Im Vorfeld der römischen Familien-Synode haben deutsche und österreichische Kirchenrepräsentanten Positionen zur Ausfransung und Relativierung der biblisch-kirchlichen Ehelehre aufgestellt. Auch wenn sie sich in den letzten Monaten in der Form gemäßigter gegeben haben – ihre Kernthesen bleiben bestehen.
Eine Übersicht von Hubert Hecker.
1) Die christlichen Gebote an die gesellschaftlichen Ist-Werte anpassen
Bischof Franz-Josef Bode hat die Generaltendenz vieler deutscher Kirchengrößen am deutlichsten zur Sprache gebracht – die Anpassung der christlichen Lehre an die unchristliche Lebensweise der westlichen Gesellschaft. Bode stellte fest, dass sich das „Leben“ vieler Christen von der „Lehre“ Christi entfernt habe. Diese Kluft müsse überwunden werden. Er kommt aber nicht auf die Idee, die seinem Auftrag als Bischof entspräche, den Christen die Lehre Christi wieder nahezubringen, sondern er will das Faktische des gesellschaftlichen Lebens zur neuen Norm erklären. Die Behauptung, dass die normative Kraft des Faktischen die „Kluft zwischen Lehre und Leben“ schließe, ist aber Augenwischerei. Denn die Norm des Faktischen setzt die biblischen Normen außer Kraft, wie im nächsten Punkt gezeigt.
2) Relativierung der biblischen Lehre und Gebote
Bischof Bode schließt einen zweiten Gedankengang an: Den biblisch-kirchlichen Lehren und Geboten zu Ehe und Treue sollte die heutige gesellschaftliche Realität als theologische Erkenntnisquelle zur Seite gestellt werden. Heutzutage wird ein Drittel aller Ehen geschieden. Wenn man aus dieser Tatsache etwas über das Wesen der Ehe erkennen will, so ergibt sich, dass die Ehe offensichtlich nicht „unauflöslich“ wäre, wie es Bibel und Dogmatik der Kirche lehren. Somit würde man das Jesuswort zu Makulatur erklären, nach dem die Ehe schöpfungsmäßig von Gott untrennbar zusammengefügt ist. Die These von der „heutigen Realität als theologische Erkenntnisquelle“ setzt die unbedingten Aussagen und Gebote der Bibel ins Unrecht.
3) Sakramentaler Segen für jedwede Beziehung
Einen ähnlichen Gedanken verfolgt der Pastoralrat der Diözese Linz. Das Gremium spricht in seiner Empfehlung für die römische Bischofssynode zur Ehe und Familie dafür aus, nicht von „Idealen“ auszugehen, sondern den „Blick auf die Lebenswirklichkeit von Beziehungen zu richten“. Die Lebensrealität sei gekennzeichnet durch Beziehungen ohne Trauschein, Zivilehen, Zweitehen nach Scheidungen und homosexuelle Partnerschaften. Die Kirche solle aus dieser Lebenswirklichkeit die Konsequenzen ziehen und das Ehesakrament zu einer „nicht wertenden Mehrstufigkeit“ weiterentwickeln (analog dem Weihesakrament).
4) Wertschätzung der Zweit‑, Dritt- und Homo-Ehen
Bischof Heiner Koch, Vorsitzender der DBK-Kommission für Ehe und Familie, untermauert den moralischen Wert der irregulären Beziehungen. Nach seiner Ansicht finden sich die „Grundwerte wie Treue und Verlässlichkeit“ bei der großen Zahl von wiederverheiratet Geschiedenen und den vorehelich Zusammenlebenden sowie bei homosexuellen Paaren. Anscheinend sollen mit solchen „Wertschätzungen“ die Zweit- und Dritt-Ehen sowie jegliche Art von sexuellen Beziehungen Erwachsener aufgewertet werden.
5) Auch mit graduellen Wahrheiten zufriedengeben
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn will unter dem Prinzip der „Gradualität“ alle sexuellen Beziehungsformen in die kirchliche Ehe-Lehre integrieren. Danach können auch in Partnerschaftsformen, die der katholischen Lehre zuwiderlaufen, „familiäre Werte und die Suche nach Wahrheit gelebt werden“. In diesen Beziehungen seien Grade oder Stufen des Ideals der christlichen Ehe erreicht.
6) Ein gewisses subjektives Dafürhalten im Gegensatz zu den objektiven Normen.
Bischof Bode erklärte, dass für ihn in Sachen Ehe und Familie der Freiburger Theologe Eberhard Schockenhoff maßgeblich sei. Der vertritt die Meinung, dass bei Ehebruch, Scheidung und Wiederverheiratung die Gewissensentscheidung der Betroffenen für die „Einschätzung ihrer Lebenssituation“ relevant sei. Gewissen steht in diesem Fall als subjektives Dafürhalten im Gegensatz zu den objektiven Normen der Bibel und der Kirche.
7) Barmherziges Zudecken der Sünde
Kardinal Walter Kasper hat für die Anerkennung einer Zweitehe das Motiv der Barmherzigkeit ins Spiel gebracht. Wenn jemand für seine sündige Tat – Scheidung und Wiederverheiratung – angemessene Buße tue, sollte ihm die Kirche die Absolution nicht verweigern, auch wenn die Person nicht die irreguläre Situation rückgängig macht, das heißt zur Umkehr bereit ist. Diese Art von Barmherzigkeit läuft auf das lutherische „Zudecken von Sünden“ hinaus und entspricht nicht dem katholischen Absolution von Sünden unter den Bedingungen der Beichte. Kasper verweist auch auf die orthodoxen Kirchen, die unter bestimmten Bedingungen Zweit- oder Dritt-Ehen zulassen.
8) Wir sind keine Filiale von Rom
Kardinal Reinhard Marx ergänzte die inhaltliche Debatte über Ehe und Familie mit der kirchenpolitischen Aussage: „Wir sind keine Filiale von Rom.“ Und: „Wir können nicht auf die Beschlüsse der römischen Bischofssynode warten.“ Damit hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz schon vor Abschluss der römischen Synode im Oktober diesen Jahres klargestellt, dass die weltkirchlichen Beschlüsse so oder so von der deutschen Kirche als irrelevant angesehen werden.
Kommentar:
„¢ Zu den ersten beiden Punkten hat Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, eine klare Stellungnahme abgegeben. Auf die Interviewfrage der ‚Tagespost’, welche Bedeutung die Lebenswirklichkeit der Menschen für die Kirche habe, antwortete er: Die Kenntnisse der menschlichen Lebenswirklichkeit seien hilfreich, um mit den Herausforderungen der Pastoral richtig umzugehen. „Aber sie kann nicht eine dritte Wirklichkeit der Offenbarung neben Schrift und Lehramt sein.“ Damit bleibt die biblische Lehre in der Auslegung der Kirche die einzige Norm für Christen. Allen Bestrebungen, die klaren Aussagen und Wahrheiten Christi zu relativieren mit Hinweis auf das abweichende „Leben“ oder die eingeschliffenen „Lebenswirklichkeit“ sollte damit ein Riegel vorgeschoben sein.
„¢ Jesus Christus hat die unlösbare Zusammengehörigkeit der Eheleute als Prinzip der Schöpfungsordnung erklärt. Der Beginn dieser Verbindung ist das gegenseitige Treueversprechen durch alle Lebenshöhen und –tiefen bis zum Tode. Zum Gelingen dieser sakramentalen Verbindung gibt Gott seine Gnade und seinen Segen. Deutsche und österreichische Bischöfe verweisen darauf, dass auch in Zweitehen und nicht-ehelichen Partnerschaftsformen Werte wie Verlässlichkeit gelebt würden. Diese Tugenden seien als Stufen auf dem Weg zum katholischen Ehe-Ideal wertzuschätzen. Eine solche Stufen- Argumentation oder Elemente-Lehre verkennt und verfehlt aber die katholische Lehre, nach der eine sakramentale Ehe nur bei vollständigem Vorliegen der ehelichen Werte-Trias – Treue bis zum Tod, Offenheit für Kinder und gegenseitige Hilfe / Unterstützung – gültig ist. Ein einziger dieser Werte macht keine Ehe, auch keine ‚Ehe light’ – im Gegenteil: Das Fehlen einer dieser Grundwerte macht eine Ehe nichtig, auch wenn zwei weitere vorliegen. In diesem Sinne ist ein Wort des Glaubenspräfekten Kardinal Ratzinger von 2003 zu deuten: Nicht nur bei Homopartnerschaften, sondern auch bei Zweit- und Dritt-Ehen sowie Zusammenleben ohne Trauschein gibt es keine Analogie mit der sakramentalen Ehe.
„¢ Die Idee von Professor Schockenhoff, dass letztlich nur die subjektive Gewissensentscheidung als Maßstab für die Bewertung von Ehebruch, Scheidung und Wiederverheiratung gelten könne, hat bei der Deutschen Bischofskonferenz Tradition. Schon in der Königsteiner Erklärung von 1968 erklärte sie, dass über der biblisch-kirchlichen Normenlehre das subjektive Gewissen stehe. 25 Jahre später unterstützte die Mehrheit der deutschen Bischöfe die staatliche Abtreibungsregelung, nach der eine Schwangere in „verantwortlichem Gewissensurteil“ über Leben und Tod ihres ungeborenen Kindes entscheiden sollte. Ein solcher Gewissensbegriff steht der katholischen Lehre diametral entgegen. Eine legitime Berufung auf das Gewissen kann weder gegen objektive Normen geschehen – wie etwa gegen das Natur-Recht auf Leben – noch als deren Überinstanz gelten, sondern ausschließlich mit Bindung und durch Bildung an diesen Normen.
„¢ Für die Auslegung der Schrift sowie die Ausfaltung der kirchlichen Normen gelten die Prinzipien Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in Verschränkung. Kardinal Kasper will dagegen die Barmherzigkeit zum hermeneutischen Prinzip für die Auslegung der Wahrheit machen. Damit stellt er sich in Gegensatz insbesondere zur jesuanischen Ehelehre, wie Christoph Blath gezeigt hat: Jesus wendet sich gegen die Ausnahmeregelungen der Thora zu Scheidung und Wiederverheiratung. Er nennt dieses Drängen auf Ausnahmeregeln nicht barmherzig, sondern im Gegenteil „Hartherzigkeit“, wegen der Moses die Ausnahmen zuglassen habe. Jesus dagegen will die Schöpfungswahrheit der unauflöslichen Ehe wieder zur Geltung bringen. Somit ist die Wahrheit das hermeneutische Prinzip für die Barmherzigkeit.
„¢ Kardinal Kasper verweist auf die Lockerungen und Ausnahmeregelungen zur Ehelehre bei den orthodoxen Ostkirchen. In dieser Hinsicht würde er auch bei Luther fündig werden. Eine der fürstlichen Stützen der Reformation, Landgraf Philipp von Hessen, verlangte von Luther, seine zweite Ehe mit einem jungen Hoffräulein abzusegnen. Luther argumentierte mit der alttestamentlichen Polygamie und dann direkt gegen Jesu Ehelehre: Was im Gesetz Mose zugelassen, sei im Evangelio nicht verboten. Schließlich erlaubte er die Zweitehe des Landgrafen wegen dessen „Nothdurft seines Gewissens“ und auch mit Berufung auf sein eigenes Gewissen.
„¢ Das Ärgernis durch Kardinal Marxens Wort, nach dem die deutsche Kirche keine Filiale von Rom sei, besteht in zwei Dimensionen: Einerseits in der Schnoddrigkeit des Vergleichs der Kirche mit einem Wirtschaftskonzern, andererseits in der brüsken Infragestellung der dogmatischen Einheit mit der Weltkirche.
Text: Hubert Hecker
Bild: Settimo Cielo/Herder Korrespondenz (Screenshot)
Und wieder sind sie publik, diese Glaubenszerstörer : Kardinal Marx, Kasper, Bischof Bode und
und, und… Man kann nur immer wieder auf La Salette hinweisen, dass der Dämon, hier sind es
viele Dämonen, ihren Verstand verdunkelt hat. Wie kann es sonst sein, dass die Nachfolger der
Apostel dabei sind, die Sünde, laut dem Völkerapostel Paulus, zu rechfertigen und so dem Zeit-
geist entgegen zu kommen. Himmel tue dich auf, muss man da sagen. Niemand, außer einer
nicht geringen Zahl von treuen Kirchenmännern, gebietet diesen wild gewordenen Kirchenzer-
störern Einhalt. Wer die Hoffnung auf Franziskus setzt, wird enttäuscht sein, denn der Papst
scheint zu diesen Thesen auch zu liebäugeln.
Bereits im Jahre 1837 wurde in der Zeitschrift „Der Katholik“ vor den eigenmächtigen Machenschaften der „zeitgemässen“ Glaubensverzerrern gewarnt:
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„Lasset Euch nicht verführen durch die täuschenden Reden derjenigen, die, vorgebend, daß sie in Glaubenssachen an der Kirche festhalten und daß nur diese zum Wesen der Kirche und der katholischen Religion gehören, über ihre wesentliche, weil ihr von Gott gegebene, äußere Verfassung die irrigsten, ganz den Zeitbegriffen entsprechenden Meinungen aufstellen, die ihre heiligsten, ganz in den wesentlichen Glaubenssätzenbegründeten, sie äußerlich darstellenden und belebenden, durch das Alterthum und das Ansehen der Kirche geheiligten Anstalten, Gewohnheiten, Gesetze und Andachtsübungen verhöhnen, und mit neuen, wie sie vorgeben, dem Geiste des Evangeliums mehr angemessenen und den Fortschritten des menschlichen Geistes in unsern Zeiten mehr angepaßten, Formen eigenmächtig zu vertäuschen suchen.“
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Pater Biffart von der Petrus-Bruderschaft sprach bez. den Versuchen der Aushebelung der Lehre der Kirche von „teuflischen Winkelzügen“. Wie zu sehen ist, bedient man sich heute auch einer Verschwommenheit der Begriffe. Im Jahre 1902 mahnte der damalige Bischof von Rottenburg – Paul Wilhelm von Keppler – vor dem Aufkommen derartiger Wühlarbeit:
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„Allen „modernen“ Reformbestrebungen (ich kann die katholischen nicht ausnehmen) ist gemeinsam eine große Verschwommenheit aller Begriffe und Ziele, eine erstaunliche Unklarheit über das eigene Wollen und Können, ein planloses Herumfahren im Nebel.
Darin liegt ihre Schwäche, aber auch ihre Gefahr für die vielen Unreifen und Urteilslosen.
[.…]
Ein untrügliches Symptom falscher Reformbestrebungen ist es daher, wenn dieselben nicht im Namen des Heiligen Geistes, sondern im Namen des „Geistes der Zeit“ ans Werk gehen.“
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Dritte Frage des Konsekranten an den Weihekandidaten während der Bischofsweihe (im neuen Ritus)
„Bist du bereit, das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut, das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, REIN und UNVERKÜRZT weiterzugeben?“
Einige Kardinäle und Bischöfe haben diese Frage wohl anscheinend vergessen zu haben…
Gerade Kaspers Vorschlag ist völlig absurd, denn wenn eine Sünde vorliegt und der Sünder keine Bereitschaft zur Reue zeigt, wieso vorauseilende Barmherzigkeit ?
Eine Beichte ist nur gültig, wenn Bereitschaft zur Reue und Umkehr vorliegt, wenn nicht dann ist die Beichte Makulatur.
Insofern billigt dieser Herr die Quasi Abschaffung des Beichtsakramentes, denn wenn das eine ( Ehe ) nicht gilt, dann kann das andere (Beichte) ja auch keine Bedeutung haben, oder ?
Der grösste Witz für mich, ist diesen Mann auch noch als grossen Theologen darzustellen, es darf gefragt werden in welcher Religion er zuhause ist, die Katholische kann es nicht sein.
Aber das Problem ist der Bischof von Rom, wenn er alles demokratisch entscheiden lässt dann muss es ja so enden, hier geht es um die Grundfesten des Glaubens ohne Wenn und Aber, hier ist eine grundsätzliche Entscheidung geboten, nach der alle sich richten.
Wir verkommen sonst vollends zur Hanswurst Veranstaltung.
„Rebellion gegen Gott“
So nennt Kurienkardinal Sarah die Versuche, die Lehre der Kirche, insbesondere in Bezug auf die Ehelehre, zu relativeren und die Rebellion nimmt konkrete Gestalt an. Die Rebellen haben sich mittlerweile so klar positioniert, dass sie nicht zu übersehen sind, selbst wenn man es wollte. Ja sie scheinen in ihrem Hochmut noch stolz auf ihre Rebellion gegen Gott zu sein. Der zersetzende Protestantismus in der katholischen Kirche hierzulande wird, sollte er sich weiter unter Duldung des Papstes entfalten können, unweigerlich zu einem Schisma führen, wovor der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Müller, schon eindringlich warnte. Die Wahrheit stehe nicht in der Interpretationsmacht des Menschen, sondern sei alleiniger Besitz Gottes.
Das Ersetzen von Theologie durch Anthropologie, wie es besonders Kardinal Kasper vorexerziert, der in der Tradition von Leuten wie Hans Küng steht, führt nicht zu einem besseren Verständnis der göttlichen Wahrheit, sondern lediglich dazu, dass an ihre Stelle die Ideologie tritt. Es ist ein modifizierter Hegelianismus mit Einsprengseln Marxscher Hegelkritik, den Kardinal Kasper als ausgewiesener Kenner Hegels hier theologisch in Stellung bringt. Alle „Argumente“, die Kasper gegen die Lehre der Kirche aufbietet, lassen sich bei Hegel in seinen Religionsphilosophischen Schriften finden und somit belegen. Hegel hat die katholische Kirche gehasst. Er wollte Theologie in Philosophie auflösen. Dieses Projekt der Aufklärung hat heute in die Theologie Einzug gehalten und stützt sich auf eine historisch-kritische Bibelexegese, die zur Voraussetzung ihres Wissenschaftsanspruches hat, dass Gott nicht existiere, Offenbarung also bloß ein Produkt menschlichen Geistes und Handelns sei.
Kardinal Kasper und seine Anhängerschaft stellen die Wahrheit auf den Kopf. Dann ist aber Glaube eine bloße Fiktion, ein Märchen, das sich der Mensch ausgedacht hat, um die grauenhafte Wirklichkeit, seine sinnlose Existenz überhaupt ertragen zu können. Es ist eine Art theologischer Nihilismus – eigentlich eine Aporie – die sich hier artikuliert. Wenn dieser theologische Nihilismus die Wahrheit wäre, dann hätte Kirche kein Existenzrecht mehr, dann wäre sie sinnlos. Im Grunde kämpft hier die säkulare Aufklärung mit verdecktem Visier in der Kirche und stiftet, wie immer, nur Chaos und Verwirrung. Wer genau auf Kaspers Thesen hinschaut, der erkennt sofort, dass das alles ohne echte Substanz bleibt, ein bloßes Gedankenspiel, mehr nicht. Der Protestantismus wirkt eben in unseren Landen weiter fort, auch in der katholischen Kirche. Er hat nie etwas Gutes hervorgebracht, was Bestand hätte und er wird es auch nicht.
Wissen sie, was ich für ein Problem habe?
Sollte bei dieser Synode tatsächlich einiges aufgeweicht oder gar ganz dem Zeitgeist unterworfen werden, stecke ich in einer Zwickmühle: Nach meinem Gewissen müsste ich mich von dieser Kirche trennen. Alternative? Ich weiß es nicht!! Und das macht mich wirklich krank. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Wer hat eine Antwort für mich???????
Auch ich kann Ihnen nur antworten, wie es schon @Severib dankenswerterweise getan hat.
Mein Rat:
Sich aus dem augenscheinlichen Chaos innerlich ausklinken, dies soll jetzt aber nicht bedeuten, dass Ihnen alles gleichgültig wäre.
Und dann geduldig ausharren und dabei Jesus Christus und Seiner Kirche treu bleiben.
Vielleicht die Möglichkeit wahrnehmen, die Tridentinische Messe zu besuchen,
sich guter katholischer Literatur widmen,
Gleichgesinnte suchen, um so diese schmerzliche Zeit zu überbrücken.
Würden Sie sich von der Kirche trennen – wohin wollten Sie denn gehen?
Zu den Freikirchen – und damit auf die Sakramente verzichten?
Wenn die Ehe ein Abbild der Liebe Jesu Christi zu Seiner Kirche ist und Sie würden diese Kirche ‑Seine Kirche also- verlassen, wäre es dann nicht ein bisschen so, als würden Sie Ihre Frau verlassen?
Dieser Vergleich mag hinken, zugegeben.
Aber bedenken Sie bitte, lieber Josef:
Im Tabernakel wartet Christus auf Sie, gerade auf Sie!
