Spanische Volkspartei säubert Kandidatenliste von Lebensschützern – Niedergang der Christdemokratie


Marinao Rajoy bei Homo-Ehe
Maria­no Rajoy bei einer „Homo-Ehe“

(Madrid) Am 20. Dezem­ber 2015 fin­den in Spa­ni­en Par­la­ments­wah­len statt. Mini­ster­prä­si­dent Maria­no Rajoy und sein Part­ido Popu­lar (PP) ver­su­chen die abso­lu­te Mehr­heit zu ver­tei­di­gen. Ein schwie­ri­ges Unter­fan­gen, wie Demo­sko­pen vor­her­sa­gen. Als Teil der Wahl­stra­te­gie wur­den nun die bekann­te­sten und aktiv­sten Lebens­recht­ler unter den PP-Abge­ord­ne­ten von den Kan­di­da­ten­li­sten gestrichen.

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Nicht mehr als Kan­di­da­ten nomi­niert wur­den die Abge­ord­ne­ten Lour­des Mén­dez, José Euge­nio Azpi­roz, Eva Durán, Anto­nio Moli­na und Javier Puen­te sowie die Sena­to­ren Gari Durán, àngel Pin­ta­do, Ana Tor­me, José Igna­cio Pala­ci­os und José Luis Sast­re. Der Grund ihrer Ent­fer­nung? Sie zeich­ne­ten sich in der zu Ende gehen­den Legis­la­tur­pe­ri­ode als über­zeug­te Lebens­schüt­zer aus und kri­ti­sier­ten den „Ver­rat“ ihrer Par­tei. Der PP hat­te im Wahl­kampf 2011 ver­spro­chen, das sozia­li­sti­sche Abtrei­bungs­ge­setz der Vor­gän­ger­re­gie­rung Zapa­tero zurück­zu­neh­men. Bei den Wah­len erhielt der PP die abso­lu­te Mehr­heit, doch gesche­hen ist seit­her kaum etwas gegen den Mas­sen­mord an unge­bo­re­nen Kindern.

„Wer gegen Abtreibung ist, hat im PP keinen Platz“

Die nun abser­vier­ten Abge­ord­ne­ten und Sena­to­ren hat­ten sich gewei­gert, für Ali­bi­ak­tio­nen in Sachen Lebens­schutz zu stim­men und poch­ten auf die Ein­hal­tung des Wahl­ver­spre­chens von 2011. Die­se Abge­ord­ne­ten bil­de­ten das kri­ti­sche Gewis­sen der Volks­par­tei. Doch damit soll nun Schluß sein. „Am Ende hat­te Celia Vill­a­lobos doch recht, die gesagt hat­te: Wer gegen Abtrei­bung ist, hat im PP kei­nen Platz“, sag­te Lour­des Men­dez nach ihrem Aus­schluß aus der Kan­di­da­ten­li­ste. Vill­a­lobos, die ehe­ma­li­ge spa­ni­sche Gesund­heits­mi­ni­ste­rin von Mini­ster­prä­si­dent Jose Maria Aznar, war in der bis­he­ri­gen Legis­la­tur­pe­ri­ode stell­ver­tre­ten­de Prä­si­den­tin der Abge­ord­ne­ten­kam­mer. Sie gilt als eine der libe­ral­sten Abge­ord­ne­ten des Part­ido Popu­lar. Sie stimm­te in der ver­gan­ge­nen Legis­la­tur­pe­ri­ode gegen ihre eige­ne Par­tei für das Abtrei­bungs­ge­setz der sozia­li­sti­schen Regie­rung und hat­te bereits 2005 mit der Links­re­gie­rung für die Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“ gestimmt.

Wäh­rend die Lebens­schüt­zer unter den PP-Abge­ord­ne­ten von den Listen gestri­chen wur­den, erhielt Celia Vill­a­lobos wie­der einen siche­ren Listen­platz in ihrer Wahlregion.

Der Ausverkauf der Christdemokratie

Die spa­ni­schen Christ­de­mo­kra­ten unter­schei­den sich in Sachen Abtrei­bung und „Homo-Ehe“ nicht von den libe­ra­len und lin­ken Par­tei­en Spa­ni­ens. Sie bestä­ti­gen damit den Nie­der­gang der euro­päi­schen Christ­de­mo­kra­tie. Beschrie­ben wur­de die­ser Nie­der­gang jüngst vom ehe­ma­li­gen slo­wa­ki­schen Innen­mi­ni­ster Vla­di­mir Pal­ko im Buch „Die Löwen kom­men. War­um Euro­pa und Ame­ri­ka auf eine neue Tyran­nei zusteuern“.

