Der SPIEGEL winselt um Gnade für die SS-Massenmörder – VorSPIEGELeien (4)


Hauptangeklagte im Nürnberger Prozess: Göring, Hess, von Ribbentrop, Keitel
Haupt­an­ge­klag­te im Nürn­ber­ger Pro­zess: Göring, Hess, von Rib­ben­trop, Keitel

Anfang der 50er Jah­re for­der­ten christ­lich ori­en­tier­te Zei­tun­gen gerech­te Stra­fen für die SS-Mas­sen­mör­der, die das Anse­hen des deut­schen Vol­kes geschän­det hat­ten. Der SPIEGEL dage­gen drück­te im Gei­ste der SS-Kame­rad­schaft auf die Trä­nen­drü­se für die gna­den­lo­sen Täter, wäh­rend er für die Äng­ste und Qua­len der Opfer kei­ner­lei Gefühl aufbrachte. 

Anzei­ge

Ein Gast­bei­trag von Hubert Hecker. 

Die SPIE­GEL-Chef­re­dak­ti­on belügt seit Jah­ren sich und die Öffent­lich­keit über die schänd­li­che Rol­le des frü­hen SPIEGELS bei der Ver­drän­gung und Ver­tu­schung der Nazi-Ver­bre­chen sowie der Rein­wa­schung und Glo­ri­fi­zie­rung von Nazi-Tätern.

Die Nürnberger Prozesse brachten die NS-Verbrechen ans Licht der Öffentlichkeit…

Nach dem ‚Inter­na­tio­na­len Mili­tär­tri­bu­nal gegen die Haupt­kriegs­ver­bre­cher’ des NS-Systems – „Nürn­ber­ger Pro­zes­se“ genannt – fan­den zwölf Nach­fol­ge­pro­zes­se statt gegen ver­bre­che­ri­sche NS- und SS-Füh­rer sowie natio­nal­so­zia­li­sti­sche Mord­ärz­te und Wehr­machts­ge­ne­rä­le. Die ent­spre­chen­den Haupt­ver­hand­lun­gen erstreck­ten sich von Anfang 1947 bis April 1949 – also in den frü­hen Jah­ren des SPIEGELS.

Aug­stein und sei­ne angeb­lich inve­sti­ga­ti­ven Redak­teu­re hat­ten dabei die Gele­gen­heit, von dem „größ­ten je exi­sten­ten histo­ri­schen Unter­su­chungs­aus­schuss“ (Chef­an­klä­ger Robert Kemp­ner) Auf­klä­rung über das ver­bre­che­ri­sche NS-System zu erhal­ten. Mit der Publi­zie­rung der Pro­zess-Ergeb­nis­se hät­te das Blatt zur not­wen­di­gen Auf­klä­rung der deut­schen Bevöl­ke­rung bei­tra­gen kön­nen, die immer noch geprägt und betäubt war von der mas­si­ven NS-Pro­pa­gan­da in der Goeb­bels-Pres­se in den Jah­ren davor.

… aber der SPIEGEL hatte daran kein Interesse

Eine Durch­sicht der Maga­zin-Hef­te der ersten fünf Jah­ren zu dem Kom­plex ‚NS-Kriegs­ver­bre­cher’ offen­bart Schänd­li­ches über den SPIEGEL: Er war eine der trei­ben­den Kräf­te bei der nach­kriegs­deut­schen NS-Ver­drän­gung und Gegenaufklärung:
„¢ In den zwei­ein­halb Jah­ren der alli­ier­ten Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­se von 1947 bis 1949 befas­sen sich von ca. 140 SPIE­GEL-Aus­ga­ben nur acht mit die­sem The­ma und dabei noch vor­wie­gend mit Pro­zess­mar­gi­na­li­en oder Frauengeschichten.
„¢ Von Mit­te 1949 bis zur Hin­rich­tung der let­zen sie­ben NS-Kriegs­ver­bre­cher im Juni 1951 bringt die SPIE­GEL-Redak­ti­on meh­re­re Arti­kel und Seri­en, die die ver­ur­teil­ten Mas­sen­mör­der lar­moy­ant bejam­mern, die Nazi-Ver­bre­chen rela­ti­vie­ren und teil­wei­se die SS-Füh­rer glorifizieren.

