Der „Sacco di Roma“ – eine barmherzige Strafe


von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

Die Kir­che erlebt eine Epo­che der dok­tri­nel­len und mora­li­schen Ent­glei­sun­gen. Das Schis­ma lodert in Deutsch­land auf, aber der Papst scheint sich der Trag­wei­te des Dra­mas nicht bewußt zu sein. Eine Grup­pe von Kar­di­nä­len und Bischö­fen ver­tritt die Not­wen­dig­keit einer Über­ein­kunft mit den Häre­ti­kern. Wie immer in den dra­ma­tisch­sten Stun­den der Geschich­te, ereig­nen sich die Din­ge extrem schnell.

Am Sonn­tag, den 5. Mai 1527 traf ein Heer aus der Lom­bar­dei auf dem Gia­ni­co­lo vor den Toren der Haupt­stadt der Chri­sten­heit ein [1]Der Gia­ni­co­lo befin­det sich in Sicht­wei­te des Vati­kans am rech­ten Ufer des Tibers.

Kai­ser Karl V., ver­är­gert über die plötz­li­che poli­ti­sche Alli­anz zwi­schen Papst Cle­mens VII. und sei­nem Geg­ner, dem König von Frank­reich, Franz I., hat­te es auf­ge­bo­ten. An jenem Abend ging die Son­ne zum letz­ten Mal über den Schön­hei­ten des Renais­sance-Roms unter. Rund 20.000 Mann, Ita­lie­ner, Spa­ni­er und Deut­sche, dar­un­ter die Lands­knech­te, zahl­rei­che pro­te­stan­ti­schen Glau­bens, hat­ten vor der Ewi­gen Stadt Stel­lung bezo­gen. Die in der Lom­bar­dei kämp­fen­den Lands­knech­te waren seit über einem Jahr nicht mehr bezahlt wor­den, was sie mit offe­ner Meu­te­rei quit­tier­ten. Ihr Kom­man­dant, Georg von Frunds­berg [2]Frunds­bergs Bru­der Ulrich war von 1486–1493 Fürst­bi­schof von Tri­ent gewe­sen., hat­te beim Ver­such, sei­ne Trup­pe unter Kon­trol­le zu hal­ten, einen Schlag­an­fall erlit­ten. Das meu­tern­de Heer war, nun unter dem Kom­man­do von Karl III. von Bour­bon-Mont­pen­sier, gegen Rom vor­ge­rückt, um den Papst zu stra­fen, der durch sei­nen Alli­anz­wech­sel für das Wie­der­auf­flam­men des Krie­ges ver­ant­wort­lich gemacht wur­de, und um sich an den Reich­tü­mern der Stadt für die aus­ste­hen­den Sold­zah­lun­gen schad­los zu hal­ten. Ihr Kom­man­dant hat­te den Kriegs­knech­ten die Erlaub­nis zur Plün­de­rung gegeben.

Papst Clemens VII. mußte tatenlos dem Blutbad zusehen

Die gan­ze Nacht läu­te­te die Glocke des Kapi­tols Sturm, um die Römer zu den Waf­fen zu rufen. Es war aber zu spät, um eine effi­zi­en­te Ver­tei­di­gung zu orga­ni­sie­ren. Im Mor­gen­grau­en des 6. Mai rück­ten die Lands­knech­te, begün­stigt vom dich­ten Nebel, zwi­schen Sant’Onofrio und San­to Spi­ri­to zum Angriff auf die Stadt­mau­ern vor. Die päpst­li­che Schwei­zer Gar­de ver­schanz­te sich beim Obe­lis­ken des Vati­kans, ent­schlos­sen, ihr Treue­ver­spre­chen bis in den Tod zu hal­ten. Die letz­ten von ihnen opfer­ten sich beim Hoch­al­tar des Peters­doms. Ihr Wider­stand ermög­lich­te es dem Papst, sich mit eini­gen Kar­di­nä­len in Sicher­heit zu brin­gen. Über den Pas­set­to del Bor­go, einen Flucht­gang, der den Vati­kan mit der Engels­burg ver­bin­det, gelang­te Cle­mens VII. in die Festung, die vom Feind nicht ein­ge­nom­men wer­den konn­te. Vom Dach der Engels­burg muß­te der Papst das schreck­li­che Blut­bad mit­an­se­hen. Zunächst wur­den jene nie­der­ge­met­zelt, die vor den ver­schlos­se­nen Toren der Engels­burg stan­den und nicht mehr Ein­laß gefun­den hat­ten. Die Kran­ken im Hei­lig-Geist-Spi­tal von Saxia wur­den mit Lan­ze und Schwert getötet.

Die Erlaub­nis, unbe­grenzt zu rau­ben und zu töten, währ­te acht Tage. Die Beset­zung der Stadt neun Mona­te. „Die Höl­le ist nichts im Ver­gleich zum jet­zi­gen Erschei­nungs­bild Roms“, heißt es in einem vene­zia­ni­schen Bericht vom 10. Mai 1527, den Lud­wig von Pastor in sei­ner „Geschich­te der Päp­ste“ zitiert. Die Kle­ri­ker und Ordens­leu­te waren die haupt­säch­li­chen Opfer der Lands­knech­te. Die Palä­ste der Kar­di­nä­le wur­den geplün­dert, die Kir­chen ent­weiht, Prie­ster und Mön­che getö­tet, die Non­nen ver­ge­wal­tigt und als Skla­ven ver­kauft. Es fan­den obszö­ne Par­odien reli­giö­ser Zere­mo­nien statt. Meß­kel­che wur­den miß­braucht, um sich unter Aus­sto­ßung übel­ster Flü­che zu betrin­ken. Kon­se­krier­te Hosti­en wur­den in Pfan­nen gewärmt und Tie­ren zum Fraß gege­ben. Die Grä­ber von Hei­li­gen wur­den geschän­det. Mit dem Kopf des Apo­stels Andre­as wur­de auf den Stra­ßen Fuß­ball gespielt. Einem Esel wur­den Kle­ri­ker­ge­wän­der ange­legt und zum Altar einer Kir­che geführt. Als sich der Prie­ster wei­ger­te, dem Esel die Kom­mu­ni­on zu spen­den, wur­de er an Ort und Stel­le in Stücke geschla­gen. Die Stadt wur­de in sei­nen reli­giö­sen Sym­bo­len und allem geschän­det, was ihr und in ihr hei­lig war.

