(Rom) Meine fromme Großmutter war anfangs schwer beeindruckt, ja begeistert, als sie das erste Mal eine Konzelebration mehrerer Priester erlebte. Sie zählte die (Kon)Zelebranten und stellte im Anschluß freudig fest, „elf Messen“ beigewohnt zu haben. Das erschien ihrer gläubigen Seele phänomenal. Als ihr jemand, dem entgegen, die Konzelebration als eine einzige Messe erklärte, schüttelte sie darüber unverständig den Kopf. Die elf Messen hätte sie verstanden, die Konzelebration mehrerer Priester an einem Meßopfer blieb ihr fremd und unverständlich. Oder hatte sie da doch etwas mißverstanden?
Nun kommen zu bestimmten Anlässen, etwa bei Papstmessen, Dutzende, manchmal Hunderte oder gar Tausende Priester zusammen. Nach dem neuen Ritus können, ja sollen alle konzelebrieren, erkennbar an den liturgischen Gewändern. Damit aber wären sie Zelebranten und hätten sich während der heiligen Liturgie auch entsprechend zu verhalten. Doch selbst Priester scheinen gelegentlich fließend zwischen sakramentaler und zeremonieller Konzelebration zu pendeln. Wohnen sie als Zelebranten oder wie das gläubige Volk an einer Messe bei?
Die Veröffentlichung der nebenstehenden Bilder, ich habe zwei ausgesucht, auf dem Bildschirm hätte ich viele mehr, wollen keine unzulässige Verallgemeinerung sein. Ein Denkanstoß sollten sie allemal sein.
Text: Andreas Becker
Bild: MiL/SMM/SkyNews (Screenshots)
Ich habe mir darüber auch Gedanken gemacht.
Da die Konzelebration durch Bungini eingeführt wurde, so kann sie nichts Gutes sein und sie wurde im römischen Ritus, soweit ich weiß, niemals praktiziert.
Es ging wohl darum die Anzahl der Messen zu reduzieren, denn Priester wurden und werden ausdrücklich aufgefordert nicht alleine zu zelebrieren, im Sinne einer missa privata, sondern, falls sie zelebrieren wollen, einer Konzelebration beizuwohnen.
Aber da scheint auch theologisch etwas quer zu liegen. Denn der Priester handelt ja in persona Christi. Mann könnte sagen, je mehr Priester desto mehr Christus(se) am Altar.
Es scheint aber, dass die konzelebrierten Messen als solche weniger Gnadenreich wirken und dass sich die Anwesenheit Christi, hier ist nicht das Sakrament gemeint, welches stattfindet, irgendwie reduziert. Die Heiligkeit wird sicherlich nicht gesteigert.
Dies sind nur Ahnungen. Vielleicht weiß jemand mehr dazu zu sagen. Ich würde mich freuen.
Da sich alle liturgischen Änderungen desakralisierend ausgewirkt haben, so ist es bei dieser ebenso der Fall.
Es gab auch vor der Reform im römischen Ritus die Konzelebration, nämlich bei der Priesterweihe. Die Neugeweihten haben mit dem weihenden Bischof immer schon – auch im tridentinischen Ritus – konzelebriert. Das ist also nichts Neues.
Die Konzelebration ist dann angebracht, wenn sie ein Zeichen für die Einheit des Presbyteriums ist. Also bei der Messe eines Bischofs mit seinen Priestern und bei der Eucharistiefeier für ein Dekanat oder bei der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag.
Ansonsten ist aber durchaus angebracht, dass bei einer Messe anwesende Priester wie normale Gläubige mitfeiern, wenn ihnen keine besondere Funktion bei der Feier zukommt. Wie heißt es so schön: das Wichtigste im Leben eines Priesters ist nicht die Priesterweihe, sondern die Taufe!
Dennoch waren solche Massenkonzelebrationen nicht üblich und auch beim Vaticanum II haben die Bischöfe einzeln täglich zelebriert.
Das „Zeichen der Einheit“ wird inzwischen wie eine ausgeleierte Unterhose angewandt.