Tatsachen über NS-Verbrechen sind für den SPIEGEL uninteressant

Ent­lar­ven­des für die Ein­stel­lung der SPIE­GEL-Jour­na­li­sten zu den Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­sen zeigt die Ein­lei­tung eines Arti­kels vom 28. 1. 1948:
„Arm an Sen­sa­tio­nen schlepp­ten sich die Ver­hand­lun­gen über dicken Akten­wäl­zern im Saal III des Nürn­ber­ger Justiz­pa­la­stes hin…“ Die Beweis­do­ku­men­te für NS-Kriegs­ver­bre­chen in den Akten­ord­nern oder die Ver­le­sung von SS-Erschie­ßungs­be­rich­ten inter­es­sier­ten die Redak­teu­re offen­sicht­lich nicht, jeden­falls erfährt die Öffent­lich­keit davon kein Wort durch den betref­fen­den SPIE­GEL-Arti­kel. Statt­des­sen wer­den klein­li­che Pro­zess-Trick­se­rei­en von Sei­ten deut­scher Ver­tei­di­ger aus­ge­walzt und die Rich­ter-Reak­tio­nen skan­da­li­siert. Mit sol­chen Pro­zess-Sen­sa­ti­ön­chen wird das Lese­pu­bli­kum dann abge­speist und verdummt.

Hitlers Leibarzt Karl Brand, verantwortlich für 150.000 Krankenmorde, wird vom SPIEGEL als „Wohltäter“ bezeichnet
Hit­lers Leib­arzt Karl Brandt, ver­ant­wort­lich für 150.000 Kran­ken­mor­de, wird vom SPIEGEL als „Wohl­tä­ter“ bezeichnet

Die Täter werden zu Opfern erklärt

Bei der Pro­zess-Eröff­nung gegen Wehr­machts­ge­ne­ra­le 14 Tage spä­ter konn­te der SPIEGEL end­lich mit einer Sen­sa­ti­on auf­war­ten: Zwei der Gene­rä­le hat­ten sich umge­bracht. Die Redakeu­re nutz­ten die­sen Auf­hän­ger, um sei­ten­lang die Ver­bre­chen der bei­den zu rela­ti­vie­ren. Am Schluss des Arti­kels wird der „Hen­ker von Paris, Nan­tes und Bour­deaux“, Otto von Stül­pna­gel, vom SPIEGEL zum „letz­ten Opfer Hit­lers“ gemacht, „auf des­sen Befehl er meh­re­re Gei­sel-Exe­ku­ti­ons­be­feh­le unter­zeich­net“ habe.

NS-Mörderärzte erklärt der SPIEGEL zu Wohltätern der Menschheit

Die erste SPIE­GEL-Mel­dung zu dem Ärz­te-Pro­zess gegen KZ-Schläch­ter und „Euthanasie“-Henker ist über­schrie­ben mit „Wohl­tä­ter“ (6. 3. 1948). Gemeint war der Erfin­der und ver­ant­wort­li­che Voll­strecker am hun­dert­tau­send­fa­chen Kran­ken­mord, Dr. Karl Brandt. Der stel­le sei­nen Kör­per nach der Hin­rich­tung „zum Woh­le der Mensch­heit“ der Mün­che­ner medi­zi­ni­schen Fakul­tät zur Verfügung.

Die Ver­ur­tei­lung und Hin­rich­tung des Tötungs-Arz­tes vom KZ Buchen­wald, SS-Haupt­sturm­füh­rer Wal­de­mar Hoven, nahm der SPIEGEL zum Anlass für eine Tratsch-Geschich­te mit unter­ir­di­schem Niveau: der „schö­ne Wal­de­mar“ als „offi­zi­el­ler Lieb­ha­ber der mann­stol­len KZ-Kom­man­de­u­se Ilse Koch“ (9. 10. 1948).

Die SS-Riege in der SPIEGEL-Redaktion geht in die Offensive

Hat­te sich die SPIE­GEL-Redak­ti­on bei den Kriegs­ver­bre­cher­pro­zes­sen bis Mit­te 1949 in Ver­harm­lo­sung und Rela­ti­vie­rung geübt sowie mit Ablen­kungs­ge­schich­ten die Pro­zes­se bana­li­siert, so ging das Blatt in der Fol­ge­zeit in die Offen­si­ve – für die guten Nazis und gegen Ver­rä­ter und Kri­ti­ker. Das war just zu der Zeit, als sich die Seil­schaft der ehe­ma­li­gen SS-Füh­rer in der SPIE­GEL-Redak­ti­on voll etablierte.

Mit ihrer Ein­stands­se­rie „Am Caf­fee­han­del bet­hei­ligt“ nah­men die bei­den SS-SPIE­GEL-Redak­teu­re Wolff und Mahn­ke die alte (NS-) Stim­mungs­ma­che gegen jüdi­sche Händ­ler bei unsau­be­ren Geschäf­ten wie­der auf.