Rom frönte dem Relativismus und Hedonismus

Hadrian VI. wollte die Kirche erneuern, doch sein Pontifikat war zu kurz
Hadri­an VI. (1522–1523) woll­te die Kir­che erneu­ern, doch sein Pon­ti­fi­kat war zu kurz

Cle­mens VII. aus der Fami­lie der Medi­ci hat­te die Auf­for­de­rung sei­nes Vor­gän­gers, Hadri­an VI., nicht befolgt, die Kir­che einer radi­ka­len Erneue­rung zu unter­zie­hen. Mar­tin Luther ver­brei­te­te seit zehn Jah­ren sei­ne Häre­si­en. Der Nie­der­deut­sche Hadri­an VI. aus Utrecht war mit den Gefah­ren des neu­en Gei­stes ver­traut, wes­halb er zu einer grund­le­gen­den und ent­schlos­se­nen Erneue­rung dräng­te, doch sein Pon­ti­fi­kat dau­er­te nur andert­halb Jah­re. Zu kurz, um mehr zu sein als nur ein Zwi­schen­spiel. Das Rom der Päp­ste mach­te wei­ter wie vor­her, ein­ge­taucht in Rela­ti­vis­mus und Hedonismus.

Nicht alle Römer waren kor­rupt und ver­weich­licht, wie hin­ge­gen der Histo­ri­ker Fer­di­nand Gre­go­ro­vi­us zu mei­nen schien. Nicht waren es die Ade­li­gen Giu­lio Val­la­ti, Giam­bat­ti­sta Savel­li und Pier­pao­lo Tebal­di, die eine Stan­dar­te mit der Auf­schrift Pro Fide et Patria auf­rich­te­ten und sich den Angrei­fern mit einem letz­ten hel­den­haf­ten Wider­stand am Pon­te Sisto ent­ge­gen­stell­ten. Nicht waren es auch die Stu­den­ten des Col­le­gio Capra­ni­ca, die her­bei­eil­ten und in San­to Spi­ri­to fie­len, um den bedroh­ten Papst zu ver­tei­di­gen. Die­sem Opfer­gang ver­dankt das älte­ste päpst­li­che Kol­leg sei­ne Titu­lie­rung „Almo“ (ehr­wür­dig). Cle­mens VII. konn­te sich ret­ten und regier­te die Kir­che bis 1534. Nach dem luthe­ri­schen Schis­ma kam es in sei­ner Regie­rungs­zeit zum angli­ka­ni­schen Schis­ma, doch der Plün­de­rung Roms bei­woh­nen zu müs­sen, ohne dage­gen etwas unter­neh­men zu kön­nen, blieb für ihn das schlimm­ste Erlebnis.

Bericht eines spanischen Augenzeugen über die Verwüstung Roms

Am 17 Okto­ber 1528 räum­ten die kai­ser­li­chen Trup­pen Rom und hin­ter­lie­ßen eine Stadt in Rui­nen. Ein spa­ni­scher Augen­zeu­ge ver­mit­telt einen Monat nach dem „Sac­co“ ein schreck­li­ches Bild der Stadt:

„In Rom, der Haupt­stadt der Chri­sten­heit, wird nicht eine Glocke geläu­tet, wird kei­ne Kir­che auf­ge­sperrt, kei­ne Mes­se gele­sen, gibt es weder Sonn­tag noch Fei­er­tag. Die rei­chen Läden der Händ­ler die­nen als Stal­lun­gen für die Pfer­de. Die präch­tig­sten Palä­ste sind ver­wü­stet, vie­le Häu­ser aus­ge­brannt, an ande­ren die Türen auf­ge­bro­chen und alles fort­ge­schafft, sogar Fen­ster und Türen. Die Stra­ßen sind zum Mist­hau­fen gewor­den. Der Gestank der Kada­ver ist fürch­ter­lich: Men­schen und Tie­re erhal­ten die glei­che Bestat­tung. In den Kir­chen sah ich Lei­chen, die von Hun­den zer­fres­sen waren. Ich weiß nicht, womit das ver­gli­chen wer­den könn­te, außer mit der Zer­stö­rung Jeru­sa­lems. Nun ken­ne ich die Gerech­tig­keit Got­tes, der nicht ver­gißt, auch wenn Er spät kommt. In Rom wur­den in aller Offen­heit alle Sün­den began­gen: Homo­se­xua­li­tät, Simo­nie, Göt­zen­die­ne­rei, Heu­che­lei, Betrug. Des­halb kön­nen wir nicht glau­ben, daß das zufäl­lig gesche­hen ist, son­dern durch gött­li­ches Urteil.“

Der „Narr Christi“ schrie: „Du Bastard, Sodomit, für Deine Sünden wird Rom zerstört werden“

