
Das Reformationsjubiläum 2017 wirft seine Schatten voraus. Aber auch die Schatten der lutherischen Vergangenheit wirken nach. Denn die starken Lichtkegel auf den legendischen Luther können die Schattenseiten des Reformators nicht wegretouschieren.
Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker
Im Lichte der „Toleranz“ erscheint Luther als Mensch der Intoleranz
Die kirchlichen Gemeinschaften der Reformation wollen in Vorbereitung auf das Luther-Jubiläum 2017 ihrem Reformator ein zeit(geist)gemäßes Gewand anlegen. Als ein Losungswort für die Lutherdekade haben sie „Toleranz“ gewählt. Doch im Lichte dieses Begriffs der Aufklärung erweist sich, dass Martin Luther in vielfacher Hinsicht ein Mensch der Intoleranz war:
Bekannt ist Martin Luthers Intoleranz gegen die damals aufständigen Bauern. In seiner Schrift gegen die Bauern, die ab 1523 in wehrhaften Haufen ihre nicht unberechtigten Forderungen durchsetzen wollten, lehnte Luther ausdrücklich Vernunftgespräch und Barmherzigkeit ab: „Mit der Faust soll man antworten, dass ihnen das Blut aus der Nase läuft“. Die Fürstenheere sollten die aufrührerischen Bauern „wie tolle Hunde totschlagen“. Bei der historischen Einordnung dieser barbarischen Intoleranz Luthers hilft es wenig, darauf hinzuweisen, dass Thomas Müntzer als ideologischer Anführer der Bauern in seinen gnadenlosen Vernichtungsimperativen noch radikaler agitierte: „Man soll auch die gottlosen Regenten töten, sonderlich Pfaffen und Mönche, die uns das Heilige Evangelium Ketzerei schelten. Die Gottlosen haben kein Recht zu leben.“
Zweifelhafte Relativierung von Luthers Intoleranz
Luther wird vielfach zugute gehalten, dass er es eigentlich und anfangs immer gut gemeint hätte. Er hätte sich dann aber durch die harten Reaktionen der Gegenseite zu radikalen Reden hinreißen lassen – nicht zu entschuldigen, aber zu verstehen. Auch im Fall der Bauernkriege habe Luther zunächst die Sache der Bauern verteidigt und gerecht genannt, sei dann aber durch die Schmähreden des „Erzteufels“ Müntzer auf die Seite der Fürsten gewechselt.
Nach diesem Muster werden auch die anderen Radikalisierungen Luthers relativiert und insbesondere die gesamte Kirchenspaltung erklärt: Luther habe doch anfangs nur eine Reform der Kirche gewollt. Als dann die Papstkirche diese Reformen abgelehnt hätte, sei er gewissermaßen zu der Abspaltung seiner Anhänger-Gemeinden gezwungen gewesen. Damit wird die Schuld an der Kirchenspaltung der angeblich reformblockierenden Papstkirche zugeschoben.
Verschiebung des Lutherjahrs auf 2020!
Diese durchsichtige Luther-Rechtfertigung ist nicht überzeugend. Luther selbst würde gegen diesen Ansatz protestieren, insofern ihm damit die volle Verantwortung für jede seiner Schritte und Schriften abgeprochen wird. Zum andern ist es ein gültiges Interpretationsgesetz, dass die jeweils letzteren Ansichten und Einschätzungen in der Biografie einer öffentlichen Lehr- und Führer-Person als die reifen Werke zu gelten haben – und nicht etwa unausgegorene Frühschriften oder Jugendsünden. In diesem Sinne sind die drei Schriften zur „reformatorischen Wende“ von 1520 Luthers maßgebliche Werke, die die Abspaltung und Eigenständigkeit der reformatorischen Kirchengemeinschaften begründen. Somit enthalten nicht die Reformbemühungen in den 95 Thesen von 1517 die Substanz von Luthers ausgereifter Theologie, sondern erst die Konfrontations- und Abgrenzungsschriften von 1520 sind als Gründungstexte der Reformation zu betrachten. Das Lutherjahr zum Reformationsabspaltung sollte also auf 2020 verschoben werden.
Luther poltert gegen Papst und Papisten, Kardinäle und Kirche
In den drei reformatorischen Wende-Werken läuft Martin Luther zur Hochform von Intoleranz gegen Papst und Papisten, Kardinäle und Kirche auf. Er nennt den Papst, den er in früheren Schriften noch mit „Bruder“ angeredet hatte, nun einen „gottlosen Menschen“, „Anti-Christen“ oder „Erzteufel“, das Papsttum die „widerchristliche Tyrannei“. Die römisch-katholische Kirche bezeichnet er als „Kloake, in die ihr den Hl. Geist einsperrt“. Diese Papstkirche sei „vom Teufel gestiftet“, in ihr herrschten „Wölfe, Räuber, geistliche Tyrannen“, eine „Herrschaft des Antichristen“, die schlimmer sei als „Sodoma und Gomorrha“. Luther beschimpft das katholische Kirchenverständnis als „Terror der gottlosen Papisten“, wenn sie die geistliche Dimension an das institutionelle Gefüge von Ämtern, Formen und Personen binden. Kirche ist für Luther allein die unsichtbare, geistliche Gemeinschaft der Gläubigen. Wenn heute die Protestanten darum betteln, dass ihre Gemeinschaften doch auch als gleichwertige Kirchen von Rom anerkannt werden sollten, so ist ihnen gleichermaßen mit Kardinal Ratzinger und Martin Luther zu entgegnen: Die frühen Protestanten wollten auf keinen Fall so Kirche sein wie die römisch-katholische und erst recht nicht von ihr anerkannt sein.
