(Tripolis) 2014 hieß es noch „Nato heißt Libyen willkommen“. 2013/2014 wurden 15.000 libysche Soldaten in NATO-Staaten aufgenommen und ausgebildet. Beobachter erwarteten sich unter ihnen weder einen neuen Rommel noch einen neuen Napoleon. Hätte sich aber jemand denken können, daß sich die Rekruten völlig im Nichts auflösen, so daß heute jede Spur von ihnen fehlt?
Niemand weiß heute, wo die 15.000 nach Nato-Standards ausgebildeten Soldaten, so jedenfalls der Anspruch, geblieben sind. Laut Ausbildungsprogramm wurden 2000 Mann in Großbritannien, 2000 Mann in Italien, 3000 Mann in der Türkei und 8000 Mann von den USA in Bulgarien ausgebildet. Die Kosten von 600 Millionen Dollar sollten von der libyschen Regierung unter Ali Zeidan übernommen werden.
Die Regierung Zeidan zerbrach und der Ministerpräsident flüchtete vor den Dschihadisten nach Europa. Seither gibt es in Libyen zwei Regierungen. Eine kontrolliert den Westen, die andere den Osten des Landes. An der Mittelmeerküste errichtete der Islamische Staat ein von ihm beherrschtes Emirat Libyen. Den Süden bestimmen Clans, von denen niemand weiß, wen sie gerade unterstützen. Jedenfalls hat Libyen die 600 Millionen für die Truppenausbildung nicht bezahlt, jedenfalls nicht Italien, wie die Washington Post berichtete.
Ausbildungschaos, Disziplinlosigkeit und Asylanträge
Bei näherer Nachfrage stellt sich heraus, daß die Ausbildungsprogramme teilweise vorzeitig abgebrochen wurden. Von den nach Großbritannien geschickten Libyern mußte ein Drittel wegen Disziplinlosigkeit, Gewalt und sexuellem Mißbrauch bald wieder zurückgeschickt werden. Andere beantragten in London Asyl, um nicht nach Libyen zurückkehren zu müssen. So hatte man sich das nicht vorgestellt. Von den 3000 Mann, die in die Türkei kamen, setzte sich mehr als die Hälfte noch vor Ende der Ausbildung ab. Italien war das erste Land, das mit der Operation Kohorte das Ausbildungsprogramm startete. Angesiedelt war sie beim 80. Regiment in Cassino. Die Kaserne wurde eigens umgebaut, um den moslemischen Gepflogenheiten zu entsprechen, mit eigenen Gebetsräumen und Möglichkeiten für die rituellen Waschungen, der Speiseplan war ohnehin entsprechend modifiziert worden.
Das Programm scheiterte jedoch überall aus denselben Gründen: mangelnde Disziplin, geringe Motivation, fehlende Koordination mit der militärischen Führung in Tripolis. Die entsandte zwar ständig neue Mittelsmänner, die kamen und gingen, sich aber als unzuverlässig und unfähig erwiesen. Offiziell gibt es wenig Auskunft von Seiten der Nato. Inoffiziell wird in Europa von einem Scheitern der USA gesprochen. Der Flop des Ausbildungsprogramms für Libyen „beweist erneut die Unfähigkeit der US-Regierung, die Entwicklung nach dem von Washington angefachten sogenannten Arabischen Frühling zu steuern. Der größte Flop ist dabei der Versuch, in den arabischen Staaten verbündete Armeen und Milizen auszubilden, damit diese an Stelle von westlichen Einheiten die islamischen Dschihadisten und Terroristen bekämpfen“, zitiert Il Timone einen „hohen Nato-Offizier, der ungenannt bleiben wollte.
„Realistische Möglichkeit“, daß sich ein Teil den Islamisten angeschlossen hat
Amerikanische Quellen schieben die Schuld am Scheitern der inneren Zerstrittenheit Libyens zu. In der Tat führte der Konflikt zwischen Laizisten und Islamisten zur Spaltung des Landes in zwei Teile und erlaubte es dem Islamischen Staat (IS) in Libyen Fuß zu fassen. Ein Teil der nach Großbritannien, Italien, Bulgarien und in die Türkei geschickten Libyer war ungeeignet. Dennoch haben mehrere Tausend Mann eine militärische Ausbildung nach hohem Nato-Standard durchlaufen. „Wir fragen uns, wo diese Männer geblieben sind“, so der Nato-Offizier. Es bestehe die „realistische Möglichkeit“, daß sich zumindest ein Teil den Islamisten angeschlossen hat.