Kaum an der Macht, woll­te Mini­ster­prä­si­dent Rajoy von einer Auf­he­bung des Kin­der­mord­ge­set­zes nichts mehr wis­sen. Als nach aller Hin­hal­te­tak­tik klar war, daß Rajoy kei­ne Ände­rung des Abtrei­bungs­ge­set­zes woll­te, trat sein Justiz­mi­ni­ster Alber­to Ruiz-Gall­ar­dón im Sep­tem­ber 2014 unter Pro­test zurück. Auch in Sachen „Homo-Ehe“ hat­te der oppo­si­tio­nel­le PP gegen die sozia­li­sti­sche Vor­gän­ger­re­gie­rung Zapa­tero gestimmt. Als der PP selbst an die Regie­rung kam, war nichts mehr von einer Kri­tik zu hören. Mini­ster­prä­si­dent Rajoy nahm sogar demon­stra­tiv als Trau­zeu­ge an einer „Homo-Ehe“ von Par­tei­freun­den teil, um sei­ne Gesin­nung in der Sache öffent­lich zu bekunden.

„Die Löwen kommen“ und das Auslaufmodell Christdemokratie

Palko "Die Löwen kommen"
Pal­ko „Die Löwen kommen“

Vla­di­mir Pal­ko schil­dert dar­in kon­kret am Bei­spiel ver­schie­de­ner euro­päi­scher und nord­ame­ri­ka­ni­scher Staa­ten das Ver­sa­gen katho­li­scher Poli­ti­ker und den Nie­der­gang christ­de­mo­kra­ti­scher Par­tei­en, die in der poli­ti­schen und ideo­lo­gi­schen Aus­ein­an­der­set­zung seit den 1960er Jah­ren ihre eige­ne Welt­an­schau­ung als Bela­stung im poli­ti­schen Kampf um Wäh­ler­stim­men sehen. Von den eige­nen Ideen nicht über­zeugt, sieht sich die Christ­de­mo­kra­tie in gesell­schafts­po­li­ti­schen Fra­gen in einer per­ma­nen­ten Defen­si­ve. Befin­det sich eine christ­de­mo­kra­ti­sche Par­tei in einem Land in der Oppo­si­ti­on, lei­stet sie ver­ba­len Wider­stand gegen ein gesell­schafts­po­li­tisch und ethisch inak­zep­ta­bles Gesetz einer libe­ra­len oder sozia­li­sti­schen Regierungsmehrheit.

Kommt sie selbst an die Regie­rung, unter­nimmt sie aber nichts, das zuvor abge­lehn­te Gesetz zu kor­ri­gie­ren. Am Bei­spiel der Abtrei­bungs­ge­setz­ge­bung läßt sich das Land für Land nach­ver­fol­gen. Ob CDU und CSU in Deutsch­land, ob die ÖVP in Öster­reich, die CVP in der Schweiz, die CSP in Luxem­burg usw., alle haben sie ursprüng­lich die Lega­li­sie­rung der Tötung unge­bo­re­ner Kin­der abge­lehnt. Inzwi­schen ver­tei­di­gen sie die Abtrei­bungs­ge­setz­ge­bung und spre­chen von einem „gesell­schaft­li­chen Kon­sens“, den man weder in Fra­ge stel­len kön­ne noch dür­fe. Die Unrechts­fra­ge spielt kei­ne Rol­le mehr. Lebens­recht­ler wer­den als lästi­ge Stö­ren­frie­de die­ses Kon­sen­ses emp­fun­den, aus­ge­grenzt und sogar bekämpft, wie am kon­kre­ten Bei­spiel in Spa­ni­en ersicht­lich. Wel­che CDU- oder CSU-Ver­tre­ter neh­men am „Marsch für das Leben“ in Ber­lin teil oder an der „Demo für alle“ in Stutt­gart? Nicht anders ist das Bild in Sachen „Homo-Rech­te“, Früh­sexua­li­sie­rung von Kin­dern und Isla­mi­sie­rung Europas.

