(Rom) „In Rom scheint derzeit die Dummheit zu grassieren“, schreibt der spanische Historiker, Journalist und katholische Blogger Francisco Fernando de la Cigoña mit der für ihn charakteristischen Pointierung. Die Behauptung von Kurienerzbischof Rino Fisichella, „wer Papst Franziskus kritisiere, sei latae sententiae exkommuniziert, schien an Dummheit unüberbietbar, doch Kurienbischof Marcel Sanchez-Sorondo hat sogar das geschafft“, so de la Cigoña.
Zur Information: Der Italiener Kurienerzbischof Fisichella ist seit 2010 Vorsitzender des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung. Das Dikasterium wurde damals von Papst Benedikt XVI. zur Reevangelisierung der alten christlichen Länder Europas gegründet.
Der Argentinier Kurienbischof Sanchez-Sorondo ist seit 1998 Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften und der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften. Seit der Wahl von Papst Franziskus ist er maßgeblicher Architekt der Annäherung des Vatikans an die UNO in Sachen Klimawandel und der im September beschlossenen Nachhaltigen Entwicklungsziele SDG, auch Post-2015-Agenda genannt (siehe dazu: Mit Abtreibung den Planeten retten?).
Aussagen von Franziskus über Erderwärmung Teil des päpstlichen Lehramtes?
Sanchez-Sorondo behauptete am vergangenen 3. Dezember bei einer vom Acton Institut Rom organisierten Diskussionsrunde, daß die Lehre von Papst Franziskus über die Erderwärmung lehramtlich denselben Stellenwert habe, wie die Lehre der Kirche, daß Abtreibung sündhaft sei.
Die Veranstaltung nannte sich „Im Gespräch mit Laudato Si“ und bezog sich, wie der Titel bereits andeutet, auf die Öko-Enzyklika von Papst Franziskus. Austragungsort war die Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz. Rund 200 Personen nahmen daran teil, darunter zahlreiche Medienvertreter sowie Professoren und Studenten päpstlicher Universitäten.
Hitziger wurde es, als Kurienbischof Sorondo über die Erderwärmung zu sprechen kam und lobend betonte, daß Papst Franziskus als „erster Papst“ den Klimawandel in sein Lehramt aufgenommen habe. Sorondo vertrat dabei die UNO-These einer menschenverschuldeten Erderwärmung und berief sich dabei auf „gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse“.
„Theologische Dimension von wissenschaftlichen, empirischen und ökonomischen Aussagen unterscheiden“
Dem widersprach der Gründer und Vorsitzende des Acton Instituts, Pater Robert Sirico, der die Notwendigkeit betonte, „zwischen der theologischen Dimension von Laudato Si und deren empirischen, wissenschaftlichen und ökonomischen Aussagen zu unterscheiden“. Die päpstlichen Aussagen zur Erderwärmung könnten keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit erheben, weshalb sie auch kritisiert werden können. „Und kritisiert werden müssen“, wie der anwesende Chefredakteur von Nuova Bussola Quotidiana, Riccardo Cascioli, in seiner Wortmeldung betonte, nämlich dort, wo sie nicht theologische Fragen behandeln, sondern ideologische Thesen rezipieren, etwa in Sachen Klimawandel.
Der Papst-Vertraute Sorondo behauptete daraufhin, daß die Aussagen von Papst Franziskus über die Erderwärmung „als Teil des Lehramtes und nicht nur als Meinung zu betrachten“ seien.
Der Jesuit Joseph Fessio, Gründer von Ignatius Press und Mitglied des Joseph-Ratzinger/Benedikt XVI.-Schülerkreises, sagte darauf: „Weder der Papst noch Bischof Sorondo können zu wissenschaftlichen Fragen mit unbestrittener Autorität sprechen“. Es sei zumindest „mißverständlich“, wenn sowohl in Sachen Abtreibung, einer moralischen Frage, als auch in Sachen Klimawandel, einer naturwissenschaftlichen Frage, von „Lehramt“ gesprochen werde. Mißverständliches, das „sich in manchen Fälle als Ignoranz erweist“, so Pater Fessio. Und weiter: „Die Gleichsetzung einer päpstlichen Aussage über die Abtreibung mit einer Aussage über die Erderwärmung ist schlimmer als ein Mißverständnis.“
Papst-Vertrauter Sorondo als Architekt der neuen Beziehungen zur UNO und zur politischen Linken
Kurienbischof Sorondo knüpfte nicht nur die Kontakte zur UNO und verlieh UN-Überbevölkerungs- und Klimaideologen die Mitgliedschaft in der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, sondern pflegt für Papst Franziskus auch die Kontakte zur extremen Linken. Im Frühjahr saß er neben dem Philosophen Gianni Vattimo am Podium des Teatro Cervantes in Buenos Aires, als Vattimo als neue Kommunistische Internationale eine Papistische Internationale mit Papst Franziskus als ihrem Führer vorschlug. Sorondo nickt beifällig.
Sorondo war es auch, der bereits im Frühjahr, zwischen einer Tagung über den Klimawandel, die ganz im Sinne der UNO-Agenda ausgerichtet war, und der Veröffentlichung der Öko-Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus, einen von Lebensschützern scharf kritisierten Zusammenhang zwischen Klimawandel und Abtreibung herstellte: Abtreibung und Weltklima: Im Vatikan redet jemand großen Unsinn.
„Wenn jemand dachte, in der Kirche von heute gebe es keine Trottel, hat er sich eindeutig geirrt“, so de la Cigoña zu den Aussagen von Erzbischof Fisichella und Bischof Sorondo.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Acton.org/La Nacion (Screenshot)