Gift und Galle gegen die Wiedertäufer
Auch gegen die Wiedertäufer stieß Luther seine Gift-Tiraden an Intoleranz aus. Für ihn waren die Täufer von einem „mörderischen, aufrührerischen, rachgierigen Geist, dem der Odem nach dem Schwert stinkt“. Die infolge der zunehmenden Verfolgung geheim abgehaltenen Zusammenkünfte der Täufer waren für Luther „ein gewiss Zeichen des Teufels“. Aufrührerische Wiedertäufer sollten nach Luther und Melanchton mit dem Tode bestraft werden.
„Tod den Hexen und Satansbräuten!“
In der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung besteht ein Höhepunkt von Intoleranz. 1532 wurde in der „Peinlichen Gerichtsordnung“ von Kaiser Karl V. festgehalten: Wenn Hexen Schadenszauber ausführten, sollen sie durch Verbrennen bestraft werden. Luther beteiligte sich an der Hexenhatz, der im Deutschen Reich bis 1650 mehr als 30.000 Männer und Frauen zum Opfer fielen – etwa die Hälfte davon in protestantischen Gebieten. Luther bekräftigte: „Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an.“ „Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder. Sie sollen getötet werden, auch weil sie Umgang mit dem Satan haben.“
„Die Juden sind Pestilenz und alles Unglück“
In drei Spätschriften von 1538 bis 1544 fasst Luther alle Vorurteile, Gehässigkeiten und sozialneidische Gemeinheiten gegen die Juden zusammen: „Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen. Wenn ich könnte, wo würde ich ihn [den Juden] niederstrecken und in meinem Zorn mit dem Schwert durchbohren. Jawohl, sie halten uns [Christen] in unserem eigenen Land gefangen, sie lassen uns arbeiten in Nasenschweiß, Geld und Gut gewinnen, sitzen sie dieweil hinter dem Ofen, faulenzen, pompen und braten Birnen, fressen, sauffen, leben sanft und wohl von unserm erarbeiteten Gut, haben uns und unsere Güter gefangen durch ihren verfluchten Wucher, spotten dazu und speien uns an, das wir arbeiten und sie faule Juncker lassen sein … sind also unsere Herren, wir ihre Knechte.“
Daraufhin entwickelt Luther Empfehlungen von brennender Intoleranz:
„Dass man ihre Synagogen mit Feuer anstecke und, was nicht verbrennen will, mit Erden überhäufe und beschütte…
Dass man auch ihre Häuser des gleichen zerbreche und zerstöre… Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall tun, wie die Zigeuner, auf dass sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Lande.…
Dass man ihnen den Wucher verbiete und alle Barschaft und Kleinode an Silber und Gold nehme und verwahre.…
Dass man den jungen, starken Jüden und Jüdin in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen.“
Auch die Türken sind Teufelsdiener – außer sie kämpfen gegen den Papst
In seinen beiden „Türkenschriften“ von 1529 und 1530 stellt Luther fest: „Der Türke ist ein Diener des Teufels, der nicht allein Land und Leute verdirbt mit dem Schwert, sondern auch den christlichen Glauben verwüstet.“ Diese Verdammung der Türken wird nur gemildert, wenn Luther den Papst diskreditieren kann: Die Niederlagen der christlichen Heere in Ungarn sei ein Zeichen dafür, dass Gott mit „dem Türken“ die sündige Christenheit und insbesondere Papst und Papisten bestrafe. Durch die Schriften des mittleren und des alten Luther zieht sich das wie ein roter Faden: Papst, Jude und Türke werden zu den Feinden der Christus-Botschaft schlechthin, ja zum Werkzeug des Teufels und zum Antichrist stilisiert. Der Kampf gegen Jude, Türke, Papst und alle Verleugner des Erlösungswerkes Christi allein aus Gnade ist daher als apokalyptischer Endkampf zu betrachten.
Nach dieser sicher nicht vollständigen Übersicht – erwähnt wird in einem Zitat Luthers Ausgrenzung gegen Zigeuner – kann man nicht umhin, in Martin Luther einen zeitgenössischen Prototyp der Intoleranz zu erkennen. Warum um alles in der Welt will der Rat der EKD ihren Frontmann der Reformationsgründung unbedingt mit der Aufklärertugend „Toleranz“ zusammenbringen, mit der Luther absolut nichts am Hut hatte?