Das hat etwas Blasphemisches…
…anders als bei einer ja nicht so häufigen Priesterweihe…
@ Galilei
Selbstverständlich ist mir die Tatsache, dass es vor dem Konzil die Konzelebration bei der Priesterweihe gab bekannt, wie jedem Kind wohl auch. Ebenso weiß ich, dass es in der Ostkirche Konzelebrationen gibt, worauf sich das V2 auch beruft.
Ich habe auf tiefer gehende theologische Argumente gehofft, die leider ausgeblieben sind. Schade! Niemand von den Mitpostern scheint über die soziologische oder psychologische Ebene hinauszugehen. Tja.
@ Tradition und Glauben
Tatsächlich muss aber vor jeder weiteren Überlegung geklärt sein, ob die Konzelebration tatsächlich nach der Tradition nicht erlaubt ist.
Es ist also notwendig, erst einmal diese Frage zu beantworten – schauen Sie noch mal ganz runter. Ich habe (nach einer Verwechslung der Art. gestern, diesmal den richtigen Artikel aus der Summa referiert zu dem Thema.
Vor lauter „Ite ad Thomam“ hat man aber leider vergessen, dass Thomas nicht das Lehramt war oder ist. Zumal er in diesem Punkt keine endgültige Meinung ausspricht (!).
Es ist dagegen ein Faktum, dass man in der Westkirche Konzelebration von schon vor dieser Zelebration geweihten Priestern immer abgelehnt hatte.
Ihr geistliches Argument, das durch Konzelebration die Anzahl der Hl. Messopfer veringert wird und so auch der Gnadenschatz, der erwirkt wird, sich verringert, ist ja ein gängiges Argument und nicht von der Hand zu weisen.
Für mich ist aber die Frage ohnehin offen, ob NOM-Messen überhaupt noch gültig sind – sie wollen kein Messopfer mehr sein und stattdessen das ominöse Pascha-Mysterium feiern, dazu Gemeinschaft, gemeinsames Brotbrechen und was weiß ich noch alles. Da ist sowieso zweifelhaft, ob hier noch ein Gnadenschatz erwirkt wird.
Aus der Sicht des Zerstörers Paul VI. aber vielleicht eine doppelte Sicherung: Falls die NOM-Messen doch noch ein bisschen gültig sein sollten, dann verringern wir ihre Wirkung durch Missbrauch der an sich legitimen Konzelebration.
Sie haben das schön zusammengefasst.
Es genügt aber auch die Betrachtung der hier eingestellten Bilder um diese Neuerung und Innovation, welche es in der lateinischen Kirche niemals vorher gab abzulehnen.
Was kann das bewirken, wenn zahlreiche Bischöfe und Priester am Altar stehen und mitzelebrie-
ren. Nun, es kann Gemeinschaft, Einheit und Freude vermitteln. Es kann auch ein schönes opti-
sches Bild und Würde vermitteln. Auf jeden Fall besser, als wenn ein Priester in der Kirchenbank
Platz nimmt und in den Reihen der Laien zur Hl.Kommunion geht. Die Massen-Konzelebration wur-
de in der heutigen Form nach dem II.Vatikanum eingeführt. Das wird von vielen Bischöfen und
Priestern genutzt und so umgeben sie sich mit Laien am Opferalter und wollen so Einheit mit dem
Gottesvolk demonstrieren. Oft übernehmen dann Laien die Aufgaben des Priesters durch Austei-
lung der Hl.Kommunion, während der Priester auf dem Priestersitz Platz nimmt. Selbst das Puri- fizieren der Hl.Gefäße erfolgt durch die Laien und der Priester bleibt sitzen. So kommt eines zum
anderen beim Kirchenvolk, die einen ärgern sich, andere finden das in Ordnung. Massen- Kon-
zelebration sollte die Ausnahme bleiben. Wichtiger wäre, dass zelebrierende Priester mehr Wür-
de, Sakralität und Andacht vermittel würden. Nur so kann der Glaube vermittelt werden.
