Trotz Berufungskrise: Negativauslese „zu frommer“ Seminaristen


Seminaristen in Vietnam
Semi­na­ri­sten in Vietnam

(Rom) Die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne ita­lie­ni­sche Inter­net­sei­te Mes­sa in Lati­no berich­tet über „Ver­fol­gung und Belä­sti­gung“ von Semi­na­ri­sten „durch die (übli­chen) Regen­ten à  la mode“. Die Namen von Semi­na­ri­sten, Prie­ster­se­mi­na­ren und Regen­ten sind bekannt.

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Das am Bei­spiel Nord­ita­li­ens beschrie­be­ne Phä­no­men betrifft nach eige­nen Infor­ma­tio­nen eben­so den deut­schen Sprach­raum. Daß die Beru­fungs­kri­se zum Teil haus­ge­macht sind, wur­de bereits an ande­rer Stel­le berichtet.

Trotz Prie­ster­man­gels fin­det an man­chen diö­ze­sa­nen Prie­ster­se­mi­na­ren ein regel­rech­ter Kampf gegen „zu glau­bens­treue“ und „zu from­me“ Bewer­ber und Semi­na­ri­sten statt. Eine Nega­tiv­aus­le­se, die an man­chen Semi­na­ren bereits seit Jahr­zehn­ten andau­ert. Die Fol­gen sind Beru­fungs­ver­lust, Abwan­de­rung in die Orden, Flucht ins Aus­land oder auch Unter­wer­fung unter eine Art von Umer­zie­hung. Wer durch­hält, braucht ein dickes Fell.

Der Bericht von Mes­sa in Lati­no:

Seminaristen: Von Verfolgungen und Schikanen durch Regenten à  la mode

Unse­re Auf­merk­sam­keit gilt heu­te eini­gen wirk­lich muti­gen Semi­na­ri­sten im tief­sten ita­lie­ni­schen Nor­dens, die als höch­stes Ide­al das katho­li­sche Prie­ster­tum anstre­ben und des­halb nicht davor zurück­schrecken, den Weg des Opfers und der per­sön­li­chen Ver­leug­nung zu gehen, um das Feu­er ihrer Beru­fung zu bewahren.

Seit meh­re­ren Jah­ren ist ein Phä­no­men fest­stell­bar, das sich para­do­xer­wei­se wäh­rend des Pon­ti­fi­kats von Bene­dikt XVI. ver­stärkt hat: „nega­ti­ve Anmer­kun­gen“ zu Prie­ster­amts­kan­di­da­ten, die zunächst im Semi­nar iso­liert und dann ent­las­sen wur­den, spre­chen von „über­mä­ßi­gem Gebet“.

Sie haben rich­tig gele­sen. Wirft man einen Blick auf die uns vor­lie­gen­den „Dos­siers“ gesäu­ber­ter Semi­na­ri­sten, sprich, die aus Semi­na­ren hin­aus­ge­flo­gen sind, dann fin­det man nur eine Ankla­ge: daß sie zu viel beten wollen.

Jüng­stes ekla­tan­tes Bei­spiel ist der Fall von zwei jun­gen Semi­na­ri­sten, die Best­no­ten vor­wei­sen konn­ten (offen­bar eine Tod­sün­de gegen die Demut) und – noch schlim­mer – hart­näckig auch im Semi­nar, trotz ande­rer dort herr­schen­der Gepflo­gen­hei­ten, am per­sön­li­chen Gebet fest­hiel­ten, beson­ders dem Rosen­kranz. Dafür wur­den sie Schi­ka­nen unter­wor­fen mit dem offen­ba­ren Ziel, ihre Beru­fung zu zer­stö­ren. Im welt­li­chen Jar­gon wür­de man von Weg­mob­ben sprechen.

Gegen die nega­ti­ve Amts­aus­übung durch den jun­gen Semi­nar­re­gens empör­ten sich eini­ge Pfar­rer, so daß die bei­den Semi­na­ri­sten schließ­lich doch ihr Prak­ti­kums­jahr in Pfar­rei­en absol­vie­ren konn­ten. Ein Glücks­fall, der eher die Aus­nah­me ist.

Belächelt, verlacht, gedemütigt – Schimpfworte „Traditionalist“ und „Sedisvakantist“

Seminaristen - andere ZeitenBeru­fung, die sich auf Mut reimt, cha­rak­te­ri­siert einen gar nicht so klei­nen Kreis von Semi­na­ri­sten, die irgend­wann den Weg nach Süden ein­schla­gen, um nicht stän­dig belä­chelt oder gar ver­lacht und gede­mü­tigt zu wer­den, ein­schließ­lich des faden­schei­ni­gen Vor­wurfs „tra­di­tio­na­li­stisch“ zu sein, weil sie die Sakra­li­tät des sakra­men­ta­len Prie­ster­tums und das Gebet ernst nehmen.

Ein jun­ger Semi­na­rist wur­de gar als „Sedis­va­kan­tist“ beschimpft, weil er nicht an einem „Fest für Papst Fran­zis­kus“ mit bun­ten Luft­bal­lons und Lamet­ta teil­neh­men woll­te. „Ich bete täg­lich für den Papst, doch für sol­che Eska­pa­den gebe ich mich nicht her“, begrün­de­te der Semi­na­rist sei­ne Hal­tung, fand aber kein Verständnis.

Wäh­rend die Men­schen nach dem Hei­li­gen dür­sten, wer­den ganz nor­ma­le jun­ge Män­ner, die ihre Beru­fung ver­spü­ren und die­se mit Fleiß und from­mem Ernst ver­wirk­li­chen wol­len, schi­ka­niert und ver­folgt. Hier ist nicht die Rede von jenen Kan­di­da­ten, die erst gar nicht ins Semi­nar auf­ge­nom­men wer­den, weil sie so „leicht­sin­nig“ waren und irgend­wann und irgend­wie zu erken­nen gege­ben haben, „zu fromm“ oder „zu kon­ser­va­tiv“ zu sein, wenn nicht gar „tra­di­tio­na­li­stisch“.

Hier ist die Rede von jenen, die den Ein­zug ins Semi­nar schaf­fen, dann aber als „zu fromm“ oder „zu kon­ser­va­tiv“ hin­aus­ge­drängt werden.

Hier ist die Rede von selt­sa­men Aus­siebungs­ver­fah­ren, die in eini­gen Prie­ster­se­mi­na­ren Nord­ita­li­ens statt­fin­den, durch die ein zwar mög­lichst gehor­sa­mer, aber „fle­xi­bler Kon­zil­sprie­ster“ her­an­ge­zo­gen wer­den soll.