Dazu machen die EKD-Verantwortlichen einige argumentative Verbiegungen, um die Intoleranz Luthers mit der heute geforderten Aufklärungstoleranz irgendwie zusammenzubringen, was natürlich nicht gelingen kann.
Heutige Toleranz als Zeichen gegen Luthers Intoleranz
Die brutalstmögliche Methode, mit den „Schatten der Reformation“ (EKD-Broschüre zum Toleranz-Jahr) umzugehen, ist der dialektisch-antithetische Ansatz: „Luther war gegen die Türken – also brauchen wir mutige Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit. Luther kochte nicht selbst – also brauchen wir mehr Geschlechtergerechtigkeit“ (FAZ-Kommentar zum 29. 3. 2013). Dieses Vorgehen nimmt die Tatsache ernst, dass Luthers Intoleranz mit der heutigen Norm von Toleranz in jeder Hinsicht unvereinbar ist. Wenn die EKD die Toleranz der Aufklärung zur neuen Super-Norm für die protestantischen Gemeinschaften erklärt, muss man Luther und seiner eskalierende Intoleranz konsequenterweise in Antithese stellen und die Verbindung zu ihm abschneiden. Es stellt sich dann aber die Frage: Wieso dann noch ein Lutherjahr?
Lutherische Intoleranz bis 1945, danach antilutherische Toleranz?
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Luther-Botschafterin der EKD, Frau Käßmann, bezüglich Luthers Hass-Schriften gegen die Juden. Der späte Luther sei ein erschreckendes Beispiel (un)christlicher Judenfeindschaft gewesen. Damit hätte er die protestantischen Gemeinschaften auf einen „entsetzlichen Irrweg“ geführt – bis hin zum institutionellen Versagen der Evangelischen Kirchen in der Nazi-Zeit. Aber die bedrückende Geschichte des christlichen Antijudaismus habe nach 1945 „eine Lerngeschichte im Verständnis des Judentums freigesetzt“. Auch dieser Argumentation liegt die antithetische Maxime zugrunde: Luthers schlechtes Beispiel an Judenhass und dessen Wirkgeschichte über 450 Jahre gebe uns Anlass und Ansporn, genau das Gegenteil von Luthers Intoleranz zur allgemeinen Norm zu erheben. Die Luther-Botschafterin geht offenbar nach der Regel vor, dass nichts so schlecht ist, dass es nicht noch als schlechtes Beispiel dienen könnte.
Allerdings versteckt Frau Käßmann dann doch ein bisschen Verständnis für Luthers Antijudaismus in die Einleitungspassage ihres Luthertextes: Über die Darstellung der Juden in der Matthäus-Passion von J. S. Bach kommt sie zu dem Urteil: „Diese Passage (aus dem Matthäusevangelium) legt mit anderen aus dem Neuen Testament den biblischen Grundstein für die Schuldgeschichte der Kirchen mit den Juden.“ Wenn also in den biblischen Schriften die Basis-Schuld für historischen Antijudaismus liegen sollte, dann wären Luthers antijüdischen Ausfälle eher verständlich, insofern sie zumindest ansatzweise der Schrift entsprächen. Bei dieser Kritik an den Schriften des Neuen Testaments ist es nur konsequent, wenn sich die EKD und insbesondere Frau Käßmann für eine politisch korrekte Neuschrift und einen zeitgeistigen Neusprech der Bibel einsetzen. Auf den Gedanken, dass Luther die Bibel bezüglich der Rolle von Juden falsch verstanden haben könnte, kommt Frau Käßmann natürlich nicht.
Toleranz als prinzipienloser Opportunismus?
Angesichts solcher Ausführungen fragt man frappiert, ob man die Luther-Botschafterin mehr für ihre radikale Ehrlichkeit bis hin zur evangelischen Selbstverleugnung bewundern oder ihre Positionen eher als prinzipienlosen Opportunismus verachten sollte. (Pardon, im Zeichen der Toleranz sollte man Haltungen weder bewundern noch verachten, sondern gleichmäßig und gleichgültig Duldungs- und Respekt-Toleranz für jegliche Positionen zeigen.)
Die Intoleranz Luthers soll angeblich ein „erhebliches Toleranzpotential“ enthalten
Während Frau Käßmann den Umschwung zur Toleranz in den evangelischen Kirchengemeinschaften erst vor 60 Jahren ansetzt, sehen andere Interpreten den Lernprozess der Protestanten direkt nach Luther beginnen. Sie wollen eine permanente protestantische Lerngeschichte seit 500 Jahren erkennen – von Luthers Intoleranz anfangend bis zum heutigen Zeitgeist der Duldsamkeit. Und der ehemalige Präses Nikolaus Schneider meinte, dass die Lerngeschichte zur Toleranz in der Gegenwart noch gar nicht abgeschlossen sei.
