Synode: Franziskus schweigt, doch Pater Spadaro sagt, wie Papst entscheiden wird


Papst Franziskus mit Pater Spadaro SJ
Papst Fran­zis­kus mit Pater Spa­da­ro SJ

(Rom) Papst Fran­zis­kus hät­te die Fra­ge der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen längst durch ein kla­res Wort zur Unauf­lös­lich­keit des Ehe­sa­kra­ments ent­schär­fen kön­nen. Hat er aber nicht. Viel­mehr wur­de von ihm die Fra­ge erst auf­ge­wor­fen und das schon kurz nach sei­ner Inthro­ni­sa­ti­on. Der Papst spricht nicht selbst. Im Febru­ar 2014 beauf­trag­te er Kar­di­nal Wal­ter Kas­per beim Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um zu spre­chen. Seit­her spricht man von Kas­pe­ria­nern, um jene Fron­de in der Kir­che zu benen­nen, die das Ehe­sa­kra­ment aus­höh­len will. Mit zahl­rei­chen Gesten signa­li­sier­te Fran­zis­kus jedoch, ein „Kas­pe­ria­ner“ zu sein.
Auch nach der Bischofs­syn­ode hat er nicht gespro­chen. Er zeig­te sei­nen Unmut über den aus Kas­pe­ria­ni­scher Sicht miß­lun­ge­nen Aus­gang, nimmt man die ursprüng­lich genann­ten Zie­le zum Maß­stab. Er müs­se noch dar­über nach­den­ken, sag­te Fran­zis­kus bei der Gene­ral­au­di­enz am ver­gan­ge­nen Mittwoch
Dafür hat ein ande­rer Papst-Ver­trau­ter gespro­chen, und das sicher nicht ohne päpst­li­che Erlaub­nis. Gespro­chen hat Pater Anto­nio Spa­da­ro, der Chef­re­dak­teur der römi­schen Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà  Cat­to­li­ca, die vor­ab für jeden Arti­kel eine Druck­erlaub­nis des Staats­se­kre­ta­ri­ats braucht.

„Offene Tür für Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene“

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Pater Spa­da­ro schreibt in einem Arti­kel der Zeit­schrift, was Papst Fran­zis­kus in der Fra­ge der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen ent­schei­den wird. Eine Vor­weg­nah­me, mit der die Kir­che auf die päpst­li­che Ent­schei­dung vor­be­rei­tet und mög­li­che Reak­tio­nen gete­stet wer­den sol­len. Der Arti­kel wur­de bereits im Inter­net ver­öf­fent­licht. In der gedruck­ten Aus­ga­be ist er im Heft 3970 vom 28. Novem­ber 2015 enthalten.

Am 4. Novem­ber sag­te Papst Fran­zis­kus zu den Gläu­bi­gen am Peters­platz, das sei nicht der Moment, um die Schluß­fol­ge­run­gen der Syn­ode einer Prü­fung zu unter­zie­hen, „über die ich selbst nach­den­ken muß“. Zu die­sem Zeit­punkt hat­te Pater Spa­da­ro, einer der eng­sten Papst-Ver­trau­ten, bereits sei­nen Arti­kel „Offe­ne Tür für die Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen“ für die aktu­el­le Aus­ga­be der Civil­tà  Cat­to­li­ca geschrie­ben gehabt.

„Für Papst Fran­zis­kus ist Pater Spa­da­ro alles. Bera­ter, Inter­pret, Ver­trau­ter, Sekre­tär. Die Bücher, Arti­kel und Tweets las­sen sich nicht zäh­len, die er uner­müd­lich über den Papst schreibt. Um von den päpst­li­chen Reden, die sei­ne Hand­schrift tra­gen, erst gar nicht zu spre­chen“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

Des­halb kommt der Dar­stel­lung Spa­da­ros über den Syn­oden­aus­gang eine her­aus­ra­gen­de Bedeu­tung zu. Auch die­ser Arti­kel „ging, wie immer, erst in Druck, nach­dem die Ent­wür­fe das Gäste­haus San­ta Mar­ta pas­siert und das Pla­cet der höch­sten Auto­ri­tät erhal­ten hat­ten“, so Magister.