„Zu fromm“ als Handikap

„Zu kon­ser­va­tiv“ meint in der Regel, es mit der Treue zum kirch­li­chen Lehr­amt zu genau zu neh­men, nicht aus­rei­chend „mit der Zeit“ zu gehen. „Zu fromm“ belä­chelt ein aus­ge­präg­tes Gebets­le­ben als Form eines vor­auf­klä­re­ri­schen Obsku­ran­tis­mus. Ein Regens erklär­te einem Semi­na­ri­sten mit sinn­fäl­li­gem Lächeln, und erwar­te­te sich offen­sicht­li­che Zustim­mung, daß „wir Prie­ster“ immer etwas „auf­ge­klär­ter sein müs­sen, als die Gläubigen“.

Das sakra­le Ver­ständ­nis des Prie­ster­tums wird als Hin­der­nis ver­stan­den, obwohl gera­de die­se Sakra­li­tät durch die Prie­ster­wei­he den Geweih­ten, wie es durch die Jahr­hun­der­te der Fall war, vor schmut­zi­gen Abir­run­gen aller Art bewah­ren und schüt­zen soll.

Die Kri­se der Kir­che ist nicht nur eine Kri­se der Beru­fun­gen, son­dern auch der Prie­ster­aus­bil­dung und der Priesterauslese.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Asianews/​MiL

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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26 Kommentare

  1. Ja, gera­de auch im deut­schen Sprach­raum gibt es – wie oben erwähnt – die­se Ver­fol­gung und Schi­ka­nie­rung from­mer, dem Lehr­amt treu­er Semi­na­ri­sten! (Das gan­ze Sze­na­rio betrifft natür­lich auch die Jagd auf gewis­se Prie­ster!) Ich könn­te hier auf Anhieb vie­le kon­kre­te Per­so­nen nen­nen, tue das aber nicht, um sie zu schützen.
    Das Gan­ze scheint eine inter­na­tio­na­le Ver­schwö­rung sein, die von „ganz unten“ ange­zet­telt wird!

    Es wäre drin­gend nötig, dass sich eine inter­na­tio­na­le Gemein­schaft von L a i e n bil­det, die mutig, ent­schlos­sen und kon­se­quent gemobb­ten, gede­mü­tig­ten, ver­trie­be­nen Semi­na­ri­sten und Prie­stern zu Hil­fe kommt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Da kom­men qua­si nur Lai­en in Fra­ge, denn Kle­ri­kern wird oft schon bei ihrem ersten Ein­satz für Gemobb­te, Ver­folg­te usw. ein Maul­korb ver­ord­net. „Im Gehor­sam“ müs­sen sie schwei­gen (wäh­rend ihre vor­ge­setz­ten Prä­la­ten oft sehr unge­hor­sam sind)!
    Die Ange­le­gen­heit stinkt schon lan­ge zum Him­mel, umso mehr, als vie­le Men­schen sich nach guten Prie­stern seh­nen. Die aber wer­den ihnen viel­fach vorenthalten!

  2. Es stel­len sich da meh­re­re Fragen
    1.) War­um tritt jemand heu­te in ein Diö­ze­sa­nes Prie­ster­se­mi­nar ein ‚wo er genau weiß was ihn dort erwartet
    2.) Wenn sol­che from­men Tra­di­ti­on­ori­en­tier­ten Kan­di­da­ten dann geweiht wer­den schei­tern sie zu 90 % in der Pfar­re spä­te­stens wenn sie Pfar­rer sind war­um tun die Leu­te sich das an
    ein Bei­spiel unweit mei­ner Hei­mat Pfar­rei ganz im Osten der Erz­diö­ze­se Wien hat­te ein klei­nes Dorf fast 60 Jah­re den sel­ben Pfar­rer die­ser führ­te die nach­kon­zi­lia­ren Refor­men durch so wie es gewünscht wur­de als der Pfar­rer starb kam ein jun­ger Geist­li­cher der zufor einer kon­ser­va­ti­ven Gemein­schaft ange­hört hat­te und begann sei­ne Vor­stel­lun­gen durch zu setzten
    Volks­al­tar weg kei­ne Hand­kom­mu­ni­on kei­ne Mini­stran­ti­nen ect was war die folge?
    Hat­te vor­her das Dorf einen Kir­chen­be­such von 95% redu­zier­te sich die­ser inner­halb von einem Monat auf 15 % jeder der irgen­wie ein Auto hat­te führ in die Nach­bar­pfar­rei zur Mes­se Kin­der wur­den dort getauft der Gene­ral­vi­kar eil­te nach 3 Mona­ten her­bei und der Pfar­rer wur­de sod­ort aus­ge­tauscht und der Frie­den war wie­der da
    was ich damit sagen will es ist völ­lig aus­sichts­los in den Diö­ze­sa­nen Struk­tu­ren etwas bewir­ken zu wol­len es ist für sol­che Semi­na­ri­sten bes­ser in ent­spre­chen­de Gemein­schaf­ten ein zu treten

    • T.K.
      Die­se Beru­fun­gen TROTZ der genann­ten wid­ri­gen Umstän­de sind ein Wun­der – Deo gratias!

      Dass die Kir­che allein aus den tra­di­ti­ons­treu­en Gemein­schaf­ten erneu­ert wer­den kann, hal­te ich für illu­so­risch. Viel­leicht müs­sen sich die­se Semi­na­ri­sten ein Bei­spiel an der hl. Thérèse von Lisieux neh­men, die in ihrem Kar­mel zu einer Zeit, wo doch alles noch so gut war…, eben­falls einer qua­si schi­ka­nö­sen Herr­schaft durch Obe­re aus­ge­setzt war.

      Darf man übri­gens noch erfah­ren, wie das phä­no­me­na­le Dorf, des­sen Katho­li­ken dank Volksaltar/​Handkommunion/​Ministrantinnen zu 95% praktizier(t)en, heißt?

  3. Wenn man sich die Agen­da der ton­an­ge­ben­den links­li­be­ral-jesui­ti­schen Füh­rungs­cli­que in der katho­li­schen Kir­che ansieht, die nach der Auf­he­bung des Zöli­bats und der Ein­füh­rung der Lai­en­ki­che nach pro­te­stan­ti­schem Vor­bild giert, dann ist es doch nur eine logi­sche Kon­se­quenz, dass eine sol­che After­kir­che an Kan­di­da­ten, die sich am über­lie­fer­ten sakra­men­ta­len Prie­ster­tum ori­en­tie­ren, kein Inter­es­se hat. Viel­mehr benö­tigt man das Aus­blei­ben, bzw. das Schei­tern (aus wel­chen Grün­den auch immer) von Beru­fun­gen gera­de­zu, um ein Argu­ment und einen Grund für die Auf­he­bung des Zöli­bats und die Auf­wer­tung von Lai­en­kräf­ten zu haben. Was bei die­ser Situa­ti­on für einen Prie­ster­an­wär­ter zu beden­ken ist: es ist auch für einen glau­bens­treu Beru­fe­nen äußerst ris­kant, sei­nen Weg in einer diö­ze­sa­nen Aus­bil­dungs­stät­ten anzu­te­ten, die im euro­päi­schen Raum fast gänz­lich von links­li­be­ra­len Kräf­ten gelei­tet wer­den. Nicht nur die man­geln­de Qua­li­tät nach­kon­zi­li­ar-theo­lo­gi­schen Aus­bil­dung oder die Gefahr des Mob­bings ist hier­bei zu beden­ken, son­dern auch der gänz­li­che Weg­fall asze­ti­scher Unter­wei­sung. Es kann jemand noch so fromm und beru­fen sein, auf die Dau­er wird er am Man­gel an die­ser Unter­wei­sung in geist­li­cher Lebens­füh­rung und am stän­di­gen Zwie­spalt zwi­schen offi­zi­el­ler Linie und per­sön­li­chem Anspruch an sei­ner See­le Scha­den neh­men. Die­ser Pro­zess selbst ist ein schlei­chen­der und wird in der Regel vom Betrof­fe­nen erst wahr­ge­nom­men, wenn es zu spät ist. Ich kann mich hier nur wie­der­ho­len und allen Prie­ster­amts­kan­di­da­ten, die den wah­ren Glau­ben ver­kün­den, die wah­re Lit­ur­gie fei­ern und sich für den Dienst an der wah­ren katho­li­schen Kir­che vor­be­rei­ten wol­len, drin­gend raten, sich für tra­di­tio­nel­le Semi­na­re oder Ordens­häu­ser zu ent­schei­den, so lan­ge es noch mög­lich ist, um, wenn die Stun­de der Wahr­heit kommt, für den Dienst an der Wahr­heit bestens gerü­stet und vor­be­rei­tet zu sein.

    • Dazu .….zum Fall Bischof Wal­ter Mixa:
      „Was in der heu­ti­gen säku­la­ren Gesell­schaft von Prie­stern ver­langt wird, wuss­te Bischof Mixa aus sei­ner 25-jäh­ri­gen Erfah­rung als Stadt­pfar­rer von Schro­ben­hau­sen und Reli­gi­ons­leh­rer an ver­schie­de­nen Schul­ar­ten. Er war aus kei­ner geschlos­se­nen kirch­li­chen Ein­heit gekom­men, weder aus einem Orden, noch von einer Uni­ver­si­tät, noch aus einem Ordi­na­ri­at, wie jene, die ihn zum Rück­tritt gezwun­gen haben. Damit gehör­te er nicht zum inner­kirch­li­chen deut­schen Establis­se­ment und war auch 1996 ohne des­sen Ein­fluss­mög­lich­keit direkt von Papst Johan­nes Paul II. ins Bischofs­amt nach Eich­stätt beru­fen wor­den. Sei­ne Vita bis dahin zeigt sei­ne tie­fe Ver­wur­ze­lung in der prak­ti­schen Seel­sor­ge. Und Seel­sor­ger ist er auch als Bischof geblie­ben: mis­sio­na­ri­scher Glau­bens­bo­te, ein Mann der Basis­ar­beit, der weiß, dass nicht der Prie­ster als Mana­ger der Kir­chen­steu­er­ein­nah­men gefragt ist, son­dern der Prie­ster, der in Treue zu Rom und zu sei­ner Kir­che aus dem Glau­ben her­aus lebt. Daher wur­de er nicht müde, die Gläu­bi­gen zu bit­ten, für ihre Prie­ster zu beten. Denn er kann­te die real exi­stie­ren­de Wirk­lich­keit – im Gegen­satz zu jenen, die sich anmaß­ten, die Not­wen­dig­keit sei­nes Rück­tritts mit „Wirk­lich­keits­ver­lust“ begrün­den zu müs­sen. Im Grun­de ging es um die öku­me­nisch rele­van­te Ent­schei­dung zwi­schen dem sakra­len Prie­ster­bild eines tief­gläu­bi­gen, rom­treu­en Pfar­rers von Ars, dem Bischof Mixa zuneig­te und dem nicht­sa­kra­len, säku­la­ren Amts­ver­ständ­nis des Refor­ma­tors Mar­tin Luther. Daher besuch­te Bischof Wal­ter Mixa regel­mä­ßig sei­ne Prie­ster­se­mi­na­re sowohl in Eich­stätt als auch spä­ter in Augsburg.
      Doch mit sei­nen Besu­chen in den Prie­ster­se­mi­na­ren kam er in Kon­flikt mit dem jewei­li­gen Regens und jesui­ti­schen Spi­ri­tu­al, die ihn als Ein­dring­ling emp­fan­den, zumal er Vor­stel­lun­gen von einem Prie­ster hat­te, die den ihren nicht ent­spra­chen, was zu tief­grei­fen­den Dif­fe­ren­zen in der Prie­ster­aus­bil­dung vor Ort führte. 

      Für Bischof Wal­ter Mixa war im Geist des pol­nisch-schle­si­schen Katho­li­zis­mus erzo­gen wor­den, einem Katho­li­zis­mus, des­sen Leut­se­lig­keit und Herz­lich­keit schon an Johan­nes Paul II. auf­ge­fal­len ist und des­sen volks­na­he Fröm­mig­keits­for­men nicht durch die Wal­zen der Refor­ma­ti­on und der Auf­klä­rung platt­ge­macht wor­den waren. Daher hat Bischof Mixa auch ein ande­res Prie­ster­bild als die auf Außen­wir­kung hin erzie­hen­den und selek­tie­ren­den Jesui­ten, die seit dem Kon­zil von Tri­ent als Spi­ri­tua­le die Prie­ster­aus­bil­dung in Deutsch­land beherr­schen. Die Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten betra­fen die immer noch jesui­tisch defi­nier­ten Qua­li­fi­ka­tio­nen, die Kan­di­da­ten für das Prie­ster­amt mit­zu­brin­gen hat­ten, wenn sie geweiht wer­den woll­ten. Für ihn waren Fröm­mig­keit, theo­lo­gi­sches Wis­sen, Recht­gläu­big­keit, Glau­bens­fe­stig­keit und Gehorsm aus­rei­chen­de Weihevoraussetzungen. 