Michelangelos "Jüngstes Gericht" als Warnung für alle nach dem "Sacco di Roma"
Michel­an­ge­los „Jüng­stes Gericht“ als War­nung für alle nach dem „Sac­co di Roma“

Cle­mens VII. beauf­trag­te Michel­an­ge­lo mit dem Jüng­sten Gericht in der Six­ti­ni­schen Kapel­le, so als woll­te er das Dra­ma zur Abschreckung fest­hal­ten, das die Kir­che von Rom in jenen Jah­ren durch­litt. Alle ver­stan­den, daß es sich um eine Stra­fe des Him­mels han­del­te. Es hat­te nicht an Vor­war­nun­gen gefehlt. Ein Blitz, der im Vati­kan ein­schlug. Das Auf­tre­ten eines Ere­mi­ten, Brand­a­no von Petro­io, der von der Mas­se als „Narr Chri­sti“ bezeich­net wur­de, der am Grün­don­ners­tag des Jah­res 1527, als Cle­mens VII. im Peters­dom die Men­ge seg­ne­te, schrie: „Bastard, Sodo­mit, für Dei­ne Sün­den wird Rom zer­stört wer­den. Beich­te und bekeh­re Dich, denn in 14 Tagen wird der Zorn Got­tes über Dich und die Stadt kommen.“

Im Jahr zuvor waren Ende August die christ­li­chen Hee­re von den Osma­nen in der Schlacht von Mohacs ver­nich­tet wor­den. Der König von Ungarn, Lud­wig II., war im Kampf gefal­len und das Heer Süley­mans „des Präch­ti­gen“ besetz­te Buda. Die isla­mi­sche Wel­le schien unauf­halt­sam ganz Euro­pa zu überfluten.

Doch die Stun­de der Stra­fe war, wie immer, auch die Stun­de der Barm­her­zig­keit. Die Män­ner der Kir­che ver­stan­den, wie blind und dumm sie den Schmei­che­lei­en von Genuß, Freu­den und Macht erle­gen waren. Nach dem Sac­co di Roma ver­än­der­te sich das Leben grund­le­gend. Das aus­ge­las­se­ne Rom der Renais­sance ver­wan­del­te sich in das nüch­ter­ne und reu­ige Rom der katho­li­schen Erneue­rung der Gegenreformation.

Zeugen des „Sacco“ und der kirchlichen Erneuerung

Der heilige Kajetan von Thiene, Mitbegründer des Theatinerordens
Der hei­li­ge Kajet­an von Thie­ne, Mit­be­grün­der des Theatinerordens

Zu denen, die den „Sac­co di Roma“ am eige­nen Leib erlebt hat­ten, gehör­te Gian Matteo Giber­ti, der Bischof von Vero­na, der aber, wie damals Unsit­te, in Rom resi­dier­te. Von den Bela­ge­rern ein­ge­schlos­sen, gelob­te er, soll­te er noch ein­mal frei­kom­men, daß er in sei­nen Bischofs­sitz zurück­keh­ren und die­sen nie mehr ver­las­sen wer­de. Er hielt Wort, kehr­te nach Vero­na zurück und setz­te bis zu sei­nem Tod 1543 sei­ne gan­ze Ener­gie in eine tat­kräf­ti­ge Erneue­rung sei­nes Bis­tums. Der hei­li­ge Karl Bor­ro­mä­us, der spä­ter zum Vor­bild für die Bischö­fe der katho­li­schen Erneue­rung wur­de, war von Giber­tis Bei­spiel bewegt.

Zeu­gen des „Sac­co“ waren auch Gian Pie­tro Cara­fa und der hei­li­ge Kajet­an von Thie­ne, die 1524 den Thea­ti­ner­or­den gegrün­det hat­ten. Ein Orden, der wegen sei­ner Glau­bens­stren­ge ver­spot­tet wur­de und weil er sich ganz der Vor­se­hung Got­tes anver­trau­te, aus­schließ­lich von Almo­sen leb­te, ohne aber um Almo­sen zu bit­ten. Die bei­den Grün­der des Ordens wur­den von den Lands­knech­ten ein­ge­sperrt, weil sie glaub­ten, daß sie irgend­wel­chen Besitz haben müß­ten und die­sen nur ver­steckt hät­ten. Doch die bei­den hat­ten nichts. Und sie wur­den gefol­tert, offen­bar aus rei­ner Lust zur Quä­le­rei. Nur wie durch ein Wun­der, ent­gin­gen sie dem Tod.

Als Cara­fa spä­ter Kar­di­nal, Mit­glied der Kom­mis­si­on für die Kir­chen­re­form und erster Prä­si­dent der neu orga­ni­sier­ten römi­schen und uni­ver­sa­len Inqui­si­ti­on wur­de, hol­te er einen ande­ren Hei­li­gen an sei­ne Sei­te, den Domi­ni­ka­ner Miche­le Ghis­lie­ri. Die bei­den Män­ner, Cara­fa und Ghis­lie­ri, wur­den mit den Namen Paul IV. und Pius V. her­aus­ra­gen­de Päp­ste der katho­li­schen Erneue­rung des 16. Jahr­hun­derts. Das Kon­zil von Tri­ent (1545–1563) und die Schlacht von Lepan­to (1571) gegen die Tür­ken zeig­ten, daß auch in den dun­kel­sten Stun­den der Geschich­te, mit Got­tes Hil­fe, die Erneue­rung mög­lich ist. Am Ursprung die­ser Erneue­rung stand jedoch die rei­ni­gen­de Stra­fe des Sac­co di Roma.