In der 30teiligen SPIE­GEL-Serie stell­te SS-Haupt­sturm­füh­rer a. D. Bern­hard Weh­ner den Kri­mi­nal­di­rek­tor und SS-Mas­sen­mör­der Arthur Nebe und die gesam­te NS-Kri­mi­nal­po­li­zei als sau­be­re und kom­pe­ten­te Trup­pe dar.

Den Krankenmord wieder salonfähig machen

Hit­lers kran­ken­mör­de­ri­sche „Akti­on Gna­den­tod“ mach­te der SPIEGEL zehn Jah­re spä­ter auch mit ande­ren Mel­dun­gen wie­der dis­kus­si­ons­wür­dig: 400 pro­te­stan­ti­sche und jüdi­sche Geist­li­che hät­ten eine ame­ri­ka­ni­sche Peti­ti­ons­for­de­rung unter­schrie­ben, nach der „Ärz­te unheil­bar Kran­ken den Gna­den­tod geben“ dürf­ten. Im Janu­ar 1950 stell­te das Blatt die Gna­den­to­d­ak­ti­on eines ame­ri­ka­ni­schen Arz­tes her­aus, der mit einer „Euthanasie“-Tötung einen Pro­zess nach dem Muster des Nazi-Films „Ich kla­ge an“ her­aus­schla­gen wollte.

Der SPIEGEL unterstützt die juristische Weichzeichnung der NS-Verbrechen

Für die Nerven der gnadenlosen SS-Exekutoren brachte der SPIEGEL mehr Verständnis auf als für die Leiden der Opfer
Für die Ner­ven der gna­den­lo­sen SS-Exe­ku­to­ren brach­te der SPIEGEL mehr Ver­ständ­nis auf als für die Lei­den der Opfer

Gleich­zei­tig gab der SPIEGEL media­le Schüt­zen­hil­fe für den fata­len Para­dig­men­wech­sel in der Ver­tei­di­gung und Rechts­spre­chung zu den Kran­ken­mord­ärz­ten, was mehr­fach zu Frei­sprü­chen führ­te. Im Hada­mar-Urteil vom 21. 3. 1947 hat­te das Frank­fur­ter Ober­land­ge­richt noch mit Beru­fung auf das Natur­recht die Recht­fer­ti­gung der Ange­klag­ten ver­wor­fen, nach der sie unschul­dig sei­en, da sie die Kran­ken­mor­de im Bewusst­sein der gesetz­li­chen Erlaubt­heit vor­ge­nom­men hät­ten. Das Gericht argu­men­tier­te, dass der Mensch als den­ken­des und sitt­li­ches Wesen nie­mals Mord­be­feh­le und –geset­ze gewis­sen­los anwen­den dürfe.

Der SPIEGEL dage­gen unter­stütz­te in einem Bei­trag vom 18. 5. 1950 die neue mör­der­freund­li­che Ver­tei­di­gungs- und Rechts­spre­chungs­li­nie in meh­re­ren „Euthanasie“-Prozessen. Deut­sche Gerich­te gin­gen um die Jahr­zehnt­wen­de dazu über, gera­de das feh­len­de Bewusst­sein für die Rechts­wid­rig­keit der Kran­ken­tö­tun­gen als Grund­la­ge für Frei­sprü­che zu set­zen. Außer­dem wur­de nun auch die erbärm­li­che Recht­fer­ti­gung des alter­na­tiv­lo­sen „Befehls­not­stand“ gericht­lich aner­kannt: Dem­nach hät­ten sich die Ärz­te bei den „von Hit­ler ange­ord­ne­ten Kran­ken­tö­tun­gen in einer unlös­ba­ren Pflich­ten­kol­li­si­on im Sin­ne eines über­ge­setz­li­chen Not­stand“ befunden.

Versager Hitler, glorreiche deutsche Generäle

Bei dem letz­ten Gene­rals­pro­zess im Sep­tem­ber 1949 unter bri­ti­scher Regie beschei­nigt der SPIE­GEL-Jour­na­list dem ange­klag­ten Feld­mar­schall Erich von Man­stein, dass er zu den „meist­be­fä­hig­ten deut­schen Heer­füh­rer des Zwei­ten Welt­kriegs“ zu rech­nen sei. Das Blatt bejam­mert, dass der „Bewa­chungs­ne­ger“ (sic!) den deut­schen Gene­ral nicht gut behan­delt hät­te. Von Man­stein wur­de wegen Gei­sel­er­schie­ßun­gen, Miss­brauch von Kriegs­ge­fan­ge­nen als Sol­da­ten und der Kriegs­füh­rung der „ver­brann­ten Erde“ verurteilt.

