
(Rom) Wird es demnächst einen gemeinsamen Termin für Ostern, dem wichtigsten Fest der gesamten Christenheit geben? Laut Justin Welby, dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury und Primas der Anglikanischen Weltgemeinschaft sollen die Oberhäupter der christlichen Kirchen und Konfessionen unmittelbar vor einer Einigung über ein einheitliches Osterdatum stehen.
Papst Franziskus für die katholische Kirche, der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. für die orthodoxe Kirche, Patriarch Tawadros II. für die koptische Kirche und Justin Welby für die Anglikaner „arbeiten auf einen gemeinsamen Termin hin“, so Welby.
Das Osterdatum ist zwischen Ost- und Westkirche umstritten. Laut neutestamentlicher und kirchlicher Überlieferung sind Tod und Auferstehung Jesu Christi mit dem alttestamentlichen Pessachfest verbunden, das sich nach Frühlingsvollmond richtete. Daher ist Ostern ein bewegliches Fest. Das Konzil von Nicäa legte daher im Jahr 325 den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond für Ostern fest. Da der Frühling am 21. März beginnt, kann das frühestens der 22. März, spätestens der 25. April sein. Die Schwankungsbreite beträgt einen ganzen Monat.
Osterfest immer am ersten oder dritten Sonntag im April?
Demnach könnte das Osterfest auf den ersten oder den dritten Sonntag im April fixiert werden. Damit könnte ein Kompromiß zwischen und Ost und West gefunden und zugleich die Beweglichkeit reduziert werden. Allerdings würde das Osterfest damit auch nach dem Gregorianischen Kalender manchmal auf den zweiten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fallen. Das Moskauer Patriarchat ließ im Juni 2015 den Papst wissen, daß für die Festlegung des Datums am Frühlingsvollmond festzuhalten sei.
Die Umsetzung, so Welby, könnte allgemein und weltweit in fünf oder zehn Jahren realistisch sein. Damit würden „tausend Jahre Verwirrung und Diskussion“ enden, so Welby.
Gemeinsames Osterdatum ging 1582 durch Kalenderreform verloren
Das gemeinsame Datum des Osterfestes ging mit der Gregorianischen Kalenderreform von 1582 verloren, da die Ostkirchen am ungenaueren Julianischen Kalender festhielten. Die Konsequenz ist, daß das orthodoxe Osterfest bis zu fünf Wochen nach der lateinischen Kirche stattfindet. Das ist auch 2016 der Fall. Während der Westen Ostern am 27. März feiert, feiert der Osten erst am 1. Mai.
Allerdings ist es trotz der unterschiedlichen Kalender auch jetzt möglich, daß der Termin einheitlich auf dasselbe Datum fällt. Im dritten Jahrtausend war dies bereits sechsmal der Fall: 2001, 2004, 2007, 2010, 2011 und 2014. Auch 2017 wird die östliche und westliche Christenheit Ostern gemeinsam am 16. April feiern.
Im Heiligen Land feiern Katholiken und Orthodoxe seit 2013 Ostern am selben Tag. Da das Heilige Land historisch im griechischen Teil der Kirche liegt, stellte es der Vatikan den verschiedenen dort vertretenen Riten frei, nach welchem Kalender ist Ostern feiern wollen. Um den angestrebten gemeinsamen Ostertermin zu erreichen, beschlossen die lateinischen Bischöfe, dafür den Julianischen Kalender der Griechen anzunehmen. Sie haben den Vatikan um Erlaubnis gebeten, daraus eine Dauerregelung zu machen. Diese wurde noch nicht erteilt, wohl um die Gesamtfrage nicht zu präjudizieren.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Riposte Catholique
Noch ein Gesichtspunkt: der sogenannte Osterstreit vor dem Konzil von Nizäa. Die kleinasiatische Tradition, das Osterfest an Pessach zu begehen, war zweifellos apostolisch.