      Für den in Augs­burg im Streit mit Bischof Mixa aus­ge­schie­de­nen Regens waren ein tie­fer Glau­be und reli­giö­ses Wis­sen allein nicht aus­rei­chend. Dem Ver­neh­men nach soll der Streit nach dem vom Bischof Mixa ver­hin­der­ten Raus­wurf eines Prie­ster­amts­kan­di­da­ten eska­liert sein, der kniend die Mund­kom­mu­ni­on begehrt hat­te, eine Fröm­mig­keits­form, die etwa bei pol­ni­schen Katho­li­ken all­ge­mein üblich ist und nichts über den Cha­rak­ter eines Men­schen aus­sagt. Mixa stell­te sich gegen die jesui­ti­sche Anma­ßung, aus dem Ghet­to eines Prie­ster­se­mi­nars her­aus siche­re Dia­gno­sen über die künf­ti­ge cha­rak­ter­li­che Ent­wick­lung von Prie­ster­kan­di­da­ten abzu­ge­ben, dage­gen hat er ver­sucht, durch den per­sön­li­chem Umgang mit den Kan­di­da­ten Klar­heit über deren prie­ster­lich rele­van­ten Eigen­schaf­ten zu gewinnen.
      Übers „fromm sein“ hin­aus, mein­te der im Inter­net als „Frei­geist“ apo­stro­phier­te aus­ge­schie­de­ne Regens, müs­se der Kan­di­dat auch cha­rak­ter­lich geeig­net sein. Was damit gemeint ist, ver­riet er in dem betref­fen­den Inter­view nicht. Mixa miss­trau­te dem Ent­schei­dungs­kri­te­ri­um „Cha­rak­ter“ unter dem die jesui­tisch hoch­ge­schätz­ten Sekun­där­tu­gen­den sub­sum­miert wer­den, wie inner­welt­li­che Füh­rungs­ei­gen­schaf­ten, Durch­set­zungs­ver­mö­gen, Elo­quenz, siche­res Auf­t­tre­ten, Mana­ger­sinn, sowie Dia­log- und Kri­tik­fä­hig­keit. Kan­di­da­ten, denen es in die­sem Bereich anfäng­lich man­gel­te, woll­te Bischof Mixa nicht vor­zei­tig aus­ge­mu­stert wis­sen, zugun­sten von Prie­ster-Chark­te­ren, die nach außen hin über­le­ge­nes Selbst­be­wusst­sein demon­strier­ten, Glau­ben und Glaub­wür­dig­keit mar­kier­ten, es dabei aber an Gehor­sam und römisch-katho­li­scher Recht­gläu­big­keit feh­len ließen.
      Der Zustrom ins Eich­stät­ter Prie­ster­se­mi­nar hat ihm Recht gege­ben. Er wuss­te, dass nicht der Prie­ster als Mana­ger der Kir­chen­steu­er­ein­nah­men gefragt ist, son­dern der Prie­ster, der in Treue zu Rom und sei­ner Kir­che vor­bild­haft aus dem Glau­ben lebt. Die­sen Prie­ster­ty­pus haben die Jesui­ten­spi­ri­tua­le ger­ne mit dem Ver­dikt „unge­eig­net“ von der Prie­ster­wei­he fern­ge­hal­ten und damit die Jung­prie­ster­zahl künst­lich ver­knappt. Im Grun­de geht es bis heu­te um die öku­me­nisch rele­van­te Ent­schei­dung zwi­schen dem sakra­len Prie­ster­bild eines in der apo­sto­li­schen Suk­zes­si­on ste­hen­den, tief­gläu­bi­gen, rom­treu­en Pfar­rers von Ars, dem Bischof Mixa zuneigt und dem unge­weih­ten, also säku­la­ren Amts­ver­ständ­nis eines evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Pastors als kirch­li­chen Ange­stell­ten, mit dem als Fern­ziel die Pro­gres­si­vi­sten in Deutsch­land zu lieb­äu­geln schei­nen. Deren Ziel scheint, wenn alle Stricke nach Rom rei­ßen, eine rom­un­ab­hän­gi­ge refor­mier­te deutsch-katho­li­sche Kir­che zu sein, die sich mit der evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Kir­che und den Alt­ka­tho­li­ken zu einer christ­lich-deut­schen Kir­che ver­ei­ni­gen lie­ße. Dem Ver­neh­men nach ist der Streit des 2009 abge­lö­sten Regens des Augs­bur­ger Prie­ster­se­mi­nars mit Bischof Mixa dar­um eska­liert, weil der Bischof den Aus­schluss eines Prie­ster­amts­kan­di­da­ten ver­hin­der­te, der knie­end die Mund­kom­mu­ni­on begehrt hat­te, eine Fröm­mig­keits­form, die bei pol­ni­schen Katho­li­ken all­ge­mein üblich ist und nichts über den Cha­rak­ter eines Men­schen aus­sagt. Die Bestän­dig­keit des Cha­rak­ters bezwei­felt die hl. Tere­sa von Avila ohne­hin: „Beden­ke wohl, wie schnell die Men­schen sich ändern, und wie wenig man sich auf sie ver­las­sen kann; dar­um hal­te dich fest an Gott, der unver­än­der­lich ist“. Wel­cher Regens kann sich anma­ßen, aus dem Ghet­to eines Prie­ster­se­mi­nars siche­re Dia­gno­sen über die künf­ti­ge cha­rak­ter­li­che Ent­wick­lung von Prie­ster­kan­di­da­ten abge­ben zu kön­nen, noch dazu, wenn die­se Ghet­tos seit dem Kon­zil von Tri­ent gewöhn­lich vom jesui­ti­schen „Stall­ge­ruch“ durch­drun­gen sind? Es ging also um nichts mehr und nichts weni­ger als um den künf­ti­gen Weg der katho­li­schen Prie­ster­aus­bil­dung in Deutsch­land, der sich in erst in Eich­stätt und dann in Augs­burg mit der Ent­las­sung der jewei­li­gen Lei­ter der Prie­ster­se­mi­na­re durch Bischof Mixa in eine neue Rich­tung abzu­zeich­nen begann, was sich her­um­sprach und dem Eich­stät­ter Prie­ster­se­mi­ar seit Mix­as Amts­an­tritt 1996 ver­hält­nis­mä­ßig hohe Zah­len von Prie­ster­amts­kan­di­da­ten, aber auch Neid und Miss­gunst einbrachte.
      Der Kon­flikt begann in Eich­stätt, als Bischof Wal­ter Mixa zum Stu­di­en­jahr 2001/​02 die Lei­tung des Prie­ster­se­mi­nars Eich­stätt wegen Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten über die Art der Füh­rung des Semi­nars kom­plett aus­wech­sel­te. Den Sub­re­gens Robert Schrol­lin­ger ernann­te er zum Pfar­rer von Ober- und Unter­haun­stadt. Dar­auf­hin trat Joseph Blo­me­n­ho­fer, jetzt Dom­ka­pi­tu­lar im Eich­stät­ter Ordi­na­ri­at, von sei­nem Amt als Regens zurück, weil „die für das Amt not­wen­di­ge Ein­mü­tig­keit zwi­schen Bischof und Regens in wesent­li­chen Fra­gen über die Lei­tung des Prie­ster­se­mi­nars nicht gege­ben“ sei. Den Ver­trag des Jesui­ten­spi­ri­tua­len Dr. Cle­mens Löcher ver­län­ger­te Bischof Mixa nicht mehr, was im Jesui­ten­or­den als frist­lo­se Ent­las­sung ange­se­hen wur­de. Mit der Per­so­nal­ent­schei­dung Löcher hat­te sich der Bischof die deut­sche Frak­ti­on des Jesui­ten­or­dens zum Feind gemacht und damit die Mehr­heit der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz mit deren Sekre­tär, dem Jesui­ten­pa­ter Dr. Hans Lan­gen­dör­fer und mit Kar­di­nal Leh­mann, dem lang­jäh­ri­gen Vor­sit­zen­den der DBK an der Spit­ze. Tat­sa­che ist, dass ab die­sem Zeit­punkt alles Mög­li­che und Erdenk­li­che an Bischof Mixa kri­mi­na­li­siert wor­den ist: Watschn als unmensch­li­che Prü­gel, Ankäu­fe als Unter­schla­gung, gesel­li­ges Bei­sam­men­sein als Alko­ho­lis­mus und freund­schaft­li­ches Berüh­ren als sexu­el­ler Miss­brauch. Zur Unter­stel­lung homo­ero­ti­scher Nei­gun­gen war nur ein kur­zer Weg. Dazu hat­te man über Jah­re in Bonn und Augs­burg gehei­me Dos­siers über ihn ange­legt. Seit­dem galt, was von Gem­min­gen SJ 2010 im ZDF öffent­lich mach­te: „Er muss weg!“