Zwei­ein­halb Jah­re nach dem Schuld­spruch glo­ri­fi­ziert der SPIEGEL mit einer lan­gen Hel­den­ge­sich­te den „Festungs­knacker von Sewas­to­pol“ nach dem Mot­to: Wenn Hit­ler mehr auf Man­stein gehört hät­te, dann…
Damit hat­te Aug­steins Blatt schon 1952 ein Argu­men­ta­ti­ons­mu­ster geschaf­fen, nach dem der SPIE­GEL-Autor Paul Karl Schmidt, ali­as Paul Carell, spä­ter meh­re­re Kriegs­bü­cher kon­zi­pier­te mit der Ziel­rich­tung: „Die Füh­rung der Wehr­macht und her­aus­ra­gen­de Stra­te­gen wie Erich von Man­stein hät­ten ohne die Ein­mi­schun­gen des Ver­sa­gers Hit­ler bei dem Krieg im Osten zumin­dest einen Remis-Frie­den erzwin­gen können.“

Gnadenausschuss für die gnadenlosen Mörder

Das Hin­rich­tungs­ge­fäng­nis für die bei den Nürn­ber­ger Nach­fol­ge­pro­zes­se zum Tode Ver­ur­teil­ten war in der ame­ri­ka­ni­schen Zone Lands­berg am Lech. Der Exe­ku­ti­ons­stopp vom Mai 1948 bedeu­te­te einen Auf­schub für 28 Todes­kan­di­da­ten. Auf viel­fäl­ti­ges – auch inter­na­tio­na­les Drän­gen hin – wur­de 1950 beim ame­ri­ka­ni­schen Hoch­kom­mis­sar ein Gna­den­aus­schuss gebil­det. McCloy wan­del­te am 30. Janu­ar 1951 21 Todes­ur­tei­le in Gefäng­nis­stra­fen um. Unter den sie­ben ver­blie­be­nen Todes­kan­di­da­ten waren fünf Haupt­kriegs­ver­bre­cher der SS-Ein­satz­grup­pen wie Otto Ohlen­dorf und Paul Blo­bel, die für die Ermor­dung von ins­ge­samt 560.000 Zivi­li­sten, vor­wie­gend Juden, ver­ant­wort­lich waren.

Der SPIEGEL macht Stim­mung für die Kriegsverbrecher

Die hingerichteten von Landsberg
Die hin­ge­rich­te­ten von Landsberg

Auf den Gna­den­aus­schuss sowie den Letzt­ent­schei­der McCloy wur­de von deut­scher Sei­te erheb­li­cher Druck aus­ge­übt. Ein SPIE­GEL-Arti­kel vom 28. 2. 1951 schürt die Stim­mungs­ma­che – gegen die Ame­ri­ka­ner und für die Kriegsverbrecher:
„¢ Die Kriegs­ver­bre­cher­ur­tei­le wären von Sei­ten der Ame­ri­ka­ner aus Rache und Hass gefällt wor­den, der Chef­an­klä­ger Robert Kemp­ner, bis 1933 im Preu­ßi­schen Innen­mi­ni­ste­ri­um ange­stellt, hät­te aus „per­sön­li­chem Res­sen­ti­ment“ gehandelt.
„¢ Die Ein­satz­grup­pen­lei­ter wie SS-Füh­rer Otto Ohlen­dorf sei­en „für die Mord­ta­ten ihrer SS-Män­ner nicht ver­ant­wort­lich, da Hit­ler selbst die Juden­mor­de befoh­len“ habe.
„¢ Ohlen­dorf habe das Juden­mas­sa­ker „noch glimpf­lich durch­ge­führt“, was ein unter­ge­be­ner SS-Stan­dar­ten­füh­rer bestä­tigt habe.
„¢ Der Böse­wicht Heyd­rich habe dem „ein­ge­fleisch­ten Anthro­po­so­phen“ Ohlen­dorf das blut­rün­sti­ge Ost­kom­man­do ver­passt, um ihn kir­re zu machen“.
„¢ Auch der „Schläch­ter von Smo­lensk“, SS-Haupt­sturm­füh­rer Erich Nau­mann, habe „erwie­se­ner­ma­ßen nur wider­stre­bend sei­nen Kom­man­do­po­sten aus­ge­füllt und geschont, wo er nur scho­nen konn­te, sogar Ver­bre­chen des SD verhindert“.
„¢ Schließ­lich heißt es, man lie­ße „Deut­sche für Taten büßen, die von Ange­hö­ri­gen ande­rer Völ­ker ein­schließ­lich der Ame­ri­ka­ner in die­sem tota­len Krieg auch began­gen“ wor­den seien.