„Würden Sie sich von der Kirche trennen – wohin wollten Sie denn gehen?“ – ja, eben: „Herr, zu wem sollen wir gehen?“ – Da ist, wie Kardinal Sarah schreibt, nur … ‚Gott oder Nichts‘! Sehr eindringlich, dieser Dialog zwischen Jesus und den Jüngern nach Seiner eucharistischen Rede am See Genezareth (Joh 6,22 & folgende; hier ab Vers 64):
„Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben.“ Jesus wußte nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und Er sagte: „Deshalb habe Ich zu euch gesagt: Niemand kann zu Mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.“ Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: „Wollt auch ihr weggehen?“ Simon Petrus antwortete ihm: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes!“
Die Kirche verlassen – niemals! Aber … es ist extrem schwer …: in wieweit gehören bestimmte Institutionen … eine ‚Körperschaft des öffentlichen Rechts‘ überhaupt (noch? & wesensmäßig, jetzt nicht in einem weltlichen, rein formal-juristischen Sinne mein‘ ich) zur Kirche Christi? Wann wäre def. ein Punkt überschritten, wo man vor seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren kann, eine solche Institution (ja auch finanziell) mitzutragen? Und zwar gerade um Christi, um Seiner Kirche willen, und ihrer (und ja auch der eigenen) Glaubwürdigkeit & Konsequenz (denke da auch, aber bei weitem nicht nur, an so Sachen wie diese Fristen-„Lösung“ oder jetzt diese „Pille danach“, also Nidationshemmer; oder PID oder „Euthanasie“, von der akt. „WvG“-Debatte mal ganz zu schweigen … – wie äußern sich „unsere Hirten“ dazu [wenn überhaupt]; was schreibt z.B. unser offiziöses Bistumsblättchen so, kann ich da wenigstens hin & wieder mal noch so einen zumindest klitzekleinen Reflex meines eigenen Glaubens wiederfinden … – oder eher: was & worüber schreibt besagtes Blättchen alles NICHT, sondern schweigt …!?) … – wir SIND im Notstand, im allerschwersten, manchmal wirklich physisch übelkeiterregenden … – stimme ‚im Befund‘ völlig z.B. mit dem geehrten Suarez überein, in seinem Text von (vor-?) gestern; aber dann frag ich weiter, „wie kann das eigentlich sein, wo hat sich da der diabolische Fehler, der Widerspruch, ins System geschlichen – das dann aber doch nicht mehr identisch sein kann mit Seiner Kirche?“ … [tiefstes Seufzen] … – die einzig logische Antwort scheint mir halt zu sein, was ich weiter unten & an anderer Stelle versucht habe, darzulegen (SSPX und all die vielen anderen scharfsinnigen Kritiker „von Anfang an“, wie auch der gute Pfr. Milch & al., haben grundsätzl. Recht – bis auf die eine Frage; da haben Erzbischof Thuc, Bischof Sanborn, Pfr. Schoonbroodt & al. Recht). – Es bleibt:
„[G]eduldig aus[zu]harren und dabei Jesus Christus und Seiner Kirche treu [zu] bleiben“ – Glauben, Lieben, Hoffen, Beten, Dienen, Durchhalten!
Hey, ich hab’s … wenn grad mal keine Apfelsinen im Auge; Suarez schrieb das o.G. hier in diesem Strang, präzise am 2. Oktober 2015 um 11:30, sowie unter dem Artikel ‚800.000 Unterschriften im Vatikan übergeben‘ am 30. Sept. um 16:56. – Unglaublich starke Worte, auch mir aus der Seele (das hehre Wort „Aufklärung“ z.B. kann man doch echt nur noch in beißendem Sarkasmus in den Mund nehmen, wenn man sich das alles mal so überlegt …); Zitat Suarez:
„Die historisch-kritische Methode, das Lieblingskind der heutigen „katholischen“ Theologie, geboren aus der säkularen Aufklärung, hat Gott schon aus systematischen Gründen aus der Theologie eliminiert, wodurch die Wahrheit des Glaubens völlig verloren ging. Der Relativismus einer Moderne, die zu ihren größten Errungenschaften den technisierten Massenmord in unterschiedlichster Gestalt zählt, hat das Vertrauen in diese Kirche und ihre Kraft zur Verkündigung nahezu zertrümmert. Nirgends findet man eine solche Gehässigkeit, eine solche Heuchelei, wie gerade heute in der Kirche. Aus der Frohen Botschaft wurde die Phrase, das hohle Geschwätz des Zeitgeistes, der bemüht ist, seine allseitige Verkommenheit zu verdecken. […] Das Übel hat schon so weit Einzug gehalten, dass man Gott und das Nichts nicht mehr zu unterscheiden weiß.“
Geehrter GW,
Sie umreißen die Problematik sehr eindrücklich. Mir scheint ein Aspekt noch sehr wichtig. Wenn die Einheit der Lehre, die ja immer eine überzeitliche Einheit sein muss, zerstört würde, weil die Lehre von der Schöpfungsordnung und die Ehelehre relativiert und somit aufgehoben würde, dann stünde die Kirche faktisch in einem Schisma und zwar mit dem früheren Kirchenvolk, also sich selbst. Wir dürfen ja nicht immer von dem Gedanken ausgehen, dass das Volk Gottes allein von den jetzt Lebenden repräsentiert wird, sondern Volk Gottes meint die Glaubenden aller(!) Zeiten. Kirche ist nicht nur im Jetzt, sondern auch im Vergangenen und in der Zukunft verankert. Nur das macht ihre Wahrheit aus! Wenn sich also die Kirche heute gegen den Glauben der Väter stellte, dann stellte sie sich gegen sich selbst. Und was sagte Jesus Christus über ein Reich, das in sich gespalten ist ? Es wird keinen Bestand haben (Mk 3,24)!
Die kaspersche/danneelsche Kirche wird immer in sich zerfallen, weil sie keine Einheit mehr hat mit der Kirche aller Zeiten. Das ist ein Faktum an dem nicht einmal der Papst etwas ändern kann, denn auch er würde in Widerspruch zu seinen Vorgängern geraten und damit zu sich selbst als apostolischer Nachfolger Petrus. Jesus Christus hat diese Warnung der Kirche mit auf den Weg gegeben, aber wo das Wort des Herrn nicht mehr vernommen wird, herrscht eben babylonische Sprachverwirrung und tiefe Gaubensfinsternis.
Wenn es also wirklich zu diesem Bruch in der Kontinuität der Lehre kommt – auch wenn man diesen Bruch zu verdecken versuchte – wäre das Schisma eingetreten. Was dann kommt, wissen wir nicht, jedenfalls wäre es ein Vorgang, der die Kirche grundlegend veränderte, eine Rebellion gegen Gott, wie Kurienkardinal Sarah sagt. Hier kann dann nur noch Gott weiterhelfen und er wird sicher denen beistehen, die um seinen Beistand bitten.
Es wird immer glaubenstreue Priester / Bischöfe / Kardinäle geben, also einfach gemeinsam mit ihnen treu bleiben!
Eine echt katholische Restkirche wird es immer geben, auch wenn man dazu in Zukunft einigen Weg zurücklegen wird müssen – aber dies ist in anderen Missionsländern die Regel, und nicht die Ausnahme. Und wenn diese es bis jetzt geschafft haben, dann sollte es auch bei uns möglich sein!
Geehrter Josef,
ich kann versuchen, darzulegen, wie ich persönlich über diese entscheidende Frage denke, und nur jeden, der dies liest, bitten, das für sich selber nochmal genau durchzudenken (weil eben auch eine zutiefst persönliche Gewissensfrage). – Also, von der Kirche Christi trennt man sich, indem man bewußt ins Schisma geht, bei gleichzeitiger Anerkennung von Papst und Hierarchie, d.h. man hält die derzeitigen Beansprucher dieser Ämter tatsächlich für legitime Amtsträger, unterstellt sich diesen aber nicht. Oder man trennt sich durch Abfall vom katholischen Glauben. Beides kommt (für mich) niemals in Frage, mein Glaube ist das Fundament meines Lebens (ein Satz Friedrichs II. von Preußen: „Es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich meine Pflicht tue und für das Vaterland kämpfe, um es zu retten, wenn es noch zu retten ist“ – abgewandelt: es ist nicht notwendig, daß ich lebe; wohl aber, daß ich, wenn ich schon lebe, meinem Schöpfer & König, meinem Herrn & Gott, glaube und danach lebe und meine Pflicht tue – in jeder Hinsicht & bedingungslos). – Intention also: Mitgliedschaft in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, der einen Kirche Christi. Diese ist per def. die Gemeinschaft derjenigen, die den vollen katholischen Glauben bekennen. Befund, meines Erachtens: sehr viele (scheinbare) Amtsträger, insbes. derjenige, der z.Z. das Petrusamt für sich beansprucht, bekennen, gemessen an ihren Reden und Taten bzw. Äußerungen und (scheinbaren Amts-) Handlungen, diesen Glauben durchgängig nicht (J.M.B. etwa diffamiert einen klaren, wohldefinierten Glauben sogar als ‚Ideologie‘, die Jesus so nicht gewollt habe …). Sie bekennen letztlich einen völlig anderen Glauben (ein unklares, allgemeines, eher emotionales, „handelndes“, nicht denkendes ökumenistisches pseudo-Christentum letztlich – bestenfalls [aber selbst Luther müßte sich angesichts dessen im Grabe drehen]; schlimmstenfalls: eine ganz andere, neue Religion, im Grunde eine Art ‚Kult des Menschen und der Erde‘, pseudo-humanistisch, synkretistisch, faktisch agnostisch & a.d. „besten“ Wege zur ‚Welt-Einheitsreligion‘); gehören somit einer Glaubensgemeinschaft an, mit welcher ich selbst absolut nichts zu tun haben will, da diese nicht (mehr) identisch ist mit der einen Kirche Christi. Diese Menschen haben sich also selbst von der einen Kirche abgespalten, besetzen aber weiterhin deren Institutionen und – scheinbar – deren Ämter. Da diese Ämter, allen voran das Petrusamt, jedoch nicht gültigerweise von solchen besetzt werden können, die gar nicht Glieder der Kirche Christi sind („sichtbares Haupt des Leibes Christi auf Erden kann nicht sein, wer nicht einmal Glied dieses Leibes ist“, sinngem. nach St. Robert Bellarmin), ist insbes. der Apostolische Stuhl, die Kathedra des hl. Apostels Petrus, nicht (gültig) besetzt – m.a.W.: es besteht m.E. tatsächlich Sedisvakanz. – Problem: der derzeitige – also nur scheinbare – Amtsträger wird von einer …
Bester GW & Suarez, innigsten Dank für diese sehr ergreifenden Kommentare!
… überwältigen Mehrheit von Menschen als Papst anerkannt. Frage jedoch: wieviele dieser Menschen haben überhaupt noch wirklich den vollen katholischen Glauben (bekennen also insbes. die Allerheiligste Dreifaltigkeit & die Gottheit Jesu Christi, unseres Herrn und Erlösers; Sein Opfer am Kreuz; das damit ontologisch identische hl. Meßopfer – Konsekration, Transsubstantiation, Realpräsenz; Seine glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt, substantiell, nicht nur „irgendwie geistig“; das ohne Erbsünde Empfangensein der Allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria; Ihre leibliche Aufnahme in den Himmel; daß Sie dem wirklich exsistierenden Teufel, der ‚alten Schlange‘, „das Haupt zertritt“ und für uns Menschen bei Ihrem Sohn interzediert, wenn wir Sie gläubig & demütig darum bitten; daß unser Herr zu Kana wirklich Wasser in Wein verwandelt, also ein echtes, supranaturales Wunder gewirkt hat; die Sakramentalität und absolute Unauflöslichkeit der Ehe nach göttlichem Recht; die Unmöglichkeit[!] der Weihe einer Frau; das ‚Extra ecclesiam nulla salus – außerhalb der Kirche [objektiv] kein Heil‘, d.h. die Heilsnotwendigkeit des vollen kath. Glaubens, der Taufe sowie der Mitgliedschaft in der hl. Kirche; den vollständigen Verlust dieses Glaubens bei bewußter Leugnung [auch „nur“] eines Glaubenssatzes; die Unfehlbarkeit des Papstes, wenn er ex cathedra spricht; die Tatsache, daß die eine hl. Kirche keineswegs „gespalten“ ist, weil dies schlicht unmöglich ist [möglich ist immer nur Abspaltung, nicht Spaltung], also Einheit, Einzigkeit, Unfehlbarkeit und Heiligkeit der Kirche Christi, uvm.)? Wieviele von den Menschen z.B. hier bei uns in Mitteleuropa, die sich selbst ‚katholisch‘ nennen, bekennen denn überhaupt noch wirklich diesen Glauben, und zwar „komplett“? Vor allem von den sog. ‚kritisch-mündig-aufgeklärten Engagierten‘ in den schier unendlich vielen ‚Gruppen, Arbeitskreisen, Kommissionen, Räten & Gremien‘ (um nicht zu sagen, ‚Sowjets‘ auf allen Ebenen; „Sowjetisierung der Kirche“, isdochso … – man sehe sich doch nur mal all diese „Pastoralen Prozesse“ an, habe da Erschreckendes üb. d. Bistum Aachen gelesen, aber „bei uns“, Ebm. Paderborn, sieht’s nicht viel anders aus …); was tiefer, im besten Sinne kindlich-vertrauensvoller Glaube ist, wird von jenen ach-so-„Aufgeklärten“ doch nurmehr in unerträglichem Hochmut & pseudo-intellektueller Arroganz als „kindisch-unkritisch-unmündig-unaufgeklärt“ (oder gar – immer häufiger gerade in der letzten Zeit, echt auffällig, geradezu konzertiert[?], etwa durch Clinton, Obama, Bergoglio, glaube auch Marx und Gauck[?]! – als „gefährliche fundamentalistische Ideologie“!) runtergemacht (bis inkriminiert), als habe uns unser Herr nicht eindringlich gewarnt, „wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …“ und „selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich“ und „bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles …
… geschehen ist“ … – Also: obwohl es, etwa, in der vom Kollektiv der DBK (im Verein mit dem ZdK usw. – faktisch) geleiteten ‚Körperschaft öffentlichen Rechts‘ absolut gesehen noch viele Katholiken nach Definition gibt, kann ich persönlich die (große?) Mehrheit der Mitglieder jener Körperschaft nicht mehr als Teil der Kirche Christi betrachten, bzw. als diejenige Glaubensgemeinschaft, der ich selbst aus tiefstem Herzen angehören möchte – ich müßte denn meinen Herrn und Gott schmählich verraten. Ein Austritt aus derselben bedeutet also nicht eo ipso eine defectio a fide vel a communione catholica (Glaubensabfall / echter Austritt aus der hl. Kirche) – eher im Gegenteil … ich selbst muß mich fragen, ob meine (formale) Mitgliedschaft überhaupt noch vereinbar ist mit meinem Glauben … – denn, wie gesagt, viele Mitglieder der ‚katholischen Kirche in Deutschland‘ sind Mitglieder der Kirche Christi; viele aber – nach ihrem öffentlichen Zeugnis! – nicht (mehr). Und viele von denen, die nicht (mehr) Mitglieder der ‚katholischen Kirche in Deutschland‘ sind, sind Glieder der Kirche Christi. Schwieriges Problem … berührt das Gewissen des Einzelnen. Würde ich über die ‚Kirchensteuer‘ am Ende gar Dinge mitfinanzieren, die dem Wesen und dem Auftrage der hl. Kirche gar diametral entgegengesetzt sind? Die Fragen muß sich halt jeder selbst beantworten …
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Anm.: Keinesfalls möchte ich „da oben“ all die vielen wirklich glaubenstreuen Menschen diffamieren, die sich tatsächlich aus Liebe zu Christus und Seiner Kirche im besten Sinne ‚engagieren‘ (mag dieses Wort selbst jedoch nicht … mehr), d.h. ihre Kraft & freie Zeit bewußt einsetzen, um wirklich zu helfen; im Gegenteil – vor diesen hab ich höchste Achtung, Respekt; könnte … müßte mir „manches Scheibchen von abschneiden“, wie man so sagt …! – Aber aus eigener Erfahrung weiß ich … oder habe ich den Eindruck gewonnen, daß „in jenen Kreisen“ leider vielfach etwas vorzuherrschen scheint, das man wohl als extrinsische Religiosität bezeichnet; Motive wären dann nicht mehr primär ein unauffälliges, demütiges Dienenwollen, sondern vielmehr sowas wie „Selbstverwirklichung“, „Selbstdarstellerei“ und „Mitbestimmenwollen“, also auch Ausübung von Macht – nicht als Dienst an anderen, sondern als „Dienst“ am eigenen Ego / für das eigene Selbstwertgefühl; letztlich also … sowas wie ‚Komplexe, Neurosen, Ängste & Zwänge‘. Den Betroffenen tut man somit überhaupt keinen Gefallen, indem man ihnen auch noch bereitwillig eine Bühne zur (im Extremfall zumindest) „Zelebration des eigenen Ichs“ zur Verfügung stellt; eher versündigt man sich an ihnen, wenn man ihnen willfährt und ihnen gar noch mehr „Macht & Einfluß“ zugesteht … – diese „Entklerikalisierung / Entsakralisierung“ birgt also auch in dieser Hinsicht Gefahren & große Versuchungen (von denen allerdings jeder Mensch betroffen ist, klar!): Hochmut, Ehrgeiz, Eitelkeit, Stolz, Selbstsucht, Neid, Eifersucht, Mißgunst …
Korrektur, es muß heißen: „[…] habe ich den Eindruck gewonnen, daß „in jenen oben skizzierten bzw. im Folgenden definierten Kreisen“ leider […]“ – damit meine ich eben genau diejenigen, und nur diejenigen, auf welche das Genannte eben zutrifft, also ihr Reden & Handeln in der Öffentlichkeit als extrinsisch religiös zu charakterisieren ist. Genaueres dazu findet man, indem man eben nach dem Begriff ‚extrinsische Religiosität‘ sucht; ist also keine „Erfindung von mir“.
“ …; was tiefer, im besten Sinne kindlich-vertrauensvoller Glaube ist, …“
Lieber G.W., dies ist genau der Glaube, dem ich anhange:
Liebe und die treue Hingabe zu unserem Herrn, die Gewissheit, dass ER es gut mit uns meint.
Und wenn das in den Augen der anderen bedeuten sollte, „kindisch-unkritisch-unmündig-unaufgeklärt“ zu sein, nun, dann sei es eben so.
Es gibt Schlimmeres!
Neulich habe ich Exerzitien gemacht und dabei an ihrem Ende „gewusst“, dass ich stärker geworden bin.
Einen gesegneten Sonntag für Sie, lieber G.W.
Merci, liebe Marienzweig & Mitkommentatoren – auch Ihnen & allen einen gesegneten Sonntag (und f.d. kommenden Tage der Synode & die Berichte darüber: „starke Nerven!“ 🙂 – und noch ein xtra-Gruß @ hicesthodie, da länger nicht gesehen, also „virtuell“, mein‘ ich^^). – Noch zur ‚Ergriffenheit meiner Worte‘ oder vlt. besser ‚Eindringlichkeit / Deutlichkeit des Bekenntnisses‘, z.B. die Worte des Alten Fritz‘ über die Pflichterfüllung usw. – bitte nicht glauben, ich sei wirklich (schon) so; diese Worte sollen eher ‚Anspruch, festen Willen und Ziel‘ ausdrücken, also … will mich damit wohl auch selber bestärken, „befeuern“ und „unter Druck setzen“, durch entschiedenes öffentliches Bekenntnis (zumindest schon mal hier in diesem Forum). Aber, natürlich: eine Sache ist ein ultra-bequemes Schreibtisch-Bekenntnis auf einem Forum im Internet; eine ganz andere Sache ist nochmal das ‚Bekenntnis unter Gefechtsbedingungen‘, sozusagen. Wenn man etwa an unserer Brüder und Schwestern in der Verfolgung denkt … und selbst noch hier bei uns, in den Erstaufnahme-Einrichtungen, wo Christen massiv bedrängt werden, grauenhaft … wir (also jetzt nicht „wir hier“ konkret, Ihr wißt schon …!) müßten uns wirklich schämen – wenn ich etwa von einer irakischen christl. Familie lese, die aus dem „sicheren“ Deutschland zurück in ihre Heimat geflohen sind, weil sie da, wie sie sagen, sicherer leben können, als „bei uns“ …
… aus uns selbst heraus können wir gar nichts (Joh 15,5). Wir können nur die Barmherzigkeit Gottes anflehen, daß wir immer in der Wahrheit bleiben, daß wir stark werden & bleiben und nicht zu Fall kommen – gerade dann, wenn’s wirklich drauf ankommt und es durchaus „unbequem“ wird … – mögen auch die 21 ägyptischen Märtyrer von der libyschen Küste bei Ihm für uns bitten!
http://tinyurl.com/ntcarnd [offiz. Ikone ‚der 21‘ von communio.stblogs.org]
Anm.: Das mit der ‚Eindringlichkeit‘ (oder wie man das nennt?) usw. bezieht sich natürl. a.d. Kommentar v. hicesthodie ein Stückchen weiter oben. Sollte nicht absichtl. ‚ergreifend‘ geschrieben sein, aber … wenn’s denn ein bißchen so rüberkommt – auch nicht schlimm^^
@Josef
Nicht nur Sie steckten dann in einer „Zwickmühle“ sondern das gespaltene Kirchenvolk als Ganzes!
Man sollte nicht übersehene, dass die afrikanischen Bischöfe schon ihren entschiedenen Widerstand gegen die „Rebellion gegen Gott“ angekündigt haben. Man wird sich dort nicht einfach kolonialisieren lassen, insbesondere wenn die Einheit der Kirche, die ja immer auch eine überzeitliche ist, zerstört würde. Erschreckend ist, dass mittlerweile die zersetzenden Kräfte in der Kirche eine derartige Macht gewonnen haben, dass zu befürchten steht, dass sie eine tiefe Finsternis über die Kirche bringen könnten.
Wir können da wohl nichts tun als fest am Glauben und damit am Wort Jesu Christi festzuhalten. Wir sind immer in Gottes Hand!
Zunächst einmal – ganz herzlichen Dank für all die Antworten, Hinweise und Tips bezüglich meiner „Zwickmühle“.
Es lässt sich ganz einfach zusammenfassen: Der katholischen Kirche trotz allem treu bleiben, was auch immer kommen mag, auch wenns noch so schwer fällt.
„Wir sind immer in Gottes Hand“, das haben sie wunderbar geschrieben und wird für die Zukunft eine Kraftquelle sein.
Der Teufel ist leider fleißig, ja, ich habe den Eindruck, er kennt keinen 8 Stunden Tag. Er ist meiner Meinung nach 24 Stunden im Einsatz – ohne Urlaub.
Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, das es nicht so einfach ist, die Krone des Lebens zu erhalten. Gott bürdet uns viel auf, aber er hilft auch immer wieder beim tragen.
Der Kirche Christi treu bleiben, der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche Jesu Christi. Christus ist das Haupt der Kirche. Ihm gilt unsere Treue, ob unter einem würdigen oder einem unwürdigen Priester, Bischof oder Papst. Sich einfach nicht irremachen lassen. Christus ist treu, wir sollen es auch sein.
Gott befohlen.
Ja, aber – s.o.! Ein Papst kann natürlich unwürdig sein, ein schwerer Sünder oder Heuchler, was auch immer; aber, wie schon Papst Innozenz III. feststellt (schade, finde das Zitat auf die Schnelle nicht, muß sinngemäß zitieren): „Ihr (Kardinäle, Bischöfe oder Könige, Kaiser) könntet mich in keiner Sache richten, was auch immer ich für Untaten vollbringen würde, denn es gibt in dieser Welt keinen Richter über mir; nur in einer Sache würde ich bereits gerichtet sein – wenn ich den Glauben verlöre!“ – Ein unwürdiger Papst wäre ein Ärgernis; ein ungläubiger dagegen ein Widerspruch in sich. Oder: Papa haereticus – papa nullus. Dies ist im Grunde sogar biblisch, direkt aus dem Matthäus-Evangelium, „herleitbar“; Christus kündigt die Übertragung des Primats und der Schlüsselgewalt auf Simon Petrus ja erst an (incl. Namensänderung bzw. Verleihung des Titels), nachdem Simon Bar Jona seinen Glauben bekannt hat: „Für wen haltet ihr Mich?“ – „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ – „Selig bist du, Simon Bar Jona …“
Bekenntnis des vollen Glaubens und Mitgliedschaft in der Kirche Christi als notwendige Voraussetzung für das Innehaben des Petrusamts ist nicht bloß kirchliche Setzung (wie etwa die genaue Konklave-Ordnung usw.), sondern ist göttlichen Rechts.
So ist es. Und deswegen setzt sich jeder Papst selbst ab, der der überlieferten Lehre auch nur ein Jota raubt. Ihm muss kein Gläubiger gehorchen oder folgen, sondern ihm vielmehr ins Angesicht widerstehen, denn die rechtmässige Lehre vom Primat des Papstes, so wie sie vom I. Vatikanum wahrheitsgemäß verkündet wurde, hat den rechten Glauben des Amtsinhabers zur Voraussetzung!
Hiermit möchte ich auch in diesem Forum meinen Rundbrief zur Familiensynode , wenn auch in stark gekürzter Form, zur Kenntnis bringen, der zwischen März und August 2015 an den Heiligen Vater, die Mitglieder der Kurie im Vatikan, hochrangige Kardinäle der Kirche, alle Bischöfe im deutschsprachigen Raum und diverse weitere Geistliche, Laiengruppierungen und Einzelpersonen sowie katholische Medien gerichtet gewesen ist, um auf der Basis meiner Forschungsergebnisse zur apostolischen Chronologie der neutestamentlichen Schriften eine Denkalternative zur Spätdatierungstheologie Kardinal Kaspers vorlegen und jene bestätigen zu können, die auf dem Boden der Heiligen Schrift und der Lehre der Kirche mit Recht dessen relativistischen Ansichten entgegentreten. Denn die apostolische Frühdatierung ist richtig und die evangelisch-lutherische Spätdatierung, auf deren Basis sich alle Worte Jesu relativieren lassen, ist falsch! Damit müssen auch Jesu Worte zu Ehe und Ehebruch nach wie vor als apostolisch authentisch überliefertes und damit als verbindliches Wort Gottes von allen begriffen und geglaubt werden, die ein Leben in römisch-katholisch rechter Weise führen wollen.
Infolge dessen sind auch Walter Kardinal Kaspers theologische Ableitungen zum Thema „Ehe und Familie, die er in verschiedenen „Vorschlägen“ vorgetragen hat, mit einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch. Diesen „Vorschlägen“ müssen alle widerstehen,
– die sich in der Sache Familiensynode 2015 nicht zum Anwalt der Barmherzigkeitsideologie Kardinal Kaspers und seiner geweihten und ungeweihten Gefolgsleute machen wollen,
– die nicht bereit sind, die auf Jesus Christus bauende Lehre der katholischen Kirche zu Ehe und Familie relativieren zu lassen,
– die mit einem am Lehramt geschulten Gewissen der Meinung der Reformer entgegentreten, die das individuelle Gewissen, das irren kann und in einer säkularen Lebenswirklichkeit meistens irrt, für die letzte Entscheidungsinstanz halten,
– die überzeugt sind, dass fortgesetzt im Ehebruch lebende zivil wiederverheiratete Geschiedene aus Ehrfurcht vor Gott ohne vorherige Umkehr den Leib Christi in der hl. Kommunion nicht empfangen dürfen und
– die mit Moses und Paulus praktizierende Homosexuelle in Gefahr sehen, ohne rechtzeitige Umkehr vom Himmelreich ausgeschlossen zu sein.
Der Not gehorchend, wende ich mich mit diesem Statement an eine relevante katholische Öffentlichkeit, denn unserer Kirche droht auf der anstehenden Weltbischofssynode 2015 die Spaltung, wenn es nicht unter Beistand des Heiligen Geistes gelingt, diese durch Rückbesinnung auf den apostolischen Glauben der Kirche abzuwenden.
Wort Gottes gegen Menschenwort
Statement
zur Ordentlichen Weltbischofssynode 2015
zu Ehe und Familie
Hochwürdigster Heiliger Vater!
Eminenzen! Exzellenzen! Magnifizenzen!
Hochwürdigste Herren Pfarrer und Diakone!
Liebe Patres!
Sehr geehrte Damen und Herren!
I
Unmittelbarer Anlass zu diesem Rundbrief war die Nachricht, dass sich die deutschen Bischöfe auf ihrer Frühjahrstagung in Hildesheim in Sachen „Ehe und Familie“ mit einer Zweidrittelmehrheit hinter Walter Kardinal Kaspers „Vorschläge“ gestellt haben, die gegen den von Jesus Christus geoffenbarten Willen Gottes gerichtet sind, der nicht schon vor dem Endgericht durch einen allzu nachsichtigen Vorgriff auf die göttliche Barmherzigkeit relativiert werden darf.
Da nun Walter Kardinal Kasper seine relativistische Theologie zu Ehe und Familie aus der Spätdatierung ableitet und Reinhard Kardinal Marx ihm darin folgt, was schon in Hildesheim zu irritierenden Aussagen und Festlegungen geführt hat, habe ich mich angesichts der zu erwartenden katastrophalen Folgen für die Kirche zu diesem Statement entschlossen, zumal ich der Presse nicht entnehmen konnte, dass die deutschen Bischöfe in Hildesheim auch nur mit einem einzigen Gedanken die Möglichkeit in Erwägung gezogen hätten, dass die Apostel tatsächlich als Augen- und Ohrenzeugen der Worte und Taten Jesu von seiner geoffenbarten Wahrheit authentisch Zeugnis abgelegt haben könnten, wie es die Kirche fast 2000 Jahre lehrt. Eher glaubt man mit Kardinal Kasper der falschen Spätdatierung, um die Anpassung der Lehre der Kirche an die herrschenden Lebensrealitäten betreiben und unter einem gedehnten Barmherzigkeitsbegriff ständig im Ehebruch lebende wiederverheiratet Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen und Lebenspartnerschaften Homosexueller kirchenrechtlich akzeptieren zu können.
Daher sind alle Bischöfe auf der Weltbischofssynode 2015 zu allen Fragen zu Ehe und Familie 2015, besonders aber in Sachen „Wiederverheiratete Geschiedene“ und „homosexuelle Partnerschaften“, aufgerufen, den einzig beleuchteten Weg zu gehen, den das Zeugnis der Zeugen und die daraus hervorgegangene Ehelehre der Kirche weist, denn für einen relativistischen Weg in eine „große“ Zukunft hat die römisch-katholische Kirche nach Jesu authentischem Wort kein Mandat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; keiner kommt zum Vater, außer durch mich“ (Joh 14,6). Dieses Wort, gesprochen von Jesus kurz vor seinem Tod am Kreuz, überliefert vom Evangelisten Johannes Zebedäus, ist ewiges Wort Gottes und kein spätes, jederzeit relativierbares Menschenwort, das von Gemeindetheologen am Ende des 1.Jhdts. einer zeitgeistig-hellenistischen Lebenswirklichkeit angepasst worden ist, denn die von modernistischen Bibelforschern postulierten, unbekannten Autoren hat es nie gegeben. Es sind Phantasiegestalten einer seit der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. gegen die katholische Kirche gerichteten, reformatorischen Bibelpolitik, um für die lutherische Rechtfertigungslehre, allein auf Paulus gestützt, die Deutungshoheit über das Christentum durchzusetzen.
II
Auf der Außerordentlichen Weltbischofssynode zu Ehe und Familie im Oktober 2014 ist die Frage diskutiert worden, ob Wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen zur hl. Kommunion zugelassen werden sollten – ein Vorschlag, der von Walter Kardinal Kasper eingebracht worden war. Daher war die Bemerkung des Präsidenten des ZdK , Alois Glück, dass die in Hildesheim versammelten deutschen Bischöfe mit Zweidrittelmehrheit für einen Weg votierten, „der dem Vorschlag von Kardinal Walter Kasper sehr ähnlich ist“ (Konradsblatt 4/2015) für viele Katholiken kein wirklicher Anlass zur Freude, denn Kardinal Kasper ist ein ausgewiesener „Spätdatierer“ und damit in seinen relativistischen Reflexionen wesentlich von der evangelisch-lutherischen Leben-Jesu-Forschung beeinflusst, die auf der späten Datierung von 20 der 27 neutestamentlichen Schriften beruht.
Bereits in seiner „Einführung in den Glauben“ (1972) geht er von der Tatsache der Spätdatierung aus und verstrickte sich in Irrtümern, denen bereits von Papst Johannes Paul II. widersprochen worden ist. Doch Kardinal Kasper hat nicht aufgegeben und nach eigenem Bekunden dazugelernt, aber seine Schlussfolgerungen nie bestritten: Wenn vom historischen Jesus in den späten, nicht authentischen Evangelien keine endgültige Wahrheit Gottes, sondern nur Relatives von Menschen überliefert ist, kann die Kirche keine absolute Wahrheit lehren. Daher ist Wahrheit für ihn nichts Absolutes, sondern ein laufendes „Geschehen“, das man nicht festhalten könne – auch nicht in Dogmen.
Diese Auffassung Kardinal Kaspers haben sich in Hildesheim 2/3 der deutschen Bischöfe zu Eigen gemacht, wonach zur Feststellung der jeweils gültigen Wahrheit die Orientierung am jeweiligen Zeitgeist oder den Zeichen der Zeit erfolgen und immer wieder am „Glaubenssinn“ oder zumindest an der Glaubenspraxis und nach Bischof Bode ersatzweise auch an den jeweiligen Lebensrealitäten gemessen, nachjustiert und neu definiert werden muss Es gehe heute nicht darum, eine scheinbar ewig gültige Wahrheit gegen eine überholte, weil nicht mehr lebbare Lehre der Kirche zu verteidigen, vielmehr müssten die überlieferten, höchst unsicheren und damit unverbindlichen Worte Jesu an die jeweiligen Lebensrealitäten der Menschen angepasst werden, ein Vorgang, der bei Bedarf jederzeit wiederholbar sei. Aufgabe der Kirche sei es, den Menschen zu helfen, die für sie jeweils gültige Wahrheit zu finden. Im Einzelfall sei es legitim, der momentanen Lehre der Kirche zu widersprechen, da sich Dogmen entwickeln würden. Neben Schrift und Tradition müsse eben auch die konkrete Realität der Menschen als Quelle theologischer Erkenntnis anerkannt werden. Da heute Glaubenswirklichkeit und Glaubenslehre stark auseinanderklafften, müsste analog zum Ende des 1. Jahrhunderts die Lehre den Verhältnissen angepasst werden.
Auf der abschließenden Pressekonferenz in Hildesheim sind im Zusammenhang mit der Thematik Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene Aussagen gemacht worden, die innerhalb der Kirche neben Zustimmung auch erheblichen Widerspruch erfahren haben, ohne dass die tiefere Ursache der öffentlich gewordenen Kontroverse auch öffentlich diskutiert worden wäre. Die Ursache des Konflikts ist vielmehr in unterschiedlichen theologischen Orientierungen, bedingt durch abweichende Datierungen der neutestamentlichen Schriften, begründet. Die seit langem bestehenden Differenzen zwischen katholischen und protestantischen Bibelwissenschaftlern haben sich in den letzten 50 Jahren auch im Inneren der katholischen Kirche breitgemacht, so dass sich heute nach außen hin liberale Reformer und konservative Traditionalisten, in Wirklichkeit aber „Spätdatierer“ und „Frühdatierer“ im Ringen um die Zukunft der katholischen Kirche gegenüberstehen. Die einen halten an der apostolischen Herkunft der Evangelien und damit am Wort Gottes in inspirierter menschlicher Sprache fest, die anderen sehen in den Schriften erst nach der Tempelzerstörung (70) entstandene und damit relativierbare Schriften von Menschenhand. Nachdem dieser Streit innerhalb der Kirche erstmals im Modernistenstreit um 1910 ausgebrochen worden war, schien durch das Zweite Vatikanische Konzil in der Dogmatischen Konstitution „Dei Verbum – Über die göttliche Offenbarung“ mit dem Bekenntnis zur frühen, apostolischen Herkunft der Evangelien beigelegt zu sein. Nun ist die Kontroverse unter Papst Franziskus im Zusammenhang mit der Weltbischofssynode zu Ehe und Familie 2015 erneut virulent geworden. Es geht im Kern um die Glaubwürdigkeit und Verbindlichkeit der in den Evangelien überlieferten Worte Jesu und damit um die Frage, welches Offenbarungsgewicht sie in der heutigen Zeit noch haben – angesichts der Ergebnisse der historisch-kritischen Leben-Jesu-Forschung, die die Echtheit fast aller Worte Jesu bestreitet.
Schwer wiegt gegenwärtig die Bezweiflung der Historizität der Worte Jesu zu Ehe, Ehebruch und Ehescheidung. Vor allem die Beantwortung der Frage nach der Zulassung von Wiederverheirateten Geschiedenen zur heiligen Kommunion, sowie nach der innerkirchlichen Bewertung von partnerschaftlich lebenden Homosexuellen hängt davon ab, ob sich auf der Synode unter Papst Franziskus die spätdatierenden Progressivisten im Gefolge Kardinal Kaspers durchsetzen, welche bereit sind, die Evangelien „von Menschenhand“ zugunsten einer gewissen Barmherzigkeitspastoral zu relativieren, oder ob Kurienkardinal Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation, der in den apostolischen Schriften und in der Tradition der Kirche überlieferten göttlichen Wahrheit vertraut und an der kirchlichen Ehelehre festhält, wie sie im Apostolischem Schreiben „Familiaris Consortio“ (1981) von Papst Johannes Pauls II. verbindlich entschieden worden ist.
III
Schon ein kurzer Blick auf die Zeittafel des protestantischen Spätdatierers Eduard Lohse (Die Entstehung des Neuen Testamentes, 1991, 5.Auflage) lässt den reformatorischen Ansatz der Spätdatierung erkennen: Die sieben, zwischen 50 und 62 datierbaren und als echt deklarierten Paulusbriefe, davon fünf mit Bezug zur Rechtfertigungslehre, bleiben als apostolische und damit als einzig sichere Grundlage des christlichen Glaubens übrig. Nach Auffassung der Spätdatierer sind sie älter als alle Evangelien und alle anderen Schriften des NT. Was Paulus nicht kennt, wird damit als Grundlage des Glaubens der Kirche fragwürdig. Auf diese Weise lässt sich alles bezweifeln, was nicht ins lutherisch-reformatorische oder katholisch-progressistische Denkmuster passt. Die Hypothese, dass die Evangelien, von Menschenhand verfasst, erst nach der Tempelzerstörung 70 durch Gemeindetheologen entstanden sind, also vierzig bis siebzig Jahre nach dem Tod Jesu, beruht im wesentlichen auf dem protestantischen Willen, das heutige Christentum in Paulus zu verankern und nicht in der Lehre Jesu Christi, wie sie von den apostolischen Augen- und Ohrenzeugen schon früh im Neuen Testament überliefert, in der inspirierten Tradition der Kirche vertieft und im römischen Lehramt niedergelegt worden ist.
Rein aus Vernunftgründen scheint die Wahrscheinlichkeit der Spätdatierung sehr gering zu sein, wenn ihre Vertreter behaupten, dass erst nach der Tempelzerstörung zwischen 70 und 100 mündlich umherirrendes, dabei bereits verändertes Jesusmaterial von unbekannten Verfassern, zu unbekannten Zeiten, unter falschem Namen, in unbekannten Gemeinden, unabhängig voneinander, gesammelt, geordnet, erweitert, zum Teil aus dem Alten Testament herausgesponnen, mythologisch überformt, an den Zeitgeist angepasst und endlich zu den vier Evangelien verschriftet worden ist, in Gesellschaft mit weiteren 16 Schriften ebenso unbekannter Herkunft, alles geschrieben von Gemeindetheologen, die niemand gesehen und gekannt hat und die unreflektiert von Juden und Heiden, wieder spurlos im Dunkel der Geschichte verschwunden sind.
Berechnet man die mathematische Wahrscheinlichkeit des gleichzeitigen Eintreffens all dieser Faktoren zwischen den Jahren 70 und 100, so erhält man einen Wert von 1:1000000000 (in Worten: eins zu 1 Milliarde) Das heißt: Wenn die Spätdatierung der Evangelien nur zu einem Milliardstel richtig sein kann, muss aus historisch-kritischer Sicht die konfessionsideologische Hypothese von der Spätdatierung falsch sein und damit alles, was aus ihr abgeleitet wird. Damit bleibt auch mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit alles falsch, was der Dogmatiker Kardinal Kasper bis heute an relativistischen Reformvorschlägen aus der falschen Spätdatierung wiederaufbereitet hat. Richtig bleibt, dass die von Jesus Christus geoffenbarte und in den Evangelien apostolisch bezeugte Wahrheit Gottes, gesichert im geistgeleiteten Lehramt der Kirche, nicht aus relativierbaren Menschenworten besteht, sondern unrelativierbare Verbindlichkeit besitzt – bezeugt durch die Martyrien der Augenzeugen.
Die Begründung der Spätdatierung, die von einer Verschriftung der Evangelien nach der Tempelzerstörung (70) ausgeht, welche Jesus angesichts der makellosen Tempelmauern prophezeit hat, ist rein innerweltlich Da es nach den Prämissen der historisch-kritischen Vernunft keine Prophetien geben könne, auch von Jesus nicht, müssen die in den Evangelien überlieferten Tempelprophetien „ex eventu“ (nach dem Ereignis) Jesus in den Mund gelegt worden sein. Da eine alternative, menschliche Erklärung für Jesu Vorhersage (z.B. Vorhersehbarkeit durch kombinatorisches Denkvermögen, Prognosen, Projektionen oder gar Präkognition) nicht in Erwägung gezogen wird, kann die Verschriftung der Evangelien nur nach der Tempelzerstörung im Jahr 70 erfolgt sein, von Leuten. Der wissenschaftliche Konsens über die Spätdatierung gründet im gemeinsamen Interesse, die überlieferten apostolischen Evangelisten als authentische Zeugen von einer Autorenschaft ausschließen und 20 der 27 Schriften des NT als nachapostolische Konstrukte von Menschenhand deklarieren zu können.
An der Hypothese von der Spätdatierung halten die protestantischen Exegeten eisern fest, weil sie meinen, damit der katholischen Kirche ihre in den Evangelien gründende Glaubensbasis unterminieren zu können. Doch an diesem Fundament zu rütteln, liegt seit einigen Jahrzehnten auch im Interesse von katholischen Reformtheologen, die, von einem imaginären „Geist des Konzils“ gebeutelt, eine andere Kirche wollen, weil sie glauben, die existierende sei nicht göttlichen, sondern menschlichen Ursprungs und damit verhandelbar. Deren Vertreter fordern, endlich die theologischen Folgerungen aus den Ergebnissen dieser Exegese in das offizielle Glaubensgut der Kirche aufzunehmen, was die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in der Tradition der Päpste seit Pius X. mit Erfolg abgewehrt und nur im Rahmen des gelehrten Fachdiskurses zugelassen zu haben. Vor allem Papst Benedikt XVI. hat die von der liberalen Bibelwissenschaft ausgehende Gefahr sehr kritisch eingestuft: »Aus scheinbaren Ergebnissen der wissenschaftlichen Exegese sind die schlimmsten Bücher der Zerstörung der Gestalt Jesu, der Demontage des Glaubens geflochten worden«.
IV
Es ist abzusehen, wenn nicht Außerordentliches geschieht, dass sich auf der Ordentlichen Weltbischofssynode zu Ehe und Familie im Herbst 2015 in Rom zwei Positionen im offenen Konflikt gegenüberstehen werden: Menschenwort gegen Gotteswort, personalisiert in den Spätdatierern Kasper, Marx, Baldisseri samt Anhang im deutschsprachigen Episkopat einerseits – und anderseits den apostolischen Frühdatierern Müller, Burke, Napier, Sarah und vielen anderen, die all jenen eine Stimme geben, die im Einklang mit der Lehre der Kirche am inspirierten Zeugnis der apostolischen Zeugen und damit am Wort Gottes in menschlicher Sprache festhalten. Schon im Vorfeld der Synode ist es zu befremdlichen Aussagen, Vorgängen und Machenschaften gekommen, die zeigen, dass es ortskirchlichen und kurialen Progressivisten nicht an Winkelzügen mangelt, um das Lehramt unter Papst Franziskus als Hüter des apostolisch überlieferten Wortes Gottes zu einer Lockerung der bisherigen Ehelehre zu bewegen.
Bisher ist kaum erkennbar, welcher Richtung sich Papst Franziskus zuneigen oder beugen wird, oder ob er sich ein Machtwort im Sinne der Kasper-Linie abringen lässt. In seiner Rede zu Abschluss der Außerordentlichen Synode 2014 soll Papst Franziskus in etwa gesagt haben, er werde sich die Diskussionen anhören, die Abstimmung abwarten und dann entscheiden.
Dabei wurde die Hoffnung progressivistischer Kreise genährt, der Papst könne die Liberalisierung des Ehesakraments im Sinne Kardinal Kaspers aus päpstlicher Machtvollkommenheit durchsetzen. Daher wird derzeit der Präfekt der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller, der die Vollmacht des Papstes an die Überlieferung des Glaubens gebunden sieht und wohl bereit ist, Papst Franziskus notfalls vor der Gefahr einer Überdehnung päpstlicher Autorität zu warnen und ihn zu erinnern, dass der Handlungsspielraum der päpstlichen Vollmacht an die dogmatischen Realitäten gebunden bleiben muss, wird deswegen in aller Öffentlichkeit massivst angegriffen.
Josef Kardinal Ratzingers Klartext dazu lautet: „Nach dem II. Vatikanum entstand der Eindruck, der Papst könne eigentlich alles (…), vor allem wenn er im Auftrag eines ökumenischen Konzils handle. (…) Tatsächlich hat aber das I. Vatikanum den Papst keinesfalls als absoluten Monarchen definiert, sondern ganz im Gegenteil als Garanten des Gehorsams gegenüber dem ergangenen Wort: Seine Vollmacht ist an die Überlieferung des Glaubens gebunden (…) Die Vollmacht des Papstes ist nicht unbeschränkt; sie steht im Dienst der heiligen Überlieferung.“ (Der Geist der Liturgie, S. 142–143).
Dazu hatte sich Kardinal Ratzinger in einem Beitrag für „30 giorni“ im Dezember 2004 wie folgt geäußert: „Es scheint mir sehr wichtig, dass der KKK mit der Begrenzung der Vollmachten der höchsten kirchlichen Autorität in Sachen Reform genau das Wesen von Primat wieder ins Gedächtnis ruft, wie es vom I. und II. Vatikanum gezeichnet worden war: Der Papst ist nicht ein absoluter Monarch, dessen Wille Gesetz ist, sondern er ist der Hüter der authentischen Tradition und damit der erste Garant des Gehorsams. Er kann nicht machen, was er will und kann daher auch jenen entgegentreten, die ihrerseits machen wollen, was ihnen im Sinn steht. Sein Gesetz ist nicht die Beliebigkeit, sondern der Glaubensgehorsam.“
Papst Franziskus meinte vor einigen Monaten, dass das kirchliche Lehramt stets auch die Glaubenspraxis der einfachen Katholiken im Auge haben müsse. Es habe die Pflicht, aufmerksam zu registrieren, was der Heilige Geist den Kirchen durch authentische Ausdrucksformen des Sinns der Gläubigen kundtue.
Dass neuerdings „der Heilige Geist den Kirchen“ (Plural!) etwas kundtue, war mir erst einmal neu. Hatte nicht Jesus vorgesehen, durch den Heiligen Geist der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche beizustehen, den Glauben an die Selbstoffenbarung Gottes in seiner eigenen Botschaft immer tiefer zu erfassen? Oder meint man aufgrund der Obstruktion der afrikanischen Bischöfe gegen den Zwischenbericht der Vorsynode 2014 der Heilige Geist könnte für Jesu Worte zu Ehe und Familie in unterschiedlichen katholischen Regionen der Weltkirche auf Grund unterschiedlicher „Glaubenssinne“ oder unterschiedlicher „Glaubenspraktiken“ oder gar nur unterschiedlicher „Realitäten von Mensch und Welt“ unterschiedliche pastorale „Lösungen“ parat halten?
Der Papst Franziskus bezog sich dabei auf eine dritte lehramtliche Erkenntnisquelle zur Wahrheitsfindung, die von der Aussage des II. Vatikanums hergeleitet wird, nach welcher der „Glaubenssinn“ der Gesamtheit der Gläubigen nicht fehlgehen könne. Doch mit niedergradigen Parallelformulierungen wie „Glaubenspraxis des gelebten Glaubens“ oder gar „Realitäten von Mensch und Welt, kann der Begriff „Glaubenssinn“ im Sinne des II. Vatikanums nicht umschrieben werden. Denn die Hürden für eine Glaubensinn-Befragung sind hoch: Unter dem Titel „Sensus fidei im Leben der Kirche“ hat die Internationale Theologenkommission in Rom 2014 eine Hilfestellung herausgegeben, um echte christliche Lehre und Praxis zu erkennen.
Das Kapitel 4 erläutert, wie echte Erscheinungsformen des „Sensus fidei“ zu erkennen sind und zählt folgende notwendige Dispositionen für authentische Teilhabe am „Sensus fidei“ auf:
a) Teilhabe am kirchlichen Leben;
b) Das Wort Gottes hören;
c) Offenheit gegenüber der Vernunft;
d) Festhalten am Lehramt;
e) Heiligkeit, Demut, Freiheit und Freude,
f) Sich um die Erbauung der Kirche bemühen.
Die Instruktion über die kirchliche Berufung des Theologen, Donum Veritatis (1990) hat davor gewarnt, „die Meinung einer großen Zahl von Christen“ mit dem „Sensus fidei“ gleichzusetzen: der „Sensus fidei“ ist „eine Eigenart des theologalen Glaubens“ und eine Gabe Gottes, die den Christen befähigt, „das persönliche Ja zur Wahrheit“ zu sagen, sodass das, was er oder sie glaubt, das ist, was die Kirche glaubt. Da nicht alle Meinungen der Gläubigen vom Glauben herkommen und da viele Menschen von einer öffentlichen Meinung beeinflusst werden können, ist es notwendig, die „unauflösliche Beziehung zwischen dem „Sensus fidei“ und der Anleitung des Volkes Gottes durch das Lehramt der Hirten“ hervorzuheben, wie das Konzil es getan hat. (Nr. 35). Der „Sensus fidei fidelis“ setze im Gläubigen die Tugend des Glaubens voraus. Tatsächlich sei es die lebendige Erfahrung des Glaubens, die den Gläubigen befähige zu unterscheiden, ob eine Lehre zum Depositum des Glaubens gehöre oder nicht. Daher könne die für den anfänglichen Glaubensakt notwendige Unterscheidungsfindung nur in allgemeiner und abgeleiteter Form dem „Sensus fidei fidelis“ zugeordnet werden“. Doch der „Glaubensinn“ dürfte angesichts folgender Glaubenspraxis, mit welchem Fragebogen auch immer, ohnehin nicht feststellbar sein:
Kurt Kardinal Koch, der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, hat sich kritisch zu Bemerkungen von deutschen Bischöfen unter anderem vom Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode über „Lebenswirklichkeit“ als „Quelle theologischer Wahrheitsfindung“ geäußert: „Die Art und Weise, wie die Menschen den Glauben leben, wahrzunehmen, ist natürlich hilfreich und wichtig, um zu erkennen, vor welchen Herausforderungen die Pastoral der Kirche steht. Aber sie kann nicht eine dritte Wirklichkeit der Offenbarung neben Schrift und Lehramt sein“.
Der Versuch, aus einer Fragebogenaktion den „Glaubenssinn“ aller Gläubigen zu erfassen muss im Hinblick auf die vom II. Vatikanum geforderten Voraussetzungen als gescheitert angesehen werden. Am „Glaubenssinn“ der einfachen Gläubigen schien kein Interesse zu bestehen. Schon der Fragebogen aus Rom war nicht auf „einfache Katholiken“, geschweige denn auf „einfache Gläubige“ ausgerichtet, denn deren zahlenmäßige Antworten bleiben im Promillebereich. Für die Auswertung maßgeblich waren offensichtlich die Fragebögen geweihter und ungeweihter Berufskatholiken. Bei der Aufbereitung der eingegangenen Antworten für den Vatikan hat die DBK versucht, mit einer Objektivität vorschützenden Generalisierung von Mindermeinungen die schweigende oder durch die vatikanische Fragestellung zum Schweigen gebrachte Mehrheit zu dominieren, wie der Text zu Frage 40 belegt:
„Homosexuelle Lebenspartnerschaften haben in Deutschland einen von der Ehe unterschiedenen rechtlichen Status („eingetragene Lebenspartnerschaft“). Ihre Anerkennung beruht auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens, der – wie u.a. die Antworten auf den ersten Fragebogen zur Vorbereitung der außerordentlichen Synode zeigten – auch von der Mehrheit der Katholiken getragen wird. Grundsätzlich erwarten die Gläubigen, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, in der Kirche ebenso wie in der Gesellschaft akzeptiert wird und in den Gemeinden ein Klima der Wertschätzung gegenüber jedem Menschen gefördert wird. Fast alle Antworten stimmen der in den Humanwissenschaften (Medizin, Psychologie) vertretenen Einsicht zu, dass die sexuelle Orientierung eine vom einzelnen nicht gewählte und unveränderliche Disposition ist. Daher irritiert die Rede von „homosexuellen Tendenzen“ im Fragebogen und wird als diskriminierend wahrgenommen. Nur einzelne Stimmen lehnen homosexuelle Beziehungen grundsätzlich als schwer sündhaft ab. Die große Mehrheit erwartet von der Kirche eine differenziertere moraltheologische Bewertung, die die pastoralen Erfahrungen und die humanwissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt. Die meisten Katholiken akzeptieren homosexuelle Beziehungen, wenn die Partner Werte wie Liebe, Treue, gegenseitige Verantwortung und Verlässlichkeit leben, ohne deshalb homosexuelle Partnerschaften mit der Ehe gleichzusetzen. Es geht um eine Würdigung bei gleichzeitiger Betonung der Verschiedenheit. Einige Stellungnahmen sprechen sich auch für eine – von der Eheschließung unterschiedene – Segnung dieser Partnerschaften aus. Eine homosexuelle Personen akzeptierende Pastoral erfordert eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral, die neuere humanwissenschaftliche, anthropologische, exegetische und moraltheologische Erkenntnisse aufnimmt“.
Daher muss zusammenfassend die Warnung Kurienkardinal Müllers ernst genommen werden, der in einer von menschlichen Bedürfnissen geprägten laizistischen Lebenswirklichkeit, um nicht Gefahr zu laufen, den Boden katholischer Theologie zu verlassen, keine dritte Quelle der Offenbarung erkennen kann. Jesus habe sich mehrfach eindeutig zu Ehebruch und Ehescheidung geäußert, und das Lehramt der Kirche hat diesbezüglich längst verbindlich gesprochen: Jesus hat die Unauflöslichkeit der Ehe wiederholt bekräftigt, daher leben Wiederverheiratete Geschiedene in Todsünde und können demgemäß den Leib Christi nicht empfangen. Das gilt auch für praktizierende Homosexuelle, deren sündhaftes Treiben Paulus (Röm 1,27) anprangert. In diesem Zusammenhang kritisierte Kardinal Müller erneut ein falsches Verständnis von Barmherzigkeit. Aus barmherziger Liebe vergebe Gott dem Sünder, «der bereut und umkehrt».
Fast zwei Jahrtausende lang hat die Kirche im Bewusstsein der in Jesus Christus geoffenbarten Wahrheit nie aufgehört zu wiederholen, was Jesus Christus gesagt und getan hat. Empörung hat daher Kurienkardinal Baldisseris Behauptung ausgelöst: „Nur weil ein bestimmtes Verständnis vor 2000 Jahren an einem Ort galt, bedeutet das nicht, dass es nicht in Frage gestellt werden kann“. Die Vertreter des Päpstlichen Familienrates hielten ihm entgegen: „Die Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe beruht auf den Worten Jesu Christi. Diese Worte mögen vor 2000 Jahren ausgesprochen worden sein, doch für die Katholiken bleiben sie ein unveränderliches Gesetz Gottes, nichts mehr und nichts weniger“. Selten dürften bei einer Anhörung in Rom Kardinal Kaspers falsche Privatreflexionen und die apostolisch überlieferte Glaubensüberzeugung, wie der des zur Anhörung eigens herbeigerufenen Päpstlichen Familienrates, härter aufeinander geprallt sein.
Das sollte auch den progressistischen Synodalen zur morgen beginnenden Weltbischofssynode 2015 zu denken geben. Wer zum Thema „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ auf der Grundlage von Kardinal Kaspers zeitgeistiger Relativierungsstrategie Antworten zur Anpassung der kirchlichen Ehelehre an laizistische „Lebensrealitäten“ bereithält, die dem geoffenbarten Willen Gottes widersprechen und geeignet sind, die Kirche zu spalten, muss sich fragen, ob sein beabsichtigtes Votum aus dem Heiligen Geist sein kann oder aus dem Geist dieser Welt sein muss. Es ist zu hoffen, dass es der Mehrheit der Bischöfe auf der Weltbischofssynode 2015 gelingt, die anstehenden Familienthemen von der Relativierungsideologie Kardinal Kaspers zu befreien und im Vertrauen auf das Zeugnis der apostolischen Zeugen über die historische Selbstoffenbarung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus die Einheit im Glauben mit den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. und der ganzen Tradition der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche zu bewahren und zu erhalten.
„Sieh dein Volk in Gnaden an!
Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe;
Leit es auf der rechten Bahn,
dass der Feind es nicht verderbe.
Führe es durch diese Zeit,
nimm es auf in Ewigkeit!“
( aus: Großer Gott, wir loben dich, Strophe 9)
Mit freundlichen Grüßen und Segenswünschen!
Hochverehrter @Sophus,
es freut mich sehr, dass Sie sich hier profund zu Wort melden und uns Ihre Gedanken, die Sie ja gewissermaßen an die Kirche als „Communio“ richten, mitteilen.
Wie Robert Kardinal Sarah kurz vor Beginn der Synode in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ hervorhob, gibt es eine „Rebellion gegen Gott“ in unserer Kirche, die sich auch im Datierungsstreit ausdrückt. Dieser Streit hat aber auch etwas mit dem grundlegenden Kirchenverständnis zu tun, also damit, wie im katholischen Kirchenverständnis Ortskirche und Universalkirche zu verstehen sind. Kardinal Kasper lieferte sich schon Anfang der 80er Jahre scharfe Kontroversen mit der Glaubenskongregation, weil ihm dessen Verständnis von Kirche als Universalkirche (ecclesia universalis) einer Weiterentwicklung der Ökumene(!) entgegen zu stehen schien.
Kardinal Walte monierte damals wörtlich: »Vollends problematisch wird die Formel, wenn die eine Universalkirche unter der Hand mit der römischen Kirche, defacto mit Papst und Kurie identifiziert wird. Geschieht dies, dann kann man das Schreiben der Glaubenskongregation nicht als Hilfe zur Klärung der Communio-Ekklesiologie, sondern muss es als deren Verabschiedung und als Versuch einer Restauration des römischen Zentralismus verstehen.«
Im Gegensatz zu heute, schien man damals im progressiven Lager insbesondere das Primat des Papstes als nicht wesensbestimmend für die Kirche anzusehen. Im Gegenteil, Kardinal Kasper, der seit dem Pontifikat von Papst Franziskus diese Position relativiert hat, sah noch Anfang der 80er Jahre die Gefahr einer „Restauration des römischen Zentralismus“ heraufziehen, wenn von der ecclesia universalis die Rede war.
Interessant im diesem Zusammenhang auch die Drohung von Kardinal Marx, man sie keine Filiale Roms.
Joseph Kardinal Ratzinger, damaliger Präfekt der Glaubenskongregation, antwortet Walter Kardinal Kasper damals nach längerem Zögern, um nicht den Eindruck eines Dauerdisputes in der Kirche entstehen zu lassen. Jedoch schien es ihm doch unumgänglich, die Position des Lehramtes nochmals deutlich zu machen.
Ich erlaube mir hier einige Passagen zu zitieren: „Der Angriff auf das Lehrschreiben der Kongregation erscheint von seiner sprachlichen Gestalt her zunächst hypothetisch: Falls man die Universalkirche mit Papst und Kurie identifiziert, liegt Restauration des römischen Zentralismus vor. Aber in der zweiten Satzhälfte nimmt er doch deutlich eine affirmative Bedeutung an. Denn die Behauptung des römischen Restaurationswillens hat ja nur Sinn, wenn Rom selbst so denkt und handelt, nicht aber wenn etwa nur von dritter Seite solche Auslegungen versucht würden. In der Tat formuliert Kasper ohne Hypothese im gleichen Beitrag so: »Diese konziliare Verhältnisbestimmung hat nachkonziliar durch die Kongregation für die Glaubenslehre [ … ] eine weitere Entwicklung erfahren, die praktisch mehr oder weniger eine Umkehrung bedeutet bedeutet.«
Forts.
Mit Umkehrung meint hier Kardinal Kasper einen angeblichen neuen Zentralismus.
Kasper ruderte dann aber zurück.
Ratzinger schreibt weiter: „Die These von der ontologischen und temporalen Priorität der Universalkirche vor den Partikularkirchen wird jetzt als Frage »nicht der kirchlichen Doktrin, sondern der theologischen Meinung und der dabei in Anschlag gebrachten unterschiedlichen Philosophien« angesehen. Die Aussage der Glaubenskongregation wird als meine persönliche Theologie eingestuft und mit meinem »Platonismus« in Verbindung gebracht, während Kasper seine Sicht auf seinen mehr aristotelischen (thomistischen) Ansatz zurückführt.
–
Da findet man wieder das Talent Kardinal Kaspers zu einem überall ansetzbaren Relativismus. So wird ein Lehrschreiben der Glaubenskongregation zu einer persönlichen Theologie umgedeutet und so in der Verbindlichkeit relativiert. Im Grunde das selbe Spiel, wie bei der Spätdatierung.
Dies Präexistenz gelte nicht nur von der universalen Kirche, sondern auch von der konkreten Kirche »in und aus« Ortskirchen, so Kardinal Kasper damals. „Er stellt der Idee des »Primats« der universalen Kirche die »These von der Simultanität von Universalkirche und partikulären Kirchen« entgegen.“
Man beachte, dass hier schon der Plural „Kirchen“ eingeführt ist.
Joseph Kardinal Ratzinger hebt hierzu hervor: „Es gibt nur eine Braut, nur einen Leib Christi, nicht viele Bräute, nicht viele Leiber; die Braut freilich ist – wie die Väter mit Psalm 44 sagen – in viele Farben gewandet; der Leib hat viele Organe. Aber das Übergeordnete ist doch die Einheit, um sie geht es; die Vielfalt wird Reichtum erst durch den Prozess der Vereinigung. Ich kann nur wiederholen, was ich in jenem Vortrag gesagt habe, dass mir nicht gelingt zu verstehen, wie man dem auf dem Boden der biblischen Theologie widersprechen kann. Der innere Vorrang der Einheit, der einen Braut vor der ihr wesentlichen Vielfalt, scheint mir schlechthin evident zu sein.
…
In der Taufe geht immer wieder die Universalkirche der Ortskirche voraus und schafft sie. Von da aus kann der Brief der Glaubenskongregation über Communio sagen, dass es in der Kirche keine Fremdlinge gibt. Jeder ist überall zu Hause [ … ]. Wer in der Kirche in Berlin getauft ist, ist in der Kirche in Rom oder in New York oder in Kinshasa oder in Bangalore oder wo auch immer zu Hause wie in seiner Taufkirche. Er braucht sich nicht umzumelden, es ist die eine Kirche.“
(Zitate aus Joseph Ratzinger, GS, Bd. 8/1, S. 597 ff)
Ratzinger beklagt, dass Kardinal Kasper seinerzeit mit keinem Wort auf seine Ausführungen eingegangen ist, sondern in ein doch recht auffälliges Schweigen verfiel.
