(Rom) Gegen Johannes Paul II. und Benedikt XVI. fuhr eine liberale Welt- und progressive Kirchenpresse schwere Geschütze auf. Die kreierten Vorwürfe wurden zu Schimpfwörtern stilisiert: „zurück vor das Konzil“, „konservativ“, „erzkonservativ“, „reaktionär“, „von gestern“, „frauenfeindlich“, „Wojtyla go home“, „Panzerkardinal“, „deutscher Schäferhund“, „unmenschlich“. Doch unter diesen Päpsten gab es keine Säuberungswelle, wie es sie unter dem amtierenden Papst, dem erklärten „Liebling“ derselben Kreise gibt, die dazu schweigen.
Am vergangenen 7. Oktober, dem dritten Tag der Synodenarbeiten, wurde dem Priester Nicholas Gregoris die Akkreditierung beim Presseamt des Heiligen Stuhls entzogen. Gregoris berichtet seit 15 Jahren aus Rom, derzeit als Vatikan-Korrespondent für Catholic World Report, die irische Catholic Voice und die von ihm geleitete The Catholic Response. In der Vergangenheit schrieb er auch für die englische Ausgabe des Osservatore Romano, die offiziöse Tageszeitung des Papstes.
Nach kritischem Kommentar zur Synode vor die Tür gesetzt
Der US-amerikanische Priester und mehrfache Buchautor ist Berater der Lebensrechtsorganisation Priests for Life (Priester für das Leben) und des Liturgie-Komitees der Amerikanischen Bischofskonferenz. Er übersetzte das Buch „Dominus est“ von Bischof Athanasius Schneider über das Altarsakrament ins Englische. Father Gregoris gehört der Priestervereinigung des seligen John Henry Kardinal Newman an, die sich an den Oratorianern des heiligen Philipp Neri orientiert.
Doch das alles nützte ihm nichts. Ohne irgendeine Erklärung wurde ihm am vergangenen Mittwoch vor seinen Journalistenkollegen mitgeteilt, daß er im Presseamt des Vatikans nicht mehr erwünscht ist. Seine Akkreditierung sei mit sofortiger Wirkung hinfällig. Der überraschte Priester mußte unter den Blicken erstaunter und betroffener Kollegen gehen. Einige von ihnen folgten und dankten ihm für die Zusammenarbeit.
Der Entzug der Akkreditierung erfolgte nach Father Gregoris Kommentaren zu den Erklärungen des kanadischen Erzbischofs Paul-André Durocher. Dieser hatte am Tag zuvor auf der offiziellen Pressekonferenz zur Bischofsynode das Frauendiakonat und die Laienpredigt gefordert und gleichzeitig die Rede von Kardinal Erdö zur Verteidigung der katholischen Ehe- und Morallehre heruntergespielt. Durocher ließ keinen Zweifel, daß für ihn die Frage der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene offen ist und Gegenstand der Diskussion in den Circuli minores sein sollte: „Wenn du die Doktrin willst, lies den Denzinger“
Gregoris äußerte dazu in einem Artikel für den Catholic World Report zunächst die Sorge, daß die von Papst Franziskus in diesem Zusammenhang vor der Synodenversammlung gesprochenen Worte die bedeutende Rede von Kardinal Erdö schwächen könnten. Die Aussagen von Erzbischof Durocher hätten ihn, Gregoris, geradezu „verstört“. Wörtlich schrieb Gregoris: „Es ist sehr gefährlich zu sagen, die Kirche könne ihre Lehre zu Scheidung und Kommunion ändern“. In diesem Zusammenhang erinnerte der amerikanische Priester an den Konziliarismus und daran, daß die Überzeugung, ein Konzil könne die überlieferte Lehre ändern, „eine Häresie“ sei.
„Vatikan sollte nicht wie Gestapo handeln“
Das Presseamt des Heiligen Stuhls wollte auch auf Nachfrage von LifeSiteNews keine Stellungnahme zur Säuberungsaktion abgeben.
Gregoris meinte, daß „mit Leidenschaft sprechen“ kein Verbrechen sei. „Ich denke, daß es ein schlechtes Zeichen ist, wenn man nicht mehr auf die Meinungsfreiheit zählen kann. Ich glaube nicht, daß der Vatikan wie die Gestapo handeln sollte. Sie haben viel Staub um nichts aufgewirbelt und die Situation nur verschlimmert.“
Harte Worte zu einer harten Maßnahme. Vor Gregoris war bereits einer der bekanntesten und renommiertesten, aber „nicht politisch korrekten“ Vatikanisten derselben Säuberung zum Opfer gefallen. Sandro Magister war im Zusammenhang mit der Öko-Enzyklika von Papst Franziskus die Akkreditierung aberkannt worden.
Laut LifeSiteNews sei noch einem weiteren katholischen Journalisten und Vatikanisten einer glaubenstreuen Zeitschrift der USA die Akkreditierung entzogen worden, der Name wurde aber nicht genannt.
„Es scheint wirklich, daß die beim Vatikan akkreditierten Journalisten einer ungewöhnlichen Vorgangsweise gegen kritische Stimmen gegenüberstehen, die um so seltsamer erscheint, da sie gerade unter einem Pontifikat erfolgt, das die ‚Barmherzigkeit‘ als Chiffre zu einem Wesensmerkmal machen zu wollen scheint“, so Corrispondenza Romana.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Una Fides