse zu verdecken sucht. Es ist der Absolutheitsanspruch der Aufklärung, der in der Theologie zu den schlimmsten Verzerrungen der Erkenntnis geführt hat…“.
Ich verstehe Ihren Satz, habe aber zu den „Verzerrungen“ unserer Haupterkenntnisquelle, den neutestamentlichen Schriften, insofern einen anderen Zugang, als ich etwa bei Martin Luther bereite zum „Schutz“ seiner Rechtfertigungslehre solche „Verzerrungen“ wahrgenommen habe, die sicher noch nicht dem „Interesse“ der Aufklärung zugeschrieben werden können, sondern dem Interesse Luthers und des Luthertums: etwa die Heilsrelevanz guter Werke gegenüber der des Glaubens herunterzuspielen, wenn nicht gänzlich zu negieren, wie z.B. das sehr negative „Interesse“ am Jakobusbrief zeigt.
Das Konzil von Trient ist diesem Interesse in mehreren Sätzen entgegengetreten und hat seine Wirkung auf die evangelisch-lutherische Bibelwissenschaft nicht verfehlt, deren Anliegen es in den nächsten 300 Jahren wurde, die Evangelien, in denen Jesus mehrfach von der Heilsnotwendigkeit guter werke spricht, abzuwerten.
Was konnte willkommener sein, als mit Hilfe des „Absolutheitsanspruch der Aufklärung“, die Evangelien im Ganzen als spätes Menschenwerk zu entsorgen.
Daher bin ich eher umgekehrt geneigt, in der Aufklärung ein willkommenes „Vehikel“ der evangelich-lutherischen Bibelwissenschaft zu erkennen, Luthers Rechtfertigungslehre gegen die tridentinischen Verurteilungen durch die katholische Kirche durchzusetzen.