      • Tja, gute, glau­bens­treue Bischö­fe stö­ren die Her­ren eben genau­so wie gute Prie­ster. Bei fast allen amts­ent­ho­be­nen glau­bens­treu­en Bischö­fen sind deren vol­le Semi­na­re ein wesent­li­cher, wenn auch nicht der offi­zi­ell vor­ge­scho­be­ne Grund für ihren Sturz. Beru­fun­gen!? Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf!

  4. Die Semi­na­ri­en befin­den sich ins­ge­samt in einer gro­ßen Kri­se. Man soll­te die­ses Modell der Pfar­rer­aus­bil­dung über­den­ken. Geschütz­te Werk­stät­ten für aller­ei Aberra­ten. Jeden­falls sind neo­kon­ser­va­tiv geführ­te Häu­ser um kei­nen Deut bes­ser als libe­ra­le. z.T. noch schlimmer.

  5. Obi­ger Bericht gibt mir Gele­gen­heit, von einer Bege­ben­heit in einem deut­schen Prie­ster­se­mi­nar vor etwa zwei Jah­ren zu berichten.
    In einer Dis­kus­si­ons­run­de wur­de an die Semi­na­ri­sten u.a. die Fra­ge gestellt, was sie ger­ne ver­än­dern würden.
    Einer von ihnen gab die Ant­wort, dass er sich wünsch­te, dass sich die Mess­be­su­cher z.B. bei der hl. Wan­dung wie­der hin­knie­en würden.
    Ein Sturm der Ent­rü­stung brach los und die­ser Sturm galt ihm.
    Die Mit­se­mi­na­ri­sten prü­gel­ten ‑ver­bal- auf ihn ein und er war mit der Zeit total isoliert.
    Fan­den wirk­lich alle die­sen Wunsch so abwegig?
    Oder war die­ses aggres­si­ve, aus­fäl­li­ge Ver­hal­ten nur ein Zei­chen des herr­schen­den Gruppenzwangs?
    Trau­te sich kei­ner von ihnen, sich auf die Sei­te des Geschol­te­nen zu stel­len, obwohl er sel­ber sich viel­leicht in sei­nem Inner­sten das­sel­be gewünscht hätte?
    Die­ser Semi­na­rist rief spä­ter zu Hau­se an und erzähl­te davon. Er war inner­lich noch ganz auf­ge­wühlt und total geschockt.
    Die Mut­ter hat die­sen Vor­fall dann eini­gen Men­schen ihres Ver­trau­ens geschildert.

  6. Fast scheint es so, als ob hier ver­sucht wird, „zeit­ge­mä­sse“ Prie­ster her­an­zu­bil­den, deren hohe Wür­de durch Her­un­ter­de­kli­nie­rung der­sel­bi­gen zu „nichts Beson­de­rem“ gleich­sam zer­stäubt wer­den soll. Die­sem Ansin­nen hat schon der hl. Josef­ma­ria Escri­va ent­schie­den widersprochen:

    -
    „Ich ver­ste­he nicht den Eifer eini­ger Priester, 
    unter den ande­ren Chri­sten auf­ge­hen zu wollen 
    und ihre beson­de­re Auf­ga­be in der Kir­che, jene Aufgabe, 
    wozu sie geweiht wurden, 
    bei­sei­te zu schie­ben oder hintanzusetzen.
    Sie las­sen sich von dem Gedan­ken leiten, 
    die Chri­sten möch­ten im Prie­ster einen Men­schen wie jeden ande­ren sehen. 
    Doch das stimmt nicht. 
    Sie suchen im Prie­ster die Tugen­den, die jeden Christen, 
    ja, jeden guten Men­schen kenn­zeich­nen müssen: 
    Ver­ständ­nis, Gerech­tig­keits­sinn, Arbeit­sam­keit – die im Fal­le des Prie­sters spe­zi­fisch prie­ster­li­che Arbeit bedeu­tet -, Näch­sten­lie­be, Anstand, Höflichkeit. 
    Aber außer­dem erwar­ten die Gläu­bi­gen, daß der prie­ster­li­che Cha­rak­ter deut­lich her­vor­tritt: daß der Prie­ster betet, daß er sich nicht weigert,die Sakra­men­te zu spen­den, daß er bereit ist, sich aller anzu­neh­men und sich nicht dazu ver­füh­ren läßt, lei­ten­der oder mili­tan­ter Ver­fech­ter irgend­wel­cher mensch­li­cher Par­tei­in­ter­es­sen zu sein sie erwar­ten vom Prie­ster, daß er in Lie­be und Andacht die hei­li­ge Mes­se fei­ert, Beich­te hört, Kran­ke und Bedräng­te trö­stet, Bedürf­ti­gen mit sei­nem Rat und sei­ner Lie­be bei­steht, Kin­der und Erwach­se­ne im Glau­ben unter­weist, das Wort Got­tes pre­digt; nicht aber, daß er einer pro­fa­nen Wis­sen­schaft nach­geht, die – mag er sie auch noch so gut beherr­schen – nicht die Wis­sen­schaft vom Heil und vom ewi­gen Leben ist.“
    -