Was Papst Franziskus denkt

Der 20 Sei­ten lan­ge Auf­satz Spa­da­ros gilt als Weg­be­rei­ter für die Schluß­fol­ge­run­gen, die Papst Fran­zis­kus aus der Syn­ode gezo­gen hat. Spa­da­ro war selbst Syn­oda­le. Fran­zis­kus hat­te ihn per­sön­lich sowohl 2014 als auch 2015 zum Syn­oda­len ernannt.

Kar­di­nal Kas­per gab dem Schluß­be­richt sei­ne Les­art und zeig­te sich „sehr zufrie­den“. Der jun­ge Domi­ni­ka­ner­theo­lo­ge Tho­mas Miche­let zeig­te die gegen­sätz­li­che Les­art zwi­schen der Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät und der Her­me­neu­tik des Bruchs ihrer jewei­li­gen Ver­tre­ter auf. Bischof Atha­na­si­us Schnei­der leg­te mit sei­nem „Non pos­su­mus“ eine eben­so kla­re, wie schar­fe Kri­tik an Defi­zi­ten des Schluß­be­richts vor. Die­ser sei man­gel­haft, weil sich in ihm auf der Suche nach einem Kom­pro­miß mehr­deu­ti­ge For­mu­lie­run­gen finden.

Der Jesu­it Spa­da­ro legt mit sei­nem Arti­kel ein ein­deu­ti­ges Bekennt­nis zur Kas­per-Les­art vor. Daß das Wort „Kom­mu­ni­on“ oder ein Syn­onym im Schluß­be­richt nicht ein­mal erwähnt wird, küm­mert ihn herz­lich wenig. Er läßt eine vor­ge­fer­tig­te Mei­nung erken­nen, die in den Schluß­be­richt hin­ein­liest, was man drin­nen haben will. Die Civil­tà  Cat­to­li­ca hat sich seit Ankün­di­gung der Dppel-Syn­ode in den Dienst der Kas­pe­ria­ner gestellt und das bedin­gungs­los. In der römi­schen Jesui­ten­zeit­schrift fin­det sich in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren kein ein­zi­ger Arti­kel, der die lehr­amtstreue Posi­ti­on von Kar­di­nal Mül­ler oder Kar­di­nal Bur­ke wie­der­gibt. Umge­kehrt fin­det sich eine Viel­zahl von Leit­ar­ti­keln, Auf­sät­zen, Rezen­sio­nen und Inter­views zugun­sten der Posi­ti­on der Kas­pe­ria­ner. Eine Blatt­li­nie, die man als ein­sei­tig qua­li­fi­zie­ren darf.

Wiederverheiratete Geschiedene: Die Synode „hat eine Tür aufgetan“

Der ent­schei­den­de Satz in Spa­da­ros Aus­füh­run­gen lau­tet: „Für den Zugang zu den Sakra­men­ten hat die ordent­li­che Syn­ode effek­tiv die Grund­la­ge gelegt, indem sie eine Tür auf­tat, die hin­ge­gen bei der vor­her­ge­hen­den Syn­ode ver­schlos­sen blieb“.

Der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster hat fünf the­ma­ti­sche Aus­zü­ge aus dem lan­gen Spa­da­ro-Arti­kel aus­ge­wählt und die Schluß­fol­ge­run­gen. Spa­da­ro nennt ins­ge­samt acht „kri­ti­sche Kno­ten“, die er aus­brei­tet. Sie bie­ten Ein­blick über das Kir­chen­ver­ständ­nis, das die Kas­pe­ria­ner antreibt und ein weit über die Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen hin­aus­rei­chen­des Pro­gramm. Ein Pro­gramm, das von Papst Fran­zis­kus geteilt wird. Mehr noch, in ihm ist der eigent­lich Kopf der Kas­pe­ria­ner zu anzu­neh­men. Dar­über soll­te sich nie­mand Illu­sio­nen machen.

Beispiel 1: Auf dem Weg zu einer pluralen Kirche

Die Syn­oda­li­tät impli­ziert die Diver­si­tät. […] Eine gute Lösung für Neu­see­land ist kei­ne für Litau­en, ein in Deutsch­land brauch­ba­rer Ansatz ist es nicht in Gui­nea. So hat der Papst selbst, jen­seits der dog­ma­tisch vom Lehr­amt der Kir­che defi­nier­ten Fra­gen, in sei­ner Schluß­an­spra­che vor der Syn­ode fest­ge­stellt, daß es offen­kun­dig ist, daß das, was für den Bischof eines Kon­ti­nents nor­mal scheint, für den Bischof eines ande­ren Kon­ti­nents selt­sam erschei­nen kann, ja fast wie ein Skan­dal – fast! Was in einer Gesell­schaft als Ver­let­zung eines Rechts betrach­tet wird, kann die selbst­ver­ständ­li­che und unan­tast­ba­re Vor­schrift in einer ande­ren sein. Was für eini­ge Gewis­sens­frei­heit ist, ist für ande­re nur Verwirrung.

Beispiel 2: Doktrin als Steine

Ein kri­ti­scher Kno­ten ist der, der die Bedeu­tung der Dok­trin betrifft. Bereits am Ende der Syn­ode 2014 hat­te der Papst von der Ver­su­chung gespro­chen, „das Brot in Stei­ne zu ver­wan­deln und gegen die Sün­der, die Schwa­chen und die Kran­ken zu schleu­dern, es also in uner­träg­li­che Last zu ver­wan­deln“. Die Dok­trin ist Brot und nicht Stein. Am Ende der ordent­li­chen Syn­ode hat der Papst das Bild wie­der­holt und gesagt, daß es „allen bezeugt hat, daß das Evan­ge­li­um für die Kir­che das leben­di­ge Brot der ewi­gen Neu­heit bleibt, gegen jene, die es in toten Stein indok­tri­nie­ren und gegen ande­re schleu­dern wollen“.

Die Leh­re – wie in eini­gen Arbeits­grup­pen bekräf­tigt wur­de – ist die Leh­re Chri­sti, ist das Evan­ge­li­um selbst. Aus die­sem Grund hat sie nichts mit jenen „ver­schlos­se­nen Her­zen“ zu tun, „die sich oft sogar hin­ter den Leh­ren der Kir­che oder hin­ter den guten Absich­ten ver­stecken, um sich auf den Stuhl des Mose zu set­zen und – manch­mal von oben her­ab und mit Ober­fläch­lich­keit – über die schwie­ri­gen Fäl­le und die ver­letz­ten Fami­li­en zu rich­ten“, wie Fran­zis­kus gesagt hat.

Beispiel 3: Das Belagerungssyndrom

Ein zen­tra­ler Punkt der Dis­kus­si­on war das Modell der Bezie­hung zwi­schen der Kir­che und der Welt. […] Für eini­ge Väter ist die Kir­che von einer feind­se­li­gen und dämo­ni­schen Welt umge­ben, vor der man sich ver­tei­di­gen und die man durch die Pro­kla­ma­ti­on der Leh­re angrei­fen muß. Ande­re hin­ge­gen haben erklärt, daß die Auf­ga­be der Kir­che es ist, zu unter­schei­den, wie Gott in der Welt gegen­wär­tig ist und wie er sein Werk fort­set­zen wird. Ande­rer­seits kön­nen wir weder eine Welt träu­men, die es nicht mehr gibt, noch dem Masa­da-Kom­plex ver­fal­len, dem Bela­ge­rungs­kom­plex. Dar­in besteht die Gefahr eines Man­gels an Glau­ben an Gott, der in der Geschich­te handelt.

Beispiel 4: Die „Verschwörung“ der dreizehn Kardinäle

Zwei­mal hat Papst Fran­zis­kus auf­ge­for­dert, „jede kon­spi­ra­ti­ve Her­me­neu­tik zu über­win­den, die sozio­lo­gisch schwach und geist­lich nicht hilf­reich ist“. Und das, weil, wie er selbst fest­stell­te, „die Mei­nun­gen sich frei geäu­ßert haben“, aber „manch­mal mit nicht ganz wohl­wol­len­den Metho­den“. Auch die deut­sche Grup­pe äußer­te „gro­ße Betrof­fen­heit und Trau­er“ wegen der „öffent­li­chen Äuße­run­gen ein­zel­ner Syn­oden­vä­ter zu Per­so­nen, Inhalt und Ver­lauf der Syn­ode (…). Dies wider­spricht dem Geist des Zusam­men­ge­hens, dem Geist der Syn­ode und ihren ele­men­ta­ren Regeln. Die gebrauch­ten Bil­der und Ver­glei­che sind nicht nur undif­fe­ren­ziert und falsch, son­dern ver­let­zend. Wir distan­zie­ren uns ent­schie­den.“ Ihre Mit­glie­der – und mit ihnen vie­le ande­re – haben sich ein­hel­lig distan­ziert. Die Syn­ode war also weder ganz frei von einem Stil­ver­lust noch von Ver­su­chen, von außen und von innen Druck auf die Aula aus­zu­üben – vor ihrem Beginn und wäh­rend ihres Ablaufs – , eini­ge davon fan­den in den Medi­en ihren Niederschlag.