Die von Ihnen angesprochene Spätdatierung soll das „basisdemokratische“ Kirchenbild absichern helfen, sie dient dazu, die Schrift und damit die Universalität des göttlichen Wortes und Kirche zu relativieren. Es ist im Grunde das Projekt einer zweiten Reformation, die sich in das Gewand der Ökumene kleidet.
Professor Rohrmoser geht in seinem Buch „Zäsur, Wandel des Bewusstseins“ auf die hegelsche Religionsphilosophie ein, von der Kardinal Kasper nicht unberührt geblieben ist, im Gegenteil, es findet sich bei Kasper ein fast gleicher Ansatz Theologie zu „rationalisieren“.
Professor Rohrmoser schreibt: „Zunächst – so darf man vielleicht abkürzend sagen —,hat Hegel, ausgehend vom geschichtlichen Stand des Christentums, der Kirche und der Theologie in seiner eigenen Zeit, diese Theologie begriffen als eine Verneinung der Subjektivität. »In wen nicht diese Fäden des Systems von Jugend eingewoben worden sind, und wer sonst durch Erfahrung an anderen und eigene Empfindung die menschliche Natur kennen gelernt hat, und nun mit dem System bekannt wird, und darin leben soll, der befindet sich in einer bezauberten Welt; im Menschen des Systems kann er keine Wesen seiner Art erkennen, eher als ius ihm noch wird er in den Feenmärchen des Orients und in unseren Ritterromanen Natur finden.« Orthodoxe, also supernaturale und die im abstrakten Gegenzug gegen sie entwickelte rationale Theologie sind beides Formen einer Theologie, die die Natur des Menschen verneint. Orthodoxe, also supernaturale und die im abstrakten Gegenzug gegen sie entwickelte rationale Theologie sind beides Formen einer Theologie, die die Natur des Menschen verneint, Das Problem der Subjektivität als die Frage nach dem SeIbstsein, dem Bei-mich-Sein-Können des Menschen, die sich Hegel in seiner eigenen Erfahrung stellt, erlebte er im Verhältnis zu dieser Theologie der Zeit als verneint und ausgelöscht. Von dieser erfahrenen Verneinung der Subjektivität durch die orthodoxe Theologie und ihren rationalistischen Gegenspielen ausgehend fragt Hegel nun: Was bedeutet Jesus wohl im Verhältnis zur geschichtlichen Wirklichkeit, die sich auf seine Verkündigung beruft, und was bedeutet sein Dagewesen-Sein für mich selbst, der ich darunter leide, in dieser so gewordenen Welt die Totalität meines Lebens entbehren zu müssen? Zur eigenen Klärung dieses Zusammenhanges hat Hegel nun versucht, die Gestalt Jesu und die geschichtliche Offenbarung mit den Mitteln der kantischen, praktischen Vernunft zu interpretieren. Unter dieser Voraussetzung erscheint Jesus als der Lehrer des Gesetzes, des Tugendgebotes.“
Genau diese Umformung von göttlicher Offenbarung in ein Tugendgebot findet sich auch heute in den Thesen Kaspers. Die Spätdatierung ist daher in der Tat ein Kind der Reformation und ihrer philosophischen Begleiter.
Und nimmt man noch die reformatorische Theologie Baden Württembergs des 19.Jahrhundetrs hinzu, so gibt das ein doch sehr rundes Bild.
Professor Rohrmoser (in oben angegeben Band): „Nach Oetinger ist der Mensch mit der Sünde aus der Ganzheit des von Gott umfangenen Lebens hinausgetreten in die Sonderung, in die Spaltung, in die Trennung, oder— wie wir heute gern sagen— in die Entfremdung. Und nun meint Oetinger, das Heilsereignis interpretieren zu können als den Vorgang, in welchem dieser aus seiner Ganzheit gesonderte, entzweite und seiner selbst entfremdete Mensch durch Jesus Christus wieder zu seinem Ganzsein, zu seiner Vollständigkeit gebracht wird. Damit ist die ganz unspiritualistische gedachte Fülle der göttlichen Verheißungen wieder gewonnen. Dieses Ganzsein des Lebens wird durch Christus, den Heiland des Lebens, wiederhergestellt. Aber es kommt noch ein drittes hinzu: Der geschichtliche Aspekt von Bengel und dieser Fülleaspekt des Lebens – wenn er abgekürzt einmal sogenannt werden darf— gehen eine eigentümliche Verbindung in der Form ein, daß dieses Ganz- und Vollständigwerden des Lebens nun auch als ein geschichtlicher Vorgang und als ein möglicher, unmittelbar in der Zukunft bevorstehender Weltzustand gefaßt wird. Wenn dieser Zustand erreicht sein wird— und er wird erwartet als bevorstehend und sich ereignend in der Geschichte— dann wird es unter anderem nicht mehr geben die materielle Armut des Lebens, die Dürftigkeit und das Leiden unter dem Entblößtsein von allen Mitteln des Lebens, und es wird auch nicht mehr geben die Trennung der Menschen in Herren und Knechte. Also Aufhebung der Armut und Aufhebung der Herrschaft. “
Fast könnte man meinen, dass hier das Programm der DBK in Kurzform dargelegt ist. Insbesondere die geschichtstheologischen Ansätze Bengels finden sich heute bei Kasper wieder.
Jesus Christus lehrt: „Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.“ (Evangelium vom heutigen Tag; Mk 10,2–16).
Das gilt auch für die Herren Kasper und Marx !
Hochverehrter @ Suarez!
Auch ich darf mich bei Ihnen sehr herzlich, insbesondere für die Einordnung meiner Kurzform in das größere Ganze der geistegeschichtlichen Entwicklung. Die reicht, wenn ich es recht sehe, vom Deismus über Hegel bis in den modernen Existenzialismus und damit über die Kasperianer bis in die eben begonnene Familiensynode. Ist es erlaubt, in diesem Zusammenhang die Namen Martin Heidegger, Robert Bultmann und Karl Rahner zu nennen und im Hinblick auf Kardinal Kasper auch den Namen Hans Küng anzufügen, der schon seit dem Ökumenischen Kirchentag 2010 auf den Aufstand der katholischen Kirche in Deutschland gegen Rom wartet. Scherzhalber behaupte ich: Eine „Weg-von-Rom“- Strategie der deutschen Ortskirche dürfte aber an der Unmöglichkeit scheitern, folgende 15 Fragenkomplexe im Rahmen der Spätdatierung zu beantworten.
1. Warum gibt es von den angeblich späten, anonym gebliebenen Gemeindetheologen, den angeblichen Verfassern der Evangelien, angesichts einer im Römerreich schon früh verbreiteten christlichen Brief- und Reisekultur nicht den Hauch einer Spur. Weder zu den Entstehungszeiten, noch zu den Entstehungsorten mit ihren Gemeindegremien, noch gar zu einzelnen Personen! Warum hat keiner zwischen 70 und 100 der bereits vorhandenen Ortsbischöfe die überraschend viergestaltig aufgetretene Verschriftung der einen „Guten Nachricht“, sowie die Apostelgeschichte und die vielen Briefe freudig begrüßt, gewürdigt und die Vorzüge von Schriftlichem gegenüber vagabundierenden Jesusüberlieferungen für den Gottesdienst gebührend hervorgehoben? Warum ist kein einziger der „Gemeindetheologen“ in auch nur einer frühchristlichen Gemeinde des weiten römischen Reiches im 1. Jahrhundert als Sammler, Abschreiber, Überformer, Dazuerfinder, Auswähler und Kritiker von fluviatilen Jesusstoffen in irgend einer Weise bekannt geworden?
2. Warum geht es in den altkirchlichen Evangeliennachrichten nie um zufällig von Mund zu Mund, von Sitz zu Sitz geisternde literarische Kleinformen, nie um erzählerische Einheiten und Episoden, Wundergeschichten, Gleichnisse, Märchen, Mythen und Legenden, nicht um pointierte Einzelwörter, Lehrsätze, nicht um Bilder, Symbole, Metaphern, nicht um Evangelienhäppchen mit zungenbrechenden griechischen Namen, also nie um irgendwelche sprachlichen Atome und Moleküle, vielmehr geht es immer und überall um die vollständigen Evangelientexte, über die bekannte Kirchenschriftsteller, also geschichtlich nachgewiesene Personen von Gewicht, sprechen. Warum finden wir nicht die geringste Spur von angeblich herumgeisternden Jesusmaterial in den Briefen von Ignatius von Antiochien und Polykarp von Smyrna?
3. Wie kommen Bibelwissenschaftler dazu, den frühkirchlichen Christen zuzutrauen, auf den Schwindel mit den getürkten Verfassernamen hereingefallen zu sein. Nein, die Unwahrheit wäre in den Gemeinden nicht zu verbergen gewesen. Welchen Sinn hätte es gehabt, sich hinter Autoritäten wie Markus und Lukas zu verstecken, die keine Autoritäten gewesen wären, wenn sie vor 70 nichts geschrieben gehabt hätten. Hätte man in den christlichen Gemeinden am Ende des 1. Jhdts. nicht fragen müssen, warum das Matthäus- und Johannesevangelium, wenn sie tatsächlich von den überlieferten Aposteln stammten, nicht schon Jahrzehnte früher aufgetaucht sind.
4. Warum ist nirgendwo in der frühkirchlichen Literatur auch nur ein Hauch von dem zu spüren, was historisch-kritische Exegeten seit dem 19. Jahrhundert über die Entstehung der Evangelien angenommen haben. Keiner der Patristiker, deren Lebenswurzeln bis in die zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts zurückreichen und sich mit den ausklingenden Lebenszeiten der überlebenden Apostel und Mitglieder der Familie Jesu überschneiden, lässt sich zum Beweis für postapostolisch existente „Evangelisten“ in den Zeugenstand rufen, obwohl die Pseudepigraphen von 20 der 27 neutestamentlichen Texte noch zu ihren Lebzeiten erschienen wären. Der Apostel Johannes Zebedäus (+ 98), die apostolischen Väter Clemens von Rom (ca. 40 – 101), Ignatius von Antiochien (ca. 40 – 107), Polykarp von Smyrna (69 – 155), Papias von Hierapolis (ca. 60 – 140) hätten doch etwas vom reichen Strom mündlich herumwabernder Kleinformen mit Jesusstoffen merken müssen, der sich auch ihnen angeboten hätte, um gesammelt, ergänzt, mythisch erweitert, kollektiv diskutiert, neuerdings auch historisiert, endlich aufgeschrieben und in ihren Gemeinden stolz präsentiert zu werden. Die genannten Väter wären noch Zeitgenossen der besagten „Gemeindetheologen“ gewesen, die ihre Anonymität vergeblich zu wahren versucht hätten. Pseudepigraphen hätten vor diesem Hintergrund keine Chance gehabt.
5. Wie konnte in einer so geschichtsbewussten Schreibkultur wie der jüdisch-hellenistischen die Kenntnis von der Entstehung solch wichtiger Texte wie der Evangelien sowie die wirklichen Namen der gemeindlichen Evangelienverfasser an vier unterschiedlichen Orten zwischen 70 und 100 fast gleichzeitig unbekannt bleiben? In allen vier Fällen findet sich zu den Personen hinter den Pseudepigraphen nicht die kleinste Notiz, ebensowenig zu den angeblich anonym gebliebenen vierzehn Briefeschreibern. Warum hat keiner der anonymen hellenistisch geprägten Verfasser den öffentlichen Ruhm des Autors für sich beansprucht, wo doch Streben nach Ruhm zum antiken Lebenssinn gehörte. Warum hat sich niemand über die von ihnen anonym reichlich spät in Umlauf gebrachten, sprachlich einfach gehaltenen Texte gewundert, wo doch Zeit genug gewesen wäre, vor allem auf die Evangelien etwas mehr inhaltliche und sprachliche Sorgfalt zu verwenden.
6. Warum haben die angeblich in anonymen Theologenzirkeln zwischen 70 und 100 kompilierten und mythologisierten Evangelientexte keinerlei internen Streit, wie unter Theologen üblich, ausgelöst? Warum gibt es gegen Ende des 1.Jhdts. keinerlei öffentliche Reaktion auf das plötzlich aufgetauchte neue Schriftgut, weder von christlichen, noch von heidnischen Schriftstellern und Philosophen? Warum haben heidnische Autoren eine solch völlig gesichts- und geschichtslose Entstehung der Evangelientexte nicht aufs Korn genommen? Wie konnten sich die früh verfolgten, zahllos hingemordeten Christen von irgendwelchen unbekannten Gemeindetheologen mit erfundenen Mythen so betrügen lassen? Entspricht es dem menschlichen Selbsterhaltungstrieb für zweifelhafte, herkuftsunsichere, mythologisierte Texte ins Martyrium zu gehen? Wäre es den anonymen Gemeindegenies nach der Erfahrung der neronischen Verfolgung nicht ein Leichtes gewesen, sich der gefährlichen Lebenswirklichkeit anzupassen und mit einem flugs erfundenen Jesuswort die Vereinbarkeit von Kaiserkult und Christuskult theologisch zu begründen, um in den Arenen Christen das Leben retten zu können?
7. Warum treten die Evangelien im Gegensatz zu den historischen Berichten des Alten Testaments und den meisten späteren apokryphen Texten stofflich und sprachlich so reduziert in Erscheinung. Aus der germanischen Literatur weiß man, dass sich Stoffkerne, wie das Sigurdlied aus den Island-Sagas, quantitativ eher ausdehnen, je länger sie mündlich und schriftlich unterwegs sind. Eine spätere, literarisch ambitionierte Verschriftlichung wie das Nibelungenlied stellt eine erhebliche Stofferweiterung des Sigurdstoffes dar. Wären nicht auch bei spät entstandenen Evangelien erhebliche Stofferweiterungen zu erwarten? Warum ist dies bei den kanonisierten Evangelien nicht der Fall? Der Evangelist Johannes geht 20, 30.31 und 21,25 ohne nähere Begründung auf den reduzierten Charakter seines Evangeliums ein. Ist nicht Zeitmangel herauszuhören? Machen nicht auch das Markusevangelium und die Apostelgeschichte einen unfertigen Eindruck? Warum bildet das viergestaltige Evangelium bei allen Abweichungen im Detail, im Sprachduktus und in der theologischen Substanz dennoch eine die Zeiten überdauernde relativ knappe, aber geschlossene Einheit?
8. Hätten die Jünger Jesu, die tatsächlichen Augen- und Ohrenzeugen des Geschehens, den Briefeschreiber Paulus zwölf Jahre lang untätig zuschauen können, ohne ihrerseits ein schriftliches Zeugnis für ihren Herrn abzulegen? Noch dazu, wenn dieser Paulus zum Thema Rechtfertigung Abweichendes predigte? Wie durfte der Schriftgelehrte und Ex-Pharisäer Paulus es wagen, unter den Augen der apostolischen Zeugen ohne verfügbare Textgrundlage theologische Briefe an christliche Gemeinden zu schreiben, obwohl er Jesus nicht gefolgt war? Hätten die von Paulus anerkannten Säulen der Jerusalemer Urgemeinde, Petrus, Johannes und Jakobus, in Verantwortung vor Gott das Zeugnis über ihren gekreuzigten und auferstandenen Herrn zur Verschriftung unbekannten Leuten überlassen dürfen, die keine Augenzeugen gewesen wären und damit nach mosaischem Recht zu später Zeit gar kein Zeugnis abgeben hätten dürfen – noch dazu unter falschen Namen!
9. Warum scheint Paulus am historischen Jesus von Nazareth nicht interessiert zu sein? Warum findet sich in der Apostelgeschichte nicht der kleinste Hinweis auf die Paulusbriefe? Warum finden wir in diesem Geschichtswerk, das die Taten der Apostel zum Inhalt haben sollte, nicht den leisesten Hinweise auf die paulinische Rechtfertigungslehre. Warum begegnen wir diesem Mangel an theologischer Resonanz auch in den Evangelien? Warum hat Lukas auf keinen der katholischen Briefe Bezug genommen? Warum differieren Paulusbriefe und Apostelgeschichte in verschiedenen Details zur Person des Apostels Paulus? Warum erweckt Paulus in den selbstbiographischen Passagen seiner Briefe den Eindruck, Richtigstellungen und Erweiterungen gegenüber der Apostelgeschichte vornehmen zu müssen? Wie kann Paulus im Brief von eigener Hand an die Galater (1,16–20) Sachaussagen vom Anfang der Apostelgeschichte (9, 23–30) korrigieren, wenn diese erst an die fünfundzwanzig Jahre nach seinem eigenen Tod (62/63) geschrieben worden wäre? Warum ist Lukas mit seiner Apostelgeschichte in Verzug gekommen und nicht fertig geworden?
10. Welcher anonyme Gemeindetheologe unter dem Namen Lukas, der sich in seinem Evangelium als antiker Historiker vorstellt, hätte am Ende des ersten Jahrhunderts, als er alles historisch bedeutsam Gewordene überblicken und gewichten konnte, beschließen können, die Apostelgeschichte ausgerechnet vor der neronischen Christenverfolgung, vor dem Tod von Petrus und Paulus, vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels und damit vor der Auflösung des jüdischen Staates abzubrechen? Warum hat dieser „Lukas“ über die drei Säulen der Jerusalemer Urkirche Petrus, Johannes Zebedäus und dem Herrenbruder Jakobus in den Jahren nach dem Jerusalemer Apostelkonzil 48 kein Wort mehr verloren? Mehr noch: Die Acta Apostolorum, die vorgeben, die Taten aller Apostel zu behandeln, schweigen zu den Taten der meisten von ihnen. Von den elf Namen der Apostelliste in der Apostelgeschichte (1,13) stehen nur am Anfang die Apostel Petrus und Johannes Zebedäus im Mittelpunkt der Darstellung; dann endet die Berichterstattung über sie, ohne wieder aufgenommen zu werden. Insgesamt erfahren wir nur wenig über Philippus, Notwendigstes über den Tod des Jakobus Zebedäus, aber nichts über Andreas, Thomas, Bartholomäus, Matthäus, Jakobus, dem Sohn des Alphäus, Simon den Zeloten und Judas, den des Jakobus. Auch nichts über die Art und Weise ihres Sterbens! Ist das die Art eines spätdatierten Kirchenhistorikers, der den Umfang seines Vorhabens ankündigt, aber nicht verwirklicht, obwohl er dazu am Ende des Jahrhunderts genügend Zeit gehabt hätte?
11. Wer hat die angeblich einander unbekannten, in weit voneinander entfernt schreibenden „Evangelisten“ dazu verpflichtet, die Stoffordnung ähnlich zugestalten, verwandte bis identische Textteile zu verwenden, eines Sinnes die mittlere Zeitspanne im Leben Jesu auszusparen und ansonsten Auftakt und Abschluss ihrer Evangelien aufeinander abzustimmen? Warum stimmen die einander unbekannten Evangelisten ausgerechnet darin überein, über die „verborgenen Jahre“ Jesu zu schweigen, über die es nach der Spätverschriftungshypothese auch fluktuierendes mündliches Material gegeben haben müsste? Da wäre doch wenigstens ein erkennbarer Versuch zu einer biographischen Darstellung des Lebens Jesu in der langen Zeit zwischen 7 vor und 27 nach Chr. zu erwarten gewesen. Warum hat wegen dieser Fragen und Feststellungen niemand längst die Zweiquellentheorie pulverisiert? Das einheitliche gemeinsame Schweigen kann kein Zufall gewesen sein. Es setzt einen einheitlichen Willen der vier Evangelisten und damit eine entsprechende Zusammenarbeit und Regie voraus – zumindest eine abschließend einheitliche Redaktion, wie sie nur eine herausragende Autorität hätte wagen dürfen, denn Juden war auch das neutestamentliche Schriftwort nicht frei verfügbar, sondern heilig.
12. Warum haben die angeblichen späten, anonymen christlichen Gemeindeschreiber aus der Tempelzerstörung nach 70 für die Kreuzigung Jesu kein missionarisches Kapital geschlagen? Zumindest in den historisch-kritisch spät datierten Pseudo-Briefen hätte ein Hauch von Genugtuung über das „göttliche Strafgericht über Jerusalem“ spürbar werden müssen. Doch nirgends im kanonisierten Schrifttum wird auf das für Juden und Christen so einschneidende Faktum der Tempelzerstörung aus christlicher Sicht eingegangen. Nur hinter der Apokalypse des Sehers Johannes werden in der Darstellung des „himmlischen Jerusalems“ wie durch eine Folie die historischen Realitäten des verlorenen irdischen Jerusalems aus nicht allzu großer zeitlicher Distanz sichtbar.