  7. Müs­sen denn Prie­ster sich wirk­lich von Vor­ge­setz­ten, die sich mit ihrem Ver­hal­ten schon längst exkom­mu­ni­ziert haben, den Mund ver­bie­ten lassen?
    Natür­lich sol­len sie sich nicht gegen ihre Vor­ge­setz­ten öffent­lich äußern, aber man muss Gott dem Herrn mehr gehor­chen als den Menschen!
    Es gibt so man­che Bei­spie­le von Hei­li­gen, die sich von ver­welt­lich­ten Heuch­lern, durch tief­stem Gehor­sam gegen den Herrn und sei­ne hei­li­ge katho­li­sche Kir­che, nicht den Mund ver­bie­ten ließen!
    Ein Bei­spiel ist die hei­li­ge Katha­ri­na von Siena
    Ein biss­chen auch die seli­ge Mut­ter Theresa.
    Oder als aller­er­stes der Apo­stel Pau­lus, der den ersten Papst Petrus zurecht wies

  8. Auf Arte läuft der­zeit die zwei­te Staf­fel von „Dein Wil­le gesche­he“, die erste wur­de von eini­gen Tagen wiederholt.
    http://www.arte.tv/guide/de/048711–001/dein-wille-geschehe-zweite-staffel‑1–8
    Der Regis­seur scheint sich bei den Zustän­den der heu­ti­gen Semi­na­re, ihrer Insa­ßen sehr gut auszukennen.
    Jeden­falls wird der mora­li­sche, finan­zi­el­le, spi­ri­tu­el­le Kol­laps der Kon­zils­kir­che Frank­reichs sehr gut und ein­drück­lich dar­in geschil­dert (auch wenn es nicht die Absicht des Regis­seurs ist aber wie Kom­men­ta­ren in fran­zö­si­schen Zei­tun­gen und der Leser zu ent­neh­men ist beschei­ni­gen vie­le die­ser Serie höch­ste Realitätsnähe).

  9. In den letz­ten Jah­ren wur­den zwei Prie­ster­amts­kan­di­da­ten in Ber­lin ohne Anga­be von Grün­den nicht zur Wei­he zuge­las­sen. Sie hat­ten in Hei­li­gen­kreuz studiert.

  10. Ein Bischof hat vor eini­gen Jah­ren Fol­gen­des gesagt: „Vor 40 Jah­ren gab es im Prie­ster­se­mi­nar mei­ner Diö­ze­se 50 Semi­na­ri­sten, davor waren im Schnitt 5 psy­chisch auf­fäl­lig mit patho­lo­gi­schem Ver­hal­ten. Heu­te habe ich 6 Semi­na­ri­sten im Prie­ster­se­mi­nar, lei­der aber immer noch 5, die psy­chisch auf­fäl­lig sein.“ Das ist lei­der eine Erfah­rung, die in vie­len Diö­ze­sen gemacht wird. Vie­le der jun­gen Prie­ster­an­wär­ter haben eine tie­fe spi­ri­tu­el­le Begei­ste­rung, sind aber von ihrer Per­sön­lich­keits­struk­tur eher pro­ble­ma­tisch, vor allem aber für die prak­ti­sche Seel­sor­ge unge­eig­net. Das ist ein gra­vie­ren­des Pro­blem für die Zukunft der Kirche.

    • Soso. Der Bischof hieß nicht zufäl­lig Leh­mann, dann könn­te die Aus­sa­ge näm­lich stim­men. – - Das viel gra­vie­ren­de­re Pro­blem für die Kir­che ist das unkla­re Prie­ster­bild, dass sie seit dem II. Vati­ca­num mit sich her­um­schleppt. Wenn ein Prie­ster regel­mä­ßig allen alles wer­den soll, wenn die Kir­che sich und ihm fort­wäh­rend ein­trich­tert, dass der Erfolg der „prak­ti­schen Seel­sor­ge“ ein­zig vom Prie­ster und sei­ner Per­sön­lich­keits­struk­tur abhängt, dann ist es bei die­sem Prie­ster­ide­al kein Wun­der, wenn Kan­di­da­ten über kurz oder lang psy­chisch krank, über­for­dert und aus­ge­brannt sind und sich in Kon­se­quenz Ent­span­nung im Alko­hol oder im Geschlechts­ver­kehr ver­schaf­fen (Ist das viel­leicht sogar gewollt!?). Wenn man den per­fek­ten Kan­di­da­ten sucht (erin­nern Sie sich zufäl­lig an Leh­manns mil­lio­nen­schwe­re Pla­ka­t­in­itia­ti­ve zur Weckung geist­li­cher Beru­fe, wo durch­trai­nier­te Unter­ho­sen­mo­dels in Kalk­lei­ste vor grü­nem Hin­ter­grund ihre makel­lo­sen wei­ssen Zäh­ne von den Wän­den bleck­ten!?), dann ist es doch vor­pro­gram­miert, dass einem Otto Nor­mal­be­ru­fe­ner als psy­chisch auf­fäl­lig und für die Seel­sor­ge unge­eig­net erscheint. Na, Gott sei Dank heißt Gott nicht Leh­mann und hat das Schwa­che erwählt, um die Star­ken zu beschä­men. Viel­leicht soll­ten Sie das die­sem Bischof mal in Erin­ne­rung rufen!

    • Das wird wohl auch so sein. Aber das Gros der Bischö­fe ist auch nicht viel bes­ser. Die Qua­li­tät des Kle­rus ist ins­ge­samt auf einem seit lan­gem nie dage­we­se­nen Tief­stand. egal ob „kon­ser­va­tiv“ oder „libe­ral“.

    • Gali­lei @ Wenn ein Bischof in Bezug auf Prie­ster sagt, das vie­le von ihnen ein psychi-
      sches Pro­blem haben und von der Per­sön­lich­keits­struk­tur nicht geeig­net sind, dann ist
      das mit Vor­sicht zu genie­ßen. Mei­stens soll das von der Unfä­hig­keit der Bischö­fe ablen-
      ken und ein Per­sil­schein für die lee­ren Prie­ster­se­mi­na­re sein. In den letz­ten Jahr­zehn­ten hat man immer wie­der davon gehört, dass Prie­ster­an­wär­ter in den Semi­na­ren den Glau-
      ben ver­lo­ren haben durch ent­spre­chen­de Leh­ren, die oft poli­tisch ange­haucht waren.
      Ein soge­nann­ter From­mer oder Eife­rer wur­de schon im Vor­feld ausgesondert.

