(Madrid) Wie im Internet angekündigt, werden im kommenden Studienjahr am katholischen Kolleg San Viator von Madrid, einer Bildungseinrichtung, die vom Kindergarten bis zur höheren Bildung reicht, zwei Kurse für Bewußtseinskontrolle stattfinden. Durchgeführt werden die Kurse nach der Silva Methode. Zielgruppen sind Kinder im Alter von 7–12 Jahren und Jugendliche von 13–17 Jahren. Damit tut sich ein Problem auf. InfoCatolica nennt den Grund.
Die Silva Methode, auch als Ultramind ESP Programms bekannt, wurde 1966 vom Parapsychologen José Silva in Laredo in Texas (USA) entwickelt und besteht aus Techniken zur Selbstkontrolle und Konzentration, mit denen die Gehirnwellen zu einem Überbewußtsein, einer völligen Beherrschung des eigenen Bewußtseinsstatus, geführt werden sollen.
Verschiedene katholische Experten sehen die Methode vom New Age durchtränkt. Sie enthalte spiritistische Elemente und Mechanismen, die jene, die sie praktizieren schrittweise zum Pantheismus verleiten.
„Entfaltung okkulter Kräfte des menschlichen Verstandes, um eine Art Supermensch zu schaffen“
Die Kritik richtet sich vor allem dagegen, daß die Hoffnung auf Erlösung nicht bei Gott gesucht wird, sondern in der mentalen Kraft des Menschen. Laut Pater Manuel Guerra, Mitglied des Iberoamerikanischen Netzwerks zum Sektenstudium (RIES), ziele die Silva Methode auf die „völlige Entfaltung der okkulten Kräfte des menschlichen Verstandes“ ab, „durch den Gebrauch der Gehirnfrequenzen Alfa eine Umwandlung ‚zu höheren Menschen‘, zu einer Art von Supermenschen, zu erreichen“.
Jose Silva (1914–1999), von Beruf Elektrotechniker, begann sich im Zweiten Weltkrieg mit der menschlichen Psyche und deren Veränderung und Kontrolle zu befassen, wozu er sich Kenntnisse in Hypnose und Psychologie aneignete, um „die Hirnwellen zu studieren“. 1966 trat Silva mit seinem ersten Programm, der Silva Mind Control, an die Öffentlichkeit. Den Namen änderte er wegen zu heftiger Kritik bald in Silva Methode.
Die „Direktorin der Silva Methode in Deutschland, Österreich und deutschsprachige Schweiz“ wirbt im Internet mit ihren Ausbildungen in „Reinkarnation, tiefenpsychologischer Therapie, Hypnose, Rebirthing, Feng Shui, Akupunktmassage“.
Silva-Lehre „unter die Sekten einzureihen“
Laut Guerra sind in der Silva-Lehre die anthropologischen und theologischen Voraussetzungen gegeben, um die Silva Methode „unter die Sekten einzureihen, zumindest was ihre letzte Stufe anbelangt, aber auch wegen ihrer Initiierten“.
Neuerdings sammelt die Organisation Silva in Mexiko schriftliche Zustimmungserklärungen von Priestern und Ordensfrauen um die Verbreitung ihrer Methoden unter Katholiken voranzutreiben, die offenbar als vielversprechender Markt gelten. Obwohl zahlreiche Silva-Lehrer sich einer „christlichen“ Sprache bedienen und Nutzen für das geistliche Leben versprechen, sei das Silva-Programm, laut RIES, mit dem katholischen Glauben unvereinbar. RIES spricht sogar von einer „destruktiven“ Wirkung der Methode auf das katholische Glaubensleben.
„Heidnische Visualisierung“
Der katholische amerikanische Rechtsanwalt Randy England schildert in seinem Buch The unicorn in the sanctuary die Bewußtseinsveränderung, die durch die Methode erfolge. Er beschreibt die „geistlichen Gefahren“, zu denen der „typische Meditationsstatus fernöstlicher Religionen mit seinen Techniken der heidnischen Visualisierung“, die als „Quelle der Macht“ behauptet“ werde.
„In einer Zeit wachsender Entkirchlichung sollte ein katholisches Kolleg größten Wert auf die Vermittlung der katholischen Glaubenslehre nach den Methoden der Heiligen legen und sich vor Experimenten hüten, die auf unsicheres Terrain führen“, so Corrispondenza Romana zur „Öffnung“ der katholischen Madrider Schule für die Silva Methode.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Silva Mental Dynamic Center (Screenshot)