Bereits in Afghanistan hatten die Taliban die Ausbildung einer prowestlichen Polizei und Armee unterwandert. In manchen Fällen hatte das zum Ziel, die westlichen Ausbildner zu ermorden. Zwischen 2011 und 2014 wurden mehr als hundert von ihnen getötet. In anderen Fällen hatten es die Taliban auf eine gute Ausbildung und Bewaffnung abgesehen. „Dann haben wir [Nato] uns gewundert, daß ganze Polizeiverbände ‚Made in USA‘ mit Waffen und Fahrzeugen zu den Taliban übergelaufen sind.“
In Mali sind drei von vier US-ausgebildeten Einheiten zu Al-Qaida übergelaufen
Im Irak hat sich die neue Armee der Post-Saddam-Hussein-Ära, die von US-Ausbildnern trainiert worden war, beim Angriff des Islamischen Staates (IS) innerhalb eines Jahres in Luft aufgelöst. In Mali liefen 2012 drei von vier von den USA ausgebildeten und ausgerüsteten Anti-Terror-Bataillonen zu Al-Qaida über. Und das vierte Bataillon versuchte einen Staatsstreich gegen die Regierung Bamako. In Syrien haben die USA seit 2011 bereits mehrere Wellen von „gemäßigten“ Rebellen ausgebildet. Das Ergebnis war weitgehend immer dasselbe. Der Großteil kämpfte für den Dschihad. Als man das auch in Washington nicht mehr vertuschen konnte und den Hahn der Zuwendungen abdrehte, wurden aus den „gemäßigten“ Rebellen ganz offiziell islamistische Milizen.
Erst vor wenigen Tagen liefen 60 „gemäßigte“ syrische Rebellen des jüngsten Ausbildungsprogramms vor den Al-Qaida-Kämpfern der Al-Nusrah-Front davon. Bemerkenswerterweise widersetzten sich dieselben Kräfte dem Luftwaffeneinsatz, um die Al-Qaida-Stellungen anzugreifen. „Bei der gigantischen Militärmacht, über die die USA verfügen, ist der Beginn der neuen Offensive nur peinlich“, so Charles Lister, ein Experte in Sachen syrische Rebellen am Brookings Doha Center zum britischen Guardian.
CIA-Bericht gesteht Scheitern ein – Bei der Ursachensuche hapert es
Ein CIA-Bericht gestand in den vergangenen Monaten das Scheitern der von Washington geleiteten Ausbildungsprogramme ein. US-Militärs sehen die Ursache in einer „zu westlichen“ Ausrichtung des Ausbildungsprogramms, das für arabische und afrikanische Armeen ungeeignet sei.
Auf die Frage, ob die Ausbildung libyscher Offiziere und Soldaten wirklich ein Flop sei, sagte der bereits genannte Nato-Offiziere: „Garantiert. Und das nicht nur in Libyen. Wir bilden arabische Armeen und Milizen aus, damit diese statt uns kämpfen. Diese kämpfen aber dann gegen uns und wir müssen neue Armeen und Milizen ausbilden, damit sie heute die Armeen und Milizen bekämpfen, die wir gestern ausgebildet haben. Und das wiederholt sich.“
Bleibt die Frage, was aus den Tausenden libyschen Rekruten geworden ist. Hunderte sind in Europa geblieben und haben das „Heer“ der „Flüchtlinge“ und Asylanten aufgefüllt. „Ein Gesamtüberblick fehlt. Durch Einzelangaben lassen sich aber Rückschlüsse ziehen. Ein Teil der Rückkehrer hat sich Stammes-Milizen angeschlossen. Ein Teil kämpft in Libyen mit dem IS-Emirat. Und einige sind direkt von der Türkei aus nach Syrien und in den Irak gegangen und haben sich dort Al-Kaida oder dem Islamischen Staat angeschlossen“, so der Nato-Offizier.
Die Christen des Nahen Ostens erheben seit 2011 Vorwürfe, daß der Bürgerkrieg von den USA und deren nahöstlichen Verbündeten losgetreten wurde. Die verfolgten Christen sind überzeugt, daß die USA ihre Peiniger unterstützen. Vielleicht wurden ihre Peiniger auch von westlichen Ausbildnern geschult?
Text: Andreas Becker
Bild: Il Timone
Die sogenannten Militärbündnisse in Drittländern ist nach wie vor ein zweifelhaftes Unternehmen.
Durch politische Umstürze, Aufstände, überhaupt durch den Islam sind und bleiben sie ein unrea-
litisches Unterfangen. Was haben denn die Einsätze in Afghanistan, Iran und überhaupt im Nah-
hen Osten gebracht ? Nur Chaos, Not, Verfolgung der Christen und Erwachen des Islam. Durch
diese Maßnahmen wurde nicht Friede, sondern ein Krieg durch Terroristen, bis hin nach Europa
gebracht.
//Was haben denn die Einsätze in Afghanistan, Iran und überhaupt im Nahen Osten gebracht ? Nur Chaos, Not, Verfolgung der Christen und Erwachen des Islam. Durch diese Maßnahmen wurde nicht Friede, sondern ein Krieg durch Terroristen, bis hin nach Europa gebracht.//
Ja, eben!
Die unmittelbar Betroffen sowie Sie und ich und die meisten anderen gewöhnlichen Sterblichen haben davon nichts als Schmerz und Kummer.
Aber für den, der es geplant und organisiert hat, ist es ein Erfolg.