Beispiel 5: Geschlossene Tür und offene Tür

Die Tür wur­de von eini­gen als „geschlos­sen“ bezeich­net oder als end­gül­tig zu schlie­ßen, so im Fall der Eucha­ri­stie für die stan­des­amt­lich wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen; von ande­ren als „offen“ oder aus den ent­ge­gen­ge­setz­ten Grün­den und, um in all­ge­mei­nen Begrif­fen zu spre­chen, aus einer grund­le­gen­den pasto­ra­len Hal­tung zu öff­nen. […] Der Papst hat das Bild von der Tür in der Mes­se zur Syn­oden­er­öff­nung gebraucht, indem er die Kir­che ansporn­te, „ ein ‚Feld­la­za­rett‘ zu sein mit offe­nen Türen, um jeden auf­zu­neh­men, der anklopft und um Hil­fe und Unter­stüt­zung bit­tet; mehr noch: aus der eige­nen Ein­zäu­nung her­aus­zu­tre­ten und auf die ande­ren zuzu­ge­hen mit wah­rer Lie­be, um mit der ver­letz­ten Mensch­heit mit­zu­ge­hen, um sie mit ein­zu­schlie­ßen und sie zur Quel­le des Heils zu führen.“

Die Schlußfolgerungen zu den wiederverheirateten Geschiedenen

Die Real­tio syn­odi hal­te „vor allem fest, daß sie ’stär­ker auf ver­schie­den­ste Wei­se in die christ­li­che Gemein­schaft zu inte­grie­ren sind‘’“. Die „Richt­schnur“ der Para­gra­phen 84–86 des Schluß­be­richts sei eine „soli­de pasto­ra­le Beglei­tung“. Die Kir­che erwei­se sich als „Mut­ter, indem sie den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen sagt, sich bewußt zu machen, daß sie dem ‚Leib Chri­sti, der die Kir­che ist‘ ange­hö­ren, daß sie ‚Brü­der und Schwe­stern‘ sind. Es wird gesagt, daß ‚der Hei­li­ge Geist ihnen Gaben und Cha­ris­men ein­gießt für das Wohl aller‘.“ Spa­da­ro brei­tet aus, was in den drei Para­gra­phen an „Posi­ti­vem“ über die Genann­ten gesagt wird, um zur indi­vi­du­el­len Gewis­sens­ent­schei­dung vor­zu­sto­ßen. Der Prie­ster, so sage es die Syn­ode, habe die Auf­ga­be auf dem Weg der „Unter­schei­dung“ zu beglei­ten, „gemäß der Leh­re der Kir­che und den Richt­li­ni­en des Bischofs“.

Die „pasto­ra­le Unter­schei­dung“ sei der ent­schei­den­de Aspekt, der auf die Auto­ri­tät des „Hir­ten, Rich­ters und Arz­tes“ ver­wei­se, der vor allem „Die­ner der gött­li­chen Barm­her­zig­keit“ sei. Ein Weg, so Spa­da­ro, der ganz auf der Linie der jüng­sten päpst­li­chen Refor­men des Ehe­nich­tig­keits­ver­fah­rens sei, wo Fran­zis­kus den Bischö­fen wich­ti­ge Zustän­dig­keit über­tra­gen habe.

„Das Doku­ment setzt auf die­sem Weg der Unter­schei­dung der ein­zel­nen Fäl­le fort, ohne der Inte­gra­ti­on irgend­ei­ne Gren­ze zu set­zen, wie es hin­ge­gen in der Ver­gan­gen­heit schien.“

Zudem sei nicht zu leug­nen, daß unter eini­gen Umstän­den „ein Man­gel an Anre­chen­bar­keit und Ver­ant­wor­tung gege­ben“ sei. Es gebe eine all­ge­mei­ne Norm, aber die Ver­ant­wor­tung sei nicht in allen Fäl­len die­sel­be, des­halb brau­che es „Unter­schei­dung“, um nicht alle gleich zu behandeln.