Naheliegend bei Luthers intoleranter Haltung ist die Hypothese, dass diese Entwicklungsgeschichte zur Duldsamkeit trotz oder gegen Martin Luther abgelaufen sein müsste – mit maßgeblichen Impulsen von außerhalb. Auch in diesem Fall fragt man sich allerdings, warum man dann noch ein Luther-Jahr feiern sollte.
Den freiheitsunfähigen Menschen sollte die Obrigkeit nachhelfen
Um sein Lutherjahr doch noch zu retten, bevorzugte Präses Schneider eine weitere Erklärungsvariante, nämlich dass Luther und seine Auffassungen insgeheim doch die europäische Toleranzgeschichte angestoßen hätte: „Der reformatorische Grundgedanke, dass es in Gewissens- und Glaubensfragen keine Gewalt geben dürfe, sondern nur das überzeugende Wort“, trage ein „erhebliches Toleranzpotential“ in sich, das aber nicht unmittelbar zu einer Toleranzkultur den Kirchen der Reformation geführt habe.
Warum wohl, Herr Schneider?
Zum einen war die Freiheit von Zwang in Glaubensdingen durchaus kein reformatorisches Novum, sondern schon lange vorher ein Grundgedanke der Scholastik. Zum andern unterhöhlte Luther den Grundsatz der Freiwilligkeit von Glaubensentscheidungen, indem er den erbsündlich durchbösten Menschen grundsätzlich den freien Willen absprach. Dazu kam die Rolle des absolutistischen Staates, die Luther der fürstliche Obrigkeit zusprach. Sie bestärkte die theokratische Konzeption, nach der der gottverantwortliche Fürst die Religion seiner Untertanen bestimmen und die irdische (Kirchen-) Heilsordnung regulieren sollte, um angesichts der totalen menschlichen Verderbtheit die Sorge für das Seelenheil der christlichen Untertanen zu gewährleisten.
Eigen-Toleranz zu widersprüchlichen Luther-Interpretationen
Frau Käßmann ist selbst allseitig tolerant – auch gegenüber ihren eigenen differenten Ansichten. Obwohl sie den evangelischen Kirchengemeinschaften seit Luther eine 450jährige Intoleranzgeschichte bescheinigt, kann sie wortreich auch das Gegenteil verteidigen: Luthers Rede von Freiheit habe maßgeblich die neuzeitliche Lerngeschichte zur Toleranz und Freiheit beeinflusst, wenn nicht gar initiiert. Bei der Eröffnungspredigt zum Toleranzjahr des Luthertums sagte sie in Worms am 31. 10. 2012:
„Luthers Freiheitsbegriff hat in der Tat zu mancher Freiheit heute geführt. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit als Schlagworte der französischen Revolution haben im Gedanken der Freiheit eines Christenmenschen durchaus Wurzeln. Selbst denken, selbst urteilen, Meinungs‑, Rede- und Gewissensfreiheit – das sind reformatorische Errungenschaften, die gerade in ihrer Entwicklung durch die Aufklärung manches Mal durchaus gegen die Institution Kirche erkämpft werden mussten.“
Das soll wohl heißen:
Der intolerante Luther pflanzte die Wurzeln zu jenem Toleranzbaum, der als aufgeklärter Freiheitsbaum der Französischen Revolution die kernigen Früchte von Religions- und Meinungsfreiheit hervorgebracht haben soll, allerdings im Gegenwind der reformatorischen Kirchen.
Weder weltliche noch geistliche Freiheit für die Untertanen
Wie oben schon gesagt: Allein dadurch, dass Luther die Willensfreiheit der Einzelnen leugnete, entzog er dem freien Entscheiden und Handeln des Menschen die (anthropo-) logische Basis. Sodann formulierte Luther seine Thesen oftmals schön dialektisch, so dass man/frau sich das jeweils Passende aussuchen kann: „Ein Christenmenschen ist in allen Dingen ein freier Herr.…. und zugleich ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan.“ Im Zusammenhang mit Luthers Zwei-Reiche-Lehre ist dieser Satz jedoch eindeutig: In öffentlich-gesellschaftlichen Fragen hat der christliche Bürger nach Luther auf keinen Fall die politischen Grundfreiheiten wie Meinungs- und Redefreiheit (wie Frau Käßmann ihrem Reformationsidol unterstellt), sondern ist der Obrigkeit untertänigst ausgeliefert. Aber auch die geistliche „Freiheit eines Christenmenschen“ wird durch den späteren Luther in ihr Gegenteil verwandelt: Durch Luthers Idee, nach der die gottgesetzten Fürsten neben der weltlich-staatlichen Gewalt auch die Funktion von Notbischöfen und heilsbeauftragter Obrigkeit zu übernehmen hätten, wurde die ursprünglich geforderte geistliche Freiheit der Christen in geistliche Unfreiheit gekehrt, nämlich in staatskirchliche Untertänigkeit. Übrigens kam dieses Konzept in den protestantischen Staaten noch während der Aufklärung zur Blüte.