Der heiligmäßige Bischof Rudolf Graber von Regensburg sagte damals: „Wenn elf Ingenieure gemeinsam auf einen Knopf drücken, um ein Kraftwerk in Gang zu setzen, dann setzen sie ein Kraftwerk in Gang. Wenn aber elf Ingenieure jeder für sich auf einen Knopf drücken, dann setzen sie elf Kraftwerke in Gang.“ Die Konzelebration war der Beginn der Zerstörung der priesterlichen Meßfrömmigkeit. Außerdem setzte man damit an die Stelle des in persona Christi handelnden Opferpriesters das anonym handelnde Kollektiv einer Mahlgemeinschaft. Aus der Erlaubnis wurde ein Zwang, heute kann ein Priester auf Reisen in der Regel nur noch mit seinem Meßkoffer am Zimmer zelebrieren, weil das in den zu konziliaren Gebetshäusern mutierten ehemaligen katholischen Kirchen in aller Regel nicht mehr möglich ist.
Der hier schreibt, ist ein entschiedener Gegner der – weithin verwahrlosten – „Bugnini- Konzelebrationen“.
Wer an solchem Unfug einmal hat teilnehmen müssen, weiß wie viel banales Geschwätz unter den Konzelebranten oft abgeht.
Es erstaunt jedoch , mit welcher Leichtigkeit die Diskussionsbeiträger ihre Meinung kundtun.
Die Sachkenntnis bleibt auf der Strecke.
Man stelle sich vor, man lasse Leute – mehr oder weniger nach ihrem Geschmack oder ihrer Befindlichkeit – darüber diskutieren, wie der Bau eines Verkehrsflugzeuges zu planen sei oder wie ein Chirurg bei einer Nierenoperation vorzugehen habe – nota bene, die Vergleiche gehen davon aus, das es auch in der Theologie um Leben und Tod geht.
Allein die Unbekümmertheit, mit der – in den meisten Fällen – dreist ohne viel Sachkenntnis argumentiert wird, ist eine schon Folge des unglückseligen 2. Vat. Konzils.
Um Klarheit zu schaffen müsste man fast jeden Satz der beiden Beiträge kommentieren.
Nur so viel:
1. Es gab die Konzelebration immer schon bei Priester- und Bischofsweihe – vielleicht kann sich noch auf YouTube die Bischofsweihen von Écône im Jahr 1988 ansehen. Vgl. auch Sum. Teol. 3 q. 82 a. 2.
2. Eine zeremonielle Konzelebration hat man in Rom noch im Jahr 1967 in Form der „Cappella Cardinalizia“ (analog zu „Cappella Papale“) sehen können.
…und was qualifiziert dann Sie hier – anders als alle anderen – sachkundig diskutieren zu dürfen?
Doch nicht etwa der Piusbonus, der von der Einbildung lebt, die wahre Tradition besser zu kennen als alle anderen?
Die genannte Summa-Stelle („theologica“ übrigens mit th!) besagt über das Konzelebrationsproblem nicht direkt etwas – auch nicht indirekt. Es legt nur dar, ob der Zelebrant auch der Spender des Sakramentes sein muss und legt verschiedene Meinungen der Väter dazu dar. Die Vorstellung, dass alle Priester, durch einen vertreten, wie ein Mann, zelebrieren, liegt ganz außerhalb dieses Artikels.
Ich muss mich korrigieren – ich hatte aus Versehen Articulus 3 statt 2 gelesen. Ich bitte um Entschuldigung.
Es stimmt also, was Sie schreiben – in Articulus 2 wird debattiert, ob eine Wandlung der Hostie durch mehrere möglich sei.
Thomas stellt das Für und Wider gegeneinander, kommt aber – und das wird wohl auch der Grund der Uneinigkeit sein – zu keinem klaren Ergebnis.
Die Ablehnung der Konzelebration wird lt. Thomas aufgrund dreier Argumente von manchen vorgezogen:
1. Es würde auch immer nur einer taufen und nicht mehrere.
2. Die Überflüssigkeit von mehreren zur Wandlung der Hostien in einem Moment
3. Die Deutung von Aug., die Eucharistie sei „Sakrament der Einheit“
Thomas legt die Erwiderungen auf die referierten Argumente dar:
ad 1. ) ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen: Jesus hat tatsächlich nicht gleichzeitig mit den Aposteln getauft, als er den Taufbefehl gab. Er vollzog aber die Eucharistie gemeinsam und gleichzeitig mit den Aposteln.
ad 2.) Konzelebrationwiederholt nicht die Wandlung einer und derselben Hostie durch alle Konzelebranten, sondern richtet deren Sinn auf die Wandlung, die einer vollzieht. Bei der Priesterweihe ist die Konzelebration notwendig, weil der angehende Priester während dieser Messfeier ja erst auf die Stufe derer erhoben wird, die zelebrieren dürfen.
ad. 3) Das Sakrament der Einheit ist es insofern, als alle eins sind! Es ist daher gleich, ob einer oder mehrere am Altar stehen, solange man sich an den Ritus hält.