Kirche wird sich bewußt, nicht mehr über abstrakte Kategorien sprechen zu können, für die eine Regel gilt

„Die Schluß­fol­ge­rung ist, daß die Kir­che sich bewußt wird, daß man nicht mehr über eine abstrak­te Kate­go­rie von Men­schen spre­chen kann und die Pra­xis der Inte­gra­ti­on nicht mehr in eine völ­lig gene­ra­li­sier­te und in jedem Fall gül­ti­ge Regel ein­sper­ren kann. Es wird nicht gesagt, wie wohin der Inte­gra­ti­ons­pro­zeß gehen kann, doch es wer­den auch nicht kla­re und unüber­wind­ba­re Gren­zen gesetzt.“

Und Spa­da­ro wei­ter: „Kar­di­nal Schön­born, von Civi­li­tà  Cat­to­li­ca vor der Syn­ode inter­viewt, hat­te gesagt: ‚Es gibt Situa­tio­nen, in denen der Prie­ster, der Beglei­ter, der die Per­so­nen inner­lich kennt, dazu kom­men kann, zu sagen: Eure Situa­ti­on ist so, daß ich laut Gewis­sen, eurem und mei­nem als Hir­ten, euren Platz im sakra­men­ta­len Leben der Kir­che sehe.‘ Und das kann der Beicht­va­ter fest­stel­len, indem er die Bedin­gun­gen betrach­tet, die von Fami­lia­ris Con­sor­tio vor 35 Jah­ren gesetzt wur­den, und einen Schritt wei­ter­geht, indem er es offe­ner und auf­merk­sa­mer kon­kre­ti­siert, als es bis­her der Fall war.“

„Geistige Kommunion wird nicht mehr erwähnt“ – „Ein neuer Schritt“

Ent­schei­dend sei, daß Fami­lia­ris Con­sor­tio fest­stell­te, daß wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne sich nicht als von der Kir­che getrennt betrach­ten soll­ten. „Ein Kon­zept, das auch Papst Fran­zis­kus mehr­mals wie­der­hol­te“. Damit stel­le sich aber die Fra­ge, wor­in denn die­ses Nicht-Getrennt­sein von der Kir­che kon­kret bestehe. „Wie ist es mög­lich, wirk­lich in der kirch­li­chen Gemein­schaft zu sein, ohne – frü­her oder spä­ter – eine voll­stän­di­ge sakra­men­ta­le Gemein­schaft? Zu behaup­ten, eine voll­stän­di­ge kirch­li­che Gemein­schaft sei mög­lich ohne die vol­le sakra­men­ta­le Gemein­schaft scheint kein Weg, der beru­hi­gen kann.
Zudem ist zu bemer­ken, daß die ‚gei­sti­ge Kom­mu­ni­on‘ als Alter­na­tiv­weg zum Sakra­ment nicht mehr genannt wird, wie es hin­ge­gen noch bis zur außer­or­dent­li­chen Syn­ode der Fall war.
Der Weg der Unter­schei­dung und des Forum inter­num setzt der Mög­lich­keit von Will­kür­ent­schei­dun­gen aus, gewiß, aber das lais­sez-fai­re war nie ein Kri­te­ri­um, um eine gute pasto­ra­le Beglei­tung zurück­zu­wei­sen. Es wird immer die Auf­ga­be des Hir­ten sein, einen Weg zu fin­den, der der Wahr­heit und dem Leben der Per­so­nen ent­spricht, die er beglei­tet, ohne viel­leicht allen erklä­ren zu kön­nen, war­um die­se zu einer Ent­schei­dung statt einer ande­ren führt. Die Kir­che ist Heils­sa­kra­ment. Es gibt vie­le Wege und vie­le Dimen­sio­nen zugun­sten des salus ani­ma­rum zu erfor­schen.
Was den Zugang zu den Sakra­men­ten betrifft, hat die ordent­li­che Syn­ode daher effek­tiv die Grund­la­ge gelegt, indem sie eine Tür geöff­net hat, die hin­ge­gen bei der vor­he­ri­gen Syn­ode ver­schlos­sen geblie­ben ist.
Mehr noch: vor einem Jahr war es nicht ein­mal mög­lich, mit qua­li­fi­zier­ter Mehr­heit die Debat­te zum The­ma zu bestä­ti­gen, die es in Wirk­lich­keit gege­ben hat­te. Daher kann man mit gutem Grund von einem neu­en Schritt sprechen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Set­ti­mo Cielo

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9 Kommentare

  1. Man soll­te beden­ke wie viel Zeit nor­ma­ler Wei­se zwi­schen einer Bischofs­syn­ode und dem päpst­li­chen Doku­ment das im Anschluß erscheint bedenken

  2. Es kommt alles ans Tages­licht ! Das Ergeb­nis der zwei Syn­oden steht schon fest, nicht vom Papst
    sel­ber, son­dern von Pater Spa­da­ro in der Jesui­ten-Zeit­schrift. Kei­ner der die Syn­oden ver­folgt hat,
    hat anneh­men kön­nen, dass die Vor­ga­be Hl.Kommunion für Geschie­de­nen, auf­ge­ge­ben worden
    sind. Dafür ist die Freu­de der Kas­pe­ria­ner und Jesui­ten, ein bered­tes Zeug­nis. Es war auch vor-
    raus zu sehen, dass wei­ter an der Leh­re gewursch­telt wird, jetzt erst recht und mit Rückende-
    ckung von Fran­zis­kus. Die deut­schen und öster­rei­chi­schen Syn­oda­len haben hier in einer gehei-
    men Zusam­men­kunft, für ihre Zwecke, gute Vor­ar­beit gelei­stet. Für die Welt­kir­che ist der Schaden
    über­groß und kann die Ein­heit, die je schon gestört ist, zum Erlie­gen bringen.

  3. Punkt 1 bedeu­ted nichts mehr und nichts weni­ger, als die Abschaf­fung der gesamt­kirch­li­chen Leh­re und damit die Auf­lö­sung der katho­li­schen Kir­che als sol­cher. Wer da taten­los zusieht, macht sich mit­schul­dig an die­ser abge­feimt-jesui­ti­schen Meuchelei.

  4. Ich bin kein Theologe,aber der Grund­feh­ler der Pro­gres­si­sten scheint mir aus dem Arti­kel her­vor­zu­he­ben: es ist der Gedan­ke, dass mög­lichst alle dazu­ge­hö­ren müs­sen, nie­mand aus­ge­schlos­sen sein darf. Die Leh­re soll dahin­ter zurück­tre­ten. Pasto­ral ist alles. Auf Dau­er führt das nur dazu, dass alle zu einem inhalt­lo­sen Nichts dazu­ge­hö­ren. In der Kon­se­quenz wer­den sich die Men­schen von die­sem Nichts natür­lich abwen­den, da es ihnen „nichts gibt“, “ nichts bringt“. Wirk­li­che Pasto­ral setzt eine kla­re Leh­re vor­aus, aber davon wol­len die Pro­gres­si­sten nun ein­mal nichts wissen.

  5. Es gibt über­haupt kei­nen Zwei­fel mehr dar­an, daß auf der Syn­ode zwar ein offe­ner Bruch ver­mie­den wur­de- und das aus sicher guten Gründen‑, aber es gibt auch kei­nen Zwei­fel mehr, daß es die­sen Bruch fak­tisch gibt. Und die­se Spal­tung war bereits ersicht­lich durch den Blitz­ein­schlag in St. Peter am Abend des 11.02.2013.
    „Papst“ Berg­o­glio hat etli­che Mit­ver­schwö­rer, zu denen ich auch die­je­ni­gen zäh­le, die so im Fahr­was­ser der Kri­tik ihr eige­nes Süpp­chen kochen.
    Nun ja, jetzt läuft das gan­ze Pro­gramm der Zer­stö­rung eben ab. Man kann sich dar­auf ein­stel­len und ent­spre­chend ver­hal­ten. Der All­mäch­ti­ge läßt sich sowie­so nichts vormachen.
    Ehe­bruch bleibt Ehe­bruch und Sün­de bleibt Sün­de ob in Deutsch­land, in Bel­gi­en, Öster­reich oder in Bue­nos Aires/​Argentinien.

    • Gegen die­se plan­vol­le Zer­stö­rung des Glau­ben und der Kir­che hilft nur die Wahr­heit zu ver­kün­den. Selbst wenn der gesam­te Kle­rus dies nicht bereit wäre mehr zu tun, wären tat­säch­lich wir Lai­en gefragt dies um so lau­ter über­all zu tun.

