
(Jerusalem) „Israel hat die Konten des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem blockiert“, wie Msgr. Giacinto-Boulos Marcuzzo, Weihbischof des Patriarchats und Patriarchalvikar für Israel mitteilte. Der Patriarchalvikar beklagt, daß mehrere israelische Kommunalverwaltungen sich am Kirchenbesitz vergreifen wollen. „Auch mein Konto wurde gesperrt“, so der Bischof gegenüber AsiaNews.
Die Gesamtlage habe sich „verschlechtert“. Es gebe „keine wirkliche Bereitschaft, die Friedensverhandlungen wiederaufzunehmen. Man findet immer einen Vorwand, um sie aufzuschieben. Jeden Tag zählen wir neue Tote, aber es geschieht nichts, um die Gespräche wiederaufzunehmen.“
Viele Fronten: „Bald wird und Strom und Wasser abgestellt“
Es gebe viele Fronten, an denen die Christen des Landes zu ringen haben. Eine betreffe die katholischen Schulen, die vom israelischen Unterrichtsministerium durch drastische Kürzungen bedroht werden. Eine andere Front sind die Angriffe mehrerer Kommunalverwaltungen auf den Besitz und die Konten der Kirche. „Wir haben in diesen Tagen in Erfahrung gebracht, daß mehrere Rathäuser die Konten der Kirche, von Kirchenvertretern, Klerikern und Ordensleuten gesperrt haben. Man will die Diözese zwingen, eine kommunale Sondersteuer zu bezahlen, von der religiöse Gemeinschaften seit der Zeit der Osmanen befreit sind.“
Auch das Konto des Patriarchalvikars wurde blockiert: „Mit den Rechnungen, die ins Haus flattern und dem gesperrten Konto, laufen wir Gefahr, daß uns bald Strom, Wasser und Gas abgestellt werden.“
Gleiches berichten die Maroniten aus Haifa und Ordensgemeinschaften aus Jaffa. „Die Entscheidungen haben die Rathäuser getroffen. Die Regierung hat aber nichts dagegen unternommen. Offiziell sagt die Regierung, sie sei gegen diese Maßnahme, aber das nützt uns nichts. Wir sehen keinen großen Willen, die Frage zu klären. Der Nuntius hat beim israelischen Außenministerium interveniert, doch geändert hat sich nichts.“ Die Konten „betreffen nicht nur einzelne Personen“, so der Patriarchalvikar. „Betroffen sind auch Schulen und Krankenhäuser“.
Pilgerzahlen rückläufig „aus Angst vor Attentaten und dem Islamischen Staat“
Der Weihbischof beklagt zudem, daß die Pilgerzahlen stark rückläufig sind und die Vormerkungen „wenig ermutigend“. So gesehen, „müssen wir von einer völligen Krise“ sprechen.
2015 ist die Zahl der Heilig-Land-Pilger gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent zurückgegangen. „Alle europäischen Staaten, ausgenommen Polen, weisen einen Rückgang auf. Auf internationaler Ebene kommen Pilger aus Nigeria, Korea, Japan, Indonesien und den Philippinen, doch insgesamt herrscht Krise.“
Der Pilgerrückgang wirke sich negativ für die christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land aus, ob in Israel in den Palästinensergebieten oder in Jordanien. „Die Pilger stützen die christliche Gemeinschaft. Wenn keine Pilger kommen, haben viele Christen kein Einkommen. Mit allen Folgen für ihre Familien.“
Grund für den Pilgerrückgang sei die Angst vor Attentaten, dem Krieg im Nahen Osten und dem Islamischen Staat (IS).
Angst unbegründet: „Bei uns werden Pilger respektiert“
„Es ist wichtig, den Menschen zu sagen, daß die Schreckensbilder im Fernsehen nichts mit dem Heiligen Land zu tun haben. Wir haben hier unsere Probleme, aber das sind andere Probleme, die einer Pilgerfahrt ins Heilige Land nicht im Wege stehen. Bei uns wurde noch kein Pilger angegriffen. Christen und Moslems hier respektieren Pilger als Gottsucher, deshalb muß sich niemand fürchten.“
Zur Gesamtlage im Nahen Osten sagte der Patriarchvikar, daß Frieden die entscheidende Voraussetzung sei, um das Zusammenleben und den Dialog wiederherzustellen. Die USA und die EU sollten „ihre falsche Nahost-Politik korrigieren: Die Unterstützung und die Finanzierung der Terroristen muß beendet werden, nicht nur die für den Islamischen Staat, sondern für alle Terrorgruppen.“
Aktionen zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit
Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit wurde eine Reihe von Initiativen aller christlichen Gemeinschaften gestartet. Dazu gehören vor allem Krankenbesuche, in Krankenhäusern und zu Hause. „Kranke können starke Glaubenszeugen sein nach dem Vorbild der heiligen Mariam Bawardi. Wir Verteilen zudem Hilfsgüter und Nahrungsmittel für die Notleidenden im Gazastreifen und für die Flüchtlinge in Jordanien. In der Fastenzeit haben sich alle Priester verpflichtet, verstärkt für die Beichte zur Verfügung zu stehen.“
„Kommt zu uns, pilgert ins Heilige Land, eßt, trinkt und betet mit uns“
Die Christen des Landes kämen sich alleingelassen vor, das gelte schon für die Kinder. Er habe das jüngst beim Besuch der finnischen Botschafterin in einer katholischen Schule in Galiläa beobachten können. „Sie wurde von den Kindern mit solcher Begeisterung begrüßt, daß die Botschafterin ganz überrascht war. Es hat mir gezeigt, wie sehr sie sich daran klammern, daß sich jemand für sie interessiert. Dann schöpfen sie auch wieder Hoffnung. Das gilt für alle Christen des Landes. Sie brauchen Verständnis und Unterstützung.“
Der Weg, um die Christen zu unterstützen, „ist eine Pilgerfahrt ins Heilige Land: Kommt her, kommt zu uns, eßt und trinkt mit uns und betet mit uns“, so der Patriarchalvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Kustodie des Heiligen Landes