*Rober­to de Mat­tei, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt erschie­nen: Vica­rio di Cri­sto. Il pri­ma­to di Pie­tro tra nor­ma­li­tà  ed ecce­zio­ne (Stell­ver­tre­ter Chri­sti. Der Pri­mat des Petrus zwi­schen Nor­ma­li­tät und Aus­nah­me), Vero­na 2013; in deut­scher Über­set­zung zuletzt: Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil – eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, Rup­picht­eroth 2011. Die Zwi­schen­ti­tel stam­men von der Redaktion.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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1 Der Gia­ni­co­lo befin­det sich in Sicht­wei­te des Vati­kans am rech­ten Ufer des Tibers.
2 Frunds­bergs Bru­der Ulrich war von 1486–1493 Fürst­bi­schof von Tri­ent gewesen.
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25 Kommentare

      • Lie­be @Anjali,
        Das ist mir gestern auch passiert.
        Mög­li­cher­wei­se hängt es mit dem inten­si­ven Posten auf die­ser Web­sei­te zusammen.
        Der katho­li­sche Glau­ben lebt viel kräf­ti­ger im Volk als man mei­stens wahr­zu­neh­men meint.

  1. Ich sehe den Sac­co di Roma nicht als eine Stra­fe Got­tes, doch als einen Sieg des Boe­ses, ermoeg­licht viel­leicht von der Ver­weich­li­chung der Sit­ten damals.

    • Geehr­te @anjali jain,
      Rober­to de Mat­tei greift mit dem Ter­mi­nus „barm­her­zi­ge Stra­fe“ von Gott hier zurück auf den 40. Kapi­tel des Jesa­ja (40,1–11), der Anfang des 2. Teils des Jesa­ja­buchs (Deuterojesaja/​2. Jesaja):
      ein Text, wor­auf in dem Advent sehr häu­fig Bezug genom­men wird:
      ‑Con­so­l­ami­ni, consolamini…(„Tröstet ‚trö­stet Mein Volk…“)
      -…Denn sie (die Stadt Jeru­sa­lem) hat die vol­le Stra­fe erlit­ten von der Hand ihres Herrn für all ihre Sünden.
      Eine Stim­me ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste!…

      Die­ser Text wird bei den 4 Evan­ge­li­sten zitiert, zusätz­lich in dem Jako­bus­brief und in dem Ersten Petrus­brief, und Vers 10 (mit Macht/​starke Arm ) auch in der Apokalyps.

      Der Herr begeg­net uns im Alten Testa­ment und bei dem Hei­li­gen Rest stets in Sei­ner All­macht und Gerech­tig­keit – „mit star­kem Arm“:
      das ist gera­de das Gegen­teil von allem lau­war­men Gew­au­wel über Aller­welt­s­er­lö­sung in „Well­ness“ und in saft- und kraft­lo­ser Pseudofriedfertigkeit.

      • Trotz­dem ist ein Unter­schied zwi­schen zwei bibli­schen Moti­ven, die hier pas­sen könnten:

        1. „Wen der Herr liebt, den züch­tigt er. Er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat.“ (Hebr. 12, 6)

        Das meint also eine Erzie­hungs­hand­lung, die aber kei­ne „Stra­fe“ im Sin­ne einer kon­kre­ten Buß­hand­lung bedeu­tet. Es wird an der Job-Geschich­te deut­lich, dass es da kei­nen Zusam­men­hang zwi­schen Tun und Erge­hen gibt.

        2. Gericht Got­tes über Per­so­nen (v.a. Expo­nen­ten oder Hier­ar­chen), Städ­te, Län­der und Völker.

        Der „Sac­co di Roma“ ist mit Sicher­heit kei­ne blo­ße Erzie­hungs­maß­me i.S. der Stra­fe, son­dern ein Gericht Got­tes über Rom, das die Absur­di­tät der Lage spie­gelt – der angeb­lich so from­me katho­li­sche Kai­ser (wie fast alle Mon­ar­chen führ­te auch er ein unsitt­li­ches Leben…) initi­iert das Desa­ster und hetzt völ­lig demo­ra­li­sier­te pro­te­stan­ti­sche Söld­ner gegen die ewi­ge Stadt.
        Das ist so bizarr, wie die Tat­sa­che, dass katho­li­sche Kreuz­fah­rer Kon­stan­ti­no­pel, das doch gegen die Mus­li­me ver­tei­digt wer­den soll­te, es total ver­wü­ste­ten und plünderten…

  2. Es ist wie immer und man gewöhnt sich dar­an. Wie im 16.Jahrhundert als Rom von plündernden
    Hor­den über­rollt und geschän­det wur­de. Auch damals war Rom eine Stadt des Lasters, wie Homo-
    sexua­li­tät, Hure­rei, Göt­zen­dienst und Zau­be­rei. Die Par­al­le­le zum heu­ti­gen Rom ist nicht zu über-
    sehen. Auch damals gab es Hei­li­ge die vor einer Stra­fe Got­tes warn­ten, aber ver­ge­bens. Auch als
    ein Blitz, damals wie heu­te, in den Peters­dom ein­schlug, gab es kei­ne Bes­se­rung, So kam was
    kom­men muss­te, Got­tes Stra­fe mit der Zer­stö­rung Roms. Damals gab es Hei­li­ge die Got­tes Stra-
    fe ankün­dig­ten. Heu­te ist schein­bar kei­ner davon über­zeugt, dass Gott ein­grei­fen wird, um zu Stra-
    fen. Gott wird es tun, viel­leicht unter der Gestalt des Islam !