      Vor der Wahr­heit fürch­ten sich die­se nihi­li­sti­schen Zerstörung. 

      Der Hl. Pau­lus erin­nert uns in Röm 8 an:
      Die Gewiss­heit der Glaubenden
      31 Was ergibt sich nun, wenn wir das alles beden­ken? Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?32 Er hat sei­nen eige­nen Sohn nicht ver­schont, son­dern ihn für uns alle hin­ge­ge­ben – wie soll­te er uns mit ihm nicht alles schenken?33 Wer kann die Aus­er­wähl­ten Got­tes ankla­gen? Gott ist es, der gerecht macht.34 Wer kann sie ver­ur­tei­len? Chri­stus Jesus, der gestor­ben ist, mehr noch: der auf­er­weckt wor­den ist, sitzt zur Rech­ten Got­tes und tritt für uns ein.35 Was kann uns schei­den von der Lie­be Chri­sti? Bedräng­nis oder Not oder Ver­fol­gung, Hun­ger oder Käl­te, Gefahr oder Schwert?36 In der Schrift steht: Um dei­net­wil­len sind wir den gan­zen Tag dem Tod aus­ge­setzt; wir wer­den behan­delt wie Scha­fe, die man zum Schlach­ten bestimmt hat.37 Doch all das über­win­den wir durch den, der uns geliebt hat.38 Denn ich bin gewiß: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mäch­te, weder Gegen­wär­ti­ges noch Zukünf­ti­ges, weder Gewalten39 der Höhe oder Tie­fe noch irgend­ei­ne ande­re Krea­tur kön­nen uns schei­den von der Lie­be Got­tes, die in Chri­stus Jesus ist, unse­rem Herrn.“

  6. Der Grund­irr­tum, der sich nun auch radi­kal in der katho­li­schen Kir­che aus­wirkt, mani­fe­stiert sich in einem ver­ab­so­lu­tier­ten Eman­zi­pa­ti­ons­ver­ständ­nis, das in der Auf­klä­rung sei­nen Ursprung hat. Das mensch­li­che Sein wird nicht mehr aus gött­li­chem Wil­len her­vor­ge­hend und damit auf ihn bezo­gen ver­stan­den, son­dern als Ver­wirk­li­chung einer von allen meta­phy­si­schen Bezü­gen befrei­te Selbst­be­stim­mung des Men­schen. Die Lebens­wirk­lich­keit ist also nicht län­ger eine von Gott her gepräg­te, son­dern eine des frei sich ent­fal­ten­den Wil­lens des Men­schen. Das Maß des mora­li­schen Han­delns liegt nicht län­ger im gött­li­chen Gebot, son­dern in der frei­en Set­zung von soge­nann­ten „Wer­ten“, die ledig­lich zeit­lich aus­ge­deu­tet wer­den kön­nen. Die Befol­gung der Gebo­te Got­tes wird in die­sem Den­ken nicht mehr als Befrei­ung aus der Ver­strickung des Men­schen in sei­ne Unzu­läng­lich­kei­ten ver­stan­den, son­dern als unzeit­ge­mä­ße Ein­schrän­kung der Per­sön­lich­keit, die sich an nichts außer dem eige­nen Gewis­sen bin­den will. Das Gewis­sen wie­der­um wird auf die sub­jek­ti­ve Anschau­ung her­un­ter gebro­chen, in ihm herrscht der Rela­ti­vis­mus, der nichts ande­res her­vor­bringt als die Auf­lö­sung aller Ver­bind­lich­keit. In der Tota­li­tät der Selbst­ver­wirk­li­chung, wie wir sie heu­te allent­hal­ben in der west­li­chen Welt sehen, wird der Mensch zur Mona­de, in die der gött­li­che Ruf nicht mehr zu drin­gen ver­mag. Der Mensch hört nicht mehr das gött­li­che Wort, er erfin­det es sich aus der sub­jek­ti­ven Suggestion. 

