Aus der Handreichung Vorrangige Option für die Familie. 100 Fragen und 100 Antworten im Zusammenhang mit der bevorstehenden Bischofssynode über die Familie vom 4. bis 25. Oktober 2015 im Vatikan.
21. Frage: Heißt das, dass die Krise der Familie weniger durch soziologische als durch psychologische Faktoren verursacht wurde, also durch „ein narzisstisches, instabiles und veränderliches Gefühlsleben, das dem Einzelnen nicht immer hilft, zu reifen“ (Relatio Synodi, Nr. 10)?
Antwort: Diese abnormen psychologischen Faktoren sind weniger der Ursprung der Familienkrise als deren Symptome. Ihre Heilung verlangt eine korrekte Sicht des Menschen, seines geistlichen Lebens, seiner übernatürlichen Bestimmung. Ohne auf die Anwendung natürlicher Hilfsmittel zu verzichten, muss die pastorale Lösung der gegenwärtigen Krise sich zuallererst auf die Glaubenswahrheiten und auf die Übung der übernatürlichen Tugenden begründen. Wir werden noch auf diesen Punkt zurückkommen.
22. Frage: Nach Aussagen einiger Synodenteilnehmer haben historische Entwicklungen eine anthropologisch-kulturelle Veränderung begünstigt, die heute alle Aspekte des Lebens beeinflusst und sie eine tiefgreifende Änderung der Kirchenpastoral und sogar einiger vermeintlich obsolet gewordener Punkte der überlieferten Lehre über den Menschen und die Familie notwendig macht. Wäre das nicht ein Zeichen der Zeit?
Antwort: „… Es obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Lichte des Evangeliums zu deuten“ (Gaudium et Spes, Nr. 4). Es ist wichtig, dies hervorzugeben: Die Zeichen der Zeit müssen im Licht der göttlichen Offenbarung gedeutet werden. Für die Kirche ist der einzige erwünschte „neue Mensch“, die einzige radikale Veränderung, die in einem Menschen stattfinden kann, diejenige, die durch die heiligmachende Gnade herbeigeführt wird, die den Menschen auf die „übernatürliche“ Ebene erhebt und ihn „Gott ähnlich“ macht. Die mächtigsten historisch-kulturellen Faktoren können die Natur des Menschen nicht verändern; sie können sie erheben oder erniedrigen, aber sie können sie nicht in ihrer Substanz verändern. Die Veränderungen der letzten Jahre sind das Ergebnis einer künstlich entfachten und gesteuerten sexuellen Revolution, die zunächst im sozialen und dann auch im individuellen Bereich Tendenzen, Gewohnheiten und Mentalitäten verändert hat. Diese Veränderungen können wir nicht einfach annhemen, als seien sie eine unabwendbare und unabwägbare Realität. Sie müssen auf der Basis eines moralischen Urteils im Lichte des göttlichen und natürlichen Rechts analysiert und bewertet werden, wie es von der Kirche gelehrt wird.
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Angaben zur Handreichung:
Aldo di Cillo Pagotto/Robert F. Vasa/Athanasius Schneider: Vorrangige Option für die Familie. 100 Fragen und 100 Antworten im Zusammenhang mit der Synode. Vorwort von Jorge A. Kardinal Medina, Edizioni Supplica Filiale, Roma 2015, www. supplicafiliale.org
Die gedruckte Ausgabe in deutscher Sprache kann angefordert werden bei:
Deutsche Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum (TFP)
Gladiolenstrasse 11
60437 Frankfurt am Main
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www.tfp-deutschland.org
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana