
(Rom) Die Gender-Ideologie ist so tolerant, daß sie den Bischof lyncht, der Homosexuellen Hilfe anbot. Das Wochenmagazin L’Espresso schleuste einen Mitarbeiter in ein Treffen der Vereinigung Courage in Turin ein. Die in den USA entstandene Organisation, die auch in einigen europäischen Ländern tätig ist, bietet Homosexuellen Hilfe und Beistand, vor allem geistlichen Beistand an, die ein geordnetes und enthaltsames Leben führen wollen.
Courage hilft Homosexuellen zu einem geordneten, enthaltsamen Leben
Die Vorgangsweise des L’Espresso widerspricht jeder journalistischen Ethik. Der Journalist gab sich als Homosexueller aus und bat als solcher, am Treffen teilnehmen zu können. Dort erzählte er eine erfundene Geschichte und veröffentlichte anschließend die Reaktionen seiner Gesprächspartner. Die Operation diente einzig der Bestätigung der vorgefertigten Überzeugung, daß die Vereinigung Courage „homophob“ sei. Und da die Organisation in drei italienischen Diözesen (Rom, Turin und Reggio Emilia) wirkt und demnächst auch im Erzbistum Mailand tätig sein wird, ist auch die Kirche „homophob“. Dahinter steht die Überzeugung, daß jeder, der Homosexuellen irgendeine Hilfe anbietet, ihre sexuelle Identitätsstörung zu überwinden, „homophob“ sein muß. „Homophob“ wiederum steht als Chiffre für eine inakzeptable Haltung, die auch als Meinung nicht geduldet werden könne, nicht durch die Meinungsfreiheit gedeckt sei und daher bekämpft werden müsse, am besten mit dem Staatsanwalt. Womit sich die Gender-Theorie im Handumdrehen als Gender-Diktatur entpuppt.
Der Bischof von Reggio Emilia, Msgr. Massimo Camisasca, wollte den Artikel nicht unerwidert lassen. Er weiß um die Arbeit von Courage in seiner Diözese und um die Hilfe, die Menschen mit homosexuellen Neigungen geboten wird, in ein normales, geordnetes Leben zurückzufinden. Bischof Camisasca meldete sich zu Wort und kritisierte die Vorgangsweise des Journalisten, der sich mit einer Lüge Zutritt verschafft hatte, um eine vorgefertigte Meinung zum Besten zu geben. Der Bischof erklärte auch, wie in der Diözese Homosexuellen geholfen wird. Ein Priester wurde von ihm als geistlicher Assistent beauftragt, die Homosexuellen auf dem Weg zu einem keuschen Leben zu begleiten.
Geschrei gegen Bischof, der Courage verteidigte

Homosexuellen helfen wollen, ein keusches Leben zu führen, das war zuviel. Linke und liberale Parteien, Vereinigungen, Gewerkschaften und der in der Emilia-Romagna sich obligatorisch einmischende kommunistische Partisanenverband begannen ein empörtes Geschrei. Auch der linksdemokratische Bürgermeister von Reggio Emilia meldete sich zu Wort. Das leitmotivische Lamento aller Stellungnahmen lautete: Die Kirche sei so schrecklich „homophob“. Konkret wurde Bischof Camisasca dafür kritisiert, daß er einer „homophoben“ Vereinigung wie Courage Raum in seiner Diözese gibt. Alles was Courage und Diözese machen, geschieht im privaten Rahmen, dennoch fühlen sich die kirchenfernen Kreise berechtigt, dagegen Stellung zu nehmen. Homosexuellen sei, so der Tenor, nicht einmal im privaten Rahmen Hilfe zu bieten. Sie sollten vielmehr ihre Sexualität offener leben, dann hätten sie keine Probleme.
Den ersten Satz in der Stellungnahme des Bischof wollte niemand lesen: „Einige Personen mit homosexuellen Neigungen haben mich um Hilfe gebeten.“ Das aber könne es laut Gender-Logik gar nicht geben, denn jeder müsse ja geradezu froh sein, homosexuell zu sein. Homosexuelle, die nicht froh sind, weil sie spüren, daß etwas in ihrem ganzen Leben nicht stimmt und sie darunter zu leiden beginnen, sind entweder Opfer „homophober“ Kräfte, besonders der Kirche, oder verachtenswerte „Verräter“. Erstes könnte die Homo-Lobby instrumentalisieren, letzteres schweigt sie tot. Die Gender-Ideologie will, daß die Gesellschaft Homosexualität als „höheren Wert“ betrachtet, der zu fördern, ja sogar zu privilegieren sei.
Die Mißachtung des privaten Raums

Im vorherrschenden Klima der intoleranten Toleranz wagten nur wenige, sich öffentlich an die Seite des Bischofs zu stellen und ihn zu verteidigen. Die soziale Ächtung beginnt dort, wo jene, die zur Solidarität verpflichtet wären, es vorziehen, zu schweigen. In der Emilia setzten die Kommunisten ihre Sicht der Geschichte durch. Natürlich fehlen auch nicht die üblichen Kathokommunisten, jene Katholiken, die sich auf die kommunistische Seite geschlagen und erst Stalin dann Chruschtschow, dann Breschnew und schließlich Gorbatschow anbeteten. Einst behaupteten sie zusammen mit ihren Gesinnungsgenossen, daß Religion Privatsache sei, während im öffentlichen Raum die republikanische Verfassung als einzige Richtschnur zu gelten habe. Heute wollen sie sogar in die Privathäuser eindringen und ihre Sicht der Dinge aufzwingen. Es gibt politische und kirchliche Karrieren, die auf der Einhaltung dieser Mechanismen aufgebaut wurden.
So haben wir mit großer medialer Aufmerksamkeit das Heilige Jahr der Barmherzigkeit begonnen, ohne daß irgendein Medium das Wort „Sünde“ auch nur in den Mund nehmen muß. Gleichzeitig erleben wir, wie zum Zweck der Umerziehung in die Privatsphäre eingedrungen wird. „Unerwünschte Meinungen darf man auch in den privaten Wänden nicht mehr äußern“, so Nuova Bussola Quotidiana. Man hat den Anfängen nicht gewehrt und ist einem falschen Trugbild der Harmonie gefolgt. Die Rechnung wird nun serviert und sie wird bitter sein.
„Es wird soweit kommen, daß sie uns holen werden, während wir mit den Kerzen in der Hand im Dunkel einer Kirche beten, deren Türen sperrangelweit offen sind“ so Nuova Bussola Quotidiana.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Nuova Bussola Quotidiana/Wikicommons