    • Gott wird es tun,vielleicht unter der Gestalt der Atom­bom­be. La Salet­te: „Und die Erde wird eine Wüste werden..ganze Natio­nen wer­den von der Erd­ober­flä­che verschwinden“.was auf den drit­ten Welt­krieg hin­weist. Ret­te sich wer kann.

  3. Wie dreist die von der Kir­che abge­fal­le­nen Luthe­ra­ner den Sac­co-Rausch gleich­sam aus­ko­ste­ten, schil­dert ein Aus­zug aus der Sei­te der Schweizergarde:
    -
    „Vor der Engels­burg wur­de unter den Augen des Pap­stes die Par­odie einer kirch­li­chen Pro­zes­si­on insze­niert, mit der man Kle­mens auf­for­der­te, Luther die Segel und die Ruder der „Navicel­la“, des Petrus­schiff­chens, zu übergeben. 
    Die Sol­da­ten gröl­ten: „Vivat Luthe­rus pon­ti­fex“. Zum Hohn wur­de Luthers Name mit der Schwert­spit­ze in das Fres­ko „La Dis­pu­ta del San­tis­si­mo Sacramento“
    -

    Von den 189 Schwei­zer­gar­di­sten über­leb­ten nur deren 42. 
    Ihnen gelang es in letz­ter Minu­te, Papst Kle­mens VII. über den Geheim­gang („Pas­set­to“) in die Engels­burg in Sicher­heit zu bringen. 
    Noch heu­te wird zum Geden­ken an die­ses histo­ri­sche Ereig­nis die all­jähr­li­che Ver­ei­di­gung der neu­en Rekru­ten am 6. Mai abgehalten. 

    Nähe­res dazu und zum „Sac­co di Roma“:

    http://​katho​lisch​pur​.xobor​.de/​b​l​o​g​-​e​2​3​4​5​-​V​e​r​e​i​d​i​g​u​n​g​-​n​e​u​e​r​-​S​c​h​w​e​i​z​e​r​g​a​r​d​i​s​t​e​n​.​h​tml
    -

    • Sehr geehr­ter defendor,
      Sie beto­nen so sehr den Luther­a­nis­mus der Söldner,
      Ich neh­me jedoch nicht an, dass Sie damit zum Aus­druck brin­gen wol­len, es sei luthe­ri­sche Leh­re, Greu­el­ta­ten zu voll­brin­gen wie beim Sac­co di Roma geschehen.
      Den Pro­te­stan­ten Georg von Frunds­berg, der beim Ver­such, sei­ne Trup­pe zu beschwich­ti­gen, einen Schlag­an­fall erlitt, ihn hat Rober­to de Mat­tei fai­rer­wei­se ja erwähnt.
      Auch die Tat­sa­che, dass die Lands­knech­te über ein Jahr kei­nen Sold mehr bekom­men hat­ten. Dazu kamen wei­te­re Unmutsgründe.
      Wenn Men­schen nichts zu essen haben, dann ver­wan­deln sich die mei­sten von ihnen in Tie­re, und schlim­mer als Tie­re: in dämo­ni­sier­te Wesen. Das ler­nen wir auch aus der Bibel, etwa den Klageliedern.
      Der Satz Ber­told Brechts: Erst kommt das Fres­sen, dann die Moral, ist letzt­lich falsch, aber er kommt nicht von unge­fähr, will sagen, ihm ent­spricht eine gewis­se Erfah­rung und Teilrealität.
      Bei all dem dür­fen wir nicht ver­ges­sen, dass der Sac­co eine inner­ka­tho­li­sche Ange­le­gen­heit war. Der Kom­man­deur der Lands­knech­te nach Frunds­berg war der Katho­lik Charles III. von Bour­bon-Mont­pen­sier. Eine Absicht sei­nes Zuges nach Rom war, den Lands­knech­ten end­lich ihren Sold zu ver­schaf­fen. Ob er sei­ne Trup­pen bei der Plün­de­rung selbst noch kom­man­dier­te oder ob ihn da schon die Kugel Ben­ven­uto Cel­li­nis ereilt hat­te, dar­über wur­de ich aus dem wiki­pe­dia-Arti­kel, den ich des­we­gen nach­las, nicht
      schlau. Anders her­um, es wäre inter­es­sant zu erfah­ren, wer die Lands­knech­te beim Sac­co selbst anführ­te und des­halb ver­ant­wort­lich für sie war, oder ob sie gewis­ser­ma­ßen kopf­los handelten.
      Das gan­ze Ding war ein Unter­neh­men des katho­li­schen Kai­sers, und ob die spa­ni­schen und ita­lie­ni­schen Söld­ner, wel­che ja Katho­li­ken gewe­sen sein müs­sen, in ihrer Gesamt­heit mil­der, ver­nünf­ti­ger und christ­li­cher waren als die luthe­ri­schen, möch­te ich bezwei­feln, las­se mich aber von geschichts­kun­di­gen Kom­men­ta­to­ren gern belehren.
      Beim Sac­co di Roma kommt mir ein ande­res, ähn­li­ches Ereig­nis in den Sinn: die Mag­de­bur­ger Hoch­zeit. Ob Rober­to di Mat­tei dar­über einen Arti­kel schrei­ben würde?

      • Sie haben schon recht – gera­de mit der letz­ten Bemer­kung. Die Mas­sa­ker, die das katho­li­sche kai­ser­li­che Heer anrich­te­te, schrei­en zum Himmel!