Der SPIEGEL drückt auf die Tränendrüse für die Täter…

Die drei The­men-Arti­kel zu den in Lands­berg ein­sit­zen­den „Rot­jacken“ sind nach den Regeln der SPIE­GEL-Sto­ry auf­ge­baut – mit dem ent­spre­chen­den Ansatz für per­so­na­li­sier­te und emo­tio­na­le Dramaturgie:
„¢ Von der „christ­li­chen Gefan­ge­nen­hil­fe“ wird Hele­ne Eli­sa­beth Prin­zes­sin von Isen­burg aufgefahren.
„¢ Das Blatt beglei­tet empa­thisch die Ehe­frau­en der sie­ben Kriegs­ver­bre­cher bei ihren Gän­gen, Gesprä­chen und Gefühlen.
„¢ Das drei­jäh­ri­ge War­ten auf die Exe­ku­ti­on wird den Todes­kan­di­da­ten als schreck­li­ches Lei­den ange­rech­net, durch das sie ihre Schuld „tau­send­fach gebüßt“ hätten.
„¢ Die SPIE­GEL-Redak­teu­re ver­mit­teln ein­fühl­sam die „Qua­len und Äng­ste“ der zum Tode ver­ur­teil­ten Täter, als der erste Hin­rich­tungs­ter­min kurz­fri­stig auf­ge­scho­ben wurde.

… für die Qualen der Opfer zeigt der SPIEGEL kein Gefühl

Von den Schrecken und Äng­sten, die die SS-Mas­sen­mör­der zehn Jah­re zuvor an 560.000 Zivi­li­sten ver­brei­tet hat­ten, spricht der SPIEGEL in den drei lan­gen Arti­keln mit kei­nem Wort. Die Redak­teu­re wol­len auch nichts von den Todes­qua­len und Panik­ge­füh­le der zusam­men­ge­trie­be­nen Män­nern, Frau­en und Kin­dern wis­sen, die von den SS-Scher­gen an den Gru­ben­rand zum Erschie­ßen geführt oder in den Gas­wa­gen gedrängt wur­den. Der SPIEGEL bet­telt um Gna­de für die SS-Mas­sen­mör­der, die gna­den­los hun­dert­tau­sen­de wehr­lo­se Zivi­li­sten abknal­len oder ersticken ließen.

Der SPIEGEL reproduziert die rassistische SS-Haltung

Deja­vu: Es ist das alte ras­si­sti­sche SS-Denk­mu­ster der gro­ßen und klei­nen Himm­ler, das der SPIEGEL hier repro­du­ziert: Ver­ständ­nis für die psy­chi­schen Pro­ble­me der deut­schen Täter, aber Ver­ach­tung für die umzu­brin­gen­den „zehn­tau­send Rus­sen­wei­ber“ (Himm­ler) oder hun­dert­tau­send „ras­sisch uner­wünsch­te Ele­men­te“ (Ohlen­dorf):

Paul Blo­bel, SS-Stan­dar­ten­füh­rer und Chef eines Erschie­ßungs-Son­der­kom­man­dos in der Ukrai­ne, bekun­de­te vor Gericht 1948 Mit­leid mit sei­nen „Män­nern, die mehr mit den Ner­ven run­ter waren als die­je­ni­gen, die erschos­sen wer­den muss­ten“, wäh­rend er „den Men­schen da“ jeg­li­che Emp­fin­dungs- und Lei­dens­fä­hig­keit absprach.

Der frühe SPIEGEL im Geiste der SS-Kameradschaft

Die SPIE­GEL-Arti­kel zu den Lands­berg­hin­rich­tun­gen sind offen­sicht­lich im Gei­ste der SS-Kame­rad­schaft geschrie­ben. Ent­we­der wur­den sie von den bei­den SS-Häupt­lin­gen Wolff und Mahn­ke ver­fasst oder die SPIE­GEL-Redak­ti­on war schon gänz­lich von dem SS-Recht­fer­ti­gungs­vi­rus infiziert.

