
(Rom) Soll die von manchen empfundene „Langeweile“ der Heiligen Messe durch liturgische Abwechslung überwunden werden? Kurienerzbischof Piero Marini, der langjährige Zeremonienmeister von Papst Johannes Paul II., wurde von Papst Benedikt XVI. aus diesem Amt entfernt und zum Vorsitzenden des Päpstlichen Komitees für die Eucharistischen Weltkongresse ernannt. Msgr. Piero Marini ist nicht zu verwechseln mit Msgr. Guido Marini, den Benedikt XVI. zu seinem Nachfolger als päpstlichem Zeremonienmeister machte und der auch Papst Franziskus in dieser Funktion dient. Msgr. Piero Marini hält sich derzeit auf den Philippinen auf, wo am Sonntag der 51. Eucharistische Weltkongreß begonnen hat.
Der Kongreß steht unter dem Motto „Die Eucharistie: Christus in euch, unsere Hoffnung auf Herrlichkeit“. Austragungsort ist die Stadt Cebu auf der gleichnamigen Insel. Von hier aus begann vor bald 500 Jahren die Christianisierung der Philippinen. Eucharistische Weltkongresse finden im Abstand von vier Jahren statt, zuletzt 2012 in Dublin. Der 51. Eucharistische Weltkongreß in Cebu ist der erste, der unter Papst Franziskus stattfindet.
„Teilnahme“ und „Adaptierung“: Schlüsselbegriffe des Zweiten Vatikanums zur Liturgie
Gestern nahm Kurienerzbischof Piero Marini an einer Pressekonferenz teil, bei der ihm die Frage gestellt wurde, warum viele Jugendliche die Heilige Messe „langweilig“ fänden. The Philippine Daily Inquirer berichtete über die Pressekonferenz: „Erzbischof Piero Marini erkannte die Notwendigkeit an, die Liturgie oder den öffentlichen Kultus für die Jugendlichen attraktiver zu machen.“
Marini lenkte dabei die Antwort auf die Frage der liturgischen Inkulturation, obwohl der Journalist diese gar nicht angesprochen hatte.
Wörtlich sagte Marini: „Das am häufigsten vom Zweiten Vatikanischen Konzil in der Konstitution über die Liturgie gebrauchte Wort ist der Begriff Teilnahme. […] Deshalb führt die Liturgie zu einem anderen wichtigen Begriff, der Anpassung bedeutet, der ebenso viele Male vom Zweiten Vatikanischen Konzil gebraucht wurde wie Teilnahme. An der Liturgie teilzunehmen, heißt, die Liturgie anzupassen. Denn die Liturgie, wie wir sie heute kennen, die im 3./4. Jahrhundert entstanden ist, ist von ihrer Natur her inkulturiert entstanden. […] Die Geschichte hat uns gelehrt, daß die Liturgie, wo immer sie nicht inkulturiert war, verschwunden ist.“
Als Beispiel führte Marini Nordafrika an. Dort sei der lateinische Ritus der Ritus der Herrscher gewesen, aber nicht im Volk inkulturiert. Und der Glauben ist zusammen mit der Liturgie verschwunden, mit dem Kommen der Vandalen und mit dem Kommen der Moslems.
Liturgische Vielfalt durch Inkulturation als Gegenmittel zur Langeweile
„Nach dem Konzil gab es eine Begeisterung für die Frage der Adaptierung der Liturgie in der ganzen Kirche. […] Dieser Prozeß der Vielfalt in der Einheit ist dann aber etwas zurückgegangen. Deshalb sind wir jetzt in dieser Situation. Wir sollten vielleicht diesen Enthusiasmus wieder aufgreifen für die Einheit des römischen Ritus in der Vielfalt.“
Kurienerzbischof Marini sieht den Grund dafür, daß die Heilige Messe von Jugendlichen als „langweilig“ empfunden werde, in einer mangelnden Inkulturation der Liturgie durch lokale Adaptierung. Warum dann die, wie er sagte, in Europa inkulturierte Liturgie, dennoch von Jugendlichen als „langweilig“ behauptet wird, erklärte der Kurienerzbischof allerdings nicht.
Msgr. Piero Marini beantwortete die Frage des Journalisten auf Italienisch mit englischer Kurzübersetzung (Video).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)