        Aber das passt alles in die­se hass­erfüll­te, fin­ste­re und zutiefst unge­rech­te Par­tei­lich­keit, die man allent­hal­ben gera­de unter den ganz From­men fin­den kann: wenn sie sich „weh­ren“ müs­sen gegen irgend­et­was, was sie für „teuf­lisch“ hal­ten, dann ist jedes Mit­tel recht.

        Es ist in Mag­de­burg schon eine Fra­ge, wie­so man plötz­lich ent­ge­gen dem gül­ti­gen Recht des Hl. römi­schen Rei­ches die Zivil­be­völ­ke­rung mas­sa­krie­ren durf­te, und wie­so plötz­lich die Mas­sen­ver­ge­wal­ti­gung unschul­di­ger Frau­en und das Hin­schlach­ten von Kin­dern und schwan­ge­ren Frau­en ein from­mes Werk sein soll.

        Das mach­ten die aller­frömmts­ne Katho­li­ken auch bei der Bela­ge­rung von Ofen, wo die aller­christ­lich­sten katho­li­schen Hel­den nicht davor zurück­schreck­ten, zahl­lo­se Tür­ken­frau­en kol­lek­tiv zu vergewaltigen.

        Und wohl­ge­merkt – die­ses sel­be Pack wür­de wahr­schein­lich mit Feu­er und Schwert für die Unauf­lös­lich­keit der Ehe kämpfen.

        Bevor wir nicht auf­hö­ren, die fin­ste­ren Flecken der Kir­chen­ge­schich­te all­zeit schön­zu­re­den, wird das nichts mit einer Rettung.

        Dass die pro­te­stan­ti­sche Geschichts­schrei­bung aller­dings eben­falls all die Exzes­se der Pro­te­stan­ten retou­chiert hat, steht die­ser Bemer­kung nicht entgegen.

  4. Die­ses Sze­na­rio des Grau­ens könn­te sich dem­nächst wie­der­ho­len, wenn die Mensch- und Chri­sten­heit so wei­ter macht wie bis­her. Machen wir uns nichts vor, Gott hat alle Mit­tel uns zu züch­ti­gen. Ob er erneut sei­ne Zor­nes­scha­len über uns aus­gießt oder uns ver­schont, hängt ganz allein von unse­rer Umkehr- und Buß­be­reit­schaft ab.

    • Es wird nach die­sem unter­ir­di­schen Pon­ti­fi­kat passieren.
      Die jetz­ti­gen Adep­ten voll­enden das Kon­zil, indem Rom, wie wir es ken­nen, unter­ge­hen wird.
      Das ein­zig tröst­li­che ist das ER das letz­te Wort über die Chri­sten­heit hat.