Kennedys Kandidatur als entscheidende Bruchlinie

Die Fol­ge die­ser Defen­si­ve und gei­sti­gen Schwä­che sind Wahl­stra­te­gien, die mit dem Ziel der Stim­men­ma­xi­mie­rung sich jeder spe­zi­fi­schen christ­li­chen Iden­ti­tät ent­le­di­gen. Das eigent­li­che Ziel ist nur mehr der Macht­er­halt, für den fak­tisch alles geop­fert wird. Die Christ­de­mo­kra­tie, als eine der drei gro­ßen poli­ti­schen Strö­mun­gen der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts, neben der libe­ra­len und der sozia­li­sti­schen, ist nur mehr eine Abbruch­stel­le, die ihre eige­ne Sub­stanz auf­zehrt und damit ein Aus­lauf­mo­dell. Unklar ist, ob der Nie­der­gang der Christ­de­mo­kra­tie eben­sol­che Aus­wir­kun­gen auf die katho­li­sche Kir­che hat­te oder umge­kehrt oder ob bei­des Par­al­lel­erschei­nun­gen eines gene­rel­len Glau­bens­schwun­des sind. Nur am Ran­de sei erwähnt, daß Pal­ko den ent­schei­den­den Bruch in der Kan­di­da­tur von John F. Ken­ne­dy als Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat der Demo­kra­ti­schen Par­tei und sei­ner Wahl zum ersten (und bis­her ein­zi­gen) katho­li­schen Prä­si­den­ten der USA sieht. Eine Kan­di­da­tur, die, wie Pal­ko dar­stellt, einen hohen Preis koste­te, die Bereit­schaft, sei­nen katho­li­schen Glau­ben und sei­ne katho­li­sche Iden­ti­tät als Pri­vat­sa­che zu betrach­ten, die nichts mit dem Poli­ti­ker und Staats­mann zu tun haben dürfe.

Bleibt die Fra­ge, wie es zu die­ser gei­sti­gen Schwä­che kom­men konn­te, die nicht nur vor­über­ge­hen­des Phä­no­men war, son­dern mit zeit­li­cher Ver­schie­bung, aber in ver­gleich­ba­rem Aus­maß in allen west­li­chen Staa­ten. Und war­um die bei­den ande­ren poli­ti­schen Strö­mun­gen, der Libe­ra­lis­mus und der Sozia­lis­mus, davon nicht betrof­fen sind. Ganz im Gegen­teil: Nach dem Zusam­men­bruch des kom­mu­ni­sti­schen Ost­blocks, fan­den Libe­ra­lis­mus und Sozia­lis­mus zu einer neu­en Alli­anz zusam­men, die seit­her in der Euro­päi­schen Uni­on ton­an­ge­bend ist.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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4 Kommentare

  1. Auch Spa­ni­en eine „moder­ne Demokratie“.
    Über Letz­te­re schrieb Hw Robert Mäder
    im Jah­re 1927 in „Gedan­ken eines Reak­tio­närs“ Folgendes:
    -
    [.…]
    „Die moder­ne Demo­kra­tie führt zum prak­ti­schen Atheismus. 
    Wenn die Gewalt und das Recht im Volk ruht, 
    so folgt, daß Gott in den öffent­li­chen Ange­le­gen­hei­ten der Natio­nen nichts zu sagen hat. 
    Die Reli­gi­on hat kei­ne Rech­te auf die Regierung. 
    Die Kir­che ist vogelfrei. 
    Die Gebo­te Got­tes gel­ten höch­stens für die Sakristei 
    und das Käm­mer­lein der pri­va­ten Frömmigkeit. 
    Man geht viel­leicht nicht soweit, das Dasein Got­tes zu leugnen, 
    aber Gott im Him­mel ist recht- und machtlos. 
    Er ist Gott ohne Thron und Krone. 
    Er ist eine lächer­li­che Figur, 
    mit der man machen kann, was man will. 
    Wir haben in der Poli­tik den prak­ti­schen Atheismus. 
    Gott ist nichts, 
    die Mas­se ist all­mäch­ti­ger, all­ge­gen­wär­ti­ger, all­wis­sen­der Gott!“
    -

    • defen­dor @ Man muss Ihnen wirk­lich zustim­men ! Die Auf­zäh­lun­gen von Hw.Robert
      Mäder, zei­gen uns eine Wirk­lich­keit, die von vie­len noch nicht wahr­ge­nom­men wird.
      Der erste Satz : “ Die moder­ne Demo­kra­tie führt zum prak­ti­sche Athe­is­mus “ sagt es
      deut­lich, das ist der Weg der EU und der Demo­kra­tien welt­weit. Oder anders ausge-
      drückt, zur Ein­heits-Welt­re­gie­rung, einer all­um­fas­sen­den Diktatur.

    • Herz­li­chen Dank, daß Sie uner­müd­lich bemüht sind die Gedan­ken und Aus­füh­run­gen von Hw. Pfar­rer Mäder zu ver­brei­ten. Hw. Pfar­rer Mader war ein Prophet.

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