13. Wenn, wie die Spätdatierer meinen, nach der Tempelzerstörung (70) noch überall mündliche Überlieferungen über Jesus kursierten, warum sind die apokryphen Evangelien dieser Zeit um so vieles phantastischer, ausufernder und damit theologisch „schlechter“, als die vier Evangelien. Warum sind anderseits die „späten“, „unechten“ Pseudo-Paulinen nach Inhalt und Sprache nur unwesentlich verschieden von den „echten“ Paulusbriefen? In welchen Gemeinden gab es zwischen 80 und 100 noch qualifizierte Paulusimitatoren, die Paulusbriefe so gut erfinden konnten, dass die Sprachdifferenz zum echten Paulus nur 5% beträgt? Wer sollte solche Fälschungen in Auftrag gegeben und autorisiert haben, wo doch jeder Christ wusste, dass Paulus bereits Jahrzehnte tot war. Warum ist der Schwindel nicht gleich aufgeflogen? Das gilt genauso für die spätdatierten katholischen Briefe. Als sie auftauchten, musste sich jeder Christ um die Jahrhundertwende fragen, wer die Briefe so lange unter Verschluss gehalten hat, wenn sie doch aus der Feder von Petrus, Paulus, Jakobus, Johannes und Judas stammten? Wer hat nach welchen Kriterien die Briefe zu apostolischer Zeit gesammelt, bewertet und unsinniger Weise geheim gehalten, anstatt sie zu verschicken.
14. Warum enthalten jene 20 der 27 Schriften nach Jahrzehnten wilder Überlieferung nichts Häretisches, worüber Hegesippus hätte klagen müssen. Wären die neutestamentlichen Schriften unter jenen späten, nachapostolischen Bedingungen entstanden, hätte man wohl Häretisches gefunden. Clemens Romanus, der Mitarbeiter von Paulus, der in seinen letzten Lebensjahren auf den Stuhl Petri die Möglichkeit und Macht gehabt hätte, häretisches Schrifttum auszumerzen, hatte nicht die geringste Veranlassung, gegen neutestamentliche Schriften einzuschreiten. Warum hegt Eusebius, dessen ausgewiesene Absicht es gewesen ist, von den Schriftstellern zu berichten, „was sie zu den Schriften sagen, die biblisch und anerkannt sind, und jenen, die es nicht sind“ (HE III, 3), mit Ausnahme des Hebräerbriefes und der Geheimen Offenbarung keine Verfasserzweifel an den kanonischen Texten des NT, obwohl Fragen nach der Echtheit auftauchender Texte durchaus gestellt worden sind? Wenn Evangelien ungeklärter Herkunft erst so spät verfügbar gewesen wären, warum ist von keinem der hochrangigen kirchlichen Amtsträger, Theologen und Philosophen wie Clemens von Rom, Ignatius von Antiochien, Hegesippus, Polykarp von Smyrna, Irenäus von Lyon, Tertullian, Julius Africanus, Klemens von Alexandrien, Herakles von Alexandrien, Origines, Hippolyt von Rom, Cyprian von Rom, Victorinus von Pettau, Hieronymus und vor allem Eusebius selbst um der Wahrheit Willen der Impuls ausgegangen, die fragwürdige Herkunft dieser überraschend aufgetauchten Evangelien zu erforschen und offenzulegen? Nichts dergleichen ist geschehen. Es gab um die überlieferten Verfasserschaften der Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, also um die tatsächliche apostolische Herkunft der Evangelien und anderen neutestamentlichen Schriften nirgends die geringsten Zweifel und damit keinen Bedarf, solche zu klären. Spätdatierer müssten doch erwarten, dass schon Papias von Hierapolis, Irenäus von Lyon, Klemens von Alexandrien, Origines oder Hieronymus eine nichtapostolische Entstehung der Evangelien erkannt und als unhistorisch abqualifiziert hätten. Warum kann Eusebius in der Rückschau auf die altkirchlichen Schriften seiner Vorgänger deren Notizen zur Entstehung der Evangelien bei den chronologisch behandelten altkirchlichen Autoren belassen, so dass diese Evangelienmitteilungen seltsam verstreut erscheinen. Warum bestand noch knapp dreihundert Jahre nach Jesu Tod für eine Zusammenfassung der Einzelnachrichten zu einer thematisch geschlossenen Geschichte der Entstehung der Evangelien kein Bedarf?
15. Warum gibt es eine sehr frühe Überlieferung, derzufolge der Apostel Johannes Zebedäus ziemlich genau im Jahr 56 n.C. mit Jesu Mutter Maria im Alter etwa 70 Jahren ausgerechnet nach Ephesus gekommen ist? Warum gibt es nicht nur in Jerusalem, sondern auch in Ephesus mit dem „Haus Mariens“ eine Marientradition. Warum gibt es diese Tradition nicht auch in Antiochien oder Alexandria? Was könnte der Grund für eine solche rund 14-tägige Seereise von Caesarea Maritima ausgerechnet nach Ephesus gewesen sein? Eine Flucht vor der immer gefährlicher werdenden Situation in Jerusalem wäre es nicht gewesen, denn da hätte sich nach Jesu Rat die wesentlich nähere Dekapolis als Fluchtgebiet angeboten. Musste etwa von ihr die in Arbeit befindliche lukanische Kindheitsgeschichte bezeugt werden? Warum begegnen wir im Umkreis von Ephesus/Troas im gleichen Zeitraum neben Lukas und Johannes auch Petrus und Markus sowie Paulus, und auch Matthäus konnte nach Papias von Hierapolis nicht weit gewesen sein. Worauf deutet das hin?
Diese Fragen sind im Rahmen der Spätdatierung nicht beantwortbar, denn diese Datierung ist falsch, und Walter Kardinal Kaspers relativistische Ableitungen zu einem Paradigmenwechsel in Moral- und Sakramentenlehre können nicht auf sie bauen. Da die Spätdatierung falsch ist, bleibt die Frühdatierung nach der Lehre der Kirche für die Ordentliche Weltbischofssynode zu Ehe und Familie 2015gültig, wie sie die Kirche seit 2000 Jahren lehrt. Zur Dokumentation gebe ich meine bisher noch nicht veröffentlichte Zeittafel über die Frühentstehung der neutestamentlichen Schriften bekannt:
Chronologischer Aufriss der apostolischen Schriften des Neuen Testaments einschließlich des 1. Klemensbriefes nach O.G.Elgner
1. 606 Verse Markus – Niederschrift der Petruspredigt/ Rom 42/43
2. 1. Brief an die Thessaloniker/ Korinth/50
3. 2. Brief an die Thessaloniker/ Korinth/50/51
4. Galaterbrief /Ephesus/53/54
5. Jakobusbrief/Jerusalem/54/55
6. Matthäusevangelium/Jerusalem 54/55
7. Lukasevangelium /Troas/56/57
8. 1. Korintherbrief /Ephesus /Frühjahr 56
9. 2. Korintherbrief / Makedonien /Herbst 56
10. Römerbrief /Korinth/ Winter 56/57
11. Titusbrief / Reisebrief vor Caesarea/ 57
12. 1. Timotheusbrief / Reisebrief vor Caesarea/ 57
13. 1. Petrusbrief/ Rom/ 57/58
14. Hebräerbrief /1. Teil: Caesarea/ 58/59/; 2. Teil: /Rom/60/Gefangenenbrief
15. Epheserbrief/ Rom /60/Gefangenenbrief
16. 2. Timotheusbrief/ Rom /60/ Gefangenenbrief
17. Kolosserbrief /Rom /61/Gefangenenbrief
18. Philemonbrief/ Rom /61/ Gefangenenbrief
19. Philipperbrief/ Rom/ 62/ letzter Gefangenenbrief
20. Petrusbrief aus Rom/ 62/63 (vor dem Tod von Paulus)
21. Judasbrief/63/ Jerusalem (nach dem Tod von Jakobus 62)
22. Abschluss Apostelgeschichte/Rom/63
23. Abschluss Markusevangelium/Rom/63
24. 2. Johannesbrief/Ephesus/ 63
25. 3. Johannesbrief/Ephesus/ 63
26. 1. Johannesbrief/Ephesus/65
27. Abschluss Johannesevangelium/Ephesus/65
28. 1. Klemensbrief/69
29. Geheime Offenbarung des Johannes/Patmos (zwischen 70 und 95)
Im Rahmen dieser Frühdatierung sind die oben gestellten Fragen problemlos beantwortbar.
Sorry, der erste Satz muss lauten:
Auch ich darf mich bei Ihnen sehr herzlich – insbesondere für die Einordnung meiner Kurzform in das größere Ganze der geistegeschichtlichen Entwicklung – BEDANKEN!!!
Vielen Dank, verehrte Sophus & Suarez, für Ihre wunderbaren & höchst spannenden Texte; danke @ Sophus, daß Sie Ihren Rundbrief hier veröffentlichen! – Eigentlich hätte ich noch ganz viele Fragen, die ich aber nicht alle hier stellen kann; aber diese eine wenigstens möchte ich doch noch „loswerden“: Sie schreiben, verehrter Sophus (aber die Frage soll nicht nur an Sie persönlich gerichtet sein; auch an Suarez und jeden, der dies liest):
„Da es nach den Prämissen der historisch-kritischen Vernunft keine Prophetien geben könne, auch von Jesus nicht, müssen die in den Evangelien überlieferten Tempelprophetien „ex eventu“ (nach dem Ereignis) Jesus in den Mund gelegt worden sein.“
Frage: wie kommt diese ‚historisch-kritische Vernunft‘ darauf, daß es keine Prophetien geben könne? Diese ‚Vernunft‘ muß doch ein solches Postulat, aus welchem sie so weitreichende Folgerungen zieht, beweisen; glaubt sie an den allmächtigen Gott, so wird das m.E. sehr schwer bis unmöglich; glaubt sie nicht, so ist dieses Postulat samt Folgerungen für uns Christen irrelevant (und sollte es erstrecht für das Lehramt sein)! Das Denken, die impliziten und expliziten Postulate, welche dieser ‚historisch-kritischen Vernunft‘ zugrundeliegen, scheint mir letztlich eine totale Verneinung des Glaubens selbst zu sein!? Es bricht doch im Grunde dann alles in sich zusammen wie ein Kartenhaus, etsi Deus non daretur … – oder es bleibt so ein deistischer Deus totaliter absconditus, der in keiner Weise mehr mit uns Menschen in Wechselwirkung treten könnte. Damit würde jede Theologie völlig sinnlos bis unmöglich werden und vom Christentum keine Rede mehr sein, geschweige denn von der Kirche … – dann wäre auch jedes Beten sinnlos …
… noch mehr: ein erfolgreicher „Angriff“ auf die Theologie des Ehesakraments (und sei es über das „Hintertürchen“ der „Pastoral“), welcher letztlich, wenn auch unausgesprochen, auf den Postulaten jener ‚historisch-kritischen Vernunft‘ beruht, würde, wenn (sogar) das Lehramt dieser Argumentation folgen und ihr dadurch ‚lehramtlichen Charakter‘ verleihen würde, einen so massiven Widerspruch in die Lehre der Kirche einführen, daß diese damit insgesamt hinfällig bis völlig ad absurdum geführt worden wäre!? Nicht nur die ‚militanten Atheisten‘, sondern auch die ’säkularen Humanisten aller Couleur‘, ja alle Feinde der hl. Kirche, würden sich freuen, „na, gebt ihr’s jetzt endlich zu, seht ihr’s nun endlich selber ein, daß eure Lehre von Anfang an Unfug war …?“ – und dem (mindestens) agnostischen „Super-Ökumenismus“ stünde nichts mehr im Wege. Muß man am Ende gar vermuten, daß manche der ‚Protagonisten‘ diese Konsequenz nicht nur selber sehen (und „bloß“ billigend inkauf nehmen), sondern dies womöglich sogar … bewußt anstreben??
Verehrter GW, leider ist heute morgen die Zeit etwas knapp. Sie werfen da eine sehr interessante Frage auf, denn die historisch-kritische Methode, die sich ja aus der Aufklärung herleitet, setzt von ihrem Grundprinzip die Annahme etsi Deus non daretur voraus. Wie der von mir oben zitierte Rohrmoser darlegt, kommt man in die Theologie eben nur über einen „Salto des Intellekts“ hinein. Glaube lässt sich nicht mittels der Methode der voraussetzungslosen Kritik beweisen. Hier bietet die Auseinandersetzung Hegels mit der kantischen Subjektivität interessante Einblicke. Hegel sieht genau die Problematik, die auch Sie hier beschreiben, denn die Vernunftkritik Kants führt ja zu einem radikalen Subjektivismus, in dem es Wahrheit als objektive Erkenntnis nicht geben kann. Damit verfällt natürlich auch der Glaube an Gott einer radikalen Kritik. Hegel versucht dieser Totalität der Subjektivität dadurch zu entgehen, dass er die Geschichtlichkeit des Erkennens in die Kritik aufnimmt und so die Totalität der Subjektivität wieder zurücknimmt. Erkenntnis ist nach Hegel ein geschichtlicher Vollzug. Letztendlich löst aber Hegel das von Ihnen beschriebene Problem nicht, denn bei ihm entsteht das später dringend gewordene Problem, was wiederum unter Geschichte im Sinne eines sinnvollen Prozesses zu verstehen ist. Hier verhält sich die Existentialphilosophie ganz anders als die marxistische Theorie oder der Positivismus.
Ergänzung: Nietzsche hat die Endkonsequenz der Erkenntniskritik, so wie sie aus der Aufklärung hervorgegangen ist, klar erkannt: „Wir haben Gott getötet“; zwar nicht wirklich, denn das ginge ja nicht, sondern in unserem Bewusstsein, dort ist Gott eliminiert. Wie Nietzsche richtig sieht, ist der moderne Mensch damit in eine absolute Finsternis seiner Existenz zurückgeworfen. Sinnerfahrung ist, wo es keinen Gott im Bewusstsein gibt, nicht möglich, da, wo diese vom Subjekt noch behauptet wird, bleibt sie letztendlich nur Schein, eine Illusion. Die moderne voraussetzungslose Erkenntniskritik führt, wo sie sich absolut setzt – und das muss sie – immer in die Verzweiflung, in den Nihilismus. Nietzsche zog die Konsequenz und wollte in der Übersteigerung des Sinnlosen als Sinnvolles in der freien Selbstsetzung dieser Verzweiflung entkommen. Gelungen ist ihm dies schon deshalb nicht, weil eine freie Setzung des Subjektes keinen Sinn schaffen kann, weil Sinn nur vom Subjekt erfahren werden kann. Nietzsche verkürzt, um sein Konstruktion zu retten, Erfahrung auf Macht und Lust. Lust hebt sich aber in der Erfüllung immer wieder auf und führt bei Übersteigerung zum Ekel, den Nietzsche als Weltekel dann auch klar empfunden hat.
Entscheidend ist, dass Gott eben nicht tot im Sinne des Nichtexistenten ist, sondern es sich um einen Bewusstseinsakt handelt, eine freie Setzung also. Wo das Bewusstsein diesen Selbstvollzug des „Gott Tötens“ abweist, bleibt der Glaube intakt und die Erkenntnis als nicht verkürzte ebenfalls.. Es ist die Verabsolutierung der subjektiv gefassten Verstandesabstraktion, die seit der Aufklärung immer weiter in die Sackgasse des Nihilismus geführt hat. Die Erfahrungsebene, auf der sich ein Erkennen Gottes erst herstellen kann, ist nicht die abstrakte Logik unseres Verstandes. Es ist die Liebe, die uns Gott erkennen lässt, diese wird aber vom modernen Bewusstsein ebenso im Denken eliminiert, wie Gott auch, denn sie wird auf eine bloße Körperfunktion reduziert, was sie wesenhaft völlig verkennt.
Danke, verehrter @ Suarez für die schnelle Antwort an den verehreten @ GW, der die realen Konsequenzen aus einer ideologisch gesteuerten „historisch-kritischen“ Bibelwissenschaft unter dem Diktat der aufgeklärt-deistischen Spätdatierung von 20 der 27 Schriften des Neuen Testaments richtig sieht. Aus meiner umfänglicheren Version meines Rundschreibens möchte ich Ihre Befürchtungen, @ verehrter GW, durch ein Textbeispiel belegen:
In welche Sackgasse protestantische und in deren Gefolge auch katholische Reformtheologen bis hinauf in höchste Kirchenkreise, deren Speerspitze gegenwärtig an der Familiensynode in Rom teilnimmt, geraten können, wenn sie sich spätdatierenden Leben-Jesu-Forschern ausliefern, lässt ein promovierter, ehemals evangelisch-lutherischer Theologe und nunmehriger atheistischer Verleger und Autor erkennen, der mit einem Buch genau den von hl. Papst Pius X. prophezeiten Weg vom Protestantismus über den Modernismus in den Atheismus gegangen ist.
Nachdem ein Kommentator das Buch mit dem Untertitel „Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung“ (2011, 3. Aufl. 2013) als radikale Außenseitermeinung verrissen hatte, glaubte sich der Autor persönlich mit einer Gegendarstellung verteidigen zu müssen, die da lautet:
„Die zentralen Aussagen meines Buches zum Leben Jesu stellen eben keine radikale Außenseitermeinung dar, sondern summieren die opinio communis zu diesem Themenkreis. Es sind nicht meine Erkenntnisse, ich bringe sie lediglich pointiert zur Sprache. Und ich darf eine unvollständige Liste hier mal anführen.
Es ist in der neutestamentlichen Forschung allgemeine Meinung und keineswegs eine Randmeinung, dass das Leben Jesu fast 30 Jahre offenbar unspektakulär war, dass er nicht in Bethlehem geboren wurde, sondern dies eine theologische Konstruktion ist, dass seine Stammbäume ebenfalls aus theologischen Erwägungen erstellt worden sind, dass die Geburtsgeschichten mit allen Details erfunden worden sind, dass die Jungfrauengeburt eine späte theologische Konstruktion ist, dass es keine heiligen drei Könige, keinen Kindermord und keine Flucht nach Ägypten gegeben hat.
Es gab keine Darstellung des Kindes im Jerusalemer Tempel, erst recht keine Wunder des Gotteskindes, wie sie in den (apokryphen) Kindheitsevangelien erzählt werden. Johannes der Täufer darf wohl nicht als Ankündiger von Jesus verstanden werden, sondern war eine Person aus eigener Kraft. Jesus hat sich bei ihm der Sündertaufe unterzogen. Seine Äußerungen über Jesus waren jedenfalls wohl eher verhalten, die Äußerungen Jesu dem Täufer gegenüber dagegen meist überschwänglich. Nicht wenige nehmen deshalb an, dass Jesus ein Schüler von Johannes war, wie er ja auch seine Verkündigung im Wesentlichen fortgesetzt hat. Es ist in der Forschung unbestritten, dass wir eine Biographie Jesu nicht mehr erstellen können und dass es erst Jahrzehnte nach seinem Auftreten zu erhaltenen schriftlichen Zeugnissen über ihn gekommen ist.
Die Evangelisten, damit verkennen Sie, aber auch viele andere, den tatsächlichen Stand der Forschungen zum historischen Jesus und zum frühen Christentum, waren allesamt keine Augenzeugen und auch keine Jünger Jesu. Den Geschehenszusammenhang (den Rahmen der Geschichte Jesu) scheint erst der Evangelist Markus geschaffen zu haben, in dem er die umlaufenden Geschichten zu seinem Evangelium verband.
Es ist ebenso opinio communis, dass viele der Worte Jesu nicht historisch sind, sondern Erfindungen seiner späteren Gemeinde, dass es z.B. die Bergpredigt so nicht gegeben hat (obwohl sich darin auch offenbar historisches Gut befindet). Es ist völlig klar, dass dies besonders auf das Johannesevangelium zutrifft, das fast völlig eine Erfindung des Evangelisten sein dürfte.
Es ist weiter klar, dass die Wunder Jesu zu einem nicht geringen Teil aus der Umwelt, dem Hellenismus, dem Alten Testament (das es in dieser Form damals noch nicht gab) und der jüdischen Überlieferung auf ihn übertragen worden sind. Paulus scheint noch keine Wunder Jesu gekannt zu haben, für ihn ist das Leben Jesu einfach nicht wichtig. Sicherlich wäre dies anders gewesen, hätte er von Wundern gewusst.
Auch geht die Forschung weit überwiegend davon aus, dass Jesus keine neue Religion gründen wollte, sondern dass sein Wirken ganz aus dem Judentum heraus begriffen werden muss, dass er sich nur gesandt sah „zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“, dass er also an den Angehörigen anderer Völker und Religionen schlicht nicht interessiert war. Man ist sich sicher, dass seine Opposition gegen die Pharisäer eine spätere, christliche gefärbte Sicht der Dinge ist, dass das jüdische Gesetz für ihn noch eine viel bedeutendere Rolle gespielt hat, als es Paulus und die sich auf ihn berufende Kirche formulierte. Die Anschauungen Jesu und Paulus‚ sind vielfach gegensätzlich.
Es ist klar, dass die Urgemeinde in Jerusalem sich noch Jahrzehnte an Gesetz und Beschneidung gehalten, und dass dies nur vorstellbar ist, wenn Jesus selbst dies so angeordnet hat. Es ist klar, dass das Vater-Unser-Gebet ein durch und durch jüdisches Gebet ist und mit dem Christentum eigentlich nichts zu tun hat. Die weit überwiegende Zahl der Neutestamentler geht heute davon aus, dass sich Jesus nicht als Sohn Gottes bezeichnet hat und auch nicht als Messias, sondern dass ihm diese Hoheitstitel erst von der gläubigen Gemeinde beigelegt worden sind. In Frage kommt höchstens noch der Titel „Menschensohn“, von dem aber nicht wenige meinen (hier aber eine relativ große Meinungsvielfalt), dass er diesen Titel gar nicht auf sich selbst bezogen hat. Die Leidensweissagungen gelten in der Forschung als klare vaticinia ex eventu, also als ebenfalls nachträglich eingefügt.