Die Chef­re­dak­ti­on des Ham­bur­ger Blat­tes könn­te das anhand von Archiv­un­ter­la­gen auf­klä­ren, aber an Ent­hül­lun­gen zur eige­nen NS-Ver­tu­schungs­ge­schich­te hat sie kein Inter­es­se. Sie belügt seit Jahr­zehn­ten sich und die Öffent­lich­keit über die schänd­li­che Rol­le des frü­hen SPIEGELS bei der Ver­drän­gung und Ver­tu­schung der Nazi-Ver­bre­chen sowie der Rein­wa­schung und Glo­ri­fi­zie­rung der Nazi-Täter.

Abgrundtiefe Verlogenheit und anmaßende Verächtlichmachung

Im letz­ten Jahr muss­te die Chef­re­dak­ti­on unter dem Druck eini­ger exter­ner For­schungs­er­geb­nis­se zuge­ben, dass „der SPIEGEL im Ver­drän­gen der Nazi­zeit nicht bes­ser war als der Rest der Repu­blik“. Die­ser Satz zeigt die dümm­li­che Ver­lo­gen­heit des Blat­tes. Abge­se­hen von dem jour­na­li­sti­schen Eigen­tor der For­mu­lie­rung, dass der SPIEGEL „nicht bes­ser im Ver­drän­gen“ gewe­sen sei, sowie der anma­ßen­den Ver­ächt­lich­ma­chung aller ande­ren Medi­en als „Rest der Repu­blik“, ist die Sach-Aus­sa­ge wie­der mal eine Lüge. Etli­che Zei­tun­gen zeig­ten damals eine beson­ne­ne und rea­li­sti­sche Ein­schät­zung zu den Nazi­ver­bre­chern – wie etwa die Schwä­bi­sche Zei­tung vom 2. 1. 1951: „… Es besteht doch wohl kein Zwei­fel dar­über, dass sich unter den Ver­ur­teil­ten von Lands­berg Män­ner befin­den, die mit Mord­ta­ten und Ver­bre­chen bela­den sind und die das Anse­hen des deut­schen Vol­kes geschän­det haben. Die SS-Kom­man­dos haben mit­leid­los Hun­dert­tau­sen­de von Grei­sen, Frau­en und Kin­der im Oster erschos­sen und ver­gast. Nicht die­se Todes­kan­di­da­ten sind wirk­lich zu bekla­gen, son­dern ihre zahl­lo­sen unglück­li­chen Opfer, deren Tod Süh­ne ver­langt.“ (Die Schwä­bi­sche Zei­tung besteht seit 1945 als eine gro­ße regio­na­le Tages­zei­tun­gen mit der Aus­rich­tung auf „christ­li­che Kul­tur und Politik“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: vom Autor aus­ge­wählt (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Dan­ke fuer die erhel­len­den Fak­ten aus der Nachkriegsgeschichte.
    Das der SPIEGEL ein mie­ses Schmier­blatt ist, zeigt sich an sei­nem Her­aus­ge­ber, Rudolf Aug­stein, ein durch und durch schlim­mer Mensch, was kann da Gutes herauskommen.
    Trotz stramm lin­ker Gesin­nung wur­de natuer­lich kraef­tig „Rechts“ kas­siert, aber das waren bei der Anti­fa Bewe­gung ja noch nie Gegensaetze.
    Natuer­lich ist es wert­voll die Wahr­heit ueber die­ses Blatt zu ken­nen, nur wird sich in der Oef­fent­lich­keit nie­mand mehr damit befas­sen, denn der SPIEGEL schiebt die Bug­wel­le der „Wahr­heit“ vor sich her.
    Sei­ne Leser wol­len ihr kru­des „Glau­bens­be­kennt­nis“ bestae­tigt sehen, da kann drin­ste­hen was will.
    Ich bin in den 60er Jah­ren gebo­ren und unser Pfar­rer sag­te mir einen Satz, den ich mein Leben nicht ver­ges­sen habe: „Ein anstaen­di­ger Mensch liest die­ses Blatt nicht“.
    Wie recht er hatte !

  2. Ich weiß nicht, war­um das jetzt dar­ge­stellt wird. Der Spie­gel war von Anfang an Teil einer Pres­se, die es mit der Wahr­heit nicht so genau nimmt. In unse­ren Tagen erreicht der Main­stream ein Niveau, für das es kei­ne Unter­gren­ze zu geben scheint mit ihren Dar­stel­lun­gen. Das Wort, an das wir dabei den­ken, brau­che ich nicht noch auszuschreiben.Eben.

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