Was Franziskus mißfällt und was nicht: Wohin führt der Papst die Kirche?


Andrea Tornielli, Spott auf Knopfdruck
Andrea Tornielli, Spott auf Knopfdruck

Kom­men­tar von Giu­sep­pe Nardi

Anzei­ge

(Rom) Trotz der beein­drucken­den zwei Mil­lio­nen Katho­li­ken und Men­schen guten Wil­lens, die sich in Rom zum Fami­ly Day ver­sam­mel­ten, hat in San­ta Mar­ta kein Umden­ken statt­ge­fun­den. Bischof Galan­ti­no, der „Mann des Pap­stes“ in der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz tor­pe­dier­te die Kund­ge­bung und ver­sucht auch jetzt deren poli­ti­sche Wirk­sam­keit zu minimieren.
Auch der päpst­li­che Haus­va­ti­ka­nist Andrea Tor­ni­el­li ver­sucht, zusam­men mit ande­ren Kol­le­gen der­sel­ben Rich­tung, die Bedeu­tung der mäch­ti­gen Kund­ge­bung her­un­ter­zu­spie­len. Von bei­den darf ange­nom­men wer­den, daß sie mit Rück­spra­che in San­ta Mar­ta handeln.

Franziskus mag weder Family Day noch Manif pour tous

Bei­de schrecken nicht davor zurück, sich über Katho­li­ken lustig zu machen, die auf die Stra­ße gehen. Tor­ni­el­lis Mit­tel sind Ver­zer­rung und Bana­li­sie­rung. Dabei spot­tet er sogar über die Inter­net-Zei­tung Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na, deren Chef­re­dak­teur er selbst ein­mal war – aller­dings noch zu Zei­ten Bene­dikts XVI.

Damals war Tor­ni­el­li auch noch ein eiser­ner Ratz­in­ge­ria­ner, wenn auch mit unter­ent­wickel­tem Draht zu des­sen lit­ur­gi­schem Gespür für die über­lie­fer­te Form des Römi­schen Ritus. Doch Bene­dikt XVI. ist Ver­gan­gen­heit. Heu­te ist Fran­zis­kus, und der sieht man­ches anders.

Vor allem mag Fran­zis­kus nicht sol­che Kund­ge­bun­gen wie den Fami­ly Day oder Manif pour tous mit denen für genu­in katho­li­sche Anlie­gen ein­ge­tre­ten wird. Um genau zu sein, sind sie ihm sogar ziem­lich zuwi­der. Das ist wie mit jenen Katho­li­ken, die an der katho­li­sche Tra­di­ti­on und dem über­lie­fer­ten Ritus fest­hal­ten, die er schon mehr­fach als „Pela­gia­ner“ herabsetzte.

Franziskus mag die roten Schafe der „Volksbewegungen“

Papst Fran­zis­kus lie­gen die „schwar­zen“ Scha­fe näher, die sich bei nähe­rem Hin­se­hen als rote Scha­fe ent­pup­pen. Mas­sen­an­samm­lun­gen der „Volks­be­we­gun­gen“, ein vom Papst selbst gepräg­ter Begriff für Bewe­gun­gen, die mit lin­ker Dik­ti­on für sozi­al­po­li­ti­sche For­de­run­gen kämp­fen, sind ihm wesent­lich sym­pa­thi­scher. Alli­an­zen mit mar­xi­sti­schen Links­be­we­gun­gen stö­ren ihn nicht. Auch nicht, daß sein Ver­trau­ens­mann in Sachen Annä­he­rung der Kir­che an die UNO-Welt­po­li­tik, Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, dem Vor­schlag von links­ra­di­ka­ler Sei­te applau­dier­te, Fran­zis­kus zum Anfüh­rer einer neu­en „Papi­sti­schen Inter­na­tio­na­le“ zu machen, die an die Stel­le der alten „Kom­mu­ni­sti­schen Inter­na­tio­na­le“ tre­ten solle.

Für die „Volks­be­we­gun­gen“ orga­ni­sier­te Papst Fran­zis­kus bereits zwei inter­na­tio­na­le Tref­fen. Das erste 2014 in Rom, das zwei­te 2015 in Bolivien.

Für die Lebens­rechts­be­we­gun­gen orga­ni­sier­te Papst Fran­zis­kus … bis­her noch gar nichts. Wenn inzwi­schen Zehn­tau­sen­de beim Marsch für das Leben in Rom auf den Peters­platz zie­hen und am Ange­lus teil­nah­men, müs­sen sie froh sein, wenn sie der Papst grüßt.

Kein Kratzen an der linken Doktrin der „Unkultur des Todes“

Lebens­rechts- und Fami­li­en­be­we­gun­gen wie Manif pour tous, Fami­ly Day, Marsch für das Leben müs­sen sich mit päpst­li­chen Pflicht­übun­gen begnü­gen. Kein Signal beson­de­ren Wohl­wol­lens, kei­ne Geste der Wert­schät­zung, kein über das Pflicht­pro­gramm hin­aus­ge­hen­des Lächeln. Vor allem gibt es kei­nen Papst-Ver­trau­ten, den Fran­zis­kus damit beauf­tragt hat, mit die­sen Bewe­gun­gen stän­di­gen Kon­takt zu hal­ten, wie es Bischof Sanchez Sor­on­do auf offi­zi­el­ler und infor­mel­ler Ebe­ne bei den „Volks­be­we­gun­gen“, der radi­ka­len Lin­ken und der UNO tut.

Bei Fran­zis­kus gibt es nicht ein­mal ein Krat­zen an der lin­ken Dok­trin der „Unkul­tur des Todes“. Das poli­ti­sche Den­ken und Han­deln des Pap­stes setzt der ange­streb­ten  links­li­be­ra­len Welt, am besten reprä­sen­tiert durch die der Demo­kra­ti­schen Par­tei nahe­ste­hen­den US-Eli­ten, jeden­falls nichts entgegen.

Kardinal Martinis Erbe

Nur, in einer sol­chen Welt gibt es kei­nen Platz mehr für die Katho­li­sche Kir­che, besten­falls noch als hand­zahm ver­län­ger­ter reli­giö­ser Arm des Staa­tes, wie ihn sich schon manch auf­ge­klär­ter Herr­scher im spä­ten 18. Jahr­hun­dert vor­ge­stellt hatte.

Dann hät­te Kar­di­nal Car­lo Maria Mar­ti­ni (+ 2012), Jesu­it wie Fran­zis­kus, Recht gehabt, als er der Kir­che vor­warf, 200 Jah­re der Ent­wick­lung hin­ter­her­zu­hin­ken. Dann hät­te sich die Kir­che 1780 dem Jose­phi­nis­mus und 1790 der Con­sti­tu­ti­on civi­le beu­gen und den Kampf um ihre Unab­hän­gig­keit und Leben­dig­keit auf­ge­ben sollen.

Die Kir­che ist aber kei­ne Figur auf dem Schach­brett der gera­de Mäch­ti­gen und ihrer Poli­tik, son­dern der mysti­sche Leib Chri­sti. Wohin also will Fran­zis­kus die Kir­che führen?

Cure Patres Car­di­na­les Fran­cis­cum Sum­mo Pon­ti­fi­ci fecerunt?

Bild: MiL

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!