Luther wollte keine Toleranz und noch weniger Pluralität
Wenn man die allseitige Intoleranz Luthers Revue passieren lässt und sich dazu die argumentativen Verbiegungen der protestantischen Protagonisten vor Augen hält, dann wird es umso unverständlicher, warum die EKD-Verantwortlichen in der Reformationsjubiläumsdekade unter dem Bild von Luther dick und fett „Toleranz“ schreiben lassen.
Der Berliner Historiker Hein Schilling, Verfasser eines Luther-Buches, kritisiert den Ansatz der EKD: Luther könne nicht „am Toleranzbegriff des 21. Jahrhunderts gemessen werden.“ Der moderne Toleranzbegriff habe sich erst mit und nach der Aufklärung gebildet. Von Luther und den anderen Reformatoren seien Toleranz und Pluralität nicht gewollt oder angestrebt worden. Erst als Ergebnis der historisch-politischen Patt-Konstellation zwischen katholischen und protestantischen Fürsten ist über das notdürftig befriedende Cuius-regio-eius-religio-Prinzip eine allein staatsrechtliche Duldungstoleranz vereinbart worden. Diese enthielt aber weder „Respekt-Toleranz“ (N. Schneider) vor der Religion der konfessionsverschiedenen Fürsten und erst recht keine Duldung von Religionsfreiheit bei den fürstlichen Untertanen, wie oben schon dargelegt.
Eine Distanzierung von allen Intoleranzen Luthers ist notwendig
Dr. Volker Jung, der Präsident der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau, forderte auf der Frühjahrssynode in Frankfurt, dass die EKD sich in aller Deutlichkeit von den untragbaren und verhängnisvollen Äußerungen Martin Luthers gegen die Juden distanzieren sollte. Eine offizielle Distanzierung von den antijüdischen Schriften Luthers „stünde der EKD auf dem Weg zum Reformationsjubiläum gut an“. Die diesbezügliche Distanzierung vom Reformator begründet sich aber nicht allein im guten Anstehen. Sie ist auch nicht nur in einem Fall notwendig. Wenn die Protestanten die Jahresparole von der „Toleranz“ ernst nähmen, dann sollten sie sich von allen Intoleranzen Luthers distanzieren, insbesondere auch von den pauschalen Verteufelungen und „durchbösten“ Schmähschriften des Reformators gegen Papst und Kirche.
Durch prinzipienlosen Opportunismus zum Patchwork-Luthertum?
Die Verantwortlichen der EKD scheinen einen anderen Weg gehen zu wollen. Mit ihren widersprüchlichen und verwirrenden Äußerungen zu Martin Luther vermitteln sie einen zwiespältigen Eindruck. Sie halten zwar einige Aussagen des Reformators für einseitig-überzogen, andererseits aber bemühen sie sich, dessen Kampfschriften historisch zu relativieren, theologisch zu rechtfertigen, wirkungsgeschichtlich zu verharmlosen oder sogar ins Gegenteil zu verkehren (so etwa bei der politischen Freiheitsgeschichte). Unter diesem Aspekt wird der Verdacht vom prinzipienlosen Opportunismus der Strategen des Luther-Jubiläums noch einmal bestärkt, insofern sie das moderne „Toleranz“-Etikett zum Bergfest-Motto für die Luther-Jubiläumsdekade festlegten:
Man will dem reformatorischen Luthertum partout einen zeitgeistigen Rock anpassen, ihm ein Aggiornamento-Kleid schneidern und dann das Patchwork-Gewand der Aufklärung umhängen. Anschließend wird auf die modernistische Drapierung des Protestantismus der historische Luther-Kopf mit schwarzem Doktoren-Barett aufgesetzt. Bei dieser aufgehübschten Inszenierung der reformatorischen Geschichte kann man zwar mit den Flötentönen von Käßmann’s Erzählungen die Luthertumspuppe zum Tanzen bringen, aber kaum das Fehlen von innerer Konsistenz und Glaubwürdigkeit verdecken.
Text: Hubert Hecker
Bild: Lucas Cranach der Jüngere: Abendmahl der Protestanten und Höllensturz der Katholiken (um 1540)
Ja, das Luther-Jahr. Es soll ein großes Erlebnis werden, mit einem Luther den es so nicht gab.