Es ist für die Forschung ebenso klar, dass Jesus nicht als Gott oder als Gottmensch auftrat, sondern als eine Art Wanderprediger, der in Übereinstimmung mit gewissen Zeitströmungen das Kommen des Reiches Gottes erwartet und verkündigt hat. In dieser Erwartung hat sich Jesus wie alle Endzeitverkündiger geirrt. Weder ist das Reich Gottes gekommen, noch ist er selbst wiedergekehrt, wie es seine Gläubigen noch bis ins zweite Jahrhundert erwartet hatten, ja noch bis heute erwarten. Sein Tod kam wohl eher ungewollt und traf seine Jünger unvorbereitet. Alt freilich sind die Bekenntnisformeln, die von seiner Auferstehung berichten, wobei die meisten Neutestamentler am Anfang des Auferstehungsglaubens Visionen sehen (die nicht unbedingt einen auferstandenen Leichnam voraussetzen), von denen einzelne Jünger berichtet haben und die dann offenbar von anderen geglaubt wurden.
Die Auferstehungserzählungen gelten jedoch alle als klare Legenden. Es ist in der Forschung ebenfalls eine opinio communis, dass die Christologie Jesu langsam gesteigert wurde, dass seine Hoheit offenbar anfangs zunächst in seiner behaupteten Auferstehung gesehen, später dann schon in seiner Taufe angesetzt, mit der Jungfrauengeburt weiter rückdatiert wurde, und er im Johannesevangelium schließlich sogar als praeexistent angesehen wird. Für die Forschung ist weiterhin klar, dass die späteren dogmatischen Ausschmückungen der Kirche (Zweinaturenlehre, Trinität, Kreuzestheologie, Sühnetodvorstellung, aber auch die Rechtfertigungslehre, ganz zu schweigen von den Mariendogmen etc.) erst recht keinen Anhalt im Leben Jesu haben und künstliche Gebilde sind.….Diese unvollständige Auflistung, so wie sie hier steht, könnte sicher von 90% der wissenschaftlich arbeitenden Neutestamentler unterschrieben werden“.
Was hier der Verteidiger seiner selbst zusammengetragen hat, ist die Summe der Leben-Jesu-Forschung nach dem Stand von 2011. Sein „Glaubensbekenntnis“ lautet: „Die historische Forschung ist sich weitgehend einig, dass der Jesus, wie ihn die Kirchen verkündigen und wie er teilweise schon in der Bibel verkündet wird, so niemals existiert hat. Wie die Bibel das am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur ist, dürfte Jesus die am meisten überschätzte Person der Weltgeschichte sein. Wer Jesus wirklich war und was man heute wissenschaftlich verantwortbar über ihn sagen kann, soll deshalb … über ihn festgehalten werden.…..Die Wahrheit des Christentums ist prinzipiell keine Frage des Glaubens mehr, nichts, wofür man sich entscheiden kann oder auch nicht. Denn noch vor aller zu glaubenden Dogmatik ist das Christentum bereits durch die historische Vorprüfung gefallen. Die historische Forschung hat die Frage nach der Wahrheit des Christentums nachhaltiger gelöst als es Bibliotheken von Dogmatiken je hätten tun können.…Das christliche Paradigma kann intellektuell verantwortbar als erledigt, die Frage nach seiner Wahrheit in negativem Sinne als gelöst betrachtet werden.….Die Kirchen und ihre Dogmen sind jedoch, dies hat nicht zuletzt die historische Forschung gezeigt, geradezu Formen der organisierten Irrationalität“( Vorwort).
Wie nah damit Kardinal Kasper mit seinem nie wiederrufenen Dogmen-Bonmot von 1972 und der Forderung nach einem Paradigmenwechsel bei dem Ex-Theologen und nunmehr bekennenden Atheisten liegt, müsste ihm eigentlich im Hinblick auf den Verlauf der Synode zu denken geben – es sei denn, der Wortführer der Kirchenreformer will tatsächlich nur noch die äußere Form, nicht mehr die Glaubenssubstanz der katholischen Kirche vor Schaden bewahren. Daher kann man in diesen Tagen nicht oft genug in Richtung der Reformer sagen: Der Weg, den ihr z.B. in Sachen Wiederverheiratete Geschiedene und Lebenspartnerschaften Homosexueller gehen wollt, führt die katholische Kirche tatsächlich „vom Protestantismus über den Modernismus in den Atheismus“ (Prophetie des hl. Papst Pius X. 1907).
Hochverehrter Sophus, die Konsequenz aus dem, was Sie hier zitieren, bringt doch schon Paulus auf den Punkt: 1 Kor 15,14 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.
Wenn diese historisch-kritische Bibelforschung tatsächlich das belegen könnte, was sie vorgibt zu belegen, ohne es wirklich zu können, dann wäre der christliche Glaube in der Tat nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Was aber will dann noch ein Kardinal Kasper mit einer Barmherzigkeitstheologie, die auf Sand gebaut hätte, die ein Trug wäre?
Soll die Institution Kirche lediglich noch als Tarnung dienen, um eine dem christlichen Glauben entgegen gesetzte Ideologie zu legitimieren?
„Und in solcher Einstellung, die die Welt am eigenen Begreifen und am Durchschnittsverstand einer Zeit misst, konnte die Verheißung Gottes nur wie ein leerer Mythos erscheinen. Vor Gott – für das Neue und Andere und Größere Gottes, das unsere Möglichkeiten und Berechnungen durchbricht – war er stumm und taub, auch wenn er noch so feierliche Gebete in der Tempelliturgie zu verrichten wusste. Aber ist er damit eigentlich nicht unser aller Vertreter? Sind wir nicht auf eine sehr ähnliche Weise alle zusammen nur taubstumm vor Gott, eingefangen in unsere Alltagsklugheit, in den Geist des Jahrhunderts und begrenzt in das, was wir von daher für richtig und verstehbar halten? Ist es nicht so, dass auch unser theologisches Tun, der Umgang mit vielerlei Begriffen, oft wie ein Disput unter Taubstummen ist, wo von der Wirklichkeit dieser Begriffe eigentlich nichts vernommen wird, wo nur leere Worthülsen bleiben? Und sind wir nicht auch in der Auslegung der Heiligen Schrift bei aller sorgfältigen Zergliederung der Texte, bei aller historischen und philologischen Gelehrsamkeit oft taube Hörer, die von dem, was darin eigentlich auf uns zutritt, nichts, aber auch nichts hören, sondern im Vordergrund eines Wissens verbleiben, das bis zum Geheimnis Gottes nicht heranreicht?…Nur wenn wir den Sprung wagen in den gemeinsamen Glauben der ganzen Kirche, wenn wir wagen, in das vorgegebene Wort einzutreten, dann können wir darin allmählich mitreden, mithören und so auch anderen das Ohr öffnen für das Geheimnis Gottes. Der Verstand allein, so wichtig er sit – auch der Verstand eines Jahrzehnts oder eines Jahrhunderts -, ist zu klein für Gott. Das Wort Gottes braucht mehr. Es braucht den Ausbruch aus der Kleinheit unserer Welt, den Mut, sich dem Großen des Glaubens aller Jahrhunderte mit dem Herzen anzuvertrauen.“ (Joseph Ratzinger „Die Kirche – In Christus universales Sakrament des Heils“)
Hochverehrter @ Suarez !
Die letzten der von Ihnen zitierten Sätze aus Joseph Ratzingers Buch „Die Kirche-“ möchte ich durch ein Zitat Goethes begleiten lassen, der es wagt, auch „für das vorgegebene Wort einzutreten“:
Eckermann hat aus dem letzten Gespräch mit Goethe elf Tage vor dessen Tod 1832 notiert: „Ich halte die Evangelien alle vier für durchaus echt; denn es ist in ihnen der Abglanz einer Hoheit wirksam, die von der Person Christi ausging und die so göttlicher Art ist, wie nur je auf Erden das Göttliche erschienen ist. Fragt man mich, ob es in meiner Natur sei, ihm anbetende Ehrfurcht zu erweisen, so sage ich: Durchaus! Ich beuge mich vor ihm als der göttlichen Offenbarung des höchsten Prinzips der Sittlichkeit“. Goethes Texterfahrung bestätigt indirekt, dass in der Bibelwissenschaft Glaube und Vernunft untrennbar zusammengehören müssen, um den intendierten Metasinn der heiligen Schriften nicht zu verfehlen. Daher warnt Papst Benedikt XVI. mit Recht: „Der Glaube ist selbst eine Weise des Erkennens; ihn ausschalten zu wollen produziert nicht die reine Sachlichkeit, sondern ist die Setzung eines Erkenntnisstandortes, der eine bestimmte Perspektive ausblendet und die zufälligen Bedingungen der gewählten Sicht nicht mehr wahrhaben will“. Das Grundproblem der historisch-kritischen Forschung besteht in seinen Augen darin, dass in ihr die Erfahrung des christlichen Glaubens nicht Quelle der Erkenntnis, sondern Gegenstand der Forschung ist, und der Glaube damit auf der Anklagebank Platz nehmen muss. Wer nicht von der realen Vereinbarkeit von Glauben und Vernunft ausgeht, begibt sich konsequent in die Position des Unglaubenden und kritisiert den Glauben. Dabei hängen sich kritische, aber historisch meist nicht ausgebildete Exegeten einsträngig an äußerliche Widersprüche in Texten, datieren sie falsch, suchen nach Autoren und Verhältnissen, unter denen sie zu ihren falschen Zeitpunkten entstanden sein könnten und versteigen sich zu abenteuerlichen Hypothesen. Der aus dem Judentum konvertierte Münchner Philosoph Henry Deku (1909–1993) sagte dementsprechend kurz und bündig: „Das Christentum ist eine Erfahrungsreligion – und Erfahrungsreligionen kritisiert man nicht!“ Warum wohl sonst wären alle apostolischen Zeugen bis auf Johannes Zebedäus nach der Tradition der Kirche eines frühen, gewaltsamen Todes gestorben, wenn sie nicht für aufgrund ihrer Erfahrungen mit Jesus für Ihn öffentlich Zeugnis abgelegt hätten? Petrus, Andreas, Jakobus Alphäus, Philippus, Simon Zelotes und Bartholomäus sind gekreuzigt worden, Judas Thaddäus wurde von Pfeilen durchbohrt, der Herrenbruder Jakobus wurde gesteinigt, Thomas vom Speer durchstoßen und Jakobus Zebedäus, Matthäus und Paulus wurden durch das Schwert hingerichtet Warum verfolgte sie der Hass der Juden und Heiden, wenn sie in deren Augen nichts für sie Bedrohliches hinterlassen hätten? Das Bedrohliche waren für sie die Worte und Taten Jesu, sein Tod und seine Auferstehung, die seine Jünger bezeugten.
Hochverehrter @ Sophus !
Goethe sprach ja auch von der „herrlich leuchtenden Natur“, also von der Welt als Schöpfung nicht bloß eines ersten abstrakten Bewegers. Für Goethe leuchtete in der Natur der Wille Gottes, der Sinn allen Gewordenen, überall auf. Goethe hat schon auf Grund seiner höchst empfindsamen Anschauung klar erkannt, dass ein „Wissen“ ohne Gott eben das Wesentliche verfehlt.
Wie wäre es, wenn Sie Ihre wirklich profunde Betrachtung der Spätdatierung auch an das Forum Deutscher Katholiken schickten, damit die das auf ihre Internetseite setzen.
Erst einmal vielen Dank Ihnen beiden, für Ihre ausführlichen Erläuterungen. Muß das erstmal „verdauen“ … es weht einen eisekalt an, wenn man versucht, sich in den ‚inneren Zustand‘ jenes Autors, jener ‚Aufgeklärten‘, jener so … armen Menschen (ein anderer, irgendwie passenderer Ausdruck fällt mir im Moment wirklich nicht ein), hineinzuversetzen. Wenn man sich die ganze Tragweite dieser Erschütterung, die Konsequenzen für Kirche und Welt, für unsere Gegenwart und Zukunft (wir spüren’s ja jetzt schon; und das ist erst der Anfang …), für die einzelnen Menschen und die gesamte Gesellschaft (der sog. ‚westlichen Wertegemeinschaft‘), mal so richtig klarzumachen versucht. Das ist – grausam! Anders kann ich’s nicht benennen …
… Nietzsche gebührt immerhin der Verdienst[???], sich getraut zu haben, das bis ans bittere Ende konsequent durchzudenken (im Ggs. wohl zu vielen ‚Salon-Atheisten‘); denke auch an sein Gedicht Die Krähen schrei’n. – Jetzt verstehe ich immer besser, weshalb Sie, verehrter Suarez, immer wieder diese … ja, ‚warnenden Worte Richtung Vernunft‘ ausgesprochen haben, natürlich nicht, um der ‚Unvernunft‘ das Wort zu reden, sondern weil Sie die ganze Geschichte, die Entwicklung (mindestens) von der sog. ‚Aufklärung‘ bis heute wohl intensiv reflektiert haben und die Zusammenhänge viel besser sehen (oder „anatomisch freipräpariert“ haben), als z.B. ich selbst, der ich mich davor immer etwas „gedrückt“ hatte (außer mal ‚Störig lesen‘), weil es eben auch viel „Stoff“ ist, der da zu rezipieren ist (aber wohl nicht nur deshalb) …
… im Letzten versteh ich’s nicht, diese ganze Denkungsart, diese Haltung ist mir so völlig wesensfremd, obwohl ich von Hause aus ein „mathematisch-rationaler, logisch-sturer Naturwissenschaftsmensch“ bin, egtl. von Kind an … nie auch nur auf die Idee gekommen, daß etwa zwischen „meinem Chemie-Kasten & Mikroskopchen“ und meinem Glauben auch nur der geringste Gegensatz bestehen könnte; bis heute nicht, im Gegenteil (es kommt doch beides von Ihm – Der uns unseren Verstand gegeben hat) … ich kapier’s einfach nicht [seufz] … na, „die“ werden sagen, ich sei einfach dumm & würde mir selbst etwas vormachen & nicht konsequent weiterdenken … was ich für feierlichen Quatsch halte & punctum
Tröstlich übrigens (s. jed. d. Anm.) einige der („Ein-Stern-“) Rezensionen zu dem von Ihnen, verehrter Sophus, zitierten ‚Werkchen‘ (zu finden da, wo man eben … recht viele Leserrezensionen finden kann^^). Weiß nicht, ob mein Eindruck trügt: daß gerade ‚at the Frontiers of Physics‘ das Verhältnis zw. Theologie und Naturwissenschaft (wieder) erheblich viel entspannter ist, als in den ‚angewandteren Bereichen‘. Hierzu noch ein Zitat von Werner Heisenberg: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“ – Noch’ne kleine allgem. Lit.-Empfehlung zu diesem Themen-Komplex: die Bücher von Paul Davies!
Anm.: Tröstlich insofern, als man sehen kann, daß sich viele Menschen eben doch nicht verwirren & täuschen lassen von Büchern von Leuten wie etwa auch Dawkins oder Deschner, und mit guten Argumenten kontern; erschreckend jedoch, wenn man sich andererseits klarmacht, wie populär (und aggressiv!!) der durch solche Machwerke verbreitete ‚Vulgär-Atheismus‘ doch (geworden) ist, wohl gerade bei Menschen mit eher geringem historischen, philosophisch-theologischen und naturwissenschaftlichen Hintergrund. Da, muß ich sagen, habe ich hohen menschlichen Respekt z.B. vor vielen US-Evangelikalen (ohne mich deren Ansichten jetzt anschließen zu wollen, klar), die wirklich intellektuell kämpfen und schreiben und publizieren und versuchen, die (verführten) Menschen in einem guten Sinne ‚aufzuklären‘, indem sie genau den Finger in die Wunden der oft genug nur pseudo-wissenschaftlichen „Argumente“ der militanten Atheisten und Radikal-„Humanisten“ legen. Die „Konzilskirche“ scheint dagegen jeglichen Kampf völlig aufgegeben zu haben; „man arrangiert sich eben“ …
… nein, nicht nur die US-Evangelikalen; sondern eben auch Menschen wie Sie, verehrter Sophus! – Aber es bleibt eben dennoch der Eindruck im Großen und Ganzen, daß dieses gesamte, tja, ‚postkonziliare System‘ wirklich jeden geistigen Kampf, jede intellektuelle Auseinandersetzung völlig aufgegeben hat (außer mit sich selbst!?) und alles nur noch zukleistert und verklebt durch einen billigen, unredlichen, seichten, jeden Verstand beleidigenden, rein emotionalen „Liebhab-Ökumenismus“, das meinte ich; als sei da nicht nur nicht mehr der Wille, sondern in weiten Teilen auch gar nicht mehr der Verstand oder jedenfalls die Fähigkeit vorhanden; was wiederum am ganzen (auch kirchlichen, theologischen) Bildungssystem liegt, nach all den „Reformen“ und „Auf‑, besser Abbrüchen“, was aber wieder ein anderes mega-Thema ist …
Verehrter @ GM,
erlauben Sie mir noch einige Anmerkungen zum Verhältnis Aufklärung und Glaube. Vorab möchte ich betonen, dass ich keinen grundsätzlichen Widerspruch von naturwissenschaftlichem Erkennen und Glaube sehe. Unsere auf sinnliche Erfahrung beruhende Erkenntnis gerät dann in die schiefe Ebene, die den Menschen in den Abgrund geraten lässt, wenn sie des Glaubens ermangelt und sich der Verstand, die Vernunft, autonom setzt. Es ist die von der Aufklärung ins Werk Emanzipation vom Willen Gottes, die die Seele des Menschen verdirbt. Der Ausruf des „tollen Menschen“ bei Nietzsche: „Wir haben Gott getötet“, richtet sich ja auf die Tat, nicht auf das Faktum. Die Tat ist aber immer verursacht vom Willen. Die Menschheit hat in und durch die Aufklärung Gott aus dem Bewusstsein gelöscht, nicht als ohnmächtigen Akt, als bloßes Geschehen, sondern als bewusste Tat, indem sich der Mensch autonom setzt. Damit hat sich der moderne Mensch selbst das Gericht zugezogen, wie es Nietzsche auch sehr genau gesehen hat.
In seinem Buch „Der Herr. betrachtungen über die Person und das Leben Jesu Christi“ hebt Romano Guardini in wirklich uneinholbarer Eindringlichkeit hervor: „Man hat gesagt, als Jesus fühlte, daß Er mit seiner Botschaft nicht durchkam, habe Er sich ins Unfaßliche gerettet. Indem Er auf eine Macht hoffte, die Er in geheimnisvoller Zukunft empfangen sollte, habe Er seine tatsächliche Ohnmacht übersprungen… Darauf wäre manches zu erwidern. Vor allem, welch oberflächlicher Psychologismus das trotz allen Scharfsinns ist. Aber hier liegt nicht das Entscheidende, sondern alles kommt auf die Frage hinaus: »Was dünkt dich von Christus?« (Mt 16,15) Wenn wir Ihn für einen bloßen Menschen halten; für ein religiöses Genie, und sei es das gewaltigste, dann sind seine Worte ohnmächtige Phantastik, und was vom »Glauben Jesu« geredet wird und vom Glauben derer, die an Ihn glauben, mißbraucht das Wort. Erkennen wir aber in Ihm den wirklichen Sohn Gottes, des Schöpfers und Herrn, dann steht uns nicht zu, über seine Worte zu urteilen, weil es keinen Maßstab gibt, von dem aus wir urteilen könnten; weder einen naturwissenschaftlichen, noch einen geschichtlichen, noch einen religiösen. Seine Worte sind der Maßstab…
In diesem Glauben müssen wir uns üben – und in der Furcht Gottes. Den Untergang der Welt und das Gericht dürfen wir nicht als etwas ansehen, das weit weg liegt, sondern als eine Möglichkeit, die neben uns hergeht. Nicht als das mythische Ereignis am fernen Ende, sondern als die Drohung, die sich vom Zorne Gottes her auf uns richtet. Wir stehen nicht in einem gesicherten biologischen, geschichtlichen, geistigen Ganzen, das unangreifbar seinen Weg nähme und über welchem, unschädlich abgedichtet, das religiöse Geheimnis Gottes hinge, sondern unter der Möglichkeit des Gerichtes, so wie Jerusalem darunter gestanden hat und wie die Welt als Ganzes darunter steht. Erst wenn der Schutz, den die unmittelbare Wirklichkeit meinem stumpfen Sinn zu geben scheint, aufgelockert und mir Gottes Drohung zu einer Wirklichkeit wird, bin ich im vollen, biblischen Sinne glaubend.
Das Denken der Neuzeit hat das alles verdrängt. Ihr Mensch steht nicht mehr unter der Furcht Gottes. Er nimmt diese moralisch, oder im Sinne einer unbestimmten Scheu, nicht aber als das, was sie ist: das Drohen des heiligen Zornes, der mächtiger ist als die Stadt Jerusalem und mächtiger als die Welt. So wird der Christ sich auch hier »üben« müssen; zum Bewußtsein davon erziehen, wie die Dinge vom Glauben her stehen.
Forts.