    • Zwei­fel­los gibt es Semi­na­ri­sten, die eine „pro­ble­ma­ti­sche Per­sön­lich­keits­struk­tur“ haben, nur muss man in die­sem Zusam­men­hang fragen:
      – Wer stellt das fest? Psy­cho­lo­gen oder Psych­ia­ter? Von denen sind selbst vie­le pro­ble­ma­tisch, und vie­le haben einen anti­ka­tho­li­schen Affekt!! Vie­le haben auch kei­ne Kom­pe­tenz, um den Stab über einen Semi­na­ri­sten end­gül­tig zu brechen!
      – Wer kann etwas unter­neh­men gegen Bischö­fe, die psy­chisch auf­fäl­lig sind und dann unge­recht und unbarm­her­zig über man­chen Semi­na­ri­sten urteilen?
      Ich könn­te hier sofort nament­lich einen Bischof nen­nen, der eine pro­ble­ma­ti­sche Per­sön­lich­keits­struk­tur hat. tue das aber lie­ber nicht.

  11. Das ist sehr traurig.
    Und es ist unvermeidlich.
    Man kann nicht erwar­ten daß nach mehr als einem hal­ben Jahr­hun­dert Glau­bens­zer­brö­se­lung, lit­ur­gi­scher Ver­lot­te­rung, Ver­wir­rung und Syn­kre­tis­mus, wenn nicht Häre­ti­sie­rung der Hir­ten, in einem diö­ze­sa­nen Prie­ster­se­mi­nar from­men Semi­na­ri­sten etwas Anstän­di­ges und Geschei­tes ange­bo­ten wird.
    Die­sen Semi­na­ri­sten sei an das Schick­sal der from­men Semi­na­ri­sten in Nord­bel­gi­en in den 70er Jah­ren (noch unter Sue­n­ens, also vor Dan­neels) erinnert:
    Die Ath­mo­sphä­re in dem dor­ti­gen Semi­nar war so abstrus, daß gott­lob kein über­zeug­te Fla­me dort hin­ein­ging; und den weni­gen bra­ven und from­men Kan­di­da­ten wur­de dann gezeigt wie es dort funk­tio­nier­te ( und wenn nicht volen­tem, dann nolen­tem unter Hän­den genom­men (wie der arme Lot in Gene­sis 19,9).

    Ein altes flä­mi­sches Sprich­wort sagt : „Zu gut(gläubig) ist zu dumm“.
    Die Pha­se der Beru­fung ist schwie­rig, unge­wohnt, packend- und zugleich ein­ma­lig schön.
    Wie P. Bene­dikt XVI sag­te am Tag sei­ner Wahl, zu dere Jugend gerichtet:
    „…(Wenn Chri­stus ruft und Ihr ant­wor­tet, …seid sicher): Chri­stus gibt uns alles; und er nimmt uns nichts“.
    Mit ande­ren Wor­ten: wenn Euch/​uns etwas genom­men wird in die­sen Anstal­ten und nichts gege­ben (oder Unfug mit Bal­lo­nen usw.) (und da ist das Bauch­ge­fühl, der reli­giö­se Instinkt unschlag­bar): ver­schwin­det dort so schnell wie möglich.

    Es ist mei­ne tie­fe Über­zeu­gung daß nur in den seriö­sen tra­di­ti­ons­freund­li­chen Prie­ster­ge­sell­schaf­ten (FSSPX, FSSP, ICRSS um nur eini­ge zu nen­nen) und in inzwi­schen vie­len alt­ri­tu­el­len Orden, Abtei­en und Klö­ster eine gedie­ge­ne und frucht­rei­che For­mung und Aus­bil­dung mög­lich ist.

    Hier bin ich ande­rer Mei­nung als @carlo: in Frank­reich und in Bel­gi­en kommt der wich­tig­ste Nach­schub des Kle­rus und der Monia­len aus den tra­di­ti­ons­freund­li­chen Orden, Gesell­schaf­ten und Bewegungen.
    Und ich schrei­be es hier ganz deut­lich: man kann Msgr. EB Lefeb­v­re nicht dank­bar genug sein, daß er in schwie­rig­sten Zei­ten, selbst in einem ganz ande­ren Zeit­rah­men groß­ge­wor­den und gebil­det, nach lan­gem Rin­gen tap­fer für den Glau­ben, für Chri­stus und für die uralte Hl. Kir­che und gegen die Zer­brö­se­lung und Ver­lot­te­rung ein­ge­tre­ten ist.
    Er hat die Tat bei dem Wort gefügt- und er ist über sei­nem schat­ten gesprungen.
    Das kann sei­nen vie­len Kri­ti­kern nicht gesagt werden.

    Mer­ci, Mon Eminence!

  12. Ich bin Postu­lan­tin in einem Klo­ster der Hl. Kla­ra gewe­sen. Ich woll­te blei­ben, aber die woll­ten mich nicht haben, da ich zu eigen­wil­lig war: ich woll­te der ursprüng­li­chen Regel fol­gen und das taten die ande­re Schwe­ster schon lan­ge nicht mehr. Aber, ich habe doch ein schö­nes Postu­lat gehabt dort und viel gelernt.

    • Hoch­ge­ehr­te @Anjali,

      Ihr Posting ist das Schön­ste und lie­be­voll­ste auf die­sem Thread.
      Es hat mich heu­te mor­gen sehr glück­lich gemacht.
      Das Wich­ti­ge ist nicht daß die­ses Klo­ster Sie nicht haben woll­te; son­dern daß Sie sich für den Herrn ein­set­zen woll­te und Ihn gewählt haben.
      Daß Sie für die­ses Klo­ster zu gut sind, ist nicht Ihre Schuld; Sie soll­ten es so sehn, daß der Herr Ande­res an ande­rer Stel­le mit Ihnen vorhat.
      Für Sie den Segens­spruch der gro­ßen flä­mi­schen mit­tel­al­ter­li­chen Mysti­ke­rin Hade­wi­jch: „Vaert wel ende levet sco­ne“- „Es gehe Dir wohl und lebe schön/​gut“