Unsere Bischöfe stehen schon in den Startlöchern und bereiten die Lobes-und Ehr-Dudeleien
vor. Dabei müsste doch eigentlich jeder Mensch der sich mit Luther ein wenig beschäftigt, er-
kennen, dass hier keine Lichtgestalt sondern ein Chaot gefeiert werden soll. An ihren Früchten
werdet ihr sie erkennen und in dem Fall Luther, die Glaubensspaltung mit ihren Folgen bis in un-
sere Zeit hinein. Wie kann man da auf die irrige Meinung kommen “ Luther könne ein Lehrer für
die katholische Kirche sein „, so Kardinal Lehmann und Marx. Durch dieses Vermischen von Un-
wahrheiten will man in der Ökumene, das Steckenpferd der Bischöfe, punkten. Das Luther mehr-
fach die Bibel variabel übersetzt hat, hindert die Protestanten nicht an der Lutherbibel festzuhal- ten, statt an der Einheitsübersetzung. Es ist auch keineswegs so, das in der Ökumene die Pro-
testanten in irgend einer Weise katholische Positionen einnehmen würden. ganz im Gegenteil.
Dafür gibt es bei den deutschen Bischöfen protestantische Einflüsse, wie man immer wieder
erfahren kann. Auf jeden Fall ist das Lutherjahr ein Jahr der Trauer und nicht ein Grund eupho-
risch zu jubeln.
https://youtu.be/vbB0lQqC8Wo
Gesungen in der (r.-k.) St. John’s Cathedral in Cleveland, Ohio
1. Vater unser im Himmelreich,
Der du uns alle heißest gleich
Brüder sein und dich rufen an
Und willst das Beten von uns han:
Gib, daß nicht bet allein der Mund,
Hilf, daß es geh von Herzensgrund.
2. Geheiligt werd der Name dein,
Dein Wort bei uns hilf halten rein,
Daß wir auch leben heiliglich
Nach deinem Namen würdiglich.
Behüt uns, Herr, vor falscher Lehr,
Das arm verführet Volk belehr.
3. Es komm dein Reich zu dieser Zeit
Und dort hernach in Ewigkeit.
Der heilig Geist uns wohnet bei
Mit seinen Gaben mancherlei;
Des Satans Zorn und groß Gewalt
Zerbrich, vor ihm dein Kirch erhalt.
4. Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich
Auf Erden wie im Himmelreich.
Gib uns Geduld in Leidenszeit,
Gehorsam sein in Lieb und Leid;
Wehr und steur allem Fleisch und Blut,
Das wider deinen Willen tut.
5. Gib uns heut unser täglich Brot
Und was man bdarf zur Leibesnot;
Behüt uns, Herr, vor Unfried, Streit,
Vor Seuchen und vor teurer Zeit,
Daß wir in gutem Frieden stehn,
Der Sorg und Geizens müßig gehn.
6. All unser Schuld vergib uns, Herr,
Daß sie uns nicht betrübe mehr,
Wie wir auch unsern Schuldigern
Ihr Schuld und Fehl vergeben gern.
Zu dienen mach uns all bereit
In rechter Lieb und Einigkeit.
7. Führ uns, Herr, in Versuchung nicht,
Wenn uns der böse Geist anficht;
Zur linken und zur rechten Hand
Hilf uns tun starken Widerstand,
Im Glauben fest und wohlgerüst‘
Und durch des Heilgen Geistes Trost.
8. Von allem Übel uns erlös;
Es sind die Zeit und Tage bös.
Erlös uns vom ewigen Tod
Und tröst uns in der letzten Not.
Bescher uns auch ein seligs End,
Nimm unsre Seel in deine Händ.
9. Amen, das ist: es werde wahr.
Stärk unsern Glauben immerdar,
Auf daß wir ja nicht zweifeln dran,
Was wir hiemit gebeten han
Auf dein Wort, in dem Namen dein.
So sprechen wir das Amen fein.
MARTIN LUTHER, 1539
Mit dem Gastbeitrag von Hubert Hecker bin ich in grossen Teilen einverstanden, ausser in einem Punkte. Seine Bewertung der judenfeindlichen Schriften Luthers. Hier wiederholt Hecker einen Denkfehler, den die meisten heutigen evangelischen Kommentatoren des Lebens des Reformators machen. Sie vergessen nämlich, dass die Geschichte einen chronologischen Verlauf nimmt; und Luther im 16.Jahrhundert lebte. Er konnte also auch nur das jüdische Leben und die jüdische Religionslehre kennen und darüber urteilen, wie sie im 16.Jahrhundert war. Wenn im 17.Jahrhundert ein jüdischer Philosoph wie Baruch Spinoza ein neues jüdisches Denken entwarf, und im 18.Jahrhundert ein jüdischer Philosoph Moses Mendelssohn, zur Zeit Friedrich des Grossen für Toleranz im Geiste der Aufklärung eintrat, so lag das jenseits Luthers Horizont. Wie war also das jüdische Leben und die jüdische Religionslehre zur Zeit Luthers?
