
Aus der Handreichung Vorrangige Option für die Familie. 100 Fragen und 100 Antworten im Zusammenhang mit der bevorstehenden Bischofssynode über die Familie vom 4. bis 25. Oktober 2015 im Vatikan.
95. Frage: Der moderne Mensch scheint unfähig, Verantwortung zu übernehmen, die das ganze Leben andauert; daher erscheint die unauflösliche und monogame Ehe den meisten heute undurchführbar. Ist es da nicht utopisch, wenn die Kirche von den Familienmitgliedern die Tugenden der Treue und der Keuschheit verlangt?
Antwort: Gott verlangt vom Menschen nichts, was diesen überfordern würde. Wenn die natürlichen Kräfte nicht ausreichen, spendet die Vorsehung übernatürliche Kräfte, die ihn befähigen, seine Aufgabe zu bewältigen. Unser Herr Jesus Christus verlangt von den Eheleuten, den Eltern, den Kindern nichts Unmögliches; er gibt ihnen zur Erfüllung ihrer Aufgaben ausreichende Gnaden.
„Die Würde und die Verantwortung der christlichen Familie als Hauskirche können nur mit der beständigen Hilfe Gottes gelebt werden; wer sie in Demut und Vertrauen erbittet, dem wird sie auch zuteil“ (hl. Johannes Paul II., Familiaris consortio, Nr. 59).
96. Frage: Wie ist es möglich, ein keusches Leben zu führen?
Antwort: „Alle, die an Christus glauben, sind berufen, ihrem jeweiligen Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu führen“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2348). Die Kirche lehrt, dass die absolute Keuschheit sowohl außerhalb als auch in der Ehe der Natur entspricht und deshalb theoretisch möglich ist. Doch wegen der Erbsünde ist dauerhafte Keuschheit nur mit Hilfe der Gnade möglich, die eine schwere Aufgabe leicht macht: „denn gut zu tragen ist mein Joch, und meine Bürde ist leicht“, sagt Jesus (Mt 11,30). Wenn einmal die Gewohnheit der Unzucht überwunden und durch die Keuschheit ersetzt ist, wird sie zu einer Tugend, die man mit Freude praktizieren kann.
„Die Keuschheit erfordert den Erwerb der Selbstbeherrschung, die eine Erziehung zur menschlichen Freiheit ist. Die Alternative ist klar: Entweder ist der Mensch Herr über seine Triebe und erlangt so den Frieden, oder er wird Knecht und somit unglücklich“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2339).
.
Angaben zur Handreichung:
Aldo di Cillo Pagotto/Robert F. Vasa/Athanasius Schneider: Vorrangige Option für die Familie. 100 Fragen und 100 Antworten im Zusammenhang mit der Synode. Vorwort von Jorge A. Kardinal Medina, Edizioni Supplica Filiale, Roma 2015, www. supplicafiliale.org
Die gedruckte Ausgabe in deutscher Sprache kann angefordert werden bei:
Deutsche Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum (TFP)
Gladiolenstrasse 11
60437 Frankfurt am Main
segreteria.supplicafiliale [a] outlook.com
www.tfp-deutschland.org
Mit der Keuschheit ist das so eine Sache. Es gibt Menschen, die da kaum oder möglicherweise gar keine Probleme haben und soz. von Natur aus keusch sind. Diese Personen brauchen also kaum einen Kampf gegen die Triebe zu führen. Wäre das dann ein großes Verdienst?
Andere müssen sich da anstrengen und möglicherweise einen jahrelangen Kampf führen. Wobei es da sicher nicht allein um „Lustbefriedigung“ gehen muß, sondern darum, etwa nicht dauernd allein und unglücklich zu sein- und dann kann es automatisch zu Handlungen kommen, die eigentlich der Ehe vorbehalten sind. Das ist ein weites Feld. Ob das dann schon eine gravierende Sünde ist? – Eine Sünde sicherlich, aber das müßte dann anders bewertet werden, wenn man sich der Ungeordnetheit nicht ganz bewußt ist oder einfach nicht die Kraft hatte, der Verlockung, der Liebe auch zu widerstehen. Und es sind ja immer auch 2 beteiligt.
In jungen Jahren kann man leicht versucht sein auch zu denken, daß wenn man nur eine Freundin hätte, sich alle Probleme auf wunderbare Weise erledigen würden. Dazu trägt die Unerfahrung bei, aber auch Beispiele aus Film, Werbung oder auch Büchern usw. Was würde es nützen aus lauter echtem oder eingebildeten Liebeskummer zu verschmachten und dann mit einer Bittermiene durchs ganze Leben zu gehen?- Das gibts ja auch. Dann doch besser soz. Ehrlichkeit, das Eingeständnis der eigenen Unzulänglichkeit, sündigen, und sich doch vom Herrn und Erlöser retten lassen etwa in einer guten, aufrichtigen Beichte danach, vielleicht Jahre erst später.