    Wer heu­te nüch­tern auf den Zustand der Welt blickt, auf das, was die Eman­zi­pa­ti­on des Men­schen bewirkt hat, der kann nur das Schei­tern der Auf­klä­rung und ihrer Ideo­lo­gie kon­sta­tie­ren. Die Selbst­er­mäch­ti­gung hat zur Ver­ab­so­lu­tie­rung einer Irra­tio­na­li­tät geführt, die sich als Fort­schritt aus­gibt. Das blo­ße Fort­schrei­ten stellt aber noch kei­ne Qua­li­tät da und wir sehen heu­te mit erdrücken­der Klar­heit, dass die Mensch­heit nicht ins Licht, son­dern immer bedenk­li­cher dem Abgrund ent­ge­gen­geht. Es haben sich längst alle zwi­schen­mensch­li­che Bezü­ge in Abstrak­tio­nen eines System­den­kens auf­ge­löst, die den Men­schen zur Mario­net­te wer­den lassen.

    Berg­o­lio fühlt sich, wie die Kar­di­nä­le Kas­per, Marx, Leh­mann und Dan­neels, um nur die­se zu nen­nen, der auf die Auf­klä­rungs­ideo­lo­gie bezo­ge­nen Moder­ne ver­bun­den. Die Moder­ne müs­se in die Leh­re der Kir­che Ein­gang fin­den, so jüngst Kar­di­nal Marx. Was die­se „Neue­rer“ jedoch ver­ken­nen, ist, dass die Auf­klä­rung in ihren letz­ten Kon­se­quen­zen, die not­wen­dig zu zie­hen sind, wenn es noch um Wahr­heit gehen soll, nihi­li­stisch ist und ein Glau­be an Gott und sei­ne Gebo­te kein Platz mehr ist. Dass man heu­te in der katho­li­schen Kir­che so locker das Wort Jesu Chri­sti bei­sei­te schiebt, ent­springt eben dem Geist der auf­klä­re­ri­schen Eman­zi­pa­ti­on, der nur auf­löst und nichts schafft. Die Barm­her­zig­keit Kas­pers ist leer, sie ist im stren­gen Sin­ne nega­tiv, weil aus ihr nichts Posi­ti­ves her­vor­geht. Anders gesagt, der Glau­be befin­det sich in die­sen pro­gres­si­ven Strö­mun­gen in der Auf­lö­sung, er verdunstet.

  7. Sehr geehr­ter @Suarez: vie­len Dank für ihre rich­ti­gen und wah­ren Wor­te. Ich habe mir die­se in aller Ruhe durchgelesen.

    Nun, wir leben in die­ser Welt so wie sie jetzt ist oder auch ledig­lich erscheint. Wir haben bei uns die­se Kir­che und kei­ne ande­re. Ja, man kann zur Pius­bru­der­schaft gehen, aber da stel­len sich eben­falls Fra­gen. Die hl. Mes­se ist ja rich­tig und gut, aber die Men­schen sind ja nicht oder kaum anders als die ande­ren. Die Pius­bru­der­schaft ver­sucht auf ihre Wei­se, den Pro­ble­men Herr zu wer­den. Kann das aber ein Bei­spiel für alle sein?
    Könn­te man sagen: wir legen alles bei­sei­te wie etli­che Sek­ten (ich mei­ne nicht die Pius­bru­der­schaft) und blei­ben soz. unter uns? Wir gehen zu kei­nem Arzt der ande­ren und spen­den auch kein Blut für andere.

    Wir haben eine Kir­che und eine lan­ge Tra­di­ti­on des Glau­bens in unse­ren Brei­ten. Man kann also nicht von vorn anfan­gen-. Oder aber man muß die „Pha­ri­sä­er­kir­che“ las­sen wie die ersten Chri­sten ihr Juden­tum gelas­sen hat­ten und grün­det dem­ge­mäß das Rich­ti­ge und auch Neue. Dazu bräuch­te es aber eine wirk­li­che Auto­ri­tät, die doch nur Chri­stus selbst oder der Hl. Geist sein kann.
    In jedem Fal­le bräuch­te es doch neue Chri­sten mit einem neu­en guten Geist und qua­si eine Neu­grün­dung der Kir­che. Und die neu­en Chri­sten müss­ten weg von den Fleisch­töp­fen Ägyp­tens (die heu­ti­ge Kir­che), weg von „Jeru­sa­lem“ und sei­nem Tem­pel. Das ist ja am Untergehen.

    Es wird jeden­falls eine neue Kir­che geben und ich mei­ne, man muß sich dafür inner­lich bereit hal­ten- im Hal­ten der Gebo­te und im Gebet. Daß wenn der Trom­pe­ten­schall soz. erklingt, man bereit ist wie die 5 klu­gen Jungfrauen.

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