Das jüdische Leben war durch den Babylonischen Talmud geprägt, ein jüdisches Gesetz-und Überlieferungsbuch, dass zwischen der Geburt Christi und dem Jahr 500 N.C . verfasst wurde. Im Talmud steht, dass Christus, durch Nekromantie(Totenbeschwörung) befragt, aussagt in der
Hölle in siedendem Kot zu schmoren! Juden werden mit Götter, Nichtjuden mit Tieren verglichen. Juden werden angehalten Geld an Nichtjuden nur zu Wucherzinsen zu leihen, dagegen ohne Zinsen an Mitjuden. Auch sollten Juden Christen verfluchen. Vor einem Nichtjüdischen Gericht durften Juden die Unwahrheit sagen um andere Juden zu begünstigen. Juden durften Nichtjuden jede Nothilfe verweigern. Die Anwendung dieser Grundsätze führte dazu, dass Juden statt in produktiven Berufen, Handwerk oder Landwirtschaft zu arbeiten, dem Geld und Leihgeschäft nachgingen und auch ihren Schuldnern skrupellos Haus und Hof pfändeten. Sie lebten faktisch durch Geldentnahmen von der ärmeren bäuerlichen Bevölkerung was eine Grundlage für Judenhass war. Auf diese Umstände geht Luther ein. Was ausgelassen wird, ist dass Luther gerade auch das Verbrennen der jüdischen Talmudschriften wünschte. Man kann nicht von der Intoleranz Luthers sprechen ohne gleichzeitig die Intoleranz der seinerzeitigen Juden zu erwähnen. Der Denkfehler, den später die Nazis machten, war Luthers Schriften aus dem 16.Jahrhundert auf die Lage der jüdischen Deutschen ab 1933 zu übertragen!
Auch aus dem Katholizismus ergibt sich folgerichtig eine Ablehnung aller Religionen außerhalb des Christentums. Ein echter Katholik ist genau betrachtet Antijudaist, Anti-Mohammedaner, Antibuddhist usw.
Daß das heutige Judentum als nicht mehr so christenfeindlich wahrgenommen wird, hängt mit dem Verlust des Glaubens fast aller Juden westlicher Gesellschaften seit der „Aufklärung“ zusammen. Welcher „liberale“ Rabbiner heutiger Tage legt noch großen Wert auf christenfeindliche Passagen im Babylonischen Talmud, während man in der eigenen Synagoge von Christen adaptierte Orgelmusik spielt? Allerdings ist es ein Irrglaube, zu meinen, Auflösungsprozesse des Religiösen seien per se begrüßenswert, weil dadurch Frontlinien wegfallen könnten.
Die Sache mit dem Nationalsozialismus sehe ich etwas anders. Welche Rolle spielte dort der Vorwurf des Mordes der Juden an Jesus Christus? Jedenfalls keine nennenswerte. Dieser Antisemitismus hatte weniger mit der Ablehnung des Judentums aus religiösen Gründen zu tun, sondern vielmehr mit der Vorstellung, die Juden seien eine „minderwertige“ Ethnie, deren Ziel die Brechung der „natürlichen Vorherrschaft“ des „rassereinen“ Germanen sei. Martin Luthers Judenfeindlichkeit wurde damals höchstens als bestätigendes, historisches Beiwerk für den zeitgenössischen Rassenwahn herangezogen.
Man kann den nationalsozialistischen Antisemitismus nicht so behandeln, als habe er mit dem Antijudaismus, in dem Luther einfach nur typisch katholisch war (!), nichts zu tun.
Da lügt sich der Katholik gewaltig was in die Tasche!
In der Kirche sprach man von einer „Unbekehrbarkeit der Juden“, man verweigerte den Kniefall bei der Karfreitagsbitte um die Bekehrung der „perfiden“ Juden, den man sonst bei allen andere, um deren Bekehrung man bat, ausdrücklich verweigerte.
Die Begründung für diese destruktive Geste (sie annulliert gestisch ja die Bitte um Bekehrung der Juden wiederum!) ist an den Haaren herbeigezogen und historisch unbelegt: Die Juden hätten einen Spottkniefall vor Jesus gemacht. Quellen sprechen davon, dass das die Römer und nicht die Juden getan hätten – auf jeden Fall berichtet das NT nichts darüber. Und im Übrigen ist es auch irrelevant für die Bitte um Bekehrung Ungläubiger, oder etwa nicht?
Dass massive und, wie man vermuten muss, antichristliche Kräfte in der Kirche eine Art „Kollektivschuld“ der Juden annehmen, ist ein Armutszeugnis! Es ist die Rückseite des „pro omnibus“. So hat alles seine tiefen Zusammenhänge…
Denn immerhin haben Päpste mehrfach, aber erfolglos über die Jahrhunderte weg, die ungerechte Verleumdung der Juden verboten.
Auch das ewige Talmud-Zitat wird verzerrt und ohne die Struktur des Talmud zu erklären (oder zu verstehen!), so weitergegeben, als sei das „Gesetz“ der Juden. Dabei sind es lediglich spärliche Sätze aus den ungezählten Kontroversen, die der Talmud zwischen Rabbinern und Schülern aufzeichnet.
Jedenfalls sind die schlimmen christenfeindlichen Sätze im Talmud geradezu verschwindend selten gegenüber dem Ausfluss an Gift, Galle und Kot, den man in christlichen Schriften (auch gerne mancher Kirchenväter“) gegen die Juden finden kann.