      Cor­dia­li­ter

  13. @ Andri­en Antoine

    Die Prie­ster­aus­bil­dung bei der FSSPX und wohl den Nach­fol­gern ist nicht längst so gut, wie es von Außen­ste­hen­den behaup­tet wird. Sie­he der Blog eines ehe­ma­li­gen Pius-Prie­sters, eines jet­zi­gen Sedis. Dies sind Insider-Blicke:

    https://​zelo​zela​vi​.word​press​.com/​2​0​1​5​/​0​5​/​0​8​/​e​i​n​-​p​r​i​e​s​t​e​r​-​s​p​r​i​c​ht/

    https://​zelo​zela​vi​.word​press​.com/​2​0​1​5​/​0​8​/​2​9​/​6​0​0​-​p​r​i​e​s​t​er/

    Die Ursün­de? Abp. Lefeb­v­re hat sich für eine nor­ma­le Semi­nar­aus­bil­dung und gegen eine Aus­bil­dung auf der Uni­ver­si­tät ent­schie­den und konn­te über eine län­ge­re Zeit hin­aus, von der kano­ni­schen Irre­gu­la­ri­tät abge­se­hen, kei­ne qua­li­fi­zier­te Leh­rer für sei­ne Semi­na­ri­sten sichern. Vie­le der ehe­ma­li­gen Pius-Leh­rer wur­den ja Sedis­va­kan­ti­sten. Ein wei­tes Feld. Irgend­wann ein­mal mehr darüber.

    @ an alle

    Ich hal­te die Anzahl der psy­chisch auf­fäl­li­gen Semi­na­ri­sten für sehr wahr­schein­lich unab­hän­gig von der spi­ri­tu­el­len oder theo­lo­gi­schen Qua­li­tät des Bischofs.

    Sehen wir uns doch die heu­ti­gen Hier­ar­chen an, z.B. die deut­sche Troi­ka bei der Bischofs­syn­ode. Wel­che Ansich­ten haben die­se Leu­te, wel­chen Lebenswandel. 

    Sol­cher Papst bestimmt die Bischö­fe, die Bischö­fe die Ordi­na­ria­te, die Regen­se etc.etc.

    Sie wer­den sich selbst doch nicht weh tun wol­len mit der För­de­rung von from­men Leuten.

    Lei­der wird bei die­sen Posts die Ten­denz deut­lich die Fra­ge zu stel­len: „Was sucht ein nor­ma­ler, from­mer jun­ger Mann in einem Diö­ze­san­se­mi­nar? Sel­ber schuld!“

    So zynisch es klingt. Es ist wahr.

    Die Eccle­sia-Dei Gemein­schaf­ten bräuch­ten eine Aus­bil­dung auf einem höhe­ren, aka­de­mi­schen Niveau, aber ohne eige­ne Uni­ver­si­tä­ten und qua­li­fi­zier­te Leu­te wird es nicht gehen. Da die­se Gemein­schaf­ten zah­len­mä­ßig so gering sind, so kön­nen sie sich kei­ne (Uni­ver­si­tä­ten oder Dozen­ten) lei­sten. Nach Rom könn­ten sie zwar gehen, aber dort leh­ren sol­che Dozen­ten wie Msgr. Cha­ram­sa und ich mei­ne jetzt die Leh­re und nicht das Leben.

    Nach mensch­li­chem Ermes­sen ist es hoff­nungs­los. Die „Flücht­lin­ge“, die ISIS und der Isla­mi­sche Staat müs­sen zuerst alles platt machen, bevor lang­sam wie­der alles auf­ge­baut wer­den wird.

    Ich bin mir sicher ein neu­es Sac­co die Roma wird fol­gen und zwar wirk­lich in Rom, sie­he das ver­öf­fent­lich­te Geheim­nis von Fatima.

    Dazu braucht man kei­ne Pri­vat­of­fen­ba­run­gen, son­dern Ana­ly­tik und Logik.

    • Hoch­ge­ehr­te ® @Tradition und Glauben, 

      Ihr Fest­stel­lung kann ich voll und ganz unterschreiben.
      Nur: dann ist es an Sie, an mich, an uns um die­se Qua­li­tät in der Leh­re und in der For­schung her­zu­stel­len, jeder auf sei­nem Gebiet. 

      Ich war als Schü­ler im Collège ein­mal schwer beein­druckt Mit­te der 70er Jah­ren als ein nobler disting­ier­ter Prie­ster­leh­rer ein­mal sag­te, daß man auch durch Stu­die­ren und Leh­ren hei­lig wer­den kann (Das war damals fast rebel­lisch in jenen Zei­ten von Befrei­ungs­theo­lo­gie und link­sem Gedachtengut);
      als Bei­spiel gab er dann noch St.-Thomas von Aquin an (damals fast totgeschwiegen).

      Die moder­ne Medi­en bie­ten her­vor­ra­gen­de Möglichkeiten;
      die­ses Forum im Beson­de­rem lei­stet hervorragendes.
      Nicht pes­si­mi­stisch sein: packen wir es an!

    • Ah ja, 2 Äuße­run­gen (wovon 1 eines Man­nes, der 1988 im Alter von 35 ins Semi­nar ein­ge­tre­ten war und sich seit­her ver­schie­de­ne Mal „bekehrt! hat) aus einem anony­men Blog mit dem auf­schluss­rei­chen Lead „Stim­me eines Rufers“.

      Fr. Zeit­schnur hat zeit­wei­se schon recht, wenn sie das Tra­di-Niveau unter aller Kano­ne schimpft – Ihr eige­ner Blog gehört in die­sel­be Kategorie.

    • Das sind Gedan­ken, denen ich bei­pflich­ten muß bes. was das aka­de­mi­sche Niveau betrifft.
      Es ist natür­lich tra­gisch, daß die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten an den Uni­ver­si­tä­ten (aus zwar durch­aus ver­ständ­li­chen Grün­den) nicht fre­quen­tiert wer­den. Ich wür­de sogar mei­nen ein Besuch an der theo­lo­gi­schen Fakul­tät trotz der dort ver­brei­te­ten theo­lo­gi­schen Ansät­ze beglei­tet mit einer soli­den gei­sti­gen Erzie­hung und Prä­gung im Semi­nar rüstet einen Alum­nen bes­ser als das Leben Stu­die­ren in einer Par­al­lel­welt, die er in der Pra­xis so nie fin­den wird. Des­we­gen habe ich eini­gen auch gera­ten ruhig an der Uni­ver­si­tät Wien und nicht auf die­ser Hei­li­gen­kreu­zer Schu­le zu stu­die­ren. Das kann man durchstehen.

      • Ich habe Theo­lo­gie stu­diert an einem Katho­li­schen Nie­der­län­di­schen Uni­ver­si­tät. Der Unter­richt dort war für eine gro­sse Grup­pe Stu­den­ten Anlass, am Ende des ersten Jah­res aus der Katho­li­schen Kir­che aus­schrei­ben zu lassen!

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