  5. Sehr geehr­ter Leo Laemmlein

    Mein Hin­weis bezog sich ledig­lich dar­auf, dass
    a u c h
    die Luthe­ra­ner den Sac­co aus­ko­ste­ten, also gleich­sam die Anar­chie durch wohl füh­rer­los gewor­de­ne – Bour­bon dürf­te noch beim Sturm auf die Stadt­mau­er gefal­len sein – Hor­den, wobei sich offen­bar aber die Spa­ni­er als die übel­sten erwie­sen. Ihre Aus­füh­run­gen dürf­ten durch einen wei­ter aus­ho­len­den Aus­zug aus dem Arti­kel von der Home­page der Schwei­zer­gar­de grössen­teils ihre Bestä­ti­gung erfahren:
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    „Am Mor­gen des 6. Mai 1527 gab der Gene­ral­haupt­mann Bour­bon von sei­nem Haupt­quar­tier aus, dem Klo­ster Sant’Onofrio auf dem Gia­ni­co­lo, das Zei­chen zum Angriff. Bei der „Por­ta del Tor­rio­ne“ wur­de er töd­lich ver­wun­det, als er zum Sturm auf die Stadt­mau­er ansetz­te. Nach kur­zem Zögern durch­bra­chen die spa­ni­schen Söld­ner die „Por­ta del Tor­rio­ne“, wäh­rend die Lands­knech­te in den „Bor­go San­to Spi­ri­to“ und den „Bor­go San Pie­tro“ ein­fie­len. Die Päpst­li­che Schwei­zer­gar­de, die sich voll­zäh­lig beim Obe­lis­ken ein­ge­fun­den hat­te, der damals in der Nähe des „Cam­po San­to Teu­to­ni­co“ stand, und die weni­gen römi­schen Trup­pen lei­ste­ten ver­zwei­fel­ten Widerstand. 
    Der Kom­man­dant Kas­par Röist wur­de ver­wun­det und spä­ter im Quar­tier vor den Augen sei­ner Frau Eli­sa­beth Klin­gler von den Spa­ni­ern auf bar­ba­ri­sche Art nie­der­ge­met­zelt. Von den 189 Schwei­zern über­leb­ten nur die 42 Gar­di­sten, die unter der Füh­rung von Her­ku­les Göld­li – Kle­mens VII. zu sei­nem Zufluchts­ort, der Engels­burg, begleiteten.
    Die ande­ren fie­len hel­den­haft, zusam­men mit 200 in die Kir­che Geflüch­te­ten, vor dem Hoch­al­tar von Sankt Peter. Die Ret­tung Kle­mens’ VII. und sei­ner Leu­te ermög­lich­te ein gehei­mer Flucht­gang, der soge­nann­te „Pas­set­to“, den Alex­an­der VI. auf der Mau­er, die vom Vati­kan zur Engels­burg führt, hat­te anle­gen las­sen. Die wil­de Hor­de hat­te es eilig, da sie fürch­te­te, dass ihr die Liga den Rück­zug abschnei­den kön­ne. Lands­knech­te und Spa­ni­er ström­ten über die „Pon­te Sisto“ in die Stadt und ver­brei­te­ten acht Tage lang Schrecken und Gewalt, raub­ten, fre­vel­ten und mor­de­ten. Sie bra­chen sogar die Grä­ber der Päp­ste, auch das von Juli­us II., auf, um sie aus­zu­plün­dern. Man schätzt die Zahl der Toten auf 12‘000 und den Wert der Beu­te auf zehn Mil­lio­nen Dukaten.
    Alles, was geschah, ist nicht ver­wun­der­lich, wenn man bedenkt, dass das kai­ser­li­che Heer und mehr noch die Lands­knech­te Frunds­bergs von dem gewalt­tä­ti­gen Gedan­ken eines Kreuz­zugs gegen den Papst gelei­tet wurden. 
    Vor der Engels­burg wur­de unter den Augen des Pap­stes die Par­odie einer kirch­li­chen Pro­zes­si­on insze­niert, mit der man Kle­mens auf­for­der­te, Luther die Segel und die Ruder der „Navicel­la“, des Petrus­schiff­chens, zu übergeben. 
    Die Sol­da­ten gröl­ten: „Vivat Luthe­rus pon­ti­fex“. Zum Hohn wur­de Luthers Name mit der Schwert­spit­ze in das Fres­ko „La Dis­pu­ta del San­tis­si­mo Sacra­men­to“ (Die Dis­pu­ta­ti­on über das Aller­hei­lig­ste) in den Stan­zen Raf­fa­els ein­ge­ritzt, und eine ande­re Inschrift ver­herr­lich­te Karl V. Kurz und prä­zi­se dazu ist das Urteil des Pri­o­rs der Kano­ni­ker von Sant’Agostino: „Mali­fuere Ger­ma­ni, pejo­res Ita­li, His­pa­ni vero pes­si­mi.“ (Die Deut­schen waren schlimm, die Ita­lie­ner schlim­mer, am schlimm­sten aber waren die Spanier.)“
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  6. Den Ruf zur Buße der ande­ren Kom­men­ta­to­ren kann ich nur sel­ber auch aufnehmen.
    Buße wen­de­te die Zer­stö­rung von Nini­ve ab.
    Mit Ver­laub, statt eines Jah­res der Barm­her­zig­keit und der Zärt­lich­keit wäre ein außer­or­dent­li­ches Jahr der Buße not­wen­dig, um die Schrecken, die auf uns nie­der­ge­hen wer­den, wenig­stens abzumildern.
    „Tut Buße“ war das erste Wort der öffent­li­chen Ver­kün­di­gung Unse­res Herrn Jesus Christus.
    Es war das erste, was der hl. Apo­stel Petrus den Juden in sei­ner Pfingst­pre­digt ant­wor­te­te, als sie ihn frag­ten, was sol­len wir tun.
    Buße ist das, was in allen kirch­lich aner­kann­ten gro­ßen Mari­en­er­schei­nun­gen immer wie­der ver­langt wurde.
    Buße ist das Gegen­teil von sich mit der Sün­de abfin­den, das Gegen­teil von kas­pe­ria­ni­scher Pastoral.
    Wenn schon nicht die Kir­che dazu beson­ders auf­ruft, so soll doch jeder ein­zel­ne Christ, der zu die­ser Ein­sicht kommt, ihr fol­gen und ernst­haft Buße tun.
    —l
    Wer das Mas­sa­ker von Mag­de­burg 1631 nicht kennt, kann ja mal hier einen Blick dar­auf werfen:
    https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​M​a​g​d​e​b​u​r​g​e​r​_​H​o​c​h​z​eit
    Doku­men­ta­ti­on von arte: https://​you​tu​.be/​Q​N​V​j​v​h​-​W​i84

  7. Dok­tri­nel­le Ent­glei­sun­gen gibt es nicht in der Unam Sanc­tam. Es gab böse Päp­ste, aber kei­ne Ket­zer unter ihnen.

    • Doch, das gab es – auf dem Kon­zil von Kon­stan­ti­no­pel wur­de in der 13. Sit­zung Hono­ri­us I. post­hum als Häre­ti­ker verurteilt:

      „Zusam­men mit die­sen (nament­lich genann­ten Ket­zern) aber soll, so beschlos­sen wir, auch Hono­ri­us, der ehe­ma­li­ge Papst Altroms, aus der hei­li­gen Kir­che Got­tes aus­ge­sto­ßen und mit dem Ana­the­ma belegt werden.

      (DH 550)

      Das ist ein ein­deu­ti­ges und gül­ti­ges Doku­ment der Kirche.
      Dass man es immer wie­der vesuch­te viel spä­ter zu annul­lie­ren, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, ändert dar­an nichts: Das ist ein gül­ti­ger und recht­gläu­bi­ger Kon­zils­be­schluss gewe­sen. Basta!