Guardini rückt hier einen ganz wichtigen Aspekt des Glaubens ins Bewusstsein; das Gericht.
Die Aufklärung hat überall sichtbar, man nehme nur mal die heutigen Formen der „Unterhaltung“, zu einer völligen Trivialisierung menschlicher Existenz geführt, sie hat den Menschen tatsächlich entmündigt und zu einem Spielball der Triebe werden lassen. Wo das Bewusstsein des Höheren ausfällt, reduziert sich der Mensch auf das Tierhafte. Statt zu einem sittlichen Wesen zu werden, fällt der moderne Mensch wieder in den Zustand des Barbaren zurück.
Die Ausgrenzung der Metaphysik aus der „voraussetzungslosen“ Wissenschaft führt in die Irre, denn die „voraussetzungslose“ Wissenschaft begründet sich von einer moralischen Voraussetzung, die nur im metaphysischen begründet werden kann, nämlich von dem metaphysischen Glauben, dass die Wahrheit ein Wert sei.
Nietzsche hat dies klar in seiner Genealogie zur Moral erkannt: „Nein! Man komme mir icht mit der Wissenschaft, wenn ich nach dem natürlichen Antagonisten des asketischen Ideals suche, wenn ich frage: ‚wo ist der gegnerische Wille, in dem sich sein gegnerisches Ideal ausdrückt? Dazu steht die Wissenschaft lange nicht genug auf ich selber, sie bedarf in jedem Betrachte erst eines Werth-Ideals, einer wertheschaffenden Macht, in deren Dienste sie an sich selber glauben darf, – sie selbst ist niemals wertheschaffend. Ihr Verhältnis zum asketischen Idealist an sich durchaus noch nicht antagonistisch; sie stellt in der Hauptsache sogar eher noch die vorwärtstreibende Kraft in dessen innerer Ausgestaltung dar. Ihr Widerspruch und Kampf bezieht sich, feiner geprüft, gar nicht auf das Ideal selbst, sondern nur auf dessen Außenwerke, Einkleidung, Maskenspiel, auf dessen zeitweilige Verhärtung, Verholzung, Verdogmatisierung – sie macht das Leben in ihm wieder frei, indem sie das Exoterische an ihm verneint. Diese Beiden, Wissenschaft und asketisches Ideal, sie stehen ja auf einem Boden – ich gab dies schon zu verstehen -: nämlich auf der gleichen Überschätzung der Wahrheit (richtiger: auf dem gleichen Glauben an die Unabschätzbarkeit, Unkritisierbarkeit der Wahrheit), eben damit sind sie sich nothwendig Bundesgenossen, – so daß sie, gesetzt, daß sie bekämpft werden, auch immer nur gemeinsam bekämpft und in Frage gestellt werden können.“ (Zur Genealogie der Moral)
Die Aufklärung wandelte sich, wie es Th.W.Adorno und Horkheimer in der „Negativen Dialektik“ feststellen, in den absoluten Betrug der Menschen. Erst wo sie in letzter Radikalität ihre eigenen Denkvoraussetzungen reflektiert, wird dem abstrakten Denken bewusst, dass die Aufklärung von ihrem Grunde her Schein ist und nur in den Nihilismus führen kann. Der Positivismus irrt, nicht der christliche Glaube, der am Sinnhaften festhält. Nur wo es Sinn gibt, kann es auch das Gericht geben. Wir haben uns aber daran gewöhnt, den Phrasen der Aufklärung zu glauben(!) und sehen nur die mit ihr einhergehenden technischen Errungenschaften.
Hochverehrter @ Suarez!
Ich danke Ihnen für den Hinweis auf die Möglichkeit, die Kurzform meines Rundbriefes (7 Seiten) auch dem Forum deutscher Katholiken zur Einstellung in deren Internet zuzusenden. Die Langform (32 Seiten), die in erster Linie für die deutschsprachigen Bischöfe, für maßgebliche Synodalteilnehmer und weitere Kirchenvertreter bestimmt ist, hat das Forum erhalten. Zum Einstellen in dessen Internet für eine breitere Öffentlichkeit dürfte sie sich allerdings nicht eignen – die Kurzform sehr wohl!
Die Langform meines Statements zur Ordentlichen Weltbischofssynode 2015 zu Ehe und Familie ist unter dem Titel „Gotteswort gegen Menschenwort“ bisher von mir an folgende Adressaten* gemailt worden:
1. An
die Apostolische Nuntiatur Berlin*
mit der Bitte um Kenntnisnahme und Weitergabe an
Seine Heiligkeit Papst Franziskus
Seine Heiligkeit Papst em. Benedikt XVI.
S.Em. Erzbischof Georg Gänswein
S.Em. Kurienkardinal Ludwig Gerhard Müller
S.Em. Kardinal Raymond Burke
S.E. Bischof Franz-Peter Tebartz – van Elst emeritus
S.Em. Erzbischof Reinhard Kardinal Marx
S.Em. Kurienkardinal em. Walter Kasper
das Päpstliche Sekretariat zur Weltbischofssynode 2015
2. An
die Apostolische Nuntiatur Wien*
die Apostolische Nuntiatur Bern*
die Deutsche Bischofskonferenz*
S.Em. Erzbischof Reinhard Kardinal Marx*
S.E. Franz-Josef Bode von Osnabrück*
S.E. Heiner Koch von Dresden-Meißen*
S.Em. Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn*
S.Em. Erzbischof Wolfgang Haas von Vaduz*
S. E. Bischof Markus Büchel von Gallen*
S.E. Bischof Vitus Huonder von Chur*
S.Em. Erzbischof Stephan Burger von Freiburg*
S.E. Bischof Stefan Oster von Passau*
S.E. Bischof Gregor Maria Hanke von Eichstätt*
S.E. Bischof Voderholzer von Regensburg*
S.E. Bischof Konrad Zdarsa von Augsburg *
S.E. Bischof em. Walter Mixa von Augsburg*
S.E. Weihbischof Manfred Grothe, Admin. von Limburg*
S.Em. Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg*
S.Em. Bischof Karl Kardinal Lehmann von Mainz*
S.E. Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart*
S.E. Bischof Karl-Heinz Wiesemann von Speyer*
S.E. Bischof Stephan Ackermann von Trier*
S.E. Bischof Friedhelm Hofmann von Würzburg*
S.Em. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki von Köln*
S.Em. Erzbischof Hans-Josef Becker von Paderborn*
S.E. Bischof Heinrich Mussinghoff von Aachen*
S.E. Bischof von Norbert Trelle von Hildesheim*
S.E. Bischof Franz-Josef Overbeck von Essen*
S.E. Bischof Heinz-Josef Algermissen von Fulda*
S.E. Bischof Felix Genn von Münster*
S.Em. Erzbischof N.N. von Berlin*
S.Em. Erzbischof Stefan Heße von Hamburg*
S.E. Bischof Ulrich Neymeyr von Erfurt*
S.E. Bischof von Wolfgang Ipolt Görlitz*
S.E. Bischof Gerhard Feige von Magdeburg*
mit der Bitte um Kenntnisnahme und Information Ihrer Weihbischöfe
S.E. Weihbischof Jaschke – Hamburg*
3. An
das Forum Deutscher Katholiken*
das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken*
Hw. Herrn Pfarrer Dr. Guido Rodheudt, Herzogenrath*
das Netzwerk katholischer Priester*
Die Tagespost*
das Liechtensteiner Volksblatt*
das Internetforum katholisch.de*
das Internetforum familie@kath.net.*
das Internetforum katholisches.info*
den fe-Verlag*
das Portal zur katholischen Geisteswelt*
gloria.tv*
Familienbund*
Diözesanrat Bamberg*
Sekretariat ZdK (Herrn Vesper)*
Herrn Monsignore Franz Schlegel, Wien
Herrn Pfarradministrator Josef Steindlmüller, St. Peter und Paul Olching
Herrn Dekan Albert Bauernfeind, Fürstenfeldbruck
Herrn StD Franz Eichiner, Gröbenzell*
Herrn Christian Weisner, Wir sind Kirche, Dachau*
die Münchner Kirchenzeitung*
Herrn Marco Schneider (Eichstätter Kurier)
Herrn Professor Dr. Hans Tremmel, Diözesanratsvorsitzender München-Freising*
4. an
– die Polnische Bischofskonferenz*
– die Gesellschaft Jesu* mit der Bitte um Kenntnisnahme,
– Pater Hagenkord SJ*
– S.Em Erzbischof Carlo Kardinal Caffarra von Bologna
– die Glaubenskongregation* z.Hd. von Herrn Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller
mit der Bitte um Kenntnisnahme und Weitergabe
an
Seine Heiligkeit Papst Franziskus
Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. emeritus
S.Em. Erzbischof Georg Gänswein
S.Em. Kardinal Raymond Burke
S.Em. Kurienkardinal Walter Kasper emeritus
S.E. Bischof Franz-Peter Tebartz – van Elst emeritus
– das Päpstliche Sekretariat zur Weltbischofssynode 2015
mit der Bitte um Kenntnisnahme.
Für Ihre Kurzanalyse von Goethes Gottesvorstellung als Schöpfer der Natur allerherzlichsten Dank. Die Erfahrung der Natur war für Goethe mit einer existentiellen Gotteserfahrung verbunden. Daher seine Liebe zum Besonderen der kleinen und kleinsten Erscheinungen in der Natur, von denen er erst ins Allgemeine der Schöpung schloss.
Schlussbemerkung zum Rundbrief in Kurzform!
Mein Glaube und meine geschichts- und literaturwissenschaftliche Texterfahrung ließen mich überzeugt bleiben, dass die im Kern historisch wahren neutestamentlichen Zeugnisse aus dem jüdischen Umfeld der Apostel und der Familie Jesu stammen müssen. Es galt daher zu beweisen,
– dass die evangelisch-lutherische Spätdatierung konfessionspolitische Wurzeln hat und
gegen das Selbstverständnis der römisch-katholischen Kirche gerichtet ist,
– dass die Entstehungsgeschichte der Evangelien und der Apostelgeschichte als früher,
zeitlich parallel zu den apostolischen Briefen ablaufender, kommunikativ-vernetzter
Prozess begreifbar ist,
– dass an diesem Prozess die namentlich bekannten Evangelisten und Briefeschreiber unter
wechselseitiger Hilfestellung, Beratung und Einflussnahme beteiligt gewesen sind,
– dass dies in textimmanenten Kommunikationszusammenhängen nachweisbar ist, die
keine neuen Fragen aufwerfen, sondern Antworten auf die alten geben.
– dass es notwendig ist, die neutestamentlichen Schriften nicht einzeln und unabhängig
voneinander zu befragen, sondern von der aufeinander abgestimmten Ganzheit der Frohen
Botschaft auszugehen, die als kanonisierter Textverbund in griechischer Sprache vorliegt.
Heute kann ich feststellen: Der protestantisch-antirömische Konsens über die Spätdatierung der Evangelien und weiterer 16 Schriften des Neuen Testaments, diese Grundlage für alle weiterreichenden Annahmen und Ableitungen der liberalen Theologie aus der Leben-Jesu-Forschung, ist falsch. Vielmehr entspricht die Frühdatierung der historischen Wahrheit, wie sie das Lehramt der katholischen Kirche in Übereinstimmung mit der frühkirchlichen Überlieferung bisher immer vertreten hat. Unter der Prämisse der Frühdatierung gibt es eine komplexe Lösung der synoptischen Frage, der sich Apostelgeschichte, Johannesevangelium, Paulusbriefe und katholische Briefe problemlos zuordnen lassen und die ein stimmiges Bild vom vernetzten Entstehungsprozess der neutestamentlichen Schriften zwischen 42 und 65 ergibt – die Geheime Offenbarung des Johannes vorerst ausgenommen. Das ist Gegenstand des ersten Band meines Buches. Der zweite Band befasst sich mit der durch die Spätdatierung ausgelösten Glaubenskrise.
Hochverehrter @ Sophus,
sicher nicht nur ich bin sehr beeindruckt, von dem, was Sie hier in komprimierter Form, darlegen. Ich sehe aber weiterhin ein grundlegendes Problem: Das Erkennen von Wahrheit ist immer abhängig vom Willen. Man könnte überspritzt auch sagen, Wahrheitssuche ist ein Willensakt, den man vollziehen oder dem man sich, aus verschiedenen Gründen, verweigern kann.
Wenn ich mir die Thesen von Walter Kardinal Kasper zur Barmherzigkeit anschaue, sein verkürztes Verständnis von der Authentizität des Glaubens als Offenbarung Gottes, dann hege ich ernste Zweifel, ob bei Kasper und seinen Anhängern der Wille zur Wahrheit nicht durch ideologische Blockaden lahmgelegt ist. Kasper scheitert schon daran, dass er die letzte Konsequenz aus seinen Thesen nicht ziehen will, denn dann müsste er, wie der von Ihnen oben zitierte Autor des Buches mit dem Untertitel „Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung“, zum Atheisten werden. Kardinal Kasper will aber den Schein erhalten und verschüttet den Glauben nur um so gründlicher. Von seiner Geisteskraft sollte es einem Mann wie Kardinal Kasper ein Leichtes sein, die offen zutage liegenden Widersprüche in seinen Thesen auch als solche zu erkennen, nur scheint ihm hierzu jeglicher Wille zu fehlen.
Die Kirche wird zunehmend zumindest in unseren Breiten zum gesellschaftlichen Funktionsträger, mit variablen sozialen Inhalten. Sie wird so reduziert auf eine scheinhafte Wohlfühleinrichtung, in der man eine restriktive Geselligkeit pflegt, die das Sakrale in den Schlager von Detlef Jöcker auflöst.
Hochverehrter @ Suarez
Sie haben völlig recht! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – der steinige, der zur Wahrheit führt, aber auch der abschüssige zur bewussten theologisch verbrämten Lüge. So war die Wahrheit über die Entstehung des Neuen Testaments, wie ich sie bis dahin kannte, eine andere als die, welche Rudolf Augstein im Spiegel – Leitartikel Nr. 21 vom 25. Mai 1999 unter dem Titel: „2000 Jahre danach – Was bleibt von Jesus Christus? Über den Mythos, der die Welt prägte“ im aggressiven Tonfall eines öffentlich bestellten Anklägers in eigener Sache zur Neuauflage seines Buches „Jesus Menschensohn“ zur Buchmesse 1999 verbreitet hatte. In dem Artikel hatte er „Ergebnisse“ und „Erkenntnisse“ aus der protestantisch-liberalen Leben-Jesu-Forschung mit persönlichen Ressentiments zu einer provokanten Mischung von Ansichten und Mutmaßungen in der Maske gesicherter Forschung gegen die katholische Kirche vermischt und mir erstmals einen Eindruck von dem vermittelt, was „liberale“ Exegese ist, will und zu wissen vorgibt, wie sie auftritt, gegen wen sie gerichtet ist und wie lustvoll sie vermarktet wird. Erst jetzt erkannte ich die ganze Tragweite der Spätdatierung der Evangelien, denn mit ihr war es einer auf Martin Luthers Rechtfertigungslehre fixierten Bibelwissenschaft gelungen, aus dem viergestaltig überlieferten Zeugnis der Apostel über die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus, eine postapostolisch aufzufassende Kompilation unbekannter hellenistischer Autoren zu machen und so Gottes Wort zum unverbindlichen Menschenwort zu erklären.
Auf den Seiten 216–233 des Leitartikels referierte Rudolf Augstein aus der liberalen Leben-Jesu-Forschung, wenn er u.a. behauptet,
– dass Jesus weder ein Abendmahl gestiftet, weder seinen Tod, noch seine Auferstehung
vorausgesagt, noch Sünden vergeben, noch eine Vollmacht dazu erteilt habe;
– dass Jesus seinen Jüngern auch nicht das Kommen und den Beistand des Heiligen Geistes
versprochen habe;
– dass Jesus nicht am Kreuz daran gedacht habe, für die Menschheit zu sterben und mit
seinem Tod alle zu erlösen.
– dass Jesus die Kirche nicht gründen wollte und daher diese sich fragen lassen müsse, woher
sie ihre Autorität beziehe.
Anstatt die Wahrheit über den lebendigen Gott in den apostolisch bezeugten Schriften zu vertiefen und erfahrbar werden zu lassen, wird von liberalen Theologen das in die Welt gesprochene Wort Gottes durch Spätdatierung relativierbar gemacht und kann damit nach Belieben gegen die Kirche instrumentalisiert werden. Die katholische Kirche sieht sich von der verstörenden Auffassung bedrängt, Jesus habe keine Kirche gründen wollen, und die seit fast 2000 Jahren bestehende, die es so gar nicht geben dürfte, sei das Produkt der Tradition – der frühkatholischen Kirche!
Gegen Schluss des Artikels stellte Augstein in logischer Konsequenz die Frage nach der Autorität der Kirche, die sich auf Jesus beruft, von dem man in Wahrheit nichts wisse. Die Antwort ergab sich aus dem Gesagten: Sie hat keine! Das zu sagen und als „Wahrheit“ zu verkaufen, war sein Wille, der dem ganzen Artikel zugrunde lag.
Seitdem arbeite ich daran, diese „Wahrheit“, der kein Katholik Glauben schenken kann, der nicht durch Hochschultheologie seinen Glauben verloren hat, als Lüge zu entlarven.
Danke, verehrter @GW, auch für Ihre Beiträge von gleicher Wellenlänge.
Kleine Schlussbemerkung meinerseits
„In diesem Glauben müssen wir uns üben – und in der Furcht Gottes. Den Untergang der Welt und das Gericht dürfen wir nicht als etwas ansehen, das weit weg liegt, sondern als eine Möglichkeit, die neben uns hergeht. Nicht als das mythische Ereignis am fernen Ende, sondern als die Drohung, die sich vom Zorne Gottes her auf uns richtet.“
Mögen alle Bischöfe der Synode diese Worte Romano Guardinis in ihrem Herzen bedenken. Auch der Hirte, ja selbst der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus, stehen nicht außerhalb des Gerichtes! Sie sind keine Gottheit, sondern nur schwache, der Versuchung ausgesetzte Menschen, die dem Ende ihrer Lebenszeit wie jeder andere Mensch auch, entgegengehen.
Möge der Zorn Gottes sich nicht auf sie und uns richten, weil sie im Hochmut das göttliche Wort beiseite geschoben haben.
Vielen Dank Ihnen, verehrter Sophus und verehrter Suarez! Und möge das Schreiben von Sophus weite Verbreitung finden und vor allem an entscheidender Stelle nicht auf blinde Augen stoßen, sondern den Adressaten Sinn, Herz und Verstand öffnen – für die ewige Wahrheit Christi! – Muß mich in meinem vlt. allzu dusteren Blick oben etwas korrigieren, denn … es ist wie beim Goldwaschen – unter vielem Schotter und Staub blitzen eben doch die Goldkörnchen hervor, vielleicht wenige nur, aber umso wertvollere. Gestern noch etwas auf gloriatv herumgeguckt, stieß nochmal auf Beiträge von Frau Prof. Dr. von Stockhausen sowie Herrn Albrecht Grafen von Brandenstein-Zeppelin von der Gustav-Siewerth-Akademie (darin geht es u.a. genau um diese große Entwicklung von Luther über Hegel bis zu den Auswirkungen in der Gegenwart); dann auf einen sehr aufschlußreichen (schockierenden!) Vortrag von Prof. Dr. Thomas H. Stark, Die Grundlagen von Kardinal Walter Kasper, letztlich genau zum Thema, und zwar anhand von Zitaten aus Kaspers Werk! Ich kann nicht anders, als für mich selbst ganz stark zu vermuten, daß Walter Kasper nicht nur in massiver Häresie (dieses Wort kam dann auch sehr vernehmlich aus dem Auditorium), sondern letztlich in Apostasie ist; und somit auf einer Synode katholischer Bischöfe eigentlich gar nicht anwesend sein dürfte (und nicht nur dort nicht …). Von wem er jedoch ausdrücklich eingeladen wurde, von wem seine vorgebliche ‚Theologie auf Knien‘ so sehr geschätzt wird, wissen wir. Mehr will ich dazu nicht sagen. – Hier die Links:
http://www.gloria.tv/media/4G2SUvQ7BKM – Alma von Stockhausen – Vernunft und Glaube
http://www.gloria.tv/media/cSWpVz1ZLmZ – Die Grundlagen von Kardinal Walter Kasper
http://una-voce-austria.at/video/buchpraesentation-2014/ – Buchpräsentation mit S.Em. Herrn Kardinal Burke
Hochverehrter @ Suarez, ich danke für Ihr Schlusswort und schließe mich ihm an, indem auch ich sage:
Mögen die Synodalen in der Furcht Gottes durch die Synode gehen und begreifen, dass das Gericht immer als eine Möglichkeit neben ihnen hergeht. „Nicht als das mythische Ereignis am fernen Ende, sondern als die Drohung, die sich vom Zorne Gottes her auf uns richtet.“
Diese Worte Romano Guardinis sind von uns allen zu allen Lebzeiten zu bedenken.
Möge sich der Zorn Gottes nicht auf die richten, die heute und in den nächsten drei Wochen aus Eitelkeit und Hochmut das göttliche Wort beiseite schieben, die göttliche Barmherzigkeit dem Endgericht vorenthalten und vor der Zeit für Zeitliches usurpieren. Möge Gott uns allen gnädig sein!