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Bei Thomas finden wir also sogar eher ein „Pro“ zu der Frage.
Ich habe selber noch mehrmals seinerzeit einer cappella cardinalizia beigewohnt, auch Bischfskonsekrationen nach altem Formular aber diese haben wirklich nichts mit der gängigen konziliaren Massenkonzelebrationen gemein.
@ zeitschnur
Vielen Dank für Ihre Ausführungen.
@ alle
Mir ist der Gedanke gekommen, dass der Zwang zur Konzelebration die individuelle Christus-Beziehung des Priesters lädieren und somit seine individuelle priesterlichen Identität zugunsten einer kollektiven Identität innerhalb eins Priesterkollektivs verändern sollte.
1. Man sollte ja nicht alleine zelebrieren, sondern sich einer Konzelebration einschließen.
2. Bei der Konzelebration ist man, außer der „Mitwandlung“ meistens nur Zuschauer.
3. Man wird träger und liturgisch passiver, weil man nur herumsitzt.
4. Würde der Priester allein, z.B. auf seinem Zimmer zelebrieren und alle Lesungen lesen, so würde er zweifelsohne alles viel intensiever erleben und sich dadurch heiligen.
5. Bei einer Konzelebration, sogar in einer kleineren Menge und in keiner Masse, steht man „zum Publikum hin“ und „zieht eine Show ab“, was sich auf andere Bereiche überträgt, siehe die tanzenden Bischöfe in Rio. Natürlich die „Show“ alleine vom wirkungsvollen Ästhetischen betrachtet beim Vetus Ordo viel größer, aber sie findet versus Deum statt, sodass die Mitwirkenden die „Publikumsreaktionen“ nicht mitbekommen.
Die o.a. Punkte sind auch soziologisch und noch keine Theologie, aber ich bin mir sicher, dass die Konzelebration noch weiter die Identiät vieler Priester untergraben kann. Denn sie können sagen: „Schaut wir sind da, wir sind wer, aber nur im Kollektiv“. Das berühumte Miteinander. Und daraus ergibt sich die Solidarität im Bösen, mitgegangen, mitgehangen, welche besonders bei Skandalen sichtbar wird.
Bei der heute gängigen Konzelebration habe ich noch eine andere Assoziation:
Es ist im Prinzip ein „charismatischer“ Akt im modernen Sinn. Wie auch hier schon bemerkt, ist die Grenze zwischen der Rolle eines geweihten Zelebranten und der eines aktiven Laien nicht mehr zu unterschieden.
Dafür hampelt man im Kollektiv um den Altar – nicht Fisch, nicht Fleisch. Mir hat mal ein Priester berichtet, in einer Fortbildung hätten sie zu 70 konzelebriert (!).
Diesen Akt kann man nur noch charismatisch verstehen!
Der Charismatismus lebt von einer kollektiven Zwangshandlung, die niemandem mehr ein Ausscheren erlaubt. Nur noch als „Volkskörper“ steht man vor Gott. Der Charismatismus ist daher unglaublich faschistoid angelegt… und keiner merkt das!
Es hat orgiastische Züge…
Wie anders dagegen diese Stille, die herrschte, als bei Synoden oder Konzilien jeder Geweihte seine eigene Messe täglich zelebrierte – an irgend einem Seitenaltar in St. Peter oder wo auch immer. Ja, welche Stille war das, ein Raum der Stille, in dem Jesus wirklich Raum nehmen konnte.
Diese Stille Gottes…
Damit ist es vorbei, sowieso, und die Konzelebration ist nur noch ein Trigger, um alles zu charismatisieren. Paul VI. war ja ein erklärter Charismatiker, ebenso JP II, auch Ratzinger äußerte sich bis zuletzt sehr positiv über sie und hre Rolle in der Kirche. Den Vogel schießt nun F. ab – der lässt sich von Charismatikern sogar segnen.