      Im übri­gen wäre da aller­hand an Din­gen über­haupt erst mal genau­er zu unter­su­chen, die Päp­ste dok­tri­nell gelehrt haben. Die Ten­denz, päpst­li­chen Irr­sinn zu ver­tu­schen oder post­hum zu igno­rie­ren, ist deut­lich erkenn­bar. Bestimm­te Irr­tü­mer oder Fehl­hal­tun­gen hat man ja in das mil­de Licht ein­ge­taucht, für das das Spricht­wort gilt „Die Klei­nen hängt man, die Gro­ßen lässt man laufen.“

      • Hono­ri­us war ent­we­der kein Papst oder die Vor­wür­fe waren unzu­tref­fend. Es ist kei­ne Unklar­heit dem­entspre­chend. Jeden­falls ist die rei­ne Dok­trin, die Unfehl­bar­keit garan­tiert. Wenn jemand „Papst“ genannt wird, obwohl er ein Anti­papst war, dann ist das eine sprach­li­che Unklar­heit, aber die Bul­le Cum Ex Apo­sto­la­tus Offi­cio und die durch­ge­hen­de Leh­re der Väter besagt: ein Häre­ti­ker ist von der Kir­che aus­ge­schlos­sen: wer nicht Glied der Kir­che ist, kann auch nicht deren Haupt sein. Das muss man glau­ben, oder man glaubt, dass Juden und Mus­li­me an Gott glau­ben und nicht bekehrt wer­den sol­len (Evan­ge­lii Gau­di­um), dass Reli­gi­ons­frei­heit erlaubt ist oder dass es in Ord­nung war, 1969 die Altä­re zu zer­schmet­tern und durch frei­mau­re­ri­sche Blöcke oder Tische zu ersetzen.

      • Ich habe Ihnen das Dekret mit der Ver­ur­tei­lung als Häre­ti­ker aus dem Den­zin­ger zitiert – dort heißt es aus­drück­lich, dass er Papst UND Häre­ti­ker war.
        Er wird in den offi­zi­el­len Papst­li­sten der Kir­che selbst­ver­ständ­lich geführt.

        Ich wun­de­re mich immer wie­der aufs Neue dar­über, wie die ideo­lo­gi­sche Ver­blen­dung vie­ler Katho­li­ken (die hier den Mus­li­men nahe­ste­hen!) nicht davor zurück­schreckt, selbst ein­deu­ti­ge und unbe­strit­te­ne histo­ri­sche Quel­len ein­fach zu ignorieren.

      • Die Bul­le „Cum ex apo­sto­la­tus“ gilt ohne­hin nicht als unfehl­ba­re Lehre.
        Davon abge­se­hen ist sie der größ­te Wahn­sinn, den ein Papst je von sich gege­ben hat. Lesen Sie sie doch mal!

        Sie ruft zur offe­nen Anar­chie und zur Plün­de­rung aller Per­so­nen und Besit­zun­gen auf, die man für Häre­ti­ker hält – und dies wohl­ge­merkt, ohne zu klä­ren, wer denn fest­stel­len darf oder kann, wer Häre­ti­ker ist.
        Aus­drück­lich wird auf­ge­ru­fen, so auch mit dem Kai­ser oder dem Papst zu verfahren.

        Und die­ser Fluch, den Paul IV. da abge­las­sen hat, hat sich auf Schau­er­lich­ste Wei­se im 30-jäh­ri­gen Krieg dann erfüllt.

        Ich wür­de an Ihrer Stel­le nicht alles nach­re­den, was auf irgend­wel­chen unbe­darf­ten Web­sites steht.

      • Es ist gän­gi­ge ideo­lo­gi­sche Posi­ti­on vie­ler Infal­libi­li­sten gewe­sen, zu behaup­ten Hono­ri­us kön­ne kein Häre­ti­ker gewe­sen sein. Heu­te ver­stei­fen sich v.a. Sedis­va­kan­ti­sten auf die­se Position.

        Sie lässt sich aber auf­grund der vor­han­de­nen Quel­len nicht halten.

        Hono­ri­us hat nicht in einer Klei­nig­keit geirrt, son­dern eine schwer­wie­gen­de chri­sto­lo­gi­sche Häre­sie unter­stützt – den Monotheletismus.

        Das Ana­them über Hono­ri­us wur­de von meh­re­ren Päp­sten danach immer wie­der bestätigt!

        Die infal­libi­li­sti­sche Posi­ti­on, die Hono­ri­us damit ret­ten woll­te, dass er ja per­sön­lich angeb­lich recht­gläu­big gewe­sen sei, bzw. sei­ne mono­the­le­ti­sche Häre­sie nicht ex cathe­dra ver­kün­det habe, ist absurd, weil aus­ge­rech­net die­sel­ben Leu­te, die selbst eine gehei­me häre­ti­sche Ein­stel­lung als aus­rei­chen­den Grund dafür anse­hen, dass einer erst gar nicht recht­mä­ßig gewählt wor­den sein kann, hier plötz­lich ein mega­wei­tes Herz haben.

        Ent­we­der ‑oder kann man da nur sagen.

        Und man muss fra­gen dür­fen, wie jemand per­sön­lich recht­gläu­big sein kann, wenn er per­sön­lich eine häre­ti­sche Hal­tung unterstützt.

        Die Wahr­heit dürf­te woan­ders lie­gen: Die Kir­che hat alles getan, um die­sen Fall schön­zu­re­den, damit sie die spät­neu­zeit­li­che Ideo­lo­gie von der Unfehl­bar­keit des Pap­stes auf­recht­hal­ten konnte.

        Gera­de die Sedis­va­kan­ti­sten sind doch die­je­ni­gen, die die tota­le Unfehl­bar­keit des Pap­stes leh­ren. Wie kann man dann – gera­de bei die­ser ideo­lo­gi­schen Ver­en­gung, die das Vat. I ja gar nicht lehrt – aus­ge­rech­net Hono­ri­us frei­spre­chen wol­len, und das ent­ge­gen der dann doch eben­falls unfehl­ba­ren mehr­fa­chen Ver­dam­mung des Hono­ri­us durch meh­re­re Päp­ste nach ihm?!?!

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