Das soll nicht heißen, der Sünde das Wort zu reden, als ob man sündigen sollte, diese Erfahrungen machen, um so desto bewußter beichten zu können und von der Sünde lassen.
Ich glaube, das Problem ist für uns schon immer gewesen, dass wir den Geschlechtstrieb als – wenn auch individuell unterschiedlich stark ausgeprägt – als so mächtige Kraft erleben, die uns drängt, sich „von sich selbst zu befreien“ durch Befriedigung, dass wir dies als Gegebenheit ansehen, der wir kaum ausweichen können, ohne uns dabei zu verkrampfen.
Diese Auffassung wird durch die postmoderne Umgangsweise damit begünstigt: das ist die Natur, wir können nicht anders, es ist wie Essen und Trinken, wer sich da stoppt, geht ein wie eine Primel…
Diese Sichtweise, dass die Sünde uns erst in diese ungünstige Lage gebracht hat, dass diese Getriebenheit, die jeder, wenn er oder sie ehrlich, ist kennen muss, es sei denn er oder sie ist impotent oder frigide (was selten ist!), gemessen an Gottes Schöpfungsordnung unnatürlich ist…
…diese Sicht habe ich überhaupt erst durch Vertiefung in die katholische Lehre kennengelernt und langsam verstanden.
Im Grunde ist das ein ganz tiefes Verstehen und wird leider, wurde leider nicht so tief vermittelt, sondern oberflächlich moralistisch und vonseiten der „Kontrolleure“ mit einem oft widerlichen Hochmut. Beim Thema Sex meint jeder Frömmler, mitreden zu können und sich über andere stellen zu dürfen.
Ihr Zitat in einem anderen Thread vom hl. Paulus („Das Gute, das ich tun will, tue ich nicht..“) beschreibt einen Zustand, in dem man wohl ahnt, dass es nicht gut ist, den Trieb ungeordnet auszuleben, andererseits herrscht im Flesich ein anderes „Gesetz“, wie er es schreibt, nämlich das des Getriebenseins.
Davon ist jeder mehr oder weniger betroffen. Nur geben es viele Frömmler nicht zu. ja, wir alle sind betroffen und sündigen hier auch mehr oder weniger alle.
Es IST eine harte Anforderung an uns. Man darf das nicht beschönigen oder so tun, als sei da kein Problem. Die tief verwundete Sexualität als Trieb, der uns verwirrt (!), dazu das zerrüttete Geschlechterverhältnis, das selbst große Heilige nicht erkannten – das ist ein großes Problem.
Der hl. Paulus schreibt nicht umsonst, dass es besser ist, gleich ganz auf diesen Trieb zu verzichten, denn eine „Heilung“ wird es da wohl in diesem Äon nicht geben. Nur eine Linderung. Auch ist die Ehe an sich ein Bußstand. Durch die mächtige Unterstützung als Sakrament erst erhält sie die Würde, die sie mal hatte, integfriert aber zugleich auch ihren Charakter als Abbild des Erlösungsopfers, der wohl ursprünglich nicht dazugehörte.
Es wäre hier vonseiten der Kirche mehr Tiefe, mehr Einfühlsamkeit und mehr absoluter Ernst angesichts des quälenden Problems, das viele objektiv haben, angemessen. Ebenso wenig wie ein oberflächliches Barmherzigkeitsgefasel hier nützt, nützt ein bigotter Moralismus aus dem Munde des Hochmuts, der den anderen immer bloßstellt und noch zusätzlich beschämt.
Gerade für junge Leute ist es schwer, sich auf eine lebenslange Bindung einzustellen. Viele von
ihnen führen, dem Zeitgeist entsprechend, ein voreheliches Leben mit oft wechselnden Partnern.
Hinzu kommt ein schwacher oder verkümmerten Glauben. Das sind alles Dinge, die nicht nur jun-
ge Leute, von einer Bindung und Verantwortung abhalten. Das alles hängt vom Glauben und be-
folgen der Lehren der Kirche ab. Deshalb sollte nicht über das Sakrament Ehe diskutiert und als
Folge die “ katholische Scheidung „ermöglicht werden, sondern, die Lehre der Kirche ist klar und
deutlich zu verkünden. Das wäre die Aufgabe von Rom und der Bischöfe ! Alles andere wird von Dämonen bestimmt.