Und es spricht für sich, dass heute Betonkopf-Katholiken angesichts der islamischen Exzesse nichts anderes im Hirn haben, als gegen die Juden oder insbesondere Israel zu hetzen und jedes arabische Fehlverhalten rechtfertigen oder den bösen Juden aufs Konto schreiben, während der Zentralrat der Juden in Deutschland oder einflussreiche Juden anderswo ausdrücklich auf die weltweite Christenverfolgung hinweisen und für eine Verurteilung derselben plädieren.
Freut euch doch, Katholiken, denn wenigstens in dem Punkt seid ihr lutherischer als Luther selbst!
Korrektur:
Folgender Satz
„…man verweigerte den Kniefall bei der Karfreitagsbitte um die Bekehrung der „perfiden“ Juden, den man sonst bei allen andere, um deren Bekehrung man bat, ausdrücklich verweigerte.“
muss heißen:
„man verweigerte den Kniefall bei der Karfreitagsbitte um die Bekehrung der „perfiden“ Juden, den man sonst bei allen andere, um deren Bekehrung man bat, ausdrücklich und als Ausdruck des Ernstes der Bitte vollzog.“
Und noch ein interessanter Link für alle, die sich nicht weiterhin etwas darüber vormachen wollen, dass der kirchliche Antijudaismus dem modernen Antisemitismus sehr wohl sogar massenhaft Motive geliefert hat (und darum die „frommen“ Menschen aller Konfessionen darauf auch so blindlings hereingefallen sind!):
http://piusxi-deralleingelassene.blogspot.de/2009/10/versteckte-attacken-gegen-pius-xi.html
@ Zeitschnur
Sie machen den gleichen Denkfehler, wie die meisten heutigen Historiker, die die Alleinschuld am historischen Zerwürfnis zwischen Christentum und Judentum bei uns Christen suchen. Es ist ziemlich billig zu argumentieren die christenfeindlichen Zitate des Talmuds würden nur ein Bruchteil des Werkes ausmachen. Der babylonische Talmud besteht aus etwa 12 Bändern zu je etwa 1000 Seiten. Dass bei einem solchen Umfang nur ein Teil des Werkes den Christen gewidmet ist, versteht sich von selbst. Die Stellen die ich erwähnt hatte waren auf jeden Fall nicht verzerrt, es steht genau so da und sie sind auch nicht Gegenstand von Kontroversen sondern stehen unwidersprochen als Behauptungen bzw. Glaubensanleitungen da. Und sie stammen aus der Talmudübersetzung durch Lazarus Goldschmidt (1871–1950) einem deutschen Orientalisten jüdisch-litauischer Abstammung. Nein, man kann im Gegenteil sagen, wenn Talmudzitate dazu verwendet werden dem Judentum einen universalistischen Humanismus nachzuweisen, werden sie falsch wiedergegeben. Hier ein Beispiel: das Zitat „Wer einen Menschen tötet, tötet die ganze Welt, wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt“. Das Zitat ist aus der Schlussszene des Films „Schindlers Liste“ bekannt. Es steht auch auf der Medaille der „Gerechten unter den Nationen“ (den Judenrettern im zweiten Weltkrieg) und steht über der Tür zahlreicher Synagogen. Es stimmt so aber nicht. Es steht in der Goldschmidt Übersetzung Traktat Baba Meçia Fol. 114a 114b “ Wenn jemand eine israelitische Seele vernichtet, es ihm die Schrift anrechnet, als hätte er eine ganze Welt vernichtet, und wenn jemand eine israelitische Seele erhält es ihm die Schrift anrechnet, als hätte er die ganze Welt erhalten“ Übertragen auf den zweiten Weltkrieg heisst dass; die Vernichtung bzw. Rettung von Juden kommt der Vernichtung bzw. Rettung der ganzen Welt gleich. Aber ein in einer Gestapo- Zelle zu Tode gefolterter Sozialdemokrat oder Kommunist steht diese Ehre nicht zu, es handelt sich ja nicht um eine „israelitische Seele“. Auch nicht einem im brennenden Asphalt in Dresden gestorbenen deutschem Kind. Und schon gar nicht einem heute in Gaza im brennendem Phosphor verreckten palästinensischen Kind.
Es ist ganz einfach. Es gibt heute auf der Welt etwa 12 bis 13 Millionen Juden bei einer Weltgesamtbevölkerung von rund 7,2 Milliarden, also etwa 0,18%. Für einen Talmudisten stellen diese 0,18% die einzigen vollwertigen Menschen dar. Es wird mir noch wohl erlaubt sein festzustellen, dass die Katholischen Kirche mit ihrem Aufruf zur Liebe und Bekehrung an alle Menschen und vor allem den Juden, dem Volk dem Christi entstammte hier eindeutig die höheren moralischen und die